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@@ -1520,123 +1520,90 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<sidenote pos="left" page="2" annotation="Fortsetzung am linken Rand, vertikal"> Sie es etwa drucken, es möchte doch wohl auch im Lesen hie und da gefallen. Lenz.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="86">
<letterText letter="86"><page index="1"/>
<line tab="1"/>In der grösten Eilfertigkeit kann ich Ihnen nur bester Gotter sagen, daß ich Ihr edles liebes Schreiben erhalten, für Ihre Theilnehmung danke und Sie bitte mir das Schicksal und die Aufnahme meiner <aq>Captivei</aq> in zwey Worten zu berichten.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Vor allen Dingen sagen Sie aber Goethen kein Wort von alledem, wenn Ihnen meine Freundschaft noch werth ist. Ich erwarte die Missive mit der fahrenden. Oder das Mskpt. wieder.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Warum geben Sie mir denn keine Nachricht von Ihrer Fräulein Schwester. Werden wir nicht das Versprechen erfüllt sehen, daß Sie sich thaten, Strasb. zu dem Mittelpunkt ihrer Zusammenkunft zu machen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Und warum haben Sie an das nicht gedacht, woran mein Brief wenigstens Erinnerung seyn sollte? Ich sage Ihnen Sie erweisen Vaterlande und Freunden einen Dienst damit. Von Ihren theatralischen Sachen hör ich soviel reden u. kann sie kann sie nicht zur Ansicht bekommen. Leben Sie wohl Bester und antworten balde
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="right">Ihrem äußerst zerstreuten
<line type="break" /><align pos="right">Ihrem äusserst zerstreuten
<line type="break"/>aber stets redlichen JMR Lenz</align>
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> im Begrif zu Pferde zu steigen Wenn Sie Stolbergs sprechen, tausend Empfehlungen von mir, die ihnen Lavater auszurichten vergessen hat.</sidenote>
<page index="4"/>Ihr Urtheil!
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line type="break"/>Es ist hier in großer Gesellschaft vorgelesen worden und hat Glück gemacht. Doch ists das einzige Mskpt. das ich habe
</letterText>
<letterText letter="87">
<letterText letter="87"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Ich schreibe Dir dieses unter dem Gestürm der Feuerglocken und Feuertrommeln in der Nacht um 4 Uhr. Kayser wenn Du Stollberg schreibst, so sag ihm, ich hätte Lavatern einen Dank für die mir überschickte Freiheitshymne geschrieben, den er ihm noch auszurichten hat. Doch mögt er bedenken daß ein guter Wein keines Kranzes bedarf, am wenigsten von meiner Thespishand.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Es wird bald ein tüchtiges Geschimpf und Geschmäh über mich in Deutschland loßgehn. Kaiser! willst Du auch von der Parthey seyn? Nein lieber Junge Du hast mich zu lieb, Du hast Dich zu lieb. Wenns überstanden ist, so lachen wir doch.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Millern hab ich geschrieben, ich lieb ihn wie meinen Augapfel, er ist zum Poeten geboren. Schick mir Klingers Schauspiel, aber mit Gelegenheit. Ich bin durch meine Correspondenz hier in tiefe Schulden gerathen, die mir auch wacker zusetzen. Das sollte mich freuen, wenn Du was von Deinen Musikalien hättest drucken lassen, und das wär ich zu sehen, am meisten begierig.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>In Bojens Monathsschrift kommt eine Schulmeisterchrie in Versen von mir die Dich auch freuen wird. Bester wenn Du doch bey Gelegenheit Dich erkundigen könntest, was aus meinem Petrarch
<page index="2"/>geworden ist. Es wäre der beste Wundstillende Balsam in diesem für mich kritischen Zeitpunkt um des Publikums Wuth gegen mich ein klein klein wenig zu besänftigen.
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="center">Grüsse <ul>Lavatern.</ul></align>
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="right">Lenz.</align>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>auch kommt bey Gottern ein neues Lustspiel nach dem Plautus von mir zum Vorschein, worinn ich dem Faß vollends den Boden ausschlage. Es muß diesmal bauen oder brechen auf immer. Ich bin zu allem gefaßt Unser aller Freiheit <ul>hängt vom Petrarch</ul>ab.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>auch kommt bey Gottern ein neues Lustspiel nach dem Plautus von mir zum Vorschein, worinn ich dem Faß vollends den Boden ausschlage. Es muß diesmal bauen oder brechen auf immer. Ich bin zu allem gefaßt Unser aller Freiheit <ul>hängt vom Petrarch</ul>ab.
