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Einpflegung von Brief 42.
This commit is contained in:
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<line tab="5"/>Reißt – und macht mir die Erde zum Himmel! <line type="empty"/>
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<page index="4"/>
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<sidenote pos="left" page="4" annotation="linke Spalte"><!-- Wie kann ich bei der Tabellendarstellung vorgehen? -->
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<tabs><note>linke Spalte</note><!-- Wie kann ich bei der Tabellendarstellung vorgehen? -->
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<line tab="1"/>Hier mein Bruder ein Brief den ich Dir schicken muß, warm wie er aus dem Herzen kommt. Dich wird
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das Porto nicht dauern lieber obschon kein Geschäft darinnen ist außer eine Commission von Hafner
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der mich lange gebethen hat. Ist doch uns kein höher Glück auf der Erde gegönnt als uns zu
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unterreden – mir ists das höchste. Denn alle meine Wirksamkeit ist für andre – aber mein Gefühl für
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Dich und einige Liebe ist für mich.</sidenote><line type="empty"/>
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Dich und einige Liebe ist für mich.<line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Warum gibst Du uns denn nicht Neuigkeiten von Dir. Haben genug in unsern Briefen itzt von meinen
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Schmieralien gesprochen – nun laß mich wieder ausgehen von dem kleinen Dreckhauffen Ich und
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Dich – finden <line type="break"/> <line type="empty"/>
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<align pos="right">Lenz</align>
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<sidenote pos="right" page="4" annotation="rechte Spalte"><!-- Wie kann ich bei der Tabellendarstellung vorgehen? -->
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<note>rechte Spalte</note><!-- Wie kann ich bei der Tabellendarstellung vorgehen? -->
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<line tab="1"/>Ich habe viel in der Societät zu überwinden, auf einer Seite ists Unglauben, Zerrüttetheit, vagues
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Geschnarch von Bellitteratur wo nichts dahinter ist als Nesselblüthen: auf der andern steife leise
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Schneckenmoralphilosophie die ihren grosmütterlichen Gang fortkriecht, daß ich oft drüber die Geduld
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ist, die Erfolge wird die Zeit lehren. Und nun stürm ich mit Ossians Helden hinein das alte Erdengefühl
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in ihnen aufzuwecken, das ganz in französische <aq>Liqueurs evaporirt</aq> war. Daß wirs ausführen können was
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ich mit ganzer Seele strebe, auf Heid und Hügel Deine Helden wieder
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naturalisiren.</sidenote>
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naturalisiren.</tabs>
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<align pos="center">Addio –</align></letterText>
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<letterText letter="42"><align pos="right">D 8ten Aprill 1775.</align> <line type="empty"/>
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Hier mein theurer Eifferer für unser Haus einige Versgen die ich dies Jahr in Calender setzen lasse. <line type="empty"/>
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<line tab="6"/>Ueber die kritischen Nachrichten vom Zustand des deutschen Parnasses (der Verf. ist Gotter der bey Dir war
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<line tab="6"/>Gotter. Es wimmelt heut zu Tag von Sekten
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<line tab="5"/>Auf dem Parnaß
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<line tab="6"/><ul>Lenz</ul> Und von Insekten. <line type="empty"/>
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<line tab="5"/>Ueber die Dunkelheiten im Klopstock und andern
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<line tab="6"/><ul>Der Schmecker.</ul>
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<line tab="5"/>Ich bitte gebt mir Licht
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<line tab="5"/>Herr ich versteh euch nicht
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<line tab="6"/>Antwort.
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<line tab="5"/>Sobald <ul>ihr</ul> mich versteht
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<line tab="5"/>Herr, bin ich ein schlechter Poet. <line type="empty"/>
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<line tab="6"/>Klopstocks Gelehrten Republick
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<line tab="5"/>Ein götterhaft Gerüst
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<line tab="5"/>Der Menschen Thun zu adeln
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<line tab="5"/>Wer darf, wer mag da tadeln?
