Andreaskreuz

This commit is contained in:
gbabelo
2025-06-26 16:05:42 +02:00
parent 8b75625e15
commit ed6bca50e4

View File

@@ -951,7 +951,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<page index="4"/>
<line type="empty" />
<line tab="1"/>Wenn ich bedenke, daß und womit ich Ihnen Freude gemacht habe, so werde ich stolz auf mich selber und danke dem Himmel für die Stunde in der er mich hat geboren werden lassen, für die Leiden, den schönen krummen Pfad durch den er mich bis zu Ihnen hinaufführte, daß ich wenigstens Ihr Angesicht sehen kann. Ich habe nur den ersten Brief in der Iris gelesen und Sie gleich wieder darin gefunden. Lebt solch eine Freundin wirklich die mit den geheimsten Bewegungen Ihrer grossen Seele vertraut ist, so sei sie dem Himmel gesegnet, mit Ihnen die Zierde unsers Säculums. Was sollen wir schmeicheln liebe gnädige Frau, mich däuchte der erste Brief mit mehr Feuer geschrieben als die nachfolgenden. Binden Sie doch Goethen ja recht ein, mir wenns möglich die nächstfolgenden im Mskpt mitzutheilen, ich werde mit diesem Heiligthum gewissenhafter umgehen als W. Nicht ein Wort in diesem ganzen Briefe habe ich gesagt, das nicht mit der vollen Empfindung meines Herzens ausgesprochen, das ich nicht vielleicht weit stärker gebraucht haben würde wenn ich in einer andern Himmelsgegend und Zeitraum <ul>von Ihnen</ul> gesprochen hätte
<line type="break" /> <align pos="right">x x x</align>
<line type="break" /> <align pos="right">☓ ☓ ☓</align>
<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand, vertikal">
<line type="empty" />
<line tab="1"/>Alles alles schicken Sie mir was Sie gemacht haben, auch das französische. Ich muß Sie ganz kennen lernen und das grad in dieser Lage meines Herzens. Hier ist meine Adresse. Was kannֹs mir auch schaden Ihnen meinen Namen zu sagen. Es ist so der <ul>kürzeste</ul> Weg. Und ich habe viele Namensvetter, die auch Goethen kennen.
@@ -2864,7 +2864,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="5"/>Maxime nusquam habitat</hand>
<line type="empty" />
<line type="break" /><hand ref="1"><pe>
<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand der vierten Seite vertikal">schändliche kalte Tugend die uns zwingt Aufopferungen gegen einen Freund zu machen den wir hernach dafür nicht lieben könnten. Schicksal des Guten Einer der alles hingiebt zuletzt das Leben und nichts thut weil er nicht das Herz hat >eines <nr> </nr> X stumm der Weg zum <ul>Vater.</ul></sidenote></pe>
<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand der vierten Seite vertikal">schändliche kalte Tugend die uns zwingt Aufopferungen gegen einen Freund zu machen den wir hernach dafür nicht lieben könnten. Schicksal des Guten Einer der alles hingiebt zuletzt das Leben und nichts thut weil er nicht das Herz hat >eines <nr> </nr> stumm der Weg zum <ul>Vater.</ul></sidenote></pe>
</hand>
<page index="4"/><hand ref="1">
<line tab="1"/>hat sie mich davon vorher warnen lassen <insertion pos="top">durch ihn</insertion> und ich suchte das nicht zu hindern
@@ -3380,9 +3380,9 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, horizontal gespiegelt">
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>derbar mit Cath. an der es ihr immer ärgert daß sie Tr. nach ihrer Meynung nicht freundl. Genug und zwar aus pruderie denkt sie, begegnet. Endl. kommt sie zum Ausbruch und zu <ul>Vorwürfen.</ul></sidenote>
<line tab="1"/>(Grosser Krieg gegen die falsche moralische Delikatesse die die Herzen soweit entfernt und ihren Grund in Stolz haben. x x
<line tab="1"/>(Grosser Krieg gegen die falsche moralische Delikatesse die die Herzen soweit entfernt und ihren Grund in Stolz haben. ☓ ☓
<sidenote pos="right" page="1" annotation="am rechten Rand, vertikal">
<line tab="1"/>x x was es der Freundin kostet endlich <ul>zu gestehen daß sie ihn liebt.</ul> wohin es im Stück doch getrieben wird.</sidenote>
<line tab="1"/>☓ ☓ was es der Freundin kostet endlich <ul>zu gestehen daß sie ihn liebt.</ul> wohin es im Stück doch getrieben wird.</sidenote>
<page index="2"/>
<line type="break" /><align pos="center"><note>Zeichnung eines liegenden Soldaten</note></align>
<line type="empty" />
@@ -5185,7 +5185,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<letterText letter="308"><page index="1"/><align pos="center">Winterthur. Den 12.ten Dcbr. 1777.</align>
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Eine kleine Streiferey an den Bodensee herab, durch St. Gallen nach Appenzell von der ich eben wiederkehre hat die Nachricht von Empfang des durch Sie gütigst übermachten Coffres verzögert. Mich freut Ihre Entbindung mit der Frauenzimmerschule, die ich um sie ihrer Vollkommenheit näher zu sehen immer weiter von <insertion pos="top">dem Plan</insertion> der Zürichschen entfernt wünschte. Wir haben unter andern mit Hn. von Salis radotirt (schon in Schinznach, und itzt wieder im Valtelin) über eine Moralische Kochkunst, den Bedürfnissen des Körpers und der Jahrszeit angemessen, wozu denn freylich einige Kenntniß des Menschlichen Körpers und der Natur in Tier- und Pflanzenreich vorausgesetzt würde, die auch in hundert anderen Fällen, vorzüglich bey Erziehung der Kinder Dienste thun könnte. Allein ein Lehrer von dieser Art, <aq>NB</aq>. der sich den jungen Zöglinginnen verständlich machen könnte, wird sich auf der Baselschen Akademie wohl schwerlich finden. Und doch sind auch schon zur Selbsterhaltung die Medicinischen Kenntnisse, wären sie gleich nicht weiter als aus <ul>dem Arzt,</ul> Tissot und <ul>Plattner<fn index="3"><anchor>*</anchor></fn></ul> (ein Buch das ich nicht genug empfehlen kann) abgeschöpft, unentbehrlich. Diese werden gewiß in hundert Fällen bessere Dienste tun, als der Jgfr. Goswyl Commentar über Gellerts Oden (die ich übrigens weder tadle noch überflüssig finde) denn wie oft Moral nur von Diät abhängt, ist noch bey weitem nicht genug eingesehen geschweige ausgeübt worden.
<line tab="1"/>Eine kleine Streiferey an den Bodensee herab, durch St. Gallen nach Appenzell von der ich eben wiederkehre hat die Nachricht von Empfang des durch Sie gütigst übermachten Coffres verzögert. Mich freut Ihre Entbindung mit der Frauenzimmerschule, die ich um sie ihrer Vollkommenheit näher zu sehen immer weiter von <insertion pos="top">dem Plan</insertion> der Zürichschen entfernt wünschte. Wir haben unter andern mit Hn. von Salis radotirt (schon in Schinznach, und itzt wieder im Valtelin) über eine Moralische Kochkunst, den Bedürfnissen des Körpers und der Jahrszeit angemessen, wozu denn freylich einige Kenntniß des Menschlichen Körpers und der Natur in Tier- und Pflanzenreich vorausgesetzt würde, die auch in hundert anderen Fällen, vorzüglich bey Erziehung der Kinder Dienste thun könnte. Allein ein Lehrer von dieser Art, <aq>NB</aq>. der sich den jungen Zöglinginnen verständlich machen könnte, wird sich auf der Baselschen Akademie wohl schwerlich finden. Und doch sind auch schon zur Selbsterhaltung die Medicinischen Kenntnisse, wären sie gleich nicht weiter als aus <ul>dem Arzt,</ul> Tissot und <ul>Plattner<fn index="3"><anchor></anchor></fn></ul> (ein Buch das ich nicht genug empfehlen kann) abgeschöpft, unentbehrlich. Diese werden gewiß in hundert Fällen bessere Dienste tun, als der Jgfr. Goswyl Commentar über Gellerts Oden (die ich übrigens weder tadle noch überflüssig finde) denn wie oft Moral nur von Diät abhängt, ist noch bey weitem nicht genug eingesehen geschweige ausgeübt worden.
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand">Plattners Handbuch der Physiologie, teutsch, in einem sehr angenehmen Styl, zu Leipzig herausgekommen</sidenote>
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Es ist ein Pasquill auf Lavatern und seine Freunde herausgekommen, in das ich nur flüchtige Blicke gethan und zu meinem grossen Leidwesen finde daß man sehr säuberlich mit mir umgegangen. Die Herren mit ihrer fingerlangen Vernunft wollen es dem lieben Gott durchaus nicht zugestehen, daß er über Bitten und <ul>Verstehen</ul> thun könne. Doch läuft unter dem <dul>niedrigsten</dul> Zeuge, manche nöthige Wahrheit mit unter
@@ -5496,7 +5496,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<page index="2"/>Theilnehmung und Freundschaft haben, daß der Eindruck Ihres Karakters, das Nachahmungswürdige desselben, mir offt die schwürigsten Knoten des Lebens habe lösen können: ein Vorzug, den Sie mit noch einer Freundin aus jenen Gegenden, die itzt in erhabenere versetzt ist theilen.
