Einpflegung vom französischen Brief 151 und Übersetzung.

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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 33, Nr. 5
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<line tab="1"/>Dies schreibt Ihnen ein Unbekannter, verstehen Sie das mehr als eine Warnung des
Himmels. Ich kann daran kein Interesse haben, weil ich meinen Namen nicht nenne.
Was werden Sie tun, allzu liebenswürdige und reizende Baronin! Einen Mann heiraten,
der nicht von Ihrem Format ist, der gar nicht in der Lage ist, Sie zu schätzen.
Jugend, Schönheit, Anmut, Begabungen, Reichtümer, alles alles einer Seele opfern,
die vielleicht nur den letzten und den niederträchtigsten dieser seltenen Vorzüge
zu schätzen weiß. Gott, wie weit ist es mit Ihnen gekommen, dass Sie, die Sie so
geistreich und scharfsinnig sind, sich auf diese Weise einem blinden, grausamen und
ungerechten Schicksal hingeben, das Ihre wahren Freunde früher oder später das Leben
kosten wird, weil sie sehen, wie Sie mittellos verloren sind, ja verloren, weil Sie,
reizend wie Sie sind, in die Hände eines gewöhnlichen und folglich kalten und
leichtfertigen Mannes gefallen sind, Sie, eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche Frau.
Hören Sie mich an, hören Sie mich an, geben Sie sich nicht so leichtfertig hin, warten
Sie wenigstens, prüfen Sie ihn, denn was haben Sie zu verlieren: Prüfen Sie tausendmal,
ob er eines Tages Ihre Hand verdient. Bedenken Sie doch, dass es sich um eine Entscheidung
für das ganze Leben handelt, eine Entscheidung, die man nicht rückgängig machen kann.
Glauben Sie mir, jede Liebe der Tugend beginnt bei sich selbst, man kann sich nicht mehr
über das Schicksal beklagen, nachdem man sich selbst unglücklich gemacht hat. Und welch
größeres Unglück, welch größeres Verbrechen könnte es geben, als dass Sie selbst sich
zweifelhaften, zumindest aber oberflächlichen Absichten hingeben, sich einem Herzen geben,
das nicht vor Freude darüber zu sterben weiß, einen unvergleichlichen Triumph davongetragen
zu haben, einem Herzen, das nicht seine ganze Glückseligkeit darin findet, Sie anzubeten.
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