<line tab="1"/>Wie schön man eben vom Münster ein Danklied abbläst. Das Feuer war grad der Kirche gegen über und ist Gottlob!! glücklich gelöscht. Herr Gott dich loben wir.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal"> Frage doch Lavatern ob er mein letztes Briefgen erhalten hat, in dem von der Physiognomik die Rede war. Ich gab ihn jemanden bis Basel mit, dessen mir bekannte Nachlässigkeit mir itzt Sorgen macht.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="88">
<letterText letter="88"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Ich habe noch etwas für Sie Boje! daß ich aber unter zehn Dukaten baare Bezahlung nicht herausgeben kann. Es ist eine Erzehlung in Marmontels Manier, aber wie ich hoffe nicht mit seinem Pinsel. Sie können (wie zu allem was ich Ihnen schicke) dreist meinen Namen nennen, wenn Ihnen das rathsamer deucht. Auch hat es in der That fünf Bogen, sehr kompreß geschrieben.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Verzeyhn Sie mir meinen Ungestüm, ich sitzejetzt recht mitten in der Noth drin. Meine Schulden sind nach meiner Proportion beträchtlich und wenn ich nicht geschwinde Rath schaffe, muß ich befürchten an einem Ort wo meine Reputation mir bisher meinen ganzen Unterhalt verschafft hat, für immer und unwiederbringlich prostituirt zu werden.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Leben Sie wohl Lieber! und antworten mir sobald es seyn kann. Sobald ich Ihre Meynung mit dem Vorschuß erhalte, sollen Sie meinen Zerbin unfehlbar ehe Sie sich umsehen, in die Arme schließen, der Ihnen mehr Freude machen wird als alles was Sie noch bisher von mir gesehen.
<line type="break"/><align pos="right">Ihr Freund Lenz.</align>
</letterText>
<letterText letter="89"><hand ref="20"> Empfangen den 2ten Jan. 1776.</hand>
<letterText letter="89"><page index="1"/><hand ref="20">Empfangen den 2ten Jan. 1776.</hand>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Hier lieber Freund, Zerbin, den ich aber unverzüglich zurück haben muß, wenn Sie ihn nicht brauchen können, wollen, was weiß ich. Ich habe mehr als einen, der mir zehn Dukaten dafür giebt und was ich thue, thu ich um Ihrentwillen. Mit den Knitteln, dacht ichs doch daß es nicht gehen würde neinzuwerfen, Sie schicken mir aber, ich bitte, sie wieder, es wartet hier jemand mit Ungeduld auf sie. Meine grösseren Sachen können eine Weile ruhen, unterdessen bitte Hellwiegen einen warmen Gruß von mir zu sagen. Meinen letzten Brief an Sie und meine Umstände bitte verschwiegen zu halten.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Herr Blessig den Sie noch aus Göttingen kennen werden arbeitet an etwas das wir Ihnen auch zugedacht haben und von dem er den ersten Bogen in einer unserer Versammlungen mit allgemeinem Beyfall vorgelesen. Sein Sujet ist die Bildung der Griechischen Sprache durch die Poeten und Philosophen und er sammelt noch fleissig Materialien zu künftiger Bearbeitung. Sie kennen vielleicht schon die ganze Feinheit und Stärke seiner Diktion.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Unsere deutsche Gesellschaft vergrössert sich von Tage zu Tage. Schlosser ist auch davon und in Colmar Freyburg und andem benachbarten Oertern bekommen wir Zuwachs. In Erwartung baldiger Antwort und
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Nachricht von Zerbins Schicksal, das ich ganz ohne Umstände mir als ein Biedermann zu bestimmen bitte, bin mit wahrer Freundschaft</sidenote>
<line type="break"/>Ihr ehrlicher Fr. u. Diener Lenz.
