This commit is contained in:
gbabelo
2025-05-26 13:04:01 +02:00
parent fb43c91d74
commit 02f62f3736
2 changed files with 17 additions and 28 deletions

View File

@@ -1356,7 +1356,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line type="break"/>zu Zürich.</address>
</letterText>
<letterText letter="73"><note>angeheftet an einen Brief von Heinrich Christian Boie; bezieht sich auf Lenz „Wolken“:</note>Lies es durch bester Schlosser! Dann mach damit was du willst, aber nie, nie müsse es bekannt werden.
<letterText letter="73"><page index="1"/><note>angeheftet an einen Brief von Heinrich Christian Boie; bezieht sich auf Lenz „Wolken“:</note>Lies es durch bester Schlosser! Dann mach damit was du willst, aber nie, nie müsse es bekannt werden.
</letterText>
<letterText letter="74"><align pos="right">Kehl am 2. Oct. 1775</align>
@@ -1384,16 +1384,15 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
</letterText>
<letterText letter="76">
<line tab="1"/>Wie begierig ergreiffe ich gegenwärtige Gelegenheit, Ihnen, mein liebens- und verehrungswürdiger Freund, das Vergnügen auszudrücken, das mir Ihre letztere gütige Zuschrift gemacht. Ihre kleine Capelle sollte mir in der That die erwünschteste Zuflucht für meine Weihnachtsandacht seyn, wenn sich meine äußerlichen Umstände nur im Geringsten darnach fügen wollten. So aber kann ich nur noch aus der Entfernung Ihnen zur völligen Wiederherstellung Ihrer Kräfte den herabströmenden Himmel anwünschen. So viel Nachrichten von Ihrer Person, von Ihren Schiksalen, von Ihrer Verbindung haben schon seit langer Zeit den Wunsch in mir rege gemacht, eine Wallfarth zu Ihnen anzustellen und Sie in der Sphäre, die Sie anfüllen, zu sehen; ich behalte mir diese Freude auf bessere Zeiten vor.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/><page index="1"/>Wie begierig ergreiffe ich gegenwärtige Gelegenheit, Ihnen, mein liebens- und verehrungswürdiger Freund, das Vergnügen auszudrücken, das mir Ihre letztere gütige Zuschrift gemacht. Ihre kleine Capelle sollte mir in der That die erwünschteste Zuflucht für meine Weihnachtsandacht seyn, wenn sich meine äußerlichen Umstände nur im Geringsten darnach fügen wollten. So aber kann ich nur noch aus der Entfernung Ihnen zur völligen Wiederherstellung Ihrer Kräfte den herabströmenden Himmel anwünschen. So viel Nachrichten von Ihrer Person, von Ihren Schiksalen, von Ihrer Verbindung haben schon seit langer Zeit den Wunsch in mir rege gemacht, eine Wallfarth zu Ihnen anzustellen und Sie in der Sphäre, die Sie anfüllen, zu sehen; ich behalte mir diese Freude auf bessere Zeiten vor.
<line tab="1"/>Dürft ich Ihnen einen Antrag thun. Es verbindet sich hier eine Gesellschaft schätzbarer Gelehrter, unter denen auch Offiziere und hier angesessene Personen sind, zur Verbesserung der hiesigen deutschen Mundart sowohl als zur möglichsten
<page index="2"/>Bereicherung unsers in Schriften gebräuchlichen Hochdeutsch. Wollten Sie würdiger Mann mit von unserer Anzahl seyn. Herr Lizenziat Ott wird Ihnen mündlich eine ausführlichere Beschreibung von diesem Institut machen können. Wir erbitten uns von Ihnen nichts als von Zeit zu Zeit, sobald es Ihre Geschäfte verstatten, einige Zeilen als Beytrag zu einem Idiotikon vom Elsaß, Vorschläge etwan wie ein und anderes kräftiges Wort, der guten Sprache unbeschadet, in dieselbe aufgenommen und vor dem ewigen Verdammungsurteil Provinzialwort gerettet werden könnte. Ich muß Ihnen gestehen, daß bey dem ersten Vorschlag einer deutschen Gesellschaft im Elsaß mir der Beystand eines seiner ersten Schriftsteller unentbehrlich scheint und also dieser Antrag ganz und gar eigennützig ist. Herr Hofrath Schloßer wird Ihnen die
<page index="3"/>erste Schrift mittheilen, die ich bei Eröfnung dieser Gesellschaft in dem Hause des Herrn Aktuarius Salzmann abgelesen. Sie sind so gütig, mir sie wieder, nebst einer geneigten Antwort auf unsern Antrag, zukommen zu lassen, weil sie in unser Archiv eingetragen <insertion pos="top">werden</insertion> soll und ich noch keine Abschrift davon genommen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Herr Lerse ist nach Zweybrücken abgegangen, und ich habe leyder bey meinen häufigen Zerstreuungen seines Umgangs nicht so häuffig genießen können als ich wohl gewünscht hätte.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Empfehlen Sie mich unbekannter Weise Ihrer würdigsten Gemalin und Familie. Ich bin mit der ungeschminktesten Hochachtung
<line type="break"/><align pos="right">Dero
<line type="empty" />
<line type="empty" />
<line type="break"/>ganz ergebenster
<line type="break"/>Diener u. Verehrer
<line type="break"/>J M R Lenz.