<line tab="1"/>Meine Reise darf ich Ihnen nicht beschreiben: sie war, wie die Reise durch die Welt, langsam und beschwerlich, mit manchen angenehmen Ruhepunkten. Ich sah endlich die Thurmspitzen von Riga und die Ufer meines Vaterlandes mit einer wunderbar vermischten Empfindung. Alles fremdete mich an bis ich die Meinigen wiedergesehen, von denen ich dennoch einige bis jetzt noch nicht umarmt habe. So zerstreut sind sie und an so verschiedenen Enden des Landes haben sie sich niedergelassen. Gegenwärtig bin ich in einer der größten Städte, abermal wie ein Fremdling und es wird Zeit brauchen, ehe ich über Personen und Sachen gehörig urtheilen kann. Ach wie viel ruhiger und schöner ist es in dem Gärtgen zu S als an den getümmelvollen Häfen. Geniessen Sie dieses Glücks ohne erst durch den Contrast versuchen zu wollen, ob es auch wirklich wahr sey, daß man es der sogenannten großen Welt vorziehen könne. Unglücklich genug
<page index="3"/>ist der, der durch seine Situation dazu gezwungen ist. Er hat sich aufgezehrt, eh er zu leben angefangen.
<line tab="1"/>Ich werde schwerlich die glücklichen Ufer des Rheins wiedersehen; sie die so viel Wesen, als die grossen Städte Schein haben aber ich werde mich noch offt der Rheininseln erinnern, wo wir tanzten, des freundschaftlichen Lichtenau, wo die Freude wohnte, deren Maske hier niemand mehr betrügen kann, der Plätze alle, wo wir uns offt von x x besprachen, oder mit Ihren Cousinen ein gutes deutsches Lied sangen.
<line tab="1"/>Ich werde schwerlich die glücklichen Ufer des Rheins wiedersehen; sie die so viel Wesen, als die grossen Städte Schein haben aber ich werde mich noch offt der Rheininseln erinnern, wo wir tanzten, des freundschaftlichen Lichtenau, wo die Freude wohnte, deren Maske hier niemand mehr betrügen kann, der Plätze alle, wo wir uns offt von ☓ ☓ besprachen, oder mit Ihren Cousinen ein gutes deutsches Lied sangen.
<line tab="1"/>Lassen Sie mich hier abbrechen und nur noch fragen, was Ihr Herr Bruder macht was Ihre würdigen Schwestern machen. Die schalkhafte Selma u. die altkluge Sophie konnte es ein schöneres Conzert für Ihre weiche sanfte Seele geben, als der Rath, der Umgang die Laune solcher Schwestern. Wie? sie sollten sich verändert haben? Nimmermehr! so wenig als F. B. sich verändern kann von den Veränderungen des Karackters zu verstehen, denn das andere, deucht mich, würde nur dann nicht zu verzeyhen seyn, wenn es eine Veränderung zum Schlimmen wäre.
<line tab="1"/>Empfehlen Sie mich Ihren theuresten Eltern und sagen ihnen, daß seit meiner letzten Krankheit meine Munterkeit so ziemlich hin ist welches Sie auch meinem Brief wohl anmerken werden und ich jetzt in den
<page index="4"/>Pfänderspielen zu S. eine sehr traurige Figur machen würde. Ich habe eine Mutter verloren ich habe mehr verloren Gegenstände genug, die mir das Grab anfangen könnten lieb zu machen wenn nicht noch Personen auf dieser Oberwelt wären, an deren Glück ich anwesend oder abwesend von Herzen Theil nehmen könnte <insertion pos="top">es</insertion> mich vielleicht anstecken würde mit Lebensfreude.
@@ -5521,11 +5521,11 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="1"/>Dein anhaltendes Stillschweigen macht mich nur immer dreister und weil der der einen Finger hat, nach Petersbg. Methode die Hand nehmen muß, wenn er sich und andere nicht in Verlegenheit setzen will, so schicke Dir noch einen Beytrag zu meiner nothwendigen auswärtigen Correspondenz, welcher sie aber auch wohl auf immer beschliessen wird. Wohin dieser Brief geht, wirst Du leicht errathen und was er mich gekostet, wird Dir Dein Herz sagen. Es hält schwer sich in abgerissene Verhältnisse hineinzusetzen, wenn einen die gegenwärtigen bis an die Seele einengen. Ich habe unrecht, daß ich diesen Brief nothwendig nenne, denn wegen der Personen die er angeht, ist er nur billig und schön, auch wohl nicht unerwartet, da ich ein 4 Jahr kontinuirlich das Haus, an dem ich Dir die Adresse gebe, wie ein Naturalisirter Strasburgischer Freund besucht und es von keinem Landsmann, der es gekannt, noch ohne diese Höflichkeit geblieben. Auch hab ich ihm die <ul>Flüchtigen Aufsätze</ul> in gewisse Art dedicirt, die in der Schweitz herauskamen. Die Adresse des Briefes ist: <ul>A Mons. Brion, Etudiant en Philosophie a Strasbourg,</ul> zu erfragen und abzugeben in dem Hause des Herrn geh. Rath Schöll in der Schlossergasse. Das Porto wirst Du noch dismal so gütig seyn, auf Deine Hörner zu nehmen und mir mit dem für den vorigen zu berechnen.
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand der ersten Seite, vertikal">geheimen Rath</sidenote>
<line tab="1"/>Gestern macht ich mit einem aus Kamtschatka hieher zurückgekommenen kommandierenden Major Böhm einen Besuch bey dem bekannten Herrn Prof. Pallas, der mich sehr glücklich gemacht hat. Ich hoffe noch besser und näher mit ihm bekannt zu werden, obschon seine Wohnung so entlegen ist. Das einzige was mich abhalten könnte, wäre die Furcht, mit zu einer Bereisung der dortigen Gegenden (so vortheilhaft auch
<page index="2"/>sonst die Bedingungen seyn mögen) angetreten zu werden. Es giebt gewisse Anträge die sich mit guter Art nicht ablehnen lassen und das Beyspiel fast sämtlicher hiesigen Professoren und Adjunkten der Akademie <insertion pos="top">Güldenstedt, Georgi, Pallas etc. </insertion> würde Aufmunterung oder Versuchung genug seyn Gott lenke meine Wege nach seinem Rath! Pallas versichert, daß es ihm unter den Ostiaken besser gefallen als in Petersburg. x Doch sag hievon niemand es ist
<page index="2"/>sonst die Bedingungen seyn mögen) angetreten zu werden. Es giebt gewisse Anträge die sich mit guter Art nicht ablehnen lassen und das Beyspiel fast sämtlicher hiesigen Professoren und Adjunkten der Akademie <insertion pos="top">Güldenstedt, Georgi, Pallas etc. </insertion> würde Aufmunterung oder Versuchung genug seyn Gott lenke meine Wege nach seinem Rath! Pallas versichert, daß es ihm unter den Ostiaken besser gefallen als in Petersburg. Doch sag hievon niemand es ist
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand der zweiten Seite, vertikal"><fn index="1"><anchor></anchor></fn> eine Grille, die von hundert Personen auf eine so schiefe Art ausgelegt werden könnte daß mir angst und bange werden würde. Es ist indessen gut, alle Ressourcen von Petersburg zu kennen.</sidenote>
<line tab="1"/>Lieber Bruder! wenn Du doch einen der Liphardschen Häuser sprichst, laß gelegentlich was durchschwitzen, von dem befremdlichen, mit Petersburg nicht allein, sondern mit allem was in der ganzen Welt Handlung heißen kann, so <aq>barbaro modo</aq> unkundigen Betragen des Bar. Gustav Schulz gegen unsern liebenswürdigen Brauer. Er schreibt ihm einen Brief, als ob er ihn an seinen Domestiken schriebe, den er in Petersburg zur Bestellung seiner Brandweinslieferungen besoldet. Nun kannst Du Dir vorstellen was das in einem der ersten Handlungshäuser in Petersb. für Eindruck macht. Er hat ihm die erste Brandweinslieferung, wie er mir aus seinem Buch gewiesen, mit 8 Rubeln eigenem Schaden besorgen helfen, seine Unruhe Mühe Sorgen und Bestellungen ungerechnet, da er bey seinen anderweitigen ausgedehnten Geschäften noch so manche Versäumnis obeneinhat. Er hat den Inspektor den jener her geschikt ganz wieder die Regeln des Kaufmanns, als Freund <insertion pos="top">des Barons</insertion> selbst mit den Connexionen bekannt gemacht, von deren Verhehlung er seinen Profit hätte machen können: nun glaubt dieser, die Sache allein eben so gut ausrichten zu können worin er sich aber sehr betrügen wird. Er hat ihm Gelder ausgezahlt, die dieser, immer unbescheidsamer gemacht, bis zu der Prätension ausdehnte, für ihn Geldremessen an entfernte Personen in Liefland zu machen, deren Aufenthalt er nicht einmal weiß, ja sich für sehr gravirt hielt, daß es nicht
<page index="3"/>so gleich und so prompt geschehen war. <insertion pos="top">als er an fremdes Geld kommandirt hatte.</insertion> Er nennt die Fastagenbrake die hier nothwendig ist, besonders da seine Fässer nicht nach dem Kransmaaß waren, die Reparatur seiner Pipen, die er doch selbst verlangt, das Bewachen seines Vermögens u s f. Schikanen und meynt man hätte mit 1/3 von 88 Rblen<fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>die er zu allem bewilligt, die Richter, unter denen Etatsräthe sind u s. f. die Pächter und alles bestechen können, sie ihm zu ersparen. Er glaubt daß der Transport in einem Ort wie Petersbg. so wie dort auf dem Lande umsonst geschehe, kurz daß hier jedermann sich zu seinen Diensten umsonst kommandiren läßt, wie seine Unterthanen. Auch ist der Brief an Brauer völlig in dem Ton eines Souverains den dieser mit Stillschweigen und Mitleiden <insertion pos="top"><del><nr> </nr></del></insertion> erwiedert und abwartet; wie er sich bey dem Rath vermuthlich eines unvernünftigen Untergebenen, der die Sache die er durch Brauers Hilfe ausgerichtet, nun eben so leicht und vermutlich mit Vortheil für sich auszurichten meint, in kurzem befinden wird. Ob er alsdenn statt der billigen Erkenntlichkeit für die Sicherheit seiner Entreprise und für seinen Gewinnst den man ihm in Gold und Silber umgesetzt zuschickt, um den Insp. der sonst Monathlang hätte lauffen können, in einem halben Tage abzufertigen, kurz für Ansehen Credit und Connexionen womit Brauer ihn unterstützt hat, noch über Schikanen und aus Versehen in die Rechnung eingeführte Posten schreyen wird.
