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@@ -1424,10 +1424,9 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line type="break"/><align pos="center">Strasb. d. 23ten 8br. 1775.</align>
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Sie machen, höre ich, eine Sammlung von Ihren Gedichten. Das wird mich freuen. Auf Subskribenten könnten Sie hier zählen. Geben Sie mir allenfalls Nachricht davon.
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<line type="break" /></sidenote>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Sie machen, höre ich, eine Sammlung von Ihren Gedichten. Das wird mich freuen. Auf Subskribenten könnten Sie hier zählen. Geben Sie mir allenfalls Nachricht davon.</sidenote>
<page index="4"/>
<line type="empty" />
<line type="break"/><address>Herrn
<line type="break"/>Herrn <ul>Gotter</ul>
<line type="break"/>Archivarius
@@ -1445,7 +1444,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line type="break" />50 fr wie Du sie fordertest will ich Dir für die Wolken schaffen.
<line tab="1"/>Schreib mir gleich nach Zürch wie Du meinst. Am Donnerstag geh ich hier ab, und treff dann gewiß Antwort von Dir in meinem Nest.
<line tab="1"/>Stolbergs sind <ul>Deiner Liebe gewiß werth.</ul> Du hast kein Wort nicht
<page index="4"/>gedankt für den Freyheitsgesang. Mänchen Du bist ein eigen Geschöpf! Um Lavatern wirds mir Tag täglich wohler. Doch ein ander mal in Zürch Antwort auf Deinen lezten Brief. Kuß und Gruß an Röderer. Ade!>
<page index="4"/>gedankt für den Freyheitsgesang. Mänchen Du bist ein eigen Geschöpf! Um Lavatern wirds mir Tag täglich wohler. Doch ein ander mal in Zürch Antwort auf Deinen lezten Brief. Kuß und Gruß an Röderer. Ade!
<line type="empty"/>
<line type="break" />Den 13 9<ul>br</ul> 75.
<line type="break"/><align pos="right"><aq>Kaiser.</aq></align>
@@ -1457,18 +1456,14 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line tab="1"/>….. Deutschland wird in wenigen Jahren erstaunliche, unglaubliche Revolutionen in Litteratur, Geschmack, Religion u.s. f. erfahren. Ich weis, daß in fünf Jahren, denke dran 1780, wenn ich vielleicht nicht mehr bin, Deutschland alle Nationen um sich her und alle Zeitalter vor sich verdunkeln und überfliegen wird. Dieß ist nicht Weissagung, oder Gesicht des Propheten; es ist Vermutung, auf Data gegründet, die wenige wissen. …….
</letterText>
<letterText letter="81">
<letterText letter="81"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Gieb mir den gemißbrauchten Namen Gottes zurück Herder! mein böser Genius ließ mich das schreiben
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Die Soldaten können noch nicht gedruckt werden. Erröthen muß ich freilich über den Unverstand meines letzten Briefes. Gott wo war ich, als ich ihn schrieb.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Mache Dir keine Gedanken über die Ebbe und Fluth meines Entschlusses. Es sind lauter Lokalverhältnisse die mich so peinigen. Die aber aufhören werden. Ein Poet ist das unglücklichste Wesen unter der Sonnen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Grüsse Deine Frau. Sollte ich von hier reisen oder sollte es einst Zeit seyn das grosse Trauerspiel aufzudecken, so werd ich Dir vorher schreiben. Bis dahin muß ich noch stumm die Zähne zusammenbeißen und die Leiden meines Volks in meinem verborgensten Herzen wüthen lassen.
<line type="empty" />
<line type="break"/>Strasburg den 18ten Nvbr. 1775.
<line type="break"/><align pos="right">Lenz.</align>
<line type="empty" />
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Solltest Du es einst künftig drucken lassen, so muß auch alsdann mein Name im Anfange verschwiegen bleiben. Ich sag es Dir hier voraus, falls ich es etwa alsdann zu erinnern vergessen sollte.</sidenote>
<page index="4"/>
<line type="break"/><address>Herrn
@@ -1477,87 +1472,51 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line type="break"/>in <ul>Bückeburg.</ul></address>
</letterText>
<letterText letter="82">Den 18ten November. 75.
