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Einpflegung von Brief 103.
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Herrn Herrn Joh. Casp. <ul>Lavater</ul><line type="break"/>
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Pfarrer am Waysenhause <ul>zu Zürich.</ul><line type="break"/>
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Durch einen Freund.</letterText>
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<letterText letter="103"><line tab="1"/>Hier haben Sie lieber Freund meine Aussöhnung mit Wielanden, die Sie sogleich Herrn Hellwing in
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Lemgo zuschicken werden, sie an die Wolken andrucken zu lassen. Sie ist zwar ein wenig
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Normännisch, wird aber wie ich hoffe zu seiner wahren Beruhigung mehr beytragen, als tausend
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leere Lobeserhebungen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Die beyden Sachen gehören ganz nothwendig zusammen, eins steht und fällt mit dem andern und ich
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habe bloß <insertion pos="top">darum</insertion> damit bisher zurückgehalten um einige Nachrichten aus dem Publikum
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einzuziehen <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Hier ist auch etwas von Schlossern für Ihre Sammlung das Ihnen gewiß Vergnügen machen wird. Sie
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dürfen das Geld dafür mit dem dem für dem ersten Mskpt. Sobald Sie es bequemlichst thun können,
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ihm unmittelbar nach Emmedingen zu schicken. Darüber aber ist er ein wenig empfindlich gewesen, daß
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Sie seinem ausdrüklichen Verbot zuwieder, seinen Namen bekannt gemacht und ihn so mit Wielanden
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über den Fuß spannen. Von diesem können Sie ihn immer als Verfasser nennen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Aus unserer Gesellschaft die täglich anwächst, kann ich Ihnen mit der Zeit einige <ul>sehr artige</ul> Sachen
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mittheilen. Verschiedene Professoren unserer Akademie haben sich zu uns gethan von denen wir
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auch allerley hoffen. Herr Blessig schreibt hier an einem Strasburger Wochenblatt, <ul>der Bürgerfreund,</ul>
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das aber ganz und gar <ul>lokal</ul> ist. Auch ich schreibe hinein. Aber wie Sie sich wohl vorstellen
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können, alles <aq>ad captum</aq> unserer Leute. Indessen wollen wir hoffe ich andern Schriftstellern dadurch
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Feld bearbeiten. Leben Sie wohl u. antworten Ihrem <line type="empty"/>
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<align pos="right">L.</align> <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">
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<line tab="1"/>Das Soliloquium des Wetterhahn könnte füglich wegbleiben. Es ist <ul>zu</ul> schmutzig. Sorgen Sie doch
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dafür bester! <ul>Wenigstens muß er in Kleidern</ul> am Tisch sitzen. es wäre mir <ul>aber sehr lieb</ul>wenns ganz
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wegbliebe. <aq>verte</aq></sidenote> <line type="empty"/>
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<page index="2"/>
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<align pos="right">Den 21sten Jenner</align> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Eben jetzt erhalte Nachrichten, daß Herr Leibarzt Zimmermann in Hannover bey jemand nachfragt,
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ob die Wolken von mir seyn. Sollte er sie gesehen haben? <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Soeben läßt er mir durch seinen Sohn sagen, er habe ein Mskpt von mir in Händen, das er in Leipzig
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bey Reichen werde drucken lassen. – Sollten das etwa gar die Wolken selber seyn? – Es sey was es
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wolle so geben Sie mir Nachricht davon und wenn Sie etwa auf die Art der Freundschaft für Hn.
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Wieland eine Schmähschrift hätten unterdrücken wollen, <ul>die ihm soviel Ehre macht</ul> und mit der
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ich <ul>ganz andere</ul> Zwecke zu erreichen hoffe, als die Schriftstellerreputation eines Mannes herunterzusetzen
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von dessen wahrem Werth kein Mensch in Europa eine so anschauende und richtige Erkenntniß haben
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kann als ich – – so bedaure ich daß Sie meine wahren Absichten – meine Einsichten – und mein Herz – so
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mißkennet haben – und bitte mir beydes Pasquill – und Apologie – die wie gesagt beyde <ul>nothwendig</ul>
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waren, beyde ohneinander nicht <ul>bestehen konnten</ul> ungesäumtst wieder zurück. So ist eines der edelsten
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Anschläge meines Lebens über den Hauffen geworfen. <line type="empty"/>
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<page index="3"/>
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<line tab="1"/>– Das Packet mit den 10 Dukaten habe erhalten und danke ˕sehr˕ für die schleunige und
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freundschaftliche Bezahlung. Aber wie gesagt ein Dolchstich von der Hand des Freundes wäre mir
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angenehmer als Hintertreibung <ul>guter und edler</ul> Absichten – unter dem Schein sie zu befödern <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Doch wenn ich mich geirret habe so verzeyhen Sie! Oder sollte selbst im befürchteten Fall, Herr
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Leibarzt Zimmermann auch <ul>meiner