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Einpflegung von Brief 162.
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ich Dir sage daß Fräulein von Waldner mit Herrn von Oberkirch den 1sten April um 12 Uhr in der Neuen Kirch
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<aq>copulirt</aq> worden sind.</hand></letterText>
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<letterText letter="162"><align pos="right">Manheim</align> <line type="empty"/>
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Lieber Lenz<line type="break"/>
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<line tab="1"/>daß Du mir noch nicht geschrieben – eine gewaltige Unart – so viele vortrefliche liebe Freunde
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fragen, wollen wißen was Lenz macht – Kann weiter nichts drauf antworten als – ich weiß nichts –
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Liederlicher Teufel entweder Du liegst an Zaubrer Göthes Busen sinnlos in süßen Phantasien verwickelt
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und verstrickt – denkst im Wiegen und Liegen und Vergnügen aller Welt Freunde zum Guckguck hin – oder
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eine listige Hexe mit <ul>grün</ul> schwarzen <insertion pos="top">dämmernden</insertion> Augen und einem erwärmenden seeligen <insertion pos="top">Madonna</insertion>Blick,
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da für sie Gott seegnen wolle, hält meinen loßen Flattrer irgendwo gefangen – – aber närrisch daß
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ich eben Dir drum vorpredigen will – das arme Herz Bruder Lenz wie Kletten wirft sichs überall an
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– und ein Mädchen Gesicht – Gott sey bey uns bin auch seit Deiner Abreise wieder geschmolzen
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– ein Mädchen – o! ein Engel Lenz <page index="2"/> – ein Teufel von einem lieben Mädchen führt mich am
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Seile gefangen – schwärmen möcht ich gerne und arbeithen soll ich – o! Frühling und Liebe und jugend!
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– ich kreutzig und segne mich über und über und lese meinen Morgen- und Abend Seegen im Werther. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/><aq>Apropo</aq> mit dem National Teater wirds hier zu Stand kommen – habe einen Plan zur Anlegung einer Teater
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Schule machen müßen den ich Dir zuschicken will wenn Dus begehrst der Grund zu einem weitläuftigen
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prächtichen Schauspiel Hause wird in aller Hastigkeit gelegt diesen Sommer noch solls fertig seyn und
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zukünftigen January schon drauf gespielt werden. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Sag kannstu mir nicht <aq>Adreße</aq> geben wo ich indessen einige guthe brauchbare acteurs und actrißen anwerben
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könnte, je geschickter je beßer für uns – zum Exempel für folgende Rollen <line type="empty"/>
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<ul>Mannspersohnen</ul><line type="break"/>
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Erster Liebhaber<line type="break"/>
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Bediente<line type="break"/>
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Vater<line type="break"/>
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Zweiter Liebhaber<line type="break"/>
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<aq>oncle.</aq> <line type="empty"/>
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<line type="empty"/>
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<ul>Frauenzimmer</ul><line type="break"/>
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Erste Liebhabrin<line type="break"/>
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Subrette<line type="break"/>
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Mutter. <line type="empty"/> <!-- Gibt es für das Figurenregister eine eigentümliche Formatierung? -->
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<!-- Auf welchen Textabschnitt bezieht sich die Tabelle --><tabs></tabs><note>Tabelle, Seitenumbruch</note>
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<line tab="1"/>Da ich den Auftrag vom Hofe habe, würd ich gleich mit ihnen unterhandlen können, könnte mich auch dabey um so
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viel sichrer <del>sagen</del> <insertion pos="top">einlaßen</insertion>, da <del>ich</del> immer Deine Auswahl hierin die beste seyn wird – ein jeder der sich für
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hier <del>her</del> anwerben läßt soll nicht allein seine rechnung in ansehung der Besoldung finden, sondern auch, darauf
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hab ich in meinem Plane Hauptsächlich loßgedrungen, erhält einen rang, der ihm bey einer guten Lebensarth erlaubt,
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die besten Gesellschaften zu besuchen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich bitt Dich drum wenn Du kannst lieber sey nicht nachläßig – arbeithe mit es geht ja für die gemeine Sache – Schreib
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mir gleich wenn Du mir einige Schauspieler ausfündig gemacht die sich für mich schicken, daß ich mit Dir gleich
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unterhandle, oder sag ihnen daß sie mir selbst schreiben <page index="3"/> – findet noch Auswahl statt lieber Lenz so schicke
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mir diejenige, die am wenigsten Manier <del>an sich</del> angenommen wenn <del>Sie</del> <insertion pos="top">Ihnen</insertion> nur Feuer und natürliche Wärme vom Himmels
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Papa im Busen angezündet ist – <line type="empty"/>
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An Eckhoff schreib ich so eben auch. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Den anticken Saal hastu doch der Zeit nicht vergeßen Lieber – Du bist zu ehrlich und ich traue Dir viel zu viel Gewißen zu,
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als daß Du nicht manches Stündchen meinem <del>L<er><nr> </nr></er></del> armen <aq>Laocon</aq> meiner lieben Niobe und meinem <del>arme</del> guten Glatiator widmen
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solltest – Sie sind mir gar zu lieb und ich könnte Dir drum feind werden wenn ich je so was von Dir erführe – pfuy das
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wär auch zu undankbar für einen Lenz der süßen Augen Blicke so zu vergessen, eher solltestu ein hundert von dem ˕viel tausend˕
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Grüßen und Küßen an meine Liebe Wieland und Göthe vergeßen die ich Dir mitgegeben und beym Himmel das ist doch arg genug <line type="empty"/>
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Frid. <ul>Müller</ul></letterText>
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</document>
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</opus>
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@@ -2430,5 +2430,20 @@
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<isDraft value="false" />
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="162">
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<date value="Mannheim, April 1776" />
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<sort value="1776-04-17" />
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<location ref="31" />
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<senders>
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</letterDesc>
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</descriptions>
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</opus>
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@@ -220,6 +220,8 @@
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<locationDef index="30" name="Kochberg" />
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<locationDef index="31" name="Mannheim" ref="http://d-nb.info/gnd/4037372-1" />
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<appDef index="-1" name="" category="Überlieferung & Textkritik" />
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@@ -995,5 +995,11 @@
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="162">
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<app ref="4">
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Frankfurt/Main, Freies Deutsches Hochstift, Nr. 569
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</opus>
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