<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand der dritten Seite, vertikal"><fn index="3"><anchor>*</anchor></fn> er weiß vermuthlich nicht wieviel 1 Rbl. in Ptersb. macht. Er will nicht wissen, daß niemand hier einen Schritt umsonst thut und daß sein Schwiegervater d. H. Tulander Eymerweise bezahlt Da des Schwiegersohns Eymer grösser, unbehandelsamer sind und beym Aufrollen jedes allein 8 Cop. beym Abrollen 7 gekostet, welches er auf soviel 1000 Eymer berechnen kann. Daß das Geld in der Festung in Kupfer ausgezahlt wird soviel tausende daß das Zählen bewachen doch wer kann da für Verdruß endigen. Mag ers anders probiren! und sichs stehlen lassen</sidenote>
<page index="3"/>so gleich und so prompt geschehen war. <insertion pos="top">als er an fremdes Geld kommandirt hatte.</insertion> Er nennt die Fastagenbrake die hier nothwendig ist, besonders da seine Fässer nicht nach dem Kransmaaß waren, die Reparatur seiner Pipen, die er doch selbst verlangt, das Bewachen seines Vermögens u s f. Schikanen und meynt man hätte mit 1/3 von 88 Rblen<fn index="3"><anchor></anchor></fn>die er zu allem bewilligt, die Richter, unter denen Etatsräthe sind u s. f. die Pächter und alles bestechen können, sie ihm zu ersparen. Er glaubt daß der Transport in einem Ort wie Petersbg. so wie dort auf dem Lande umsonst geschehe, kurz daß hier jedermann sich zu seinen Diensten umsonst kommandiren läßt, wie seine Unterthanen. Auch ist der Brief an Brauer völlig in dem Ton eines Souverains den dieser mit Stillschweigen und Mitleiden <insertion pos="top"><del><nr> </nr></del></insertion> erwiedert und abwartet; wie er sich bey dem Rath vermuthlich eines unvernünftigen Untergebenen, der die Sache die er durch Brauers Hilfe ausgerichtet, nun eben so leicht und vermutlich mit Vortheil für sich auszurichten meint, in kurzem befinden wird. Ob er alsdenn statt der billigen Erkenntlichkeit für die Sicherheit seiner Entreprise und für seinen Gewinnst den man ihm in Gold und Silber umgesetzt zuschickt, um den Insp. der sonst Monathlang hätte lauffen können, in einem halben Tage abzufertigen, kurz für Ansehen Credit und Connexionen womit Brauer ihn unterstützt hat, noch über Schikanen und aus Versehen in die Rechnung eingeführte Posten schreyen wird.
<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand der dritten Seite, vertikal"><fn index="3"><anchor></anchor></fn> er weiß vermuthlich nicht wieviel 1 Rbl. in Ptersb. macht. Er will nicht wissen, daß niemand hier einen Schritt umsonst thut und daß sein Schwiegervater d. H. Tulander Eymerweise bezahlt Da des Schwiegersohns Eymer grösser, unbehandelsamer sind und beym Aufrollen jedes allein 8 Cop. beym Abrollen 7 gekostet, welches er auf soviel 1000 Eymer berechnen kann. Daß das Geld in der Festung in Kupfer ausgezahlt wird soviel tausende daß das Zählen bewachen doch wer kann da für Verdruß endigen. Mag ers anders probiren! und sichs stehlen lassen</sidenote>
<line tab="1"/>Ich bin weder Kaufmann noch Liefrungsverständiger, soviel aber sehe aus dem Briefe den mir Brauer vom Baron gewiesen, daß er Petersburg nicht kennt und wenn ers auch durch keinen Unglüksfall für den er sich gar nicht in Acht zu nehmen nöthig zu haben glaubt zu seinem Schaden kennen lernt (da er meynt, Geld zehle, bewache und transportire sich selber) er wenigstens in kurzem einsehen wird daß der Staat den Handlungsstand so sehr zu schätzen weiß als den <insertion pos="top">stolzen und dummen</insertion> von entfernten Landsassen. Ich küsse Dein Weib und Kinder und bin nach 1000 Empfehlungen an alle Gönner und Freunde Frau Obr. Oldekop Peuker
<line type="break" /><align pos="right">Dein treuer Br.
<line type="break"/>JMR Lenz.</align>
@@ -5837,7 +5837,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="5"/>Und <del>offt wie</del> <insertion pos="top">selbst den</insertion> Phaeton sanft auf den Boden senket
<line tab="5"/>Damit er keine Welt verbrennt.
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="center">x x x</align>
<line type="break" /><align pos="center">☓ ☓ ☓</align>
<line type="empty"/>
<line tab="5"/>So <del>Und</del> ist denn das die Frau, die über jedes Lob
<line tab="5"/>Das Schwachheit oder Furcht dicktirte
@@ -5866,7 +5866,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="5"/><insertion pos="left">Der die</insertion> <del>Sich die</del> Bezwungnen selbst <del>Dir froh</del> <insertion pos="top">mit Dank</insertion> zu Füssen liegen
<line tab="5"/>Weil <del>Du</del> <insertion pos="top">sie</insertion> ihr Unglück nur bekriegt.
<line type="empty"/>
<line type="break"/><align pos="center">x x x</align>
<line type="break"/><align pos="center">☓ ☓ ☓</align>
<line type="break"/>
<line tab="5"/>Wie aber? jener Blick voll Kraft und doch voll Güte
<line tab="5"/>Der Weise selbst zur Ehrfurcht zwingt,
@@ -5902,7 +5902,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="5"/>Für diese ists, daß sich in Unschuldstänzen
<line tab="5"/><insertion pos="left">Der süsse Pfeil</insertion> <del>Die Liebe Deines Volks</del> in jeden Busen pflanzt
<line tab="5"/>Und Beyfall, womit nur die freisten Seelen <del>offt</del> kränzen
<line tab="5"/>Dein Herz, ganz Güte, sich ertanzt. <fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>
<line tab="5"/>Dein Herz, ganz Güte, sich ertanzt. <fn index="3"><anchor></anchor></fn>
<line tab="5"/>Für diese ists, daß eitle Lorbeerreiser
<line tab="5"/>Dies Herz verschmäht und Alexanders Ruhm,
<line tab="5"/>Für einen Blick, der redlicher und weiser
@@ -5910,14 +5910,14 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="5"/>Auch meines ist Dein <del>Eige Heiligthum.</del> Eigenthum.
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/><fn index="3"><anchor>*</anchor></fn> Daß das Tanzen, bei dem Zwange, in dem unsere Fürsten leben, die einzige Gelegenheit ist, sich dem Volk vortheilhaft zu weisen und ihre Liebe zu gewinnen, kann man nur beurteilen, wenn man lang an Höfen gelebt hat.
<line tab="1"/><fn index="3"><anchor></anchor></fn> Daß das Tanzen, bei dem Zwange, in dem unsere Fürsten leben, die einzige Gelegenheit ist, sich dem Volk vortheilhaft zu weisen und ihre Liebe zu gewinnen, kann man nur beurteilen, wenn man lang an Höfen gelebt hat.
<page index="7"/>
<line type="empty"/>
<line tab="5"/>Ja Prinz! die Frau, die Dich der Welt geschenket
<line tab="5"/>Ward dadurch Mutter auch für mich.
<line tab="5"/>Daß sie der Welten Zügellenket
<line tab="5"/>Ist groß, doch grösser nicht, als das: Sie schenkt uns Dich.
