Einpflegung von Brief 27 in "briefe.xml".

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GregorMichalski
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Athem Ihnen zu sagen, daß ich, zu der höchsten Uebereinstimmung der Welt das Zutrauen habe, daß Athem Ihnen zu sagen, daß ich, zu der höchsten Uebereinstimmung der Welt das Zutrauen habe, daß
sie mich nach Straßburg in Ihre Armen führen wird. <line type="empty"/> sie mich nach Straßburg in Ihre Armen führen wird. <line type="empty"/>
Lenz. Lenz.</letterText>
<letterText letter="27">Landau d. 10ten Dec. 1772. <line type="empty"/>
</letterText> <line tab="1"/> Der Ausdruck in einem Briefe an meinen Bruder, mein Glück mag ewig in Dämmerung liegen
bleiben, ist mir leid: doch hab ich nur damals an das zeitliche Glück gedacht und dieses braucht
freilich nicht zu glänzen und kann dennoch solid seyn. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Dass ich mir auch selber wohl viele Leiden zugezogen, gestehe ich gerne, und wer sollte wohl so
weislich handeln, dass er nie erst durch Erfahrung nöthig hätte klug zu werden. Die Liebe eines in der
That liebenswürdigen Frauenzimmers kann ich aber keine Klippe nennen, an der meine Tugend
Gefahr gelaufen. Soviel ist richtig, dass die Klugheit will, dass ein Reisender sein Herz auch vor der
reinsten Leidenschaft verwahre, und das war der Rath meines Mentors, meines weisen Salzmanns,
für den ich keine Bewegung meiner Seele geheim hielt. Schade, dass er diese zu spät erfuhr, denn das
kann ich nicht leugnen, dass sie bei aller ihrer Süßigkeit, ihre Bitterkeiten hat. Unglücklich aber macht
sie mich nicht und soll auch in dem Plan, den die gött· liche Schickung mir zu durchlaufen
vorgezeichnet hat, nichts verändern, sollte gleich die Wunde, die sie in meiner Seele zurückgelassen,
unheilbar seyn. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wie traurig ist es für mich, dass ich Ihren Vorschlag, ungesäumt ins Land zu kommen, nicht so·
schnell vollziehen kann, als es Ihr Vaterherz zu wünschen scheint. Aber Sie schreiben mir, Sie
wünschten mich vor Ihrem Ende noch zu sehen und zu seegnen haben Sie denn nur einen Seegen,
mein Vater? Ich hoffe zu Gott, dass er Ihr und meiner besten Mutter Leben noch eine Weile fristen
wird. Meine Verbindungen mit den Herrn von Kleist sind von der Art, Dass ich den eigentlichen
Zeitpunkt meiner Zurückkunft nicht bestimmen kann. Der älteste besonders will nichts davon hören,
dass ich ohne ihn heimreise. Sie werden mir vergeben, Dass ich über diesen Punct ein Stillschweigen
beobachte das ich für meine Pflicht halte. Noch einmal aber bitte ich Sie, sich über mein Schicksal
und meine gegenwärtigen und zukünftigen Umstände, keine vergebliche Unruhe zu machen. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Dem guten Herrn Pastor Müthel danke ich für das schmeichelhafte Zutrauen, das er in mich zu setzen
beliebt. Er könnte sich aber auch vielleicht irren, wenn er zu viel Gutes von mir erwartete. Wenn ich
im Lande wäre, sollte mich nichts abhalten, so freundschaftliche und vorteilhafte Anträge
anzunehmen. So lange das aber nicht ist, wird er die Bildung seines Sohnes dem überlassen, der ihn
erschaffen und auch die unscheinbarsten Mittel zu seinen ewig nothwendigen Zwecken anzuwenden
weiß. Versichern Sie diesen mir so werthen Mann übrigens von meiner ganzen Hochachtung,
und sagen ihm, Dass ich nicht ohne Widerspruch meines Herzens, welches in schöner
Uebereinstimmung mit dem seinigen, gern für seinen Sohn voll süßer, kleiner Sorgen klopfen möchte,
seinen Vorschlag ablehne. Andere Sorgen fordern dieses Herz, die sich freilich nicht so durch sich
selbst belohnen, wie jene wohl tun würden. Kann ich aber in der Folge der Zeit irgend etwas
beytragen seine Wünsche zu befördern, so will ich es mit Freuden thun.</letterText>
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</opus> </opus>