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Einpflegung von Brief 48.
This commit is contained in:
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<line tab="1"/>Höhr ist Herr Kamm nicht so etwas von einem Juden? Ich hab einen Ring davon der Raupstein <aq>Nacre
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marin</aq>, von sehr schönen Grün, rund um mit Brillanten schön <aq>coronoisirt</aq>, ist, er ist etwa von der Form und
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Gröse […] Um 8–9 D’ <aq>or</aq> geb ich ihn! Will er, so schik ich ihn dir. <aq>Adieu</aq></letterText>
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<letterText letter="48"><line tab="1"/>Ich höre, Du willst nach Strasburg kommen Lavater! Kupfer zu Deiner Physiognomik hier stechen zu
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lassen. Ich seegne diesen Vorsatz und wünschte ihn in die Zeit hinaus da Goethe gleichfalls sich
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vorgenommen hie durch zu seiner Schwester zu reisen, wohin ich ihn begleiten könnte. Das Haus in
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welchem Du ehemals hier geherbergt, wartet daß ich so sagen mag mit offenen Armen auf Dich, in der
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That darfst Du in Strasburg nirgend anders hin wohnen. Du würdest die Leutgen seufzen machen. Ich
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wohne zwar selbst nicht mehr da indessen steh ich doch noch immer in Zusammenhang mit ihnen und
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sie sind es die mir den Auftrag gethan, Dir zum voraus ein Liebesseil an den Hals zu <page index="2"/> werfen,
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damit Du unsern Hofnungen nicht entgehen könnest. Ich habe unter der Zeit manches erfahren und mich
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auch ein kleinwenig mit der Welt aussöhnen lernen, vielleicht weil mein Schicksal besser worden. So
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sind wir Helden, die ein Lüftgen dreht – Du aber bleibest wie Du bist. – Meine größten Leiden
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verursacht mir itzt mein eigen Herz und der unerträglichste Zustand ist mir mit alledem doch,
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wenn ich gar nichts leide. Viellleicht ist alle Glückseeligkeit hier nur immer Augenblick und
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Ruhepunkt den man nimmt um sich in neue Leiden zu vertiefen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Lieber Lavater! ich muß hier abbrechen, Geschäfte bestürmen mich, denn ich führe mein Schiff itzt
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selber. Leb wohl. <line type="empty"/>
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<align pos="right">Lenz.</align><line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich imaginire mir Deine Physiognomischen Beschäftigungen in der Stille so reitzend daß ich daran
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nicht denken kann ohne in Feuer zu gerathen. Du wirst bald den Herzog von Weymar sprechen, in
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dessen Gefolg ein Mann ist, der ausserordentlich von dieser Gesichtsschwärmerei auch angesteckt ist –
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und dessen Bekanntschaft überhpt Dich freuen muß. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Hier ein Paar meiner Gesichtsanmerkungen wieder, über die wie über die vorigen Du mir Deine
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Meynung mündlich sagen magst. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>„Alle Linien die heraufgehen zeigen Vergnügen, alle die heruntergehen Verdruß und Traurigkeit an. Es
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scheint der Himmel hat den Menschen auf die Gesichter zeichnen wollen, wo der Sitz der Freuden zu
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suchen wäre. <line type="empty"/>
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„Je kleiner der Mund, desto unschuldiger das Herz; je grösser, desto erfahrener. P <line type="empty"/>
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<note>Adresse</note>
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An Lavatern.
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in Zürich.</letterText>
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</document>
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</opus>
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<isDraft value="false" />
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="48">
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<date value="Straßburg, Anfang Mai 1775" />
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<sort value="1775-05-05" />
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="48">
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<app ref="4">
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 6
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</traditions>
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