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Nachricht von Zerbins Schicksal, das ich ganz ohne Umstände mir als ein Biedermann zu bestimmen bitte, bin mit wahrer Freundschaft<line type="break"/>Ihr ehrlicher Fr. u. Diener Lenz.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="90">
<letterText letter="90"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Ists möglich Herder, daß ich Dir, ich mit gesammter Vaterlandsstimme noch nicht für Deine Ursachen des gesunkenen Geschmacks gedankt habe. Aber so gehts mir mit alle Deinen Sachen, ich geniesse so freudig so feurig daß ich allemal den grossen Dank darüber vergesse. Vergesse? Verhüte der Himmel das abscheuliche Wort, den Dank meines Herzens mußt Du gefühlt haben, nur gehts mir wie einem blöden Liebhaber im Angesicht seiner Vollkommenen dem die Zunge mit Bleygewichten gebunden ist der <it>zu reden</it> zittert. Nein ich kann nicht reden. Kann nur immer mit tränendem Aug in die Wolken sehn fröhlich glücklich seelig, daß Du da bist, daß Dein Weib, das süssere Weibliche Du Dir zur Seite schwebt also immer Werth und Belohnung mit Blumenketten aneinander gebunden geht. Herr Herr Gott barmherzig und gnädig, von grosser Liebe und Treue.
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Ich hatte über die Geschichtsphilosophie ein Gestammel in Versen an Dich aufgesetzt, das ich aber als ein kindisch Lallen unterdrückte. Liebe Posaune des Erzengels, schmettere schmettere Tod und Gericht in tausend unbereitete Busen, mir bist Du Gesang ewigen ewigen Lebens. Daß ich einmal ein Mann würde und Ordnung um mich her sähe und mir die Schriften meiner Lieblinge alle nach ihrem individuellen Werth um mich her stellen könnte, wie groß und stark würde ich denn seyn. So aber genieß ich immer im Fluge, doch seelig
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Darf ich Dir zu dem Hügel Glück wünschen auf dem Du itzt Batterien anlegen wirst, grosser Freund des Herrn? Mein Herz wallt und schwingt sich für Freude über alle die Aussichten, ich aber ich mein Bruder ach eine Träne aus Deinem Männerauge ich werde untergehen und verlöschen in Rauch und Dampf. Doch will ich die Liebe mitnehmen. Sie allein wird mich <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn>
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal"> <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn> zur Hölle hinabbegleiten u. noch da tröstend zur Seite stehn. Meine Reise nach Italien könnte sich wohl noch machen, aber sobald nicht. Der Stein des Anstosses ist fort, nur hängt mein Mann noch zu stark an Strasburg. Diese Reise ist mir eine wahre Höllenfahrt. Von allem mich loszureissen und doch muß es gerissen seyn. Herder laß Deine Seele, Deine Vaterwünsche mir folgen, mich nie verlassen. Und Deiner Frauen ach wenn sie mir wohl will, so kann ich Gott nicht unangenehm seyn.</sidenote>
<line type="break"/>Lenz.
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal"> <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn> zur Hölle hinabbegleiten u. noch da tröstend zur Seite stehn. Meine Reise nach Italien könnte sich wohl noch machen, aber sobald nicht. Der Stein des Anstosses ist fort, nur hängt mein Mann noch zu stark an Strasburg. Diese Reise ist mir eine wahre Höllenfahrt. Von allem mich loszureissen und doch muß es gerissen seyn. Herder laß Deine Seele, Deine Vaterwünsche mir folgen, mich nie verlassen. Und Deiner Frauen ach wenn sie mir wohl will, so kann ich Gott nicht unangenehm seyn. Lenz.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="91"><hand ref="18">
<line tab="1"/>Mein lieber Lindau <tl></tl> zu Herrn v. Kniestätt. Er ist der einzige am Hof den ich kenne, und der wird Sie mit allen ehrlichen Leuten bekannt machen! Ich küße Sie herzlich; hier haben Sie einen Brief für ihn. Leben Sie wohl. Schl.
<letterText letter="91"><page index="1"/><hand ref="18">
<line tab="1"/>Mein lieber Lindau <tl>Ausriss</tl> zu Herrn v. Kniestätt. Er ist der einzige am Hof den ich kenne, und der wird Sie mit allen ehrlichen Leuten bekannt machen! Ich küße Sie herzlich; hier haben Sie einen Brief für ihn. Leben Sie wohl. Schl.