<line tab="5"/>Sie gab die Fürstino uns, die <ul>Paulen</ul> glücklich machet* )
<line tab="5"/>Sie gab die Fürstino uns, die <ul>Paulen</ul> glücklich machet )
<line tab="5"/>Und durch ihn eine Welt, die, wenn er glücklich ist,
<line tab="5"/><insertion pos="left">Mariens</insertion> Schatten seegnend küßt
<line tab="5"/><del>Von seiner Licht das Echo ist,</del>
@@ -6121,11 +6121,11 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ihre geneigte Zuschrift habe schon durch verschiedene Gelegenheiten beantwortet, aber noch nicht die mindeste erfreuliche Nachricht von Ihrem uns allen so theuren Befinden weder durch meine lieben Geschwister noch durch sonst einen Freund erhalten können. Wie glücklich wäre ich, wenn der Herr Pastor Gerzimsky mein würdiger Seelsorger und Beichtvater, der mir diesen Einschlag in seinen Brief erlaubt, ein. Bewegungsgrund mehr wäre, mich aus der quälenden Unruhe dieser Unwissenheit durch einige gütige Zeilen zu reissen. Sie haben die Güte gehabt, mich an den Herrn Past. Brunnerund an dessen Verwandte und Freunde, die Herren Mahler und Kaufmann zu adressieren, welche, da Me. Exter ihre Behausung verändert, jetzt meine Nachbarn sind. Darf ich es aber wagen, theurester Vater! da Sie die Güte gehabt, mir vierteljährig aus Ihrer Väterlichen Milde eine kleine Zulage von 25 Rubeln zu versprechen (welche 30 ich schon einmal durch den H. Past. Bruner erhalten) Sie gehorsamst zu ersuchen, selbige diesesmal an meinen Beichtvater, den Herrn Past. Gerzimsky zu adressiren. Die Ursachen, so mich dazu nöthigen, sind folgende. Erstlich hat dieser würdiger Mann* <fn index="3"><anchor>*</anchor></fn> sowohl als der Herr Past. Bnmner, sich viele Mühe gegeben, meinem lieben Bruder in Derpt Subscribenten zu seinen geistlichen Reden zu verschaffen, unter welchen sich sogar verschiedene einsichtsvolle Personen von dem hiesigen Russischen Adel befinden. Mit vieler Beschämung muß ich Ihnen hier den Namen eines Major von Tschagin nennen, welcher so wie verschiedene hiesige vornehme Russen sich mehrere Jahre in Deutschland aufgehalten und da er Sprache und Sitten genau kennt, mir vielen Eiffer bezeugt hat, diese Reden zu lesen. Dieser würdige Gönner, der mich schon mehrere Jahre lang unverdienterweise mit Rath und That unterstützt hat, steht durch seine Schwester in Verwandschaft mit ihrer Erlaucht der Direktrice der Akademie der Wissenschaften. Der wenige Unterricht, den ich seinen Kindern gegeben, hat ihn zu meinem Freunde und Beschützer gemacht und ich weiß das viele Gute das dieser Menschenfreund mir, besonders als ich mit Sprache und Sitten allhier noch völlig unbekannt war, durch nichts als ein eyfriges Gebeth für sein Wohlseyn zu erwiedern; besonders da sein Beyspiel mehrere ädle Russen veranlaßt hat, sich meiner nicht bloß als eines Fremden, sondern mit Patriotischer Wärme anzunehmen.<fn index="4"><anchor>**</anchor></fn> Die zweite Ursache ist, daß Herr Rektor Lau (ein ehemaliger Universitätsfreund des Bruder in Derpt) bei der deutschen Schule, die unter der Aufsicht des Herrn Past. Gerzimsky steht, das fürtrefliche Elementarwerk des Herrn Basedow mit Kupfern besitzt, und mir dasselbige erst kürzlich, da wir das Glük hatten daß Sr. Durchl. der Graf v. Anhalt, der Mäzen aller Erziehungsanstalten in Rußland, hier durchgiengen, nicht allein sehen lassen sondern auch sich willig findet, mir dasselbe um einen billigen Preiß ganz abzustehen. Könnte ich, theurester Vater! Ihr gütiges Geschenk wohl besser anwenden, als
<line tab="1"/>Ihre geneigte Zuschrift habe schon durch verschiedene Gelegenheiten beantwortet, aber noch nicht die mindeste erfreuliche Nachricht von Ihrem uns allen so theuren Befinden weder durch meine lieben Geschwister noch durch sonst einen Freund erhalten können. Wie glücklich wäre ich, wenn der Herr Pastor Gerzimsky mein würdiger Seelsorger und Beichtvater, der mir diesen Einschlag in seinen Brief erlaubt, ein. Bewegungsgrund mehr wäre, mich aus der quälenden Unruhe dieser Unwissenheit durch einige gütige Zeilen zu reissen. Sie haben die Güte gehabt, mich an den Herrn Past. Brunnerund an dessen Verwandte und Freunde, die Herren Mahler und Kaufmann zu adressieren, welche, da Me. Exter ihre Behausung verändert, jetzt meine Nachbarn sind. Darf ich es aber wagen, theurester Vater! da Sie die Güte gehabt, mir vierteljährig aus Ihrer Väterlichen Milde eine kleine Zulage von 25 Rubeln zu versprechen (welche 30 ich schon einmal durch den H. Past. Bruner erhalten) Sie gehorsamst zu ersuchen, selbige diesesmal an meinen Beichtvater, den Herrn Past. Gerzimsky zu adressiren. Die Ursachen, so mich dazu nöthigen, sind folgende. Erstlich hat dieser würdiger Mann <fn index="3"><anchor></anchor></fn> sowohl als der Herr Past. Bnmner, sich viele Mühe gegeben, meinem lieben Bruder in Derpt Subscribenten zu seinen geistlichen Reden zu verschaffen, unter welchen sich sogar verschiedene einsichtsvolle Personen von dem hiesigen Russischen Adel befinden. Mit vieler Beschämung muß ich Ihnen hier den Namen eines Major von Tschagin nennen, welcher so wie verschiedene hiesige vornehme Russen sich mehrere Jahre in Deutschland aufgehalten und da er Sprache und Sitten genau kennt, mir vielen Eiffer bezeugt hat, diese Reden zu lesen. Dieser würdige Gönner, der mich schon mehrere Jahre lang unverdienterweise mit Rath und That unterstützt hat, steht durch seine Schwester in Verwandschaft mit ihrer Erlaucht der Direktrice der Akademie der Wissenschaften. Der wenige Unterricht, den ich seinen Kindern gegeben, hat ihn zu meinem Freunde und Beschützer gemacht und ich weiß das viele Gute das dieser Menschenfreund mir, besonders als ich mit Sprache und Sitten allhier noch völlig unbekannt war, durch nichts als ein eyfriges Gebeth für sein Wohlseyn zu erwiedern; besonders da sein Beyspiel mehrere ädle Russen veranlaßt hat, sich meiner nicht bloß als eines Fremden, sondern mit Patriotischer Wärme anzunehmen.<fn index="4"><anchor>☓ ☓</anchor></fn> Die zweite Ursache ist, daß Herr Rektor Lau (ein ehemaliger Universitätsfreund des Bruder in Derpt) bei der deutschen Schule, die unter der Aufsicht des Herrn Past. Gerzimsky steht, das fürtrefliche Elementarwerk des Herrn Basedow mit Kupfern besitzt, und mir dasselbige erst kürzlich, da wir das Glük hatten daß Sr. Durchl. der Graf v. Anhalt, der Mäzen aller Erziehungsanstalten in Rußland, hier durchgiengen, nicht allein sehen lassen sondern auch sich willig findet, mir dasselbe um einen billigen Preiß ganz abzustehen. Könnte ich, theurester Vater! Ihr gütiges Geschenk wohl besser anwenden, als
<page index="2"/>durch den Ankauf eines Buchs, das mir gleichsam erst jetzt meine erste Moralische Existenz bei einer Erziehungsanstalt giebt, da es nicht bloß für Eleven, sondern hauptsächlich für diejenigen verfasset ist, die sich mit der Bildung derselben beschäftigen. Kann ich der <ul>rechtschaffenen Dame</ul> in deren Anstalt ich mich betinde, und die mir erst kürzlich von neuem versprochen für meine Equipage Sorge zu tragen, dieser Dame, deren Vorsorge für 90 Eleven und 19 Lehrer, ihr noch Zeit übrig läßt für mich so freundschaftlich zu sorgen als etwa meine Schwester <ul>Möritzin</ul> thun würde, meine Achtung und Erkenntlichkeit besser bezeugen, als wenn ich ihr dieses Buch anbiethe und die Erklärung desselben bei einigen unserer jüngsten und liebenswürdigsten Pensionärs deren Eltern uns mit Gewogenheit überhäuffen, selbst übernehme. Ich bin so glüklich gegenwärtig einige um mich zu haben, deren Eltern mit Personen, die die höchsten Würden in unserm Senat einnehmen in Verwandschaft stehen welchen ich mich sonst auf keine Weise nützlich zu machen oder zu empfehlen weiß. Zugleich halte es für meine Pflicht, da ich nicht im Vermögen bin, Me. Exter Geschenke zu machen, ihr für alles Gute das sie mir seit vier fünf Jahren in Moskau erwiesen, wenigstens meine Bereitwilligkeit zu zeigen, auch mein Scherflein zu dem Allgemeinen Besten, für welches ihre Anstalt eingerichtet ist, auf eine oder die andere Art beizutragen. Wollte Gott, es könnte ein Senfkörnlein seyn, unsern jungen Adel bei seinen anderweitigen liebenswürdigen Eigenschaften, ein wenig <ul>Liebe zum Detail</ul> alles dessen was zum Menschlichen Leben gehört einzuflössen und ihnen zu fühlen zu geben, daß der allergeringste Mensch, wenn wir seine Fähigkeiten recht zu lenken wissen, wenn wir wissen, wie wir ihn beschäftigen dürfen und sollen, uns unaussprechlich nützlich seyn kann. Ich habe das unnennbare Vergnügen, diese Gesinnungen schon hier an einem jungen v. Wiäsemsky und andern vornehmen jungen Herrschaften von seinem Alter (worunter sich auch ein junger Fürst Gagarin befindet) zu entdecken: es fehlt nur noch an der <ul>Kenntniß</ul> der Mittel, sie <ul>dermaleinst,</ul> zur Hoffnung unsers gemeinschaftlichen Vaterlands, in Ausübung zu setzen.