@@ -1405,12 +1404,12 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line type="break"/>Pfeffel
<line type="break"/>in Colmar.</address>
<line type="empty" />
<line type="break" /><note>Empfangsnotiz Pfeffels</note> M. Lenz
<line type="break" /><note>Empfangsnotiz Pfeffels:</note> M. Lenz
<line type="break"/>Den 13.8.br 1775.
</letterText>
<letterText letter="77">
<line tab="1"/>Lieber Müller, ich kann mich nicht halten, ich muß in dem Augenblick da ich Ihren Satyr Mopsus lesen, in dem Augenblick der Leidenschaft Ihnen schreiben. Ich umarme Sie. Sie haben eine so muthige so feuervolle Sprache, daß mirs kalt und warm wird. Und brünstig wär ich den <ul>Maler</ul> zu sehen der so <ul>schreiben</ul> kann. Daß Ihnen doch weder Lob noch Tadel der Kritiker weder Wind noch Sonnenhitze schadeten und der Nachkomm unter Ihrem Schatten fröhlich ruhte.
<line tab="1"/><page index="1"/>Lieber Müller, ich kann mich nicht halten, ich muß in dem Augenblick da ich Ihren Satyr Mopsus lesen, in dem Augenblick der Leidenschaft Ihnen schreiben. Ich umarme Sie. Sie haben eine so muthige so feuervolle Sprache, daß mirs kalt und warm wird. Und brünstig wär ich den <ul>Maler</ul> zu sehen der so <ul>schreiben</ul> kann. Daß Ihnen doch weder Lob noch Tadel der Kritiker weder Wind noch Sonnenhitze schadeten und der Nachkomm unter Ihrem Schatten fröhlich ruhte.
<line type="break"/><align pos="right">Lenz.</align>
<page index="2"/><note>rechte Spalte</note> Dank für das Lied in der Schafschur vom Garten der Liebe ewigen Dank!
<line type="empty" />
@@ -1418,12 +1417,9 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
</letterText>
<letterText letter="78">
<line tab="1"/>Ich danke Ihnen für Ihre Freundschaft und Ihr Andenken. Mein Schicksal ist jetzt ein wenig hart. Ich gebe vom Morgen bis in die Nacht Informationen und habe Schulden. Alles was ich mit Schweiß erwerbe fällt in einen Brunnen, der fast keinen Boden mehr zu haben scheint. Mein Glück in meinem Vaterlande ist verdorben, weil es bekannt ist, daß ich Komödien geschrieben.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/><page index="1"/>Ich danke Ihnen für Ihre Freundschaft und Ihr Andenken. Mein Schicksal ist jetzt ein wenig hart. Ich gebe vom Morgen bis in die Nacht Informationen und habe Schulden. Alles was ich mit Schweiß erwerbe fällt in einen Brunnen, der fast keinen Boden mehr zu haben scheint. Mein Glück in meinem Vaterlande ist verdorben, weil es bekannt ist, daß ich Komödien geschrieben.
<line tab="1"/>Sehen Sie dies offenherzige Gemählde meines Zustandes als einen Beweiß meiner Freundschaft an und gehn behutsam damit an. Sie haben kein Herz, das eines unglücklichen Freundes Vertrauen zu mißbrauchen, achzehnjährhundrigt genug seyn könnte. Ich habe in der That ein kleines Stück in meinem Schrank liegen das allenfalls auch spielbar seyn würde. Fragen Sie Herrn Sei<del>del</del>ler, ob er mir sechs sieben Dukaten dafür geben möchte, ich bin nie gewohnt gewesen, meine Sachen zu verkauffen, die höchste Noth zwingt mich dazu.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Doch hoff ich Herrn <del>Seidel</del> Seiler wird der Kauf nicht reuen. Es ist eine Nachahmung der <aq>captivei</aq> im Plautus. Noch einmal Gotter Verschwiegenheit. So umarmet Sie
<line type="empty" />
<line type="break" /><align pos="right">Lenz.</align>
<line type="break"/><align pos="center">Strasb. d. 23ten 8br. 1775.</align>
<line type="empty" />
@@ -1438,33 +1434,26 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
<line type="break"/>in <ul>Gotha.</ul></address>
</letterText>
<letterText letter="79">Ulm
<letterText letter="79"><page index="1"/><align pos="center">Ulm</align>
<line type="break"/>Hier aus dem Zimmer des liebenden Millers muß ich Dir lieber was schreiben.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich kenne Deine <ul>Wolken.</ul> Ich weiß daß Du sie gedruckt wolltest haben p p Ich bin sehr dafür portirt und <ul>liegt mir viel dran.</ul>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Hier hab ich nun durch Millern der mein <ul>wahrer</ul> Freund ist, schon Gelegenheit gehabt, für mich und auch andern etwas geheim drukken zu lassen und dieß wär hier auf die Art zu machen.