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<line tab="6"/>Antwort
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<line tab="5"/>Wems unersteiglich ist.
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<line tab="1"/>Nichtsdestoweniger aber wünscht’ ich, daß Deine herzhafte Prügelsuppe den Leuten ganz warm über
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die Schultern regnete und will deshalb eine Abschrift dieser Rezension Gottern grad zuschicken sie in
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den deutschen Merkur zu rücken – Wielanden vielmehr, mögen die es verdauen so gut sie können und
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zu ihrer Besserung anwenden denn es ist unerträglicher Leichtsinn daß ein solcher Schmecker sich
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untersteht von solchen Sachen auch nur einmal zu reden, geschweige so abzuweisen. <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal"><line tab="1"/>#<!-- Was bedeutet #? --> Ich schick es Gottern nicht eher als bis Du mir die Erlaubnis gegeben hast. Sonst wollt ich schon für
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ein <aq>vehiculum</aq> sorgen ihm die Medicin beyzubringen</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Hier noch was von Goethe über diese Abgeschmacktheiten in seiner neusten Satyre,
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die ich zugleich die glücklichste nennen möchte: „Prometheus Deukalion und seine Rezensenten“ bey Gelegenheit der
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Deraisonnements in Deutschland über seinen Werther <line type="empty"/>
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<align pos="center"><line tab="6"/>Plötzlich erscheint Herr Merkurius pp
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<line tab="5"/>Wirst hier kritische Nachrichten hören
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<line tab="5"/>Kannst dich wahrhaftig des Lachens nicht wehren
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<line tab="5"/>Sehn aus als wärens im hitzigen Fieber gemacht
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<line tab="5"/>Haben hübsch alles in Klassen gebracht –
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<line tab="5"/>Aufgeschaut und nit gelacht. <line type="empty"/>
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<line tab="6"/>Merkur
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<line tab="5"/>Sieh da ihr Diener Herr Prometheus
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<line tab="5"/>Seit Ihrer letzten M – Reis
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<line tab="5"/>Sind wir ja Freunde so viel ich weiß
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<line tab="5"/>Ist mirs vergönnt den Sporn zu küssen <line type="empty"/>
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<line tab="6"/>Prometheus (Verf. des Werthers
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<line tab="5"/>Werd euch zur Zeit damit zu dienen wissen
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<line tab="5"/>Wie stehts um d. Fenster die ich eingeschmissen
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<page index="3"/>
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<line tab="6"/>Merk.
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<line tab="5"/>Mein Herr wird sie halt machen lassen müssen
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<line tab="5"/>Waren ja über das nur von Pappier <aq>etc.</aq> <line type="empty"/>
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– –</align>
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<line tab="1"/>Seegen Gottes über Dein Amt! Wer bin ich, daß ich Dir Glück wünsche? Dich, Deinen Standpunkt,
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Deinen Wirkungskreiß nach Würden erkenne und ausmesse. Wirkt miteinander Du und Dein
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Pfenninger und betet für einen betrübten Verlassenen <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand, vertikal"><line tab="1"/>Warum hast Du mir denn nicht die Vollendung Deines Mskpts. für Freunde zugeschikt? Doch Dank
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dafür! Und für alle die reichhaltigen Gedanken in diesem Mkspt. ewigen Dank.</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich bin bey Zimmermann gewesen und freue mich über seine Freude über Dir. Er hat einen wakern
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Stubengesellen, den Sohn des Meckels der seinen Vater kurirt hat. Es hat mich in der Seele gerührt so
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den Geist der Liebe der Väter auf den Kindern ruhen zu sehen. Sie fühlen beyde dies schöne
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Verhältniß, wie mich deucht, die edlenjungens. Wieviel haben wir auch von Dir und Deiner ersten
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Erkennung mit Zimmermann in Schinznach gesprochen!