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand der ersten Seite, vertikal"><fn index="3"><anchor></anchor></fn> Der auf der Nachbarschaft des H. Brunners wohnt und mit ihm ein Herz u eine Seele ist
</sidenote>
<sidenote pos="bottom" page="1" annotation="am unteren Rand der ersten Seite, horizontal"><fn index="4"><anchor>**</anchor></fn> Unter diesen muß ich besonders zwei junge Verwandte des Grafen von Soritsch zählen, welche, da sie schon einige Jahre vor mir in dieser Anstalt gebildet worden mit dem Sohn der Me. Exter eine <ul>ädle</ul> Freundschaft errichtet und deren Onkel in einer der wichtigsten Angelegenheiten des Staats eine wichtige Rolle gespielt. Imgleichen einen teutschen Obristen, der von Petersburg hieher gekommen und seinen Reisegesellschafter bei uns eingeführt.</sidenote>
<sidenote pos="bottom" page="1" annotation="am unteren Rand der ersten Seite, horizontal"><fn index="4"><anchor>☓ ☓</anchor></fn> Unter diesen muß ich besonders zwei junge Verwandte des Grafen von Soritsch zählen, welche, da sie schon einige Jahre vor mir in dieser Anstalt gebildet worden mit dem Sohn der Me. Exter eine <ul>ädle</ul> Freundschaft errichtet und deren Onkel in einer der wichtigsten Angelegenheiten des Staats eine wichtige Rolle gespielt. Imgleichen einen teutschen Obristen, der von Petersburg hieher gekommen und seinen Reisegesellschafter bei uns eingeführt.</sidenote>
<line tab="1"/>Ist es wahr, theurester Vater! daß Sie die Güte für mich gehabt, durch Herrn Hartknoch von hier eine Russische Bibel nach Riga zu verschreiben. Ich hatte eine herzliche Freude darüber, weil ich überzeugt war, daß Sie in derselben Ihr Bild finden würden; so wie es so viele ädle Russen, die auch an meinem Schiksal einen Menschenfreundlichen Anteil zu nehmen würdigen, darinne finden. Darf ich doch bitten Herrn Hartknoch gelegentlich gütigst
<page index="3"/>zu fragen, ob er nicht einen Herrn von Töllner, Preußischer Offizier, kennt, welcher mir von Ihnen und dem Bruder in Dörpt zu meinem Troste sehr vieles erzehlt hat. Er rühmte mir ein gewisses Buch, dessen ich hier habhaft zu werden wünschte. Es heißt: Lebensläuffe in auf und absteigender Linie, von einem deutschen Plutarch, der aller Aufmerksamkeit und Nacheiferung würdig ist. Ein solcher Maler der Seelen und Sitten wäre hier am rechten Ort, wo sich <ul>täglich</ul> in der Nähe und Ferne sovieler Stoff dazu anbietet. Ein Moralischer Chevalier <aq>de Luc</aq> würde den Reichtum der Karaktere allhier, mit dem Geschmak und der Kürze behandeln müssen, mit welcher jener den Reichtum der Schöpfung in den Schweizergebirgen behandelt hat.
<line tab="1"/>Wollte Gott, theurester Vater! ich könnte Ihren Seegen zu irgend einer Art von <ul>fixer</ul> Existenz in dieser Mütterlichen Stadt herüberholen! Die Würde welche Sie bekleiden, wird durch Ihre Person erst interessant und erregt die sympathetischen Empfindungen aller derer, so sich in ähnlichen Verhältnissen befinden. Sprechen Sie wenigstens schriftlich ein Wort des Trostes über mich, werden Sie zum andemmal ein schöpferischer Vater meiner Ruhe und meines Glüks, zu dem ich in der Güte so vieler um mich verdient<tl></tl> Edlen einige Anstalten zu entdecken hoffe. Ich habe das Glük gehabt, Sr. Excellenz dem <ul>Herrn Curator Cheraskoff</ul> besonders empfolen zu seyn und beschäftige mich gegenwärtig mit einem Aufsatz über einige Schönheiten seiner Gedichte, insofern sie auf die Erziehung der russischen Jugend Einflüsse haben. Herr Hofrath <ul>Schade,</ul> der bey der Kaiserl. Commission zur Untersuchung hiesiger Schulanstalten war, ein Mann von lebenslänglicher Erfahrung über diesen Gegenstand, hat mich dazu gütigst aufgemuntert. Vielleicht bin ich so glüklich, da die hiesige Käis. Universität sich unsrer Anstalt mit besonderm Eiffer annimmt, wenigstens dem Namen nach mit einige Ansprüche auf ein Art von Bürgerrecht bei derselben zu erhalten. Was meinen Muth und Zutrauen auf die allesbelebende Vorsicht unaussprechlich stärkt, ist der huldreiche Blick den der oberste Befehlshaber unserer Stadt auch auf unsere Anstalt zu werfen scheint. Soll ich Ihnen sagen, daß ich das Glük gehabt vor Sr. Durchl. dem Grafen Anhalt selbst vorgelassen zu werden und daß dieser herablassende Menschenfreundliche Herr sich fast eine Viertelstunde mit mir zu unterhalten die Gnade für uns hatte? Welch ein Gemählde in einer solchen Gallerie als sich mir hier von allen Seiten aufthut um mein Auge und vielleicht bald auch meinen furchtsamen Pinsel zu üben!
@@ -6237,10 +6237,10 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand der zweiten Seite die folgenden beiden Absätze, vertikal">Sollte Ihnen, theurester Freund! des Zusammenhanges wegen vieles in meinem Briefe noch sehr undeutlich scheinen so muß Ihnen nur grade heraus meinen Fehler gestehen, daß ich meine <ul>eigene</ul> Person aus <ul>dringenden</ul> Ursachen von allem was meine Freunde Bekannte und Verwandte in Liefland darinne angeht, sehr <ul>bestimmt und deutsch</ul> ausschliessen muß, weil ich weiß, daß man nach gewissen Verabredungen von mir als einem Schwärmer urtheilt und nach denen Briefen so ich Ihnen aus Liefland geschrieben und schon <ul>oft wiederruffen,</ul> halten mußte. Ich war damals wirklich nicht <ul>recht bei mir,</ul> wie ich schon oft erklärt habe, <ul>besonders denjenigen Herrn die besondre Geheimnisse der Freymäurerey in meinem Betragen</ul> suchten.
<line tab="1"/>Eben entzükt mich eine neue Bekanntschafft, so ich von einem Reisenden der aus Peterb. angekommen, gemacht. Wollte Gott, ich hätte vier Pfenninge des Tages einzunehmen und könnte sie mit ihm theilen. Wäre doch die Moskwa der Rhein!
</sidenote>
<sidenote pos="bottom" page="2" annotation="am unteren Rand der zweiten Seite"><fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>Herrn Bakmeister, wie auch Herrn Arndt bitte zu fragen ob ihre Russischen Bibliotheken schon Uebersetzer gefunden. Ist Herr Arndt verwandt mit dem V. der liefländischen Chronik?</sidenote>
<line tab="1"/>Man hat in Derpt noch das alte Gemäur einer sogenannten Schwedischen Kirche, welches Herrn Bakmeister<fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>, der mit allen
<sidenote pos="bottom" page="2" annotation="am unteren Rand der zweiten Seite"><fn index="3"><anchor></anchor></fn>Herrn Bakmeister, wie auch Herrn Arndt bitte zu fragen ob ihre Russischen Bibliotheken schon Uebersetzer gefunden. Ist Herr Arndt verwandt mit dem V. der liefländischen Chronik?</sidenote>
<line tab="1"/>Man hat in Derpt noch das alte Gemäur einer sogenannten Schwedischen Kirche, welches Herrn Bakmeister<fn index="3"><anchor></anchor></fn>, der mit allen
<page index="3"/>Details von diesem Ort bekannt seyn muß, dessen Universität er beschrieben, nicht unbekannt geblieben seyn kann. Auch wird er wissen, daß Derpt zum <ul>Anseebunde</ul> gehörte (der in Nowgorod zerstöhrt ward) und eine Verbindung durch Pernau mit der Ostsee hatte, so wie durch den Peipus und den Fluß Narwa mit dem Finnischen Meerbusen, folglich die <ul>Möglichkeit</ul> einer <ul>Handelsschule</ul> in Derpt, die freilich den Beystand des umliegenden Adels, der den Jahrmarkt oder die Messe daselbst besucht, nöthig hat, nicht so ganz völlig unter die eitlen Träume und Schimären verwiesen werden muß, zumahl da nach dem Plan der Monarchinn mit der Moskauschen Handelsschule des verewigten geheimen Raths von Demidoff die jungen Studenten dieser Handlungsakademie nach vollendeten Studien <ul>Reisen</ul> erst <ul>innerhalb,</ul> dann ausserhalb des Vaterlandes anstellen sollen, um den Handelszustand und die Produkte jedes Orts, den Karakter der besten Kaufleute u. s. f. kennen zu lernen und ihren künftigen Credit ein wenig zu befestigen.
