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@@ -1327,7 +1327,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<letterText letter="72">
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<line tab="1"/><page index="1"/>Ihr wollt die Wolken Wiel. zuschicken. Lieben Freunde, wo ist euer Verstand, wo ist eure Freundschaft für mich? Was hab ich mit W. zu schaffen! Kennt Ihr die süßlächelnde Schlange mit all ihren Krümmungen noch nicht. Unsere Feindschaft ist so ewig als die Feindschaft des Wassers und Feuers, des Tods und des Lebens, des Himmels und der Hölle. Und ihn zu bekehren – wäre Lästerung. Ihn durch dies Stück bekehren wollen – Freunde ich fahre aus der Haut. Alle seine Absichten befördern, sagt, und mich zerhauen, im Mörser zusammen stossen. Schreib ich denn das Stück für mich? Oder hab ich hier mit W. <ul>dem Menschen,</ul> nicht mit Wiel. <ul>dem Schriftsteller</ul> zu thun? Thu ich <ul>mir</ul> nicht den grösten Schaden <del>th</del> damit? Und jetzt W. in die Hände geben, damit er <ul>frohlocken kann</ul> über mich? Und das meine eignen Freunde.
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<line tab="1"/>Jeder Autor <ul>hat ein Recht auf das was er</ul> geschrieben. Ich bitte euch also mirs zurückzuschicken und mich meinem Schicksal zu überlassen.
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<line type="break" />Ich schreibe dies mit dem kältsten Blut und der gelassensten Ueberlegtheit von der Welt.
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<line tab="1"/>Ich schreibe dies mit dem kältsten Blut und der gelassensten Ueberlegtheit von der Welt.
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<line type="break"/><align pos="right">Lenz
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<line type="break"/><aq>verte</aq></align>
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@@ -1335,7 +1335,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">
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<line tab="1"/>Und W. der euch allen im Herzen Hohn spricht, die Achseln über Euch zuckt u lächelt – mit dem wollt Ihr Vertraulichkeit machen, sobald es wieder ihn geht. Liebe liebe Freunde – überlaßt mich wenigstens mir allein.</sidenote>
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<page index="2"/>Wieland der Mensch wird einst mein Freund werden – aber Wieland der Schriftsteller, das heißt der Philosoph der Sokrates – nie. –
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<line type="break" />Schickst Dus aber ihm so ist es <del>seyn</del> sein und euer aller Verderben.
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<line tab="1"/>Schickst Dus aber ihm so ist es <del>seyn</del> sein und euer aller Verderben.
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<line type="empty" />
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<line type="break" /><fn index="5"><anchor>#</anchor></fn> Mit einer Welt Dukaten kannst Du mir dies Stück nicht abkauffen.
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@@ -1375,12 +1375,11 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<line type="break" />Schreibst Du auf Erfurt, so laß Dir den <ul>Abraham</ul> senden. Nun kommts bald an den II. Teil der Physiognomik.
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<line tab="1"/>Stollberg hat mir die Schweizerlieder vollenden geholfen. Nun noch geistliche Lieder. – Dann noch eine kleine Reise auf Marschlins. Dann – verschlossen in die Physiognomik. Inzwischen –
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<line type="break" /><note>Auflösung der Hieroglyphen, vgl. Haustein, Jens: Jacob Michael Reinhold Lenz als Briefschreiber. In: Stephan/Winter 1994, S. 337-352, hier S. 349:</note>
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<line type="break"/>Inzwischen – Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen-
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<line type="break"/>Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen-
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<line type="break"/>Lindau hab’ ich angeworben.
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<line type="break"/>Stolbergs werd ich anwerben.
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<line type="break"/>Dein Brief an Kayser treflich!
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<line type="break"/>Röderers Schuldner bin ich noch immer. Adieu.
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<line type="empty" />
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<line type="break" /><align pos="right"><ul>J. C. L.</ul></align>
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