<line type="empty" />
<letterText letter="82"><align pos="right">Den 18ten November. 75.</align>
<line type="break" />Mein Vater!
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Unaussprechl. glücklich haben Sie mich durch Ihren Brief gemacht und durch die Zeilen meiner Mutter. Fahren Sie fort, ich bitte Sie auf den Knien, mir ein zärtlicher Vater zu bleiben, Sie mögen sehen und hören von mir was Sie wollen. Weisen Sie mich aufs strengste zurecht, Sie, meine Mutter, meine lieben Geschwister; alles dient, alles frommt, und von Ihrer Hand mein Vater, die ich mit Thränen benetze, alIes <ul>doppelt und vierfach.</ul> Fodern Sie aber nicht, daß ich auf alles antworte, es müßte mich <ul>zu weit</ul> führen. Umstände verändern die Sache, ich kann nicht mehr sagen, aber alles, was Sie mir schreiben, was mir meine Mutter schreibt, sind güldene Aepfel in silbernen Schalen. Lange lange hab ich die Züge dieser Mutterhand mit stummer Innbrunst an meine Lippen gehalten und in Gedanken war ich bey Ihnen und fühlte Ihre seegnenden Küsse an meinen Wangen. Ach wie viel haben Sie mir in diesem Augenblick geschenkt. Sie sind also wieder mein, Sie lieben mich noch.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Durch zwey Freunde die diesen Brief bis Leipzig bringen. Millionen Neujahrswünsche! Grüße an alle gute Freunde, alle. Wie kann sie der Brief auch fassen. </sidenote>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Und sind nicht abgebrannt und sind so gesund daß Sie mir schreiben können und sind so gerecht, daß Sie mich außer Landes nicht durch Gewaltsamkeiten nach Hause ziehen wollen, so lang ich den innern Beruf dazu nicht habe. Das ist mein höchster Wunsch gewesen. Wir sind in allen Stücken <ul>einerley Meinung,</ul> beste Eltern, die Zeit wirds lehren.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wenn man zu einem Ziel schwimmen soll und Wasser liegt vor einem, muß man das Wasser nicht durcharbeiten? Trockenes Fußes konnten nur die Israeliten durchs rothe Meer gehen, als Gott der Herr noch Wunder that.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Sie thun Herdern unrecht, er ist <ul>kein Socinianischer Christ.</ul> Lesen Sie doch ich bitte Sie seine <ul>Urkunde</ul> über das erste Kapitel I B. M. und seine Erläuterungen des Neuen Testaments. Er kommt als Professor der Theologie nach Göttingen. Haben Sie ein klein Büchelgen gelesen: Meynungen eines Layen zum Besten Geistlichen. Der Verfasser ist nicht bekannt.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Wenn Sie können, lassen Sie sich die <ul>Iris</ul> eine periodische Schrift fürs Frauenzimmer kommen. Die Frau geheime Staatsräthin Ia Roche, eine der ersten Frauen des Jahrhunderts, schreibt die freundschaftl. Briefe darinn, die Oper Erwin und Elmire ist von Goethen, die Uebersetzung des Ossians von mir.</sidenote>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ihr Rath in Ansehung Strasburgs ist noch zur Zeit unausführbar; doch schwöre ich für die Zukunft nicht. Wenigstens schmeichelt mir die Freundschaft einer ganzen Stadt (die im Grunde mich allein ernährt) so sehr, daß ich sehr vortheilhafte Anträge von andern Orten wie mich dünkt mit Recht ausgeschlagen habe. <aq>Patria ubi bene.