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<line tab="1"/>Der Herzog von Weymar kommt (wie ich nun leyder gewisse Nachrichten eingezogen) in 4 Wochen
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zurück, aber nicht über Lyon und durch die Schweitz, weil er sehr kränkelt und daher nach Hause eilt.
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Hast Du ihm was zu sagen, meld mirs, wenn ich Knebeln hier spreche, solls sicher bestellt werden.
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<line tab="1"/>Wie sehr wünscht’ ich nur einen Tag bey Dir zu seyn, wenn Du Physiognomik arbeitest. Ich freute
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mich schon im Geist Dich vielleicht mit einem Exemplar hier zu sehen, doch werd ich das Buch wohl zu
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sehen bekommen, nur des Verf. Erläuterungen fehlen. Klopstock ist auch wieder nach Hause gekehrt zu
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seinen alten Freunden, ich hatt ihn so nahe und sah ihn nicht. So waltet ein uns unbekanntes Schicksal
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über unsre liebsten heiligsten Wünsche und Neigungen und leitet sie nach seinen Absichten. Goethe schweigt
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auch gegen mich, vermutlich weil ihn Geschäfte überwältigen. Nächstens sollst Du eine Künstlerromanze von
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ihm lesen, die ich seiner Schwester zugeschickt.
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<line tab="1"/>Melde mir doch aufs eheste ob der Herzog von Weymar mit unter den Subskribenten auf Deine
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Physiognomik ist. Und für wieviel Exemplare? – Und denn ob ich die Wielandias dem Gotter schicken
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darf, dem ich eine Antwort schuldig bin. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Grüß den edlen Passavant und dank ihm mit der heissesten Umarmung für all seine Freundschaft für
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mich. Die Lieder von denen er mir schrieb sind meistens nicht von mir, sondern von einem jungen
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Schweighäuser einem Jüngling von vollem Herzen. Dank ihm noch mehr für seine schönen Mühwaltungen für
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meine Kosakin, die ihm selbst auf einem Zettel ihren Dank stammeln wollte, aber jetzt krank zu Bette liegt.
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Sie hat von dem bewußten Freunde nun auch schon selbst seine <it>Adresse</it> in London erhalten, indessen bittet
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sie Passavanten doch gütigst fortzufahren, und sobald er Neuigkeiten erfährt, sie ihr mitzutheilen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Grüß den theuren Pfenninger und sag ihm, ich arbeite gegenwärtig an einer neuen Auflage meines
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Menoza mit sehr wesentlichen Verbesserungen, der liebe Kritiker soll ihn zuerst haben. Überhaupt bitte
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ich meine Freunde mir ungeheuchelt und strenge ihre Meinung, ihr wahres uneingenommenes Gefühl über
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alle Stücke die ich künftig dem Publikum vorlegen werde zu schreiben. Es ist der gröste, der einzige
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Liebesdienst, den sie einem Künstler erweisen können. Und wißt Ihr lieben Brüder, daß der Tadel des
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Publikums auch auf Euch zurückfällt? „Hat er denn nicht Freunde?“ <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Und nun, Lavater, laß mich Dich an mein Herz drücken, solang ich noch nahe bey Dir bin und Dir ein
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Wörtgen über die Schweitzerlieder zurufen, von denen ich neulich wieder gesprochen. Mit dem
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Büchlein in der Tasche komm’ ich einmal in eure Gebirge. Tausend Grüße Deiner verehrungswürdigen
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Gehülfin. Daß doch das Blatt schon zu Ende ist <line type="break"/><line type="empty"/>
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<align pos="right">Lenz.</align>
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<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand, vertikal">
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Der gute Röderer Nathanael empfiehlt sich euch allen aufs zärtlichste. Adieu! Adieu!</sidenote></letterText>
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</document>
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</opus>
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@@ -626,6 +626,20 @@
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<isDraft value="false" />
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="42">
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<date value="Straßburg, 8. April 1775" />
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<sort value="1775-04-08" />
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<letterTradition letter="42">
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 22
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Reference in New Issue
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