From 5a729b8977a75830076d5507da4e9f2859740994 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 21 Oct 2024 08:42:55 +0200 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 27 in "briefe.xml". --- data/xml/briefe.xml | 41 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++-- 1 file changed, 39 insertions(+), 2 deletions(-) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 4b3312a..1499ada 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -1575,9 +1575,46 @@ Athem Ihnen zu sagen, daß ich, zu der höchsten Uebereinstimmung der Welt das Zutrauen habe, daß sie mich nach Straßburg in Ihre Armen führen wird. - Lenz. + Lenz. + + Landau d. 10ten Dec. 1772. - + – Der Ausdruck in einem Briefe an meinen Bruder, mein Glück mag ewig in Dämmerung liegen + bleiben, ist mir leid: doch hab’ ich nur damals an das zeitliche Glück gedacht und dieses braucht + freilich nicht zu glänzen und kann dennoch solid seyn. + + Dass ich mir auch selber wohl viele Leiden zugezogen, gestehe ich gerne, und wer sollte wohl so + weislich handeln, dass er nie erst durch Erfahrung nöthig hätte klug zu werden. Die Liebe eines in der + That liebenswürdigen Frauenzimmers kann ich aber keine Klippe nennen, an der meine Tugend + Gefahr gelaufen. Soviel ist richtig, dass die Klugheit will, dass ein Reisender sein Herz auch vor der + reinsten Leidenschaft verwahre, und das war der Rath meines Mentors, meines weisen Salzmanns, + für den ich keine Bewegung meiner Seele geheim hielt. Schade, dass er diese zu spät erfuhr, denn das + kann ich nicht leugnen, dass sie bei aller ihrer Süßigkeit, ihre Bitterkeiten hat. Unglücklich aber macht + sie mich nicht und soll auch in dem Plan, den die gött· liche Schickung mir zu durchlaufen + vorgezeichnet hat, nichts verändern, sollte gleich die Wunde, die sie in meiner Seele zurückgelassen, + unheilbar seyn. + + Wie traurig ist es für mich, dass ich Ihren Vorschlag, ungesäumt in’s Land zu kommen, nicht so· + schnell vollziehen kann, als es Ihr Vaterherz zu wünschen scheint. Aber – Sie schreiben mir, Sie + wünschten mich vor Ihrem Ende noch zu sehen und zu seegnen – haben Sie denn nur einen Seegen, + mein Vater? Ich hoffe zu Gott, dass er Ihr und meiner besten Mutter Leben noch eine Weile fristen + wird. – Meine Verbindungen mit den Herrn von Kleist sind von der Art, Dass ich den eigentlichen + Zeitpunkt meiner Zurückkunft nicht bestimmen kann. Der älteste besonders will nichts davon hören, + dass ich ohne ihn heimreise. Sie werden mir vergeben, Dass ich über diesen Punct ein Stillschweigen + beobachte das ich – für meine Pflicht halte. Noch einmal aber bitte ich Sie, sich über mein Schicksal + und meine gegenwärtigen und zukünftigen Umstände, keine vergebliche Unruhe zu machen. + + Dem guten Herrn Pastor Müthel danke ich für das schmeichelhafte Zutrauen, das er in mich zu setzen + beliebt. Er könnte sich aber auch vielleicht irren, wenn er zu viel Gutes von mir erwartete. Wenn ich + im Lande wäre, sollte mich nichts abhalten, so freundschaftliche und vorteilhafte Anträge + anzunehmen. So lange das aber nicht ist, wird er die Bildung seines Sohnes dem überlassen, der ihn + erschaffen und auch die unscheinbarsten Mittel zu seinen ewig nothwendigen Zwecken anzuwenden + weiß. – – – Versichern Sie diesen mir so werthen Mann übrigens von meiner ganzen Hochachtung, + und sagen ihm, Dass ich nicht ohne Widerspruch meines Herzens, welches in schöner + Uebereinstimmung mit dem seinigen, gern für seinen Sohn voll süßer, kleiner Sorgen klopfen möchte, + seinen Vorschlag ablehne. Andere Sorgen fordern dieses Herz, die sich freilich nicht so durch sich + selbst belohnen, wie jene wohl tun würden. – Kann ich aber in der Folge der Zeit irgend etwas + beytragen seine Wünsche zu befördern, so will ich es mit Freuden thun.