<line type="break"/>E. d 23 Dec. 1775.</hand>
<line type="empty" />
<line type="break" /><hand ref="1">
<line tab="1"/>Den Einschluß gieb doch Zuckerpüppgen unserm Goethe ab. Sollt er noch nicht da seyn, laß es nur seinen Eltern
<line type="empty" />
<line type="break" /></hand> <hand ref="18"> <align pos="center">vive St. Thomas!</align></hand>
<line type="empty" />
<line type="break" /><hand ref="1">
<line tab="1"/>Hier bester Lindau ein Paar Zeilen von Schlossern von denen ich wünschte, daß sie Dich noch vor Carlsruh ereilten. Ich hatte die Nacht mit jungen Franzosen geschwärmt und nach der Mette mit ihnen frühstücken müssen. Nach dem Frühstück legt ich mich schlaffen und erwachte erst um zehn, da ichs denn für zu spät hielt, zu Dir zu gehen. Deine Bestellungen zeugen von der Güte Deines Herzens, leyder hab ich bey all unsern drey Buchhändlern nach den angezeigten Büchern vergebens gefragt. Einer aber hat mir versprochen, sie mir aufs höchste in drey Wochen aus Leipzig kommen zu lassen. Solltest Du Deine Meynung ändern, so schreib mirs daß Schlosser das Geld abgeben kann. Er kommt vielleicht auf die Neujahr hieher.
<line type="empty" />
<line type="break" /></hand>
<line tab="1"/>Ich habe auch noch das Original des Briefes von Deinem treflichen Freunde Greven hier, von dem Du mir erlauben wirst, eine Kopey zu nehmen. Ich schick es durch Goethe, versiegelt wieder; ihn hab ihn 2, 3 mal durchgelesen und kann mich nicht genug weiden daran. Dein Peter ist mir <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn>
<line type="break" /><hand ref="18"> <align pos="center">vive St. Thomas!</align></hand>
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Auch immer vor den Augen und ich beneide Dich um den ganzen <del>Fu</del> Stolz solch eines Funds und solch eines Projeckts. Denk an mich, wenn Du Deine Schwester umarmst. Hernach vergiß mich, ich werde drum nie weniger seyn aus ganzer Seele Dein Freund Lenz</sidenote>
<page index="2"/><hand ref="18"> An
<line type="break"/><nr> </nr> von Lindau.</hand>
<line type="empty" />
<line type="break" /><hand ref="12">
<line tab="1"/>Hier bester Lindau ein Paar Zeilen von Schlossern von denen ich wünschte, daß sie Dich noch vor Carlsruh ereilten. Ich hatte die Nacht mit jungen Franzosen geschwärmt und nach der Mette mit ihnen frühstücken müssen. Nach dem Frühstück legt ich mich schlaffen und erwachte erst um zehn, da ichs denn für zu spät hielt, zu Dir zu gehen. Deine Bestellungen zeugen von der Güte Deines Herzens, leyder hab ich bey all unsern drey Buchhändlern nach den angezeigten Büchern vergebens gefragt. Einer aber hat mir versprochen, sie mir aufs höchste in drey Wochen aus Leipzig kommen zu lassen. Solltest Du Deine Meynung ändern, so schreib mirs daß Schlosser das Geld abgeben kann. Er kommt vielleicht auf die Neujahr hieher.
<line tab="1"/>Ich habe auch noch das Original des Briefes von Deinem treflichen Freunde Greven hier, von dem Du mir erlauben wirst, eine Kopey zu nehmen. Ich schick es durch Goethe, versiegelt wieder; ihn hab ihn 2, 3 mal durchgelesen und kann mich nicht genug weiden daran. Dein Peter ist mir <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">Auch immer vor den Augen und ich beneide Dich um den ganzen <del>Fu</del> Stolz solch eines Funds und solch eines Projeckts. Denk an mich, wenn Du Deine Schwester umarmst. Hernach vergiß mich, ich werde drum nie weniger seyn aus ganzer Seele Dein Freund Lenz</sidenote>
<page index="2"/><hand ref="12"><align pos="center">An
<line type="break"/><nr> </nr> von Lindau.</align>
<line tab="1"/>Lieber Lindau nur ein Wort auf diesen Brief. Seegne Dich Gott ferner mit gutem Glauben und Freude an Dir selbst. Wir sehn einander wohl wieder. Schreib mir nur ein Wort hierher wie Dirs geht, und wohin Du ziehst grüse den Engel. Weimar d. 8. Jan 1776.</hand>
</letterText>
<letterText letter="92">
<letterText letter="92"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Ich kann mich nicht enthalten gnädige Frau, Ihnen den ganzen ganzen Brief der Gräfin Waldner über den Beschluß Ihrer Henriette zuzuschicken. Sie werden in jedem Zuge das unaussprechliche sehen, das ich nicht als Mannsperson, das ich nach der kältesten Erkenntniß drin finde. Haben Sie die Gnade ihn mir wiederzuzuschicken, weil ich der Person der er gehört, ihn nur unter dem Vorwand abgeschwatzt habe um die Stelle die Ihre Henriette angeht, für mich auszuschreiben, nichtweniger die über Hn. von Bismark Denkmal auf seine verstorbene Frau, das ich bey dieser Gelegenheit Ihnen nicht genug empfehlen kann.