<line tab="1"/>Sollten die Herrn <ul>Correktoren und Verbesserer</ul> der Sitten und Denkart des Landes, besonders des Volks, in Lief Ingermannland und Finnland, die sonst unter dem altmodischen Tittel von <ul>Hofmeistern</ul> ins Reich verschrieben worden, nicht Gelegenheit haben den Adel auch in Liefland zur Unterschrift <ul>einer Uebersetzung</ul> der berühmten Bonnetschen Sammlungen der Naturgeschichte, des Pflanzen, Stein und Thierreichs in die <ul>Russische Sprache,</ul> wahrscheinlich auch mit Beyträgen von einheimisch Russischen Produckten aus den drey <ul>Reichen,</ul> zu welchen <ul>Künstler, Mahler <fn index="4"><anchor>**</anchor></fn> und Kupferstecher</ul> (ich habe im Elsaß sechs Wochen lang Kuhfleisch gegessen, welches mich sehr oft an die Geschichte Abrahams erinnerte, welche am Terek von den dasigen wilden Kosaken noch mit Schlachtung eines wirklich buchstäblichen <ul>Boks mit Hörnern, Fell und Klauen begangen</ul> werden soll; so nöthig sind in unsren neuern <ul>geschliffenen Zeiten</ul> richtige Erklärungen der Kunstwörter, deren <ul>Mißverstand</ul> entsetzliche Folgen haben kann)<fn index="4"><anchor>**</anchor></fn> in <ul>Contracktmässigen Anspruch</ul> genommen und wohl bezahlt werden müssen, durch ein gutes Wort zu gelegener Zeit, willig zu machen? Der Adel und die Damen
<line tab="1"/>Sollten die Herrn <ul>Correktoren und Verbesserer</ul> der Sitten und Denkart des Landes, besonders des Volks, in Lief Ingermannland und Finnland, die sonst unter dem altmodischen Tittel von <ul>Hofmeistern</ul> ins Reich verschrieben worden, nicht Gelegenheit haben den Adel auch in Liefland zur Unterschrift <ul>einer Uebersetzung</ul> der berühmten Bonnetschen Sammlungen der Naturgeschichte, des Pflanzen, Stein und Thierreichs in die <ul>Russische Sprache,</ul> wahrscheinlich auch mit Beyträgen von einheimisch Russischen Produckten aus den drey <ul>Reichen,</ul> zu welchen <ul>Künstler, Mahler <fn index="4"><anchor>☓ ☓</anchor></fn> und Kupferstecher</ul> (ich habe im Elsaß sechs Wochen lang Kuhfleisch gegessen, welches mich sehr oft an die Geschichte Abrahams erinnerte, welche am Terek von den dasigen wilden Kosaken noch mit Schlachtung eines wirklich buchstäblichen <ul>Boks mit Hörnern, Fell und Klauen begangen</ul> werden soll; so nöthig sind in unsren neuern <ul>geschliffenen Zeiten</ul> richtige Erklärungen der Kunstwörter, deren <ul>Mißverstand</ul> entsetzliche Folgen haben kann)<fn index="4"><anchor>☓ ☓</anchor></fn> in <ul>Contracktmässigen Anspruch</ul> genommen und wohl bezahlt werden müssen, durch ein gutes Wort zu gelegener Zeit, willig zu machen? Der Adel und die Damen
<page index="4"/>unterschreiben doch so gern zu allerley <ul>Kleinigkeiten und Possen</ul> in Prosa und Versen, die nur zur Belustigung in trüben Stunden und wieder die Langeweile auf dem Lande auch zu einer <ul>künstlichen</ul> angenehmen Melancholey dienen, aber eigentlich den <ul>wahren Nutzen</ul> ihrer <ul>Haushaltungen, Kinderzucht Bediente</ul> und <ul>Unterthanen,</ul> ja sogar des Umsatzes ihrer Naturprodukte mit <ul>Ausländern,</ul> niemals befördern werden. Solche Bilder mit Farben würden allen möglichen Arten von <aq>langues</aq> und Zungen, sie mögen nun <aq>oui,</aq> oder <aq>oc</aq> aussprechen, willkommen und verständlich seyn. Ich hoffe meinem lieben Bruder Vicarius und durch ihn und Herrn Pastor Oldekopp auch meinem theuren alten Vater gelegentlich davon zu schreiben, wenn der letztere schon sein kleines <ul>Bischofshoff noch nicht einmal besucht hat,</ul> wo ich mich gern mit ihm zusammen fände, um auch ein Paar <ul>neue</ul> Worte mündlich mit ihm wechseln zu können, über hundert Dinge, die hauptsächlich Schulen und Erziehungsanstalten betreffen, da Herr Pastor Gerzimsky und Lau das Vergnügen haben, zu hoffen, eine neue Handlungsschule in Moskau vor ihren Augen aufsteigen zu sehen, die mich sehr oft in <ul>stumme Bewunderung der Gnade der großen und unvergessamen eben</ul> sowohl als <ul>unvergeßlichen Landesmutter</ul> gegen das alte <ul>Lyceum in Riga</ul> hinreisset, wo wie Ihnen bekannt sein wird, Herr Past. Dingelstädt und Moritz die Erziehung dirigiren.
<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand der vierten Seite, vertikal"> Sollten Sie nicht einen Herrn v. Neumann leiblichen Schwager des Holländischen und Französischenglischen lieben Herrn Prediger Brunners, der in Kriegsdiensten war und in Peterburg Seedienste nehmen wollte, kennengelernt haben? Herr Reimann, der Assistent des Herrn Hartknoch des Rigischen Bücher und Verlagsraths (der die Weissischen Schriften so ungemessen verehrt) wird Sie vielleicht auch besucht haben. Wir hätten ihn gern hier zu einer Leih- und Lesebibliothek, die noch nicht creirt ist, mit angestellt</sidenote>
<line type="break" /><align pos="right">Ihnen persöhnlich verbundenen</align>
@@ -6630,7 +6630,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="5"/> Ich hab Schwären im Gesicht
<line tab="5"/>Horchet Judas nicht ihr Frälen
<line tab="5"/>Laßt den armen Jonas seyn
<line tab="5"/>Den spricht * * kann nicht vermählen
<line tab="5"/>Den spricht ☓ ☓ kann nicht vermählen
<line tab="5"/>Das kann Sündfluth Witz allein.
</letterText>
@@ -6663,11 +6663,11 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line tab="1"/>l. In Marmor u. Elfenbein Bildschnitzer, Dreher In Diamanten Silber Gold. Juweliere, in schlichten Metallen Galanteriehändler in Tüchern Schneider (itzt vorzüglich rasch) in Häuten Schuster end ftir Reithosen in Seide und Leinwand Weber u. Stricker in Gold Posumentirer Dratzieher in Holz verschiedner Gattung Tischer Kanzelbauer Orgelbauer in Eisen Pferdärzte Schmiede für Küchengeräth und Schlosser. Die sich hier versammlen und Sonntags eine russische Predigt des Schwarzischen Seminarii hören. Zur Aufname neuer Städter. <ru>блa <aq>cмpoeния нoвыхъ <ul>гopoбoвъ</ul></aq></ru></sidenote>
<line tab="1"/>Nun fand ich daß das Lehngut dieser Dame nach der gnädigen Verordnung der Käiserin für Staatsoffizierenwittwen durch die Gegenwart einer Russin, der Schnur oder Sohnsfrau dieser Dame ein wenig beschwert war, weil die Gebäude nicht aufs beste dort eingerichtet schienen. Dieses gab zu manchen unangenehmen Auftritten Gelegenheit weshalb ich mich in Petersburg bey der Schwester dieser Dame zum Vermittler machen wollte, in der That auch meine Absicht war, sie zu bereden, daß sie ihre Nichte nach Petersburg an den Hof nähme, besonders da sie ein neues Haus gekauft. Dieses bestättigte sich noch mehr da mir mein Vater ausdrüklich nach St. Petersburg schrieb, diese junge Dame sei als Braut mit einem Offizier vom Cadettenkorps namens Prattje als Braut versprochen, der <ul>vor</ul> mir in Derpt gewesen und den ich in dem Hause der Generalin <aq>Kurganoffsky</aq> als einen vollkommen artigen jungen Offizier kennen lernte. Man hatte mir in meiner Eltern Hause gesagt, es fehlen ihm die gewöhnlichen Blumen und Schmeicheleyen die eine Braut von ihrem Liebhaber erwartet, welches mich um so mehr veranlaßte die Verse druken zu lassen um in gewisser Weise sein Freywerber zu werden.
<sidenote pos="right" page="1" annotation="am rechten Rand, vertikal">Ueberbringer dieses ist ein Dorfbalbier der versetzlichen Juden</sidenote>
<sidenote pos="bottom" page="1" annotation="am unteren Rand, horizontal">Allein sie durfte nicht wol nach Pet. reisen, weil ihr bang war die Mutter werde das Gut verlieren, wenn die Töchter heuratheten.<fn index="3"><anchor>*</anchor></fn></sidenote>
<sidenote pos="bottom" page="1" annotation="am unteren Rand, horizontal">Allein sie durfte nicht wol nach Pet. reisen, weil ihr bang war die Mutter werde das Gut verlieren, wenn die Töchter heuratheten.<fn index="3"><anchor></anchor></fn></sidenote>
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Nachher reisete ein Vetter von mir mit Namen <aq>Andree</aq> der beym Ingermannländischen Regiment ist in der Suite der Herzogin von Kurland nach Petersburg, als ich auf Bitte des Kammerjunker Liphart und der Obristin Albedilla die selbst nach Petersburg gekommen war ihre Schwester zu besuchen eine Reise zum Kammerjunker Liphardt auf sein Landgut <aq>Aya</aq> gethan: diesem Vetter schrieb ich bey dem Hause der Generalin <aq>Kurganoffsky,</aq> die bey der Flotte was vermag nicht vorbei zu gehen und sich auch meiner dort zu erinnern. Er schrieb mir einen Brief, den ich für einen Scherz halten mußte, worin allerley ausschweiffende Projekte für mich vorkamen, wenn ich etwa selbst die junge Dame zu heurathen gedächte. Ich lachte über sein Mißverständniß denn vermutlich war er an den Ton des Umganges dieser Dame, die eine der geistreichsten und gewitzigsten Hofdamen daselbst ist, nicht gewohnt und nahm das alles so vollkommen nach dem tödtenden Buchstaben, wodurch er auch meine ganze Familie verwirrt hat. Es ist wahr daß die junge Dame die wirklich Braut war, noch 2 Schwestern hatte, von deren Verbindungen übrigens ich keine Notiz nehmen konnte noch mochte, weil ich nicht ihr Vormund war.
