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Einpflegung von Brief 320.
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<line tab="1"/>N. S. Darf ich Sie gehorsamst ersuchen, doch gelegentlich den Meister des guten Conrads, der mir geschrieben,
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ingeheim erinnern zu lassen, er möchte wo möglich ihn noch nach Weyhnacht in Arbeit behalten.</letterText>
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<letterText letter="320">Meine theureste und Verehrungswürdigste Frau Mutter! <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Mit frohem Herzen, und mit innigem Dank gegen Gott gebe ich Ihnen zum ersten mahl diesen süßen
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Nahmen, den ich bis hierzu nie ohne Wehmut aussprechen konte. Doch Gott hat unser Gebeth erhöret,
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und uns in Ihnen wieder eine Mutter geschenkt, die schon lange gegen unsere ganze Famielie mütterliche
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Beweise Ihrer Liebe und Zärtlichkeit gegeben hat. Wie glücklich schätzen wir unsern theuren Vater, in
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dem Herbst seines Lebens, eine so treue mit seinem Herzen, und häuslichen Umständen schon bekannte, und
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durch so viele Proben schon bewährte Gefährtin gefunden zu haben, die die trüben Tage seines Alters aufheitern,
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seine schwächliche Gesundheit pflegen, und die Lasten des Lebens so liebreich mit ihm gemeinschaftlich
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tragen wird. Wie zärtlich werden Ihnen Kinder und Enkel danken, denen Sie einen so geliebten, einen so
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vortreflichen, so theuren Vater da durch noch manches Jahr erhalten, daß Sie Ihre Hand in die seinige legen,
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und er sein müdes silber weißes Haupt an Ihrer treuen Brust ausruhen kann. <line type="empty"/>
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<line tab="5"/>Ja, theures Paar! das schon auf manchen Dornen Wegen
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<line tab="5"/>In dieser Pilger-Welt, mit Müh gewandelt hat
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<line tab="5"/>Genieße nun im Herbst den ganzen Erndte-Segen
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<line tab="5"/>Von jeder Prüfungs-Zeit, von jeder Trähnen-Saat.
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<line tab="5"/>Zwar lacht nicht mehr der Herbst, so wie ein Frühlings-Morgen
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<line tab="5"/>Der alles übersonnt, und Feld, und Fluhr verjüngt
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<line tab="5"/>Nie schläft ein Silber-Haupt, so frey von allen Sorgen
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<line tab="5"/>Wie noch der Jüngling schläft, dem alles Freude bringt;
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<line tab="5"/>Dafür ist auch der Greis schon viele Schritt weiter,
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<line tab="5"/>Schon manchen Berg – den noch der Jüngling steigen muß. –
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<line tab="5"/>Auch ein November-Tag ist dankenswehrt, wenn heiter,
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<line tab="5"/>Der Sonne Strahl ihn grüßt. – Dank auch dem kurzen Gruß! –
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<line tab="5"/>So grüßet jetzt auch Euch nach manchen trüben Tagen
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<line tab="5"/>Ein sonnigt froher Tag, der Freude bringend lacht.
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<line tab="5"/>Und gleich der Nacht, entfliehn, vor ihm jetzt Schmerz und Klagen
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<line tab="5"/>Und Freuden werden Euch glückwünschend dargebracht. –
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<line tab="5"/>Dort rief einst Gott! – dein Knecht, o Sonne stehe stille,
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<line tab="5"/>Und auf dein Allmachts-Wort mußt sie nicht untergehn.
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<line tab="5"/>Sieh Kinder, Enkel, hier dir flehn: Ists Herr dein Wille,
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<line tab="5"/>So laß dem theuren Paar, der Freuden Sonne stille stehn. –
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<line tab="5"/>Sanft fließ er Ihnen fort, der Herbst des theuren Lebens
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<line tab="5"/>Das dir geheiligt war. – Der Rest sey Sonnen-Schein,
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<line tab="5"/>Und heiter jeder Tag, – uns Muster des Bestrebens
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<line tab="5"/>Auch einst in unserm Herbst so from und froh zu seyn. –</letterText>
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="320">
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<date value="Wohl auf der Reise nach Livland, Sommer 1779" />
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Krakau, Lenziana 5, Nr. 34 (Abschrift)
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