</aq> Doch hat es mich freilich Sorgen und Nachtwachen gekostet, es dahin zu bringen und noch jetzt, ich schwör es Ihnen, sind die Wißenschaften und das Theater selbst nur meine Erholung.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Was sagen Sie zu Lavaters Physiognomik? Haben Sie meinen Brief durch H. v. Medern nicht erhalten? Und können L. etwan bey Edelleuten um Dörpt herum Subskribenten verschaffen. Es ist freil. theuer, doch haben hier in Str. ganze Gesellschaften zusammen das Werk gekauft.</sidenote>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Vielleicht thue ich auf den Frühjahr eine Reise nach Italien und Engelland in Gesellschaft eines reichen jungen Berliners (unter uns des Sohns des Münzjuden Ephraim) doch kränkt michs, daß ich den Hang dieses sonst so vortreflichkarakterisirten Menschen zu einer unüberlegten Verschwendung so stark sehe. Wer kann etwas vollkommen unter dem Monde wünschen. Und Gott der mich ich muß es dennoch wiederholen durch so viel geführt hat, bleibt meine Zuversicht.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Herr v. Kleist ist wieder bey seinem Vater (durch meine lntriguen) um haushalten zu lernen. Daß ich von seinen hiesigen Verschwendungen keinen gar keinen Vortheil gehabt, daß er mich vielmehr bishero nur noch mit Versprechungen für alle mit ihm übernommene Müh u. Leiden belohnt hat, weiß der droben ist bitte ich aber, <ul>beschwöre</ul> ich Sie dennoch, für sich zu behalten. Was uns hier entzogen wird, kommt uns an einem andern Orte wieder Ans Heyrathen kommt mir noch kein Gedanke, es war Sturm der Leidenschaft der mich Ihnen die Briefe schreiben machte, die itzt in Freundschaft sehr ernsthafte Freundschaft verwandelt worden, aber nie wieder Liebe werden kann. Ich hatte damals nichts auf der ganzen Welt, an das ich mein Herz hängen konnte, meine Freundin war im nehml. Fall, unsere Herzen verschwisterten sich, ihren harten Stand einander erträglicher zu machen. Entfernung u. Umstände haben auf beyden Seiten vieles verändert, meine Dankbarkeit und Freundschaft aber bleibt ihr ewig.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Meinen lieben lieben kritischen Moritz und sein dickes drolligtes rundes Weib küssen und seegnen Sie doch von mir. Sagen Sie ihm, Goethe könnte und müßte in Absicht seiner Sprache nur von seinen nächsten Landesleuten beurtheilt werden, und so lang Deutschland noch keine allgemeine Sprache hat, müsse er entfernten Provinzen noch solitär scheinen. Ich bitte mir aber dereinst sein Urtheil über meine <ul>Soldaten</ul> aus, die jetzt in Herders Händen liegen und noch wohl ein Jahr liegen dürfte, weil ich nicht eben gut finde damit ins Publikum zu eilen. Und meine liebe Märtyrin Lieschen? War das der omineuse traurige Abschied den sie mir gab. Sagen Sie ihr, daß „<ul>Leiden</ul> das große Geheimniß unserer Religion sey. Und daß ich für sie grüßen Sie den Tarwaster und sein liebes Weibgen. Goethe hält besonders viel auf ihn. Vor allen Dingen aber vergessen Sie nicht meinen lieben Bruder Christian. Daß er doch mir näher käme Ich werde Sie alle noch einmal sehen hier, hier, wünsche, glaube, vertraue ich. Sie mein Vater, Sie meine Mutter ich werde Gott schauen.