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, horizontal">und deren Haus eine hohe Schule sein sollte</sidenote>
<sidenote pos="bottom left" page="2" annotation="am unteren linken Rand, vertikal"><fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>Nun war der Umstand der daß die Mutter fürchtete wenn die Tochter Hn. v. Prattje heuratbete würde sie das Gut verlieren, das der Wittwe nur geschenkt <ul>scheint</ul> in Rüksicht auf die Töchter, daß sie gut können verheurathet werden. Sie raste aber sage ich und verstand den Ukase nicht. Das Gut ist ihre solang sie lebte als Wittwe des Obristen Albedill u wenn ihre Töchter nach Petersb. reisen zu ihrer Tante und sie bleibt mit der Russischen Schwiegertochter allein, so bleibt ihr das Gut, die Töchter <ul>mögen heurathen</ul></sidenote>
<sidenote pos="bottom left" page="2" annotation="am unteren linken Rand, vertikal"><fn index="3"><anchor></anchor></fn>Nun war der Umstand der daß die Mutter fürchtete wenn die Tochter Hn. v. Prattje heuratbete würde sie das Gut verlieren, das der Wittwe nur geschenkt <ul>scheint</ul> in Rüksicht auf die Töchter, daß sie gut können verheurathet werden. Sie raste aber sage ich und verstand den Ukase nicht. Das Gut ist ihre solang sie lebte als Wittwe des Obristen Albedill u wenn ihre Töchter nach Petersb. reisen zu ihrer Tante und sie bleibt mit der Russischen Schwiegertochter allein, so bleibt ihr das Gut, die Töchter <ul>mögen heurathen</ul></sidenote>
<sidenote pos="top left" page="2" annotation="am oberen linken Rand, vertikal">zu mal da es im Cadettenkorps ist, von wo Liefländer als Studenten auf die künftige Akademie zu Pieskau gehen. Also thäte sie wohl eine oder zwey oder alle drey Töchter nach Petersb. zur Tante zu schiken u. nicht kleingläubig zu seyn.</sidenote>
<line tab="1"/>Das ist der Verlauf der ganzen Sache, diesmal ganz einfältig und ohne Kunst ja weil man mich durch Taubheit und Mißverstand zu allerley wunderlichen Schritten zwingen wollte als in der Gegenwart Gottes geschrieben. Ich habe übrigens die grösseste Achtung sowohl für die Generalin <aq>Kurganoffsky</aq> als ihre Frau Schwester, die eine vieljährige Freundin meines Vaters war und hoffentlich noch ist und bleiben wird. Auch habe nicht ermangelt mich bey Hofe selbst durch Kanäle beym Cabinet für sie zu verwenden, daß das ihr zugesprochene Lehngut bey etwa vorfallenden Verfalljahren ihr noch erhalten werden möchte, da es ehemals eines der Universität in Derpt zugehörigen Güter gewesen und in sofern die Anwendung dergleichen Stiftungen an die Wittwe eines in vielen Schlachten verdienten Offiziers dem göttlichen Willen gemäß ist.
<line tab="1"/>Und hirmit ein für allemal genug von diesen der Ehre dieser Dame sonst nachtheiligen Gerüchten da ich mit derselben ganz und gar nichts zu theilen habe :/:
@@ -6701,7 +6701,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">Der Buchhandel würde auch bey Pieskau gewinnen, so wie die Bankgeschäfte, da diese Stadt mit allen Städten an der Düna durch die Polota, Ewst u. s. f. und durch den Urnensee mit dem Kanal und der Schifflände Gschat zusammenhängt, wo ein starker Handel von Moskau auch nach Liefland ist. Amnestie aller meiner alten Thorheiten in Liefland und ein neues Jahr.</sidenote>
<page index="2"/>
<line tab="1"/>N.S. Es ist ein Schwager (Bruder der andren Frau) des Herrn Past. Brunner in St. Petersburg, der bey einem Feldregiment Offizier war und, wo ich nicht irre See Dienste bey den Landtruppen zur Bewahrung der Küste genommen: er heißt Neumann und hat viele Empfehlungen. Sollte derselbe dem Bruder Carl nicht zu Gesicht gekommen seyn? Oder den Kindem des Bruder Friedrich in Petersburg. Ich habe seine Adresse nicht aus der man mir ein Geheimniß macht, wenn er nach Liefland reiste, würde ihm gern einen Brief an den Herrn von Engelhardt in Odennyer auf den Gütern des Grafen Romanzoff mitgegeben haben: dieser Herr von Engelhardt ist dem Bruder Benjamin in Reval bekannt geworden, wo er Verwandte unter dem Adel hat. Ich habe noch einen Brief von ihm. Wie sehr wäre zu wünschen, daß eine hohe Schule im <ul>Lande</ul> in der Nähe entstünde, wo die jungen Liefländer ehe sie herausreisten und ihr Geld in der Fremde verschwendten, ein oder zwey Jahre das <ul>Vaterland seine Sprache</ul> und <ul>Gerechtsame</ul> kennen lernten. Es sind nur <ul>20</ul> die ins Cadettencorps aufgenommen werden. An <ul>Gelehrten</ul> auch im <ul>Lande,</ul> besonders auch in <ul>Moskau</ul> wo viele gelehrte Russen besonders der <ul>Medizin</ul> auch auf eigene und der Käiserin Kosten fremde Länder besucht haben und alle Sprachen, die deutsche nicht ausgenommen sprechen, <ul>fehlt es nicht</ul> aber nur an <ul>Eltern</ul> und <ul>Kindern</ul> die ihre tausend und über tausendjährige Vorurtheile überwinden.
<line type="break" /><align pos="center">***</align>
<line type="break" /><align pos="center">☓ ☓ ☓</align>
<line tab="1"/>Ich habe Pappa von dem neuen Projekt einer <aq><ul>Polyglotta</ul></aq> oder allgemeinen <ul>Bibelübersetzung</ul> in alle Sprachen mit stehenden Pressen zum Besten der Armen geschrieben, welcher Vorschlag hier im <ul>Senat</ul> durchgedrungen. Dieser Brief importirt mir also imgleichen von einer französischen <ul>Zeitung</ul> die ich auszugeben gedenke, zur Erleichterung der allgemeinen Sprache für Rußland von der alle 44 nach Herrn Tschulkoff, als <ul>Dialekte</ul> anzusehen, welches dem schönen Geschlecht das schon Sprachen kennt, <ul>spielend</ul> zu beweisen mich getraue. Zugleich werden einige Fragmente der <ul>Geschichte,</ul> zu der ich gesammlete <ul>Materialien</ul> nicht bekannt machen darf, des allgemeinen <ul>Vaterlandes,</ul> und Auszüge aus <ul>Herrn Tschulkoffs Handelsgeschichte</ul> und den neusten Handelsverordnungen, mehr <ul>dem Sinn </ul>der Gesetze nach als dem todten Buchstaben zum Besten der Landekonomie und des <ul>innern Handels auf Flüssen,</ul> diese Blätter vielleicht auch in Liefland <ul>begehren</ul> machen wo doch beinahe in jedem feineren Hause irgend eine Französinn oder Hofmeister ist (der kein <ul>Lauffer</ul> war) und Französisch wenigstens gelesen wird. Sollte unsrer theurer Altgens bey <aq>Consistorial</aq>geschäften sich seines Sohnes nicht erbannen und mein langes Geschmier etwa von Bruder Carl vorlesen lassen? Die Herrn Erzieher des Menschengeschlechts und die Theologischen Krittler und Zänker, welche aus <ul>Tag Nacht,</ul> aus <ul>Erdichtungen Wahrheit</ul> und aus Wahrheit Lüge machen möchten, nur um zu <ul>disputiren</ul> und Recht zu haben ohn zu wissen <ul>was sie eigentlich wollen,</ul> werden mir verzeihen, daß ich bey den <ul>unendlichen Schrauben</ul> der sogenannten Gewissens und Ehrgerichte, an meinen <ul>Vater selbst Zuflucht</ul> nehme und mir seinen Väterlichen Seegen ausbitten muß welches zu einem neuen Jahr (mit der innigsten Reue über alle meine auch in Liefland begangenen Fehler, die ich aus dem was mir von seinen Briefen übrig geblieben, die vielleicht aus guter aber irrender Meynung ein Freund von mir ohne mein Wissen verbrannt hat, noch itzt ersehe) mir eine ganz neue und andere Existenz schaffen wird. Ich fürchte nur daß die Briefe <ul>nicht eher</ul> in des Derpischen Bruders als in Eure Hände lieben Geschwister! gerathen, deswegen ich eins und das andere davon hier einführe, das wichtigste aber diesem Briefe nicht anvertrauen kann, welches meine ganze irdische und <del>vielleicht</del> <ul>zukünftige Existenz</ul> betrift. Ich glaube bemerkt zu haben daß meine Rigischen Geschwister über diesen Punkt weit einsichtvoller und menschenfreundlicher denken, als die andem deren Herz umzulenken ich dem lieben Gott allein überlassen muß, weil ich kein Herzenskündiger bin. Vielleicht hat eine Lecture aus ganz verschobenen Gesichtspunkten und allzu rasche Schlüsse die durch eine alte liefländische Dame die taub war und über Pieskau nach Derpt zurükkehrte, dazu beigetragen worunter ich allein am meisten und unsäglich leiden mußte, da diese Schlüsse sehr thätig und wirksam würden. Mit einem Worte, ich konnte und durfte mich mit keiner Liefländerinn verbinden.
