Einpflegung von Brief 320.

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GregorMichalski
2025-01-13 16:38:33 +01:00
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<line tab="1"/>N. S. Darf ich Sie gehorsamst ersuchen, doch gelegentlich den Meister des guten Conrads, der mir geschrieben,
ingeheim erinnern zu lassen, er möchte wo möglich ihn noch nach Weyhnacht in Arbeit behalten.</letterText>
<letterText letter="320">Meine theureste und Verehrungswürdigste Frau Mutter! <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Mit frohem Herzen, und mit innigem Dank gegen Gott gebe ich Ihnen zum ersten mahl diesen süßen
Nahmen, den ich bis hierzu nie ohne Wehmut aussprechen konte. Doch Gott hat unser Gebeth erhöret,
und uns in Ihnen wieder eine Mutter geschenkt, die schon lange gegen unsere ganze Famielie mütterliche
Beweise Ihrer Liebe und Zärtlichkeit gegeben hat. Wie glücklich schätzen wir unsern theuren Vater, in
dem Herbst seines Lebens, eine so treue mit seinem Herzen, und häuslichen Umständen schon bekannte, und
durch so viele Proben schon bewährte Gefährtin gefunden zu haben, die die trüben Tage seines Alters aufheitern,
seine schwächliche Gesundheit pflegen, und die Lasten des Lebens so liebreich mit ihm gemeinschaftlich
tragen wird. Wie zärtlich werden Ihnen Kinder und Enkel danken, denen Sie einen so geliebten, einen so
vortreflichen, so theuren Vater da durch noch manches Jahr erhalten, daß Sie Ihre Hand in die seinige legen,
und er sein müdes silber weißes Haupt an Ihrer treuen Brust ausruhen kann. <line type="empty"/>
<line tab="5"/>Ja, theures Paar! das schon auf manchen Dornen Wegen
<line tab="5"/>In dieser Pilger-Welt, mit Müh gewandelt hat
<line tab="5"/>Genieße nun im Herbst den ganzen Erndte-Segen
<line tab="5"/>Von jeder Prüfungs-Zeit, von jeder Trähnen-Saat.
<line tab="5"/>Zwar lacht nicht mehr der Herbst, so wie ein Frühlings-Morgen
<line tab="5"/>Der alles übersonnt, und Feld, und Fluhr verjüngt
<line tab="5"/>Nie schläft ein Silber-Haupt, so frey von allen Sorgen
<line tab="5"/>Wie noch der Jüngling schläft, dem alles Freude bringt;
<line tab="5"/>Dafür ist auch der Greis schon viele Schritt weiter,
<line tab="5"/>Schon manchen Berg den noch der Jüngling steigen muß.
<line tab="5"/>Auch ein November-Tag ist dankenswehrt, wenn heiter,
<line tab="5"/>Der Sonne Strahl ihn grüßt. Dank auch dem kurzen Gruß!
<line tab="5"/>So grüßet jetzt auch Euch nach manchen trüben Tagen
<line tab="5"/>Ein sonnigt froher Tag, der Freude bringend lacht.
<line tab="5"/>Und gleich der Nacht, entfliehn, vor ihm jetzt Schmerz und Klagen
<line tab="5"/>Und Freuden werden Euch glückwünschend dargebracht.
<line tab="5"/>Dort rief einst Gott! dein Knecht, o Sonne stehe stille,
<line tab="5"/>Und auf dein Allmachts-Wort mußt sie nicht untergehn.
<line tab="5"/>Sieh Kinder, Enkel, hier dir flehn: Ists Herr dein Wille,
<line tab="5"/>So laß dem theuren Paar, der Freuden Sonne stille stehn.
<line tab="5"/>Sanft fließ er Ihnen fort, der Herbst des theuren Lebens
<line tab="5"/>Das dir geheiligt war. Der Rest sey Sonnen-Schein,
<line tab="5"/>Und heiter jeder Tag, uns Muster des Bestrebens
<line tab="5"/>Auch einst in unserm Herbst so from und froh zu seyn. </letterText>
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<date value="Wohl auf der Reise nach Livland, Sommer 1779" />
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Krakau, Lenziana 5, Nr. 34 (Abschrift)
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