<line type="empty" />
<line type="break" />J M R Lenz.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Klopstocks Republik ist eine verborgene Geschichte und Gesetzbuch der deutschen Dichter und der deutschen Kritik. Alle diese Dunkelheiten waren nothwendig, nur niemand öffentl. zu beleidigen.</sidenote>
<line type="break" /><align pos="right">J M R Lenz.</align>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">Klopstocks Republik ist eine verborgene Geschichte und Gesetzbuch der deutschen Dichter und der deutschen Kritik. Alle diese Dunkelheiten waren nothwendig, nur niemand öffentl. zu beleidigen.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="83">
<letterText letter="83"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Ich freue mich himmlische Freude, daß Du mein Stück gerade von der Seite empfindest auf der ichs empfunden wünschte, von der Politischen. Doch es konnte nicht fehlen, überall auf Deine Meynungen und Grundsätze gepfropft
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Was die letzte Szene betrfft, so viel ich mich auf sie zurückerinnere, deucht mich könnte allen verdrießlichen Folgen durch Weglassung oder Veränderung einiger Ausdrücke des Obristen begegnet werden. Z. E. das mit den Konkubinen, medischen Weibern, könnte ganz wegfallen und der Obriste dafür lieber von Soldatenweibern sprechen, die wie die Landmilitz durchs Looß in den Dörfern gezogen würden und sodann wie die Römischen Weiber die nicht <aq>confarreatae</aq> waren, auf gewisse Jahre sich verheuratheten. Die Kinder erzöge der König. Sie giengen auch wohl wieder in ihr Dorf zurück und blieben ehrlich, es war <aq>sors.</aq>
<line type="empty" />
<line type="break" />
<line tab="1"/>Was die letzte Szene betrifft, so viel ich mich auf sie zurückerinnere, deucht mich könnte allen verdrießlichen Folgen durch Weglassung oder Veränderung einiger Ausdrücke des Obristen begegnet werden. Z. E. das mit den Konkubinen, medischen Weibern, könnte ganz wegfallen und der Obriste dafür lieber von Soldatenweibern sprechen, die wie die Landmilitz durchs Looß in den Dörfern gezogen würden und sodann wie die Römischen Weiber die nicht <aq>confarreatae</aq> waren, auf gewisse Jahre sich verheuratheten. Die Kinder erzöge der König. Sie giengen auch wohl wieder in ihr Dorf zurück und blieben ehrlich, es war <aq>sors.</aq>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Doch darf und kann vor einem Jahr von diesem 20sten Novbr. an das Stück nicht gedruckt werden. Und auch dann wenn ich noch hier bin, frage mich. Verzeyh Grosser! meine närrische <ul>Ordre.</ul> Welch Wort!</sidenote>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ordentliche Soldatenehen wollen mir nicht
<page index="2"/>in den Kopf. Soldaten können und sollen nicht mild seyn, dafür sind sie Soldaten. Hektar im Homer hat immer recht gehabt, wären der Griechen Weiber mit ihnen gewesen, sie hätten Troja nimmer erobert. Ich hab einige Jahre mit den Leuten gewirthschaftet in Garnisonen gelegen gelebt handthiert
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wenn Du anstehst Theurer, so schick mir die letzte Scene abgeschrieben zu, daß ich sie ändere. Doch könntest Dus so leicht thun, nur in den <ul>einen</ul> Dialog des Obristen einschieben pp Laß mich die Fürsten erst fragen, ich will Ihnen mein Projeckt schon deutlicher machen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Was ich verlange? Nichts verlange ich, einen Dukaten zwey Dukaten was der Kerl geben will. Wär ich meiner kleinen Schulden erst frey, nähm ich durchaus auch gar kein Buchhändler <ul>honorarium,</ul> das mir jedem Schriftsteller äusserst <ul>schimpflich</ul> scheint.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Mein Reisegefährt ist ein guter wachsweicher Mensch, der sich itzt so an Strasb. angeklebt hat, daß ich nicht weiß ob er je loßkommen wird. Es ist der Sohn des Münzjuden Ephraim, der sich aber nicht dafür ausgiebt, sondern Flies nennt. Sein voriger Reisegefährt hat ihn beym Mitleiden angepackt, da zappelt er nun. Ich sage kein Wort wie Du Dir leicht vorstellst wer weiß ob ich gar reise.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal"> Abgötterey treib ich mit euren Silhouetten. Sage Deiner Frau, daß ich jeden Buchstaben von ihr küsse. Sie und die Schlossern (von der ich eben komme) sind die Frauen meiner Freunde, an deren Liebenswürdigkeit ich mich auf keine andere Art <ul>zu rächen</ul> weiß als daß ich sie einmal wie Aristoph. aufs Theater ziehe. <gr>έλχειν</gr> aber erschrick nicht. Auf <ul>meine</ul> Art.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="84">
<letterText letter="84"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Sehen Sie wie mein armer Bube durch die Moralisten ist zugerichtet worden. Desto besser. Lassen Sie ihn ohne Namen in die Welt lauffen, jedermanns Hand seye wieder ihn und seine Hand wieder jedermann. Der Nachkomm dankts uns.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Hier haben Sie auch was von Schlossern und einen Schulmeisterbrief in Knitteln. Schlossers Namen bitte nicht zu nennen.