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Sage nun mein Freund Deine Meynung und Sinn. Millern kann man alles <ul>ohne</ul> den Freundschaftseid anvertrauen. <ul>Er</ul> liebt Dich sehr sehr! Trug mir längst auf, Dirs heftig zu versichern. Närrchen sey gut! Obwohl er Dichter ist, so ist er doch herrlich, und man kann immer die Liebe eines Kerls mitnehmen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Stolbergs die edle grosse Seelen haben mich gezwungen sie nach Schaffhausen zu begleiten, und da zwang mich Miller mit nach
<page index="3"/>Ulm. So kam ich hieher! Ist mir sehr wohl. Finde in Schwaben viel Simplicität, Religion und Tugend. Mädchens sind Gotteskinder.
<line type="empty" />
<line type="break" />50 fr wie Du sie fordertest will ich Dir für die Wolken schaffen.
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Schreib mir gleich nach Zürch wie Du meinst. Am Donnerstag geh ich hier ab, und treff dann gewiß Antwort von Dir in meinem Nest.
<line tab="1"/>Stolbergs sind <ul>Deiner Liebe gewiß werth.</ul> Du hast kein Wort nicht
<page index="4"/>gedankt für den Freyheitsgesang. Mänchen Du bist ein eigen Geschöpf! Um Lavatern wirds mir Tag täglich wohler. Doch ein ander mal in Zürch Antwort auf Deinen lezten Brief. Kuß und Gruß an Röderer. Ade!
<line type="empty" />
<page index="4"/>gedankt für den Freyheitsgesang. Mänchen Du bist ein eigen Geschöpf! Um Lavatern wirds mir Tag täglich wohler. Doch ein ander mal in Zürch Antwort auf Deinen lezten Brief. Kuß und Gruß an Röderer. Ade!>
<line type="empty"/>
<line type="break" />Den 13 9<ul>br</ul> 75.
<line type="break"/><align pos="right"><aq>Kaiser.</aq></align>
<line type="empty"/>
<line type="empty" />
<line type="break" />Hab Ordre von Klingern Dir ein Drama zu senden. Kommt nächstens. Lebe wohl Lieber!
<line tab="1"/>Hab Ordre von Klingern Dir ein Drama zu senden. Kommt nächstens.
<line tab="1"/>Lebe wohl Lieber!
</letterText>
<letterText letter="80">Den 15ten Nov. 1775.
<line type="break"/>
<line tab="1"/>….. Deutschland wird in wenigen Jahren erstaunliche, unglaubliche Revolutionen in Litteratur, Geschmack, Religion u.s. f. erfahren. Ich weis, daß in fünf Jahren, denke dran 1780, wenn ich vielleicht nicht mehr bin, Deutschland alle Nationen um sich her und alle Zeitalter vor sich verdunkeln und überfliegen wird. Dieß ist nicht Weissagung, oder Gesicht des Propheten; es ist Vermutung, auf Data gegründet, die wenige wissen. …….
</letterText>

View File

@@ -505,31 +505,31 @@
<letterTradition letter="76">
<app ref="4">
Marbach, Deutsches Literaturarchiv, A:Pfeffel, Gottlieb Konrad. Zugangsnummer
HS.2005.0001.00073. Mediennummer HS001731331
HS.2005.0001.00073. Mediennummer HS001731331.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="77">
<app ref="4">
Frankfurt/Main, Freies Deutsches Hochstift, Nr. 2467
Frankfurt/Main, Freies Deutsches Hochstift, Nr. 2467.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="78">
<app ref="4">
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 2
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 2.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="79">
<app ref="4">
Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 20
Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 20.
</app>
</letterTradition>
<letterTradition letter="80">
<app ref="4">
Deutsches Museum 1777, Leipzig, 1. Bd., S. 283
Deutsches Museum 1777, Leipzig, 1. Bd., S. 283.
</app>
</letterTradition>