<line type="empty" />
<line type="break" /><aq>il trouve bien toutes ses pensées toutes ses actions il semble </aq>denken Sie, <aq>il semble</aq> (wie wenig sie mit dieser Empfindung prahlen will) <aq>il semble quon voudroit avoir eté cette femme et etre morte pp.</aq>
<line tab="1"/><aq>il trouve bien toutes ses pensées toutes ses actions il semble </aq>denken Sie, <aq>il semble</aq> (wie wenig sie mit dieser Empfindung prahlen will) <aq>il semble quon voudroit avoir eté cette femme et etre morte pp.</aq>
<line tab="1"/>Kurz um gnädige Frau, ich werfe mich Ihnen zu Füssen, daß Sie mir dieses Heiligthum von Abdruck einer schönen Seele (wie wenig vermutet sie, ihren Brief in andern Händen zu sehen) wieder zukommen lassen, damit ich bey seiner Besitzerin kein Kirchenräuber werde.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Sie schreibt alle ihre Briefe auf der Hand, grad wie sie ihr aus dem Herzen kommen, nun zählen Sie auf die Wahrheit der Ausdrücke <aq>ilest impossible de rendre</aq> und des <aq>jy ai pleuré de bien <ul>bon coeur.</ul></aq>
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Ich darf Ihnen nicht mehr Zeit wegnehmen gnädige Frau nur eines bitten will ich noch, bitten und betteln, Nachrichten von Ihrer Familie und die Wölkgen die vor Ihrem Angesicht hängen werden balde zerteilt seyn.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Von mir darf ich nichts sagen, meine Reise nach Italien könnte durch die magnetischen Kräfte die meinen Reisegefährten an Strasburg heften, noch auf ein Jahr hinausgeschoben werden. Mittlerweile werden sich erschröckliche Nebelwolken vor meine Stirne lagern und ich Freunden und Feinden ein Ungeheuer scheinen bis Gott andere Zeiten schafft.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Entziehen Sie mir, ich mag Ihnen erscheinen wie ich wolle, wenigstens nachdem was ich gewesen bin, oder Ihnen anfangs schien, entziehen Sie mir, gnädige Frau den kleinen Funken gütiger Achtung, Nachsicht nicht, den mein guter Genius in Ihrem Herzen für mich erhalten wolle, der immer immer mein ganzes Glück ausmachen wird. Bedenken Sie, ich flehe, daß ich grosse lange Büssungen im Fegefeuer vor mir habe vielleicht mehr
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="right">Lenz.</align>
<line type="break"/>Strbg d 28sten 10br 1775
<page index="3"/>
<line type="empty" />
<line tab="1"/>Haben Sie die Gütigkeit Ihre mir unschätzbare Zuschriften künftighin immer unter folgender Adresse an mich kommen zu lassen
<line type="empty" />
<line type="empty" />
<line type="break" /><aq>A Messieurs Meuille et Perrin
<line type="break"/>Marchands trés renommés
<line type="break"/>pour rendre a Mr. Lenz

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@@ -559,7 +559,7 @@
<letterTradition letter="85">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 3. Lenz sendet da Manuskript der „Algierer“ mit.
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 3. Lenz sendet das Manuskript der „Algierer“ mit.
</app>
</letterTradition>
@@ -572,37 +572,37 @@
<letterTradition letter="87">
<app ref="4">
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, NL Lenz, Bd. 2, (Nr. 233),
Bl. 60
Bl. 60.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="88">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 3
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 3.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="89">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 4
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 4. Lenz schickt „Zerbin“ mit.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="90">
<app ref="4">
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 9
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 9.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="91">
<app ref="4">
Düsseldorf, Goethe-Museum, NW 992/1967
Düsseldorf, Goethe-Museum, NW 992/1967.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="92">
<app ref="4">
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 56/N3, Bl. 12
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 56/N3, Bl. 12. Der mitgeschickte Brief von Waldner nicht ermittelt.
</app>
</letterTradition>