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="right">Lenz.</align>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Bitte mir die Bedingungen für Schlossern zu schreiben, damit sie ihm melden kann, weil ichs ihm abgeschwatzt habe. Er will, wie Ihr erster Brief es versprach, nur einen Louisdor für den Bogen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Bitte mir die Bedingungen für Schlossern zu schreiben, damit sie ihm melden kann, weil ichs ihm abgeschwatzt habe. Er will, wie Ihr erster Brief es versprach, nur einen Louisdor für den Bogen.
<line tab="1"/>ich habe ein Mittel alles das bey Wiel. und seinem Publiko wieder gut zu machen, das ich aber <aq>in petto</aq> behalte. Ableugnen werd es gewiß nicht, so sehr ich vor der Hand meinen Namen verschwiegen wünschte.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"> Daß doch der Abdruck des Possenspiels recht korrekt wird. ich kann und darf sie hier weder abschreiben noch abschreiben lassen.</sidenote>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">Daß doch der Abdruck des Possenspiels recht korrekt wird. ich kann und darf sie hier weder abschreiben noch abschreiben lassen.</sidenote>
</letterText>
<letterText letter="85">
<letterText letter="85"><page index="1"/>
<line tab="1"/>Sie sehen lieber Gotter! hier ein Stück wo alle Characktere gleichsam nur angedeutet sind, dem Schauspieler nur Winke geben was er zu thun habe und ihm auf keine Weise zuvorgreiffen. Ich habe alles wohl überdacht, es läßt sich nicht anders für ein heutiges Theater einrichten, es würde sonst zu lang, zu groß, zu unbändig. Wollten Sie den Herren vorschlagen einen Versuch damit zu machen, das Sujet ist wenigstens ganz neu und wie mich deucht geschickt genug die Talente eines Schauspielers zu üben. Die beyden Freunde handeln unendlich mehr als sie reden und ihr ganzes Spiel setzt langes Studium voraus. Zwey Leute die determinirt sind in allen Fährlichkeiten einander mit ihrem Leben beyzuspringen, müssen in jeder Bewegung in jeder Mine
<page index="2"/>Enthusiasmus für einander weisen, sonst wird das ganze Spiel frostig und kalt. Auf diese kommt nun alles an, was das Stück heben oder fallen machen kann. Eben so enthusiastisch für seinen Sohn muß der Vater seyn, oder er wird abscheulich. Die Freude bey der Hofnung seinen Sohn wieder zu bekommen so ausschweiffend als die Wuth bey Fehlschlagung dieser Hofnung. Und das alles keine Grimasse unsers gleichgültigen Jahrhunderts, sondern wahres inniges Gefühl seyn. Unter diesen Voraussetzungen allein kann das Stück gefallen.
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand der ersten Seite, vertikal"> Sechs Exemplare bitt ich mir aus.</sidenote>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Verzeyhn Sie mir meine lange Paranäse, ich weiß wohl daß der Dichter viel vom Schauspieler lernen muß, aber wiederum kann er doch dem Schauspieler am besten in den Standpunkt stellen aus dem er gearbeitet. Findt Herr Seiler es unspielbar, so lassen
<line type="empty" />
<line type="break" />
<sidenote pos="left" page="2" annotation="Fortsetzung am linken Rand, vertikal"> Sie es etwa drucken, es möchte doch wohl auch im Lesen hie und da gefallen. Lenz.</sidenote>
</letterText>

View File

@@ -535,31 +535,31 @@
<letterTradition letter="81">
<app ref="4">
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 67
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 67.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="82">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 12, Abschrift (18. Jh.)
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 12, Abschrift (18. Jh.).
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</letterTradition>
<letterTradition letter="83">
<app ref="4">
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 8
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 8.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="84">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 2
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 2. Lenz sendet wohl das Exemplar der „Wolken“ an Boie, das zuvor Schlosser hatte und das nun einen Riss aufwies. Die Beilage „von Schlossern“ war wohl gegen Wielands „Abderiten“ gerichtet. „Schulmeisterbrief“ nicht ermittelt.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="85">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 3
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 3. Lenz sendet da Manuskript der „Algierer“ mit.
</app>
</letterTradition>