<line type="break" /><address>
<sidenote pos="bottom" page="2" annotation="am unteren Rand, spiegelverkehrt">Herrn Johann Christian Lenz. Sekretär des K. Gouvernements und Rath in <aq>Riga</aq></sidenote></address>
@@ -6713,15 +6713,15 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wahrscheinlich wirst du den Brief von deinem Freunde (ja wie hieß er?) der mit dem General Beklemscheff nach Orloff und Kursk reisete, und meinen Einschluß bereits erhalten haben. Wie erfreute mich diese Begebenheit und wie überraschend war mir dein Stillschweigen
<line tab="1"/>Allein mein Bruder! ich habe seit der Zeit vom Herrn A werinn noch keine Zeile oder Nachricht erhalten, weiß auch nicht wie er sich in der neuen Station gefallt. Seine artige höfliche Freundschaftsbezeigungen liessen mich hoffen, er werde auch aus der Nachbarschaft deinen Bruder nicht hindansetzen da er sich einen so warmen Freund von dir sagte.
<line tab="1"/>Sollte Dir in Riga, oder unserm theuren Greise nicht ein Offizier der französischen Truppen bekannt worden seyn mit welchem ich durch Herrn Lavaters Vermittlung in Verbindung stand. Es schien, er suchte bey dem Hause des ehemaligen Feldmarschall Münnich, das in der Gegend von Dorpt und Ringen wie du weißt, Vornehme Verwandte hat,<fn index="3"><anchor>*</anchor></fn> ein Attachement vielleicht bey den Truppen die zur Bewahrung des Canals von Ladoga, imgleichen des zu Wischnei Wolotschok, (wo die neuen Städte Kreszi u. s. f. errichtet sind) bestimmt sind und würde, da er von dem Hofe begünstigt, und in Frankreich <ul>aus einer der besten Familien ist,</ul> durch seine nahe Verwandschaft mit dem hiesigen <ul>Direktor der Bezkischen Erziehungsanstalten</ul> (denn mit einem Wort, es ist sein Bruder) den Absichten der grossen Monarchinn zur Beförderung des innerlichen Handels und neuer Universitäten am zuverlässigsten entsprechen
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand"><fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>Graf Solmes General Berg u. s. w. auch die Igelströhms</sidenote>
<line tab="1"/>Sollte Dir in Riga, oder unserm theuren Greise nicht ein Offizier der französischen Truppen bekannt worden seyn mit welchem ich durch Herrn Lavaters Vermittlung in Verbindung stand. Es schien, er suchte bey dem Hause des ehemaligen Feldmarschall Münnich, das in der Gegend von Dorpt und Ringen wie du weißt, Vornehme Verwandte hat,<fn index="3"><anchor></anchor></fn> ein Attachement vielleicht bey den Truppen die zur Bewahrung des Canals von Ladoga, imgleichen des zu Wischnei Wolotschok, (wo die neuen Städte Kreszi u. s. f. errichtet sind) bestimmt sind und würde, da er von dem Hofe begünstigt, und in Frankreich <ul>aus einer der besten Familien ist,</ul> durch seine nahe Verwandschaft mit dem hiesigen <ul>Direktor der Bezkischen Erziehungsanstalten</ul> (denn mit einem Wort, es ist sein Bruder) den Absichten der grossen Monarchinn zur Beförderung des innerlichen Handels und neuer Universitäten am zuverlässigsten entsprechen
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand"><fn index="3"><anchor></anchor></fn>Graf Solmes General Berg u. s. w. auch die Igelströhms</sidenote>
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Ich hätte gern hierüber an den Bruder in Derpt darüber geschrieben, wenn nach dem Innhalt seines letzten Briefes zu urtheilen, überhaupt es rathsam wäre, Feuer zu Pulver zu thun, so wenig scheint er mich und ich ihn zu verstehen. Vielleicht wenn Personen aus den Gegenden wo ich gelebt und bekannt und unbekannt war, durch Ehre und Schande, gute und böse Gerüchte gieng, öffterer mit ihm zusammen kämen, würde er, so wie vielleicht alle seine Freunde und Bekannten mich zu <ul>miß</ul>kennen aufhören. Was man schrieb und drukte war nicht immer das was an der Sache selbst war. Ich habe ihn nie zu lieben und zu schätzen aufgehört allein es dünkte mich, Haussorgen machten ihn ein wenig zu mißmuthig und heftig in allen seinen Briefen und andern Äusserungen gegen mich und wiesen ihm alles was ich that aus einem falschen Lichte. Das hat so seyn müssen und nun genug davon. Wenn ich reich wäre, würde von Herzen gern seinen Kindern helfen, wenigstens worinne durch mein Vorwort bey solchen Personen dienen kann, die mehr als ich vermögen, werde niemals an meiner Brudertreue was ermangeln lassen.
<page index="3"/>
<line tab="1"/>Es ist nun das 10te Jahr daß ich in Moskau an einem Mißverständnisse <ul>arbeite das ich nicht überwinden kann,</ul> und das wie ich neulich wirst du lächeln, oder auch zweiffeln? wirklich wunderbare weise in meinem Pult nach alten Puppieren krabelte mir <ul>durch ein Blatt</ul> das ich den drey Fräulein <ul>Beharrn,</ul> die aus dem Lande nach Zweybrük giengen über eine Theaterpiése eines Freundes bey Hofe zustellte, ganz besonders aufgieng. Dieses waren 3 Schwestern, an die ich die gewöhnlichen Floskeln verschwendete und die wahrscheinlich von diesem Wisch Gebrauch gemacht. Es war in Petersb. in einem Hause das viel Verbindungen hat alle diese Umstände machten mich erst nach vielen Jahren aufmerksam; besonders da ihr Vater in Moskau einer der ersten Rechtsgelehrten gewesen, wo man gern allerley kleine Quinten drehen mag, um zu zeigen daß man den Justinian gelesen. Ich kann vor Gott bezeugen daß ich an nichts arges gedacht habe; ausser meinem Freunde Vergnügen zu machen
<line tab="1"/>Doch genug davon und von der Art wie in Rußland <insertion pos="right">(Liefland)</insertion> gelesen wird. Habe die Gutheit mir nur recht umständlich zu melden, was unser lieber Vater macht, ob Mama noch munter ist, ob sie Freunde haben die sie besuchen ob du offt bey ihnen bist, ob unsere Schwester Elisabeth nicht wieder an eine Heurath denkt und das dasige <aq>Liceum</aq> noch keinen neuen Regenten erhalten?
<line tab="1"/>Ich bitte knieend alle lieben Geschwister, <ul><ru>хpиcтa paди</ru>, mich</ul> mit allem was Schulen und <ul>Erziehung</ul> betrift zu verschonen.<fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>
<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand, vertikal"><fn index="3"><anchor>*</anchor></fn>Ist dir niemals eine Familie Grefnitz aus Oesel bekannt geworden. Es war hier ein Obristl. von diesem Namen, den ich allemal mit einem v. Krefting verwechselte mit dem ich zusammenstudiert habe. Er hatte einen sehr artigen Gesellschafter aus Sachsen bey sich, aber aus <ul>Chur</ul>sachsen aus Leipzig, der ein Jurist war.</sidenote>
<line tab="1"/>Ich bitte knieend alle lieben Geschwister, <ul><ru>хpиcтa paди</ru>, mich</ul> mit allem was Schulen und <ul>Erziehung</ul> betrift zu verschonen.<fn index="3"><anchor></anchor></fn>
<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand, vertikal"><fn index="3"><anchor></anchor></fn>Ist dir niemals eine Familie Grefnitz aus Oesel bekannt geworden. Es war hier ein Obristl. von diesem Namen, den ich allemal mit einem v. Krefting verwechselte mit dem ich zusammenstudiert habe. Er hatte einen sehr artigen Gesellschafter aus Sachsen bey sich, aber aus <ul>Chur</ul>sachsen aus Leipzig, der ein Jurist war.</sidenote>
<page index="4"/>
<line tab="1"/>Da ich hoffentlich deinen Freund in dessen Nachbarschafft ein besonders lieber Gönner von mir Güter hat, auch einmal sehen werde, so gestehe dir gern lieber Bruder daß mich gegenwärtig in einiger Verlegenheit befinde. Die letzthin aus eurer Güte mir übermachten 25 Rbl. mußte zu einem Kleide verwenden und bin seit der Zeit nicht wenig an Leib und Seel angegriffen worden von allerley wunderlichen Sorgen; so daß dein Freund mich auch vielleicht ein wenig melankolisch dir abgeschildert haben wird. Sollte der Ueberbringer eines langen weitläuftigen Briefes, aus <aq>Kadom,</aq> ein geborner Curländer der über Pieskau reisete, sich auch wohl bey dir eingefunden haben? Er verreisete ohne daß ich ihm Reisegeld ausmitteln konnte, und es war ziemlich kalt, daß ich für ihn viel Unruhe gehabt. Allein ob derselbe in Liefland oder Pieskau geblieben, ist mir unbekannt. Ob er mit dem Bruder in Derpt gesprochen ist noch zweiffelhafter. Und doch hätte es gewünscht weil ein hiesiger sehr artiger junger Russischer Gelehrter der aber verheurathet ist und ein <aq>Dictionnär</aq> herausgiebt, einige Offiziere hier beherbergte, die dahin giengen um die Aufsicht über ein <aq>Gymnasium</aq> zu übernehmen. Man sagt die Monarchin werde dasselbe in eine hohe Schule verwandeln. Sollte Papa von dem <ul>neuen Bibelwerk meine Ideen gut gefunden haben</ul> und sich Unterschriften auch in Liefland hoffen lassen? Doch ich breche hier ab um Dich und deine würdige Gemalinn unbekannt aufs zärtlichste zu umarmen, noch immer verfolgt vom <ul>Asmodi</ul> der <ul>Göthen </ul>und allen seinen Freunden einen <ul>Junoneyd </ul>scheint geschworen zu haben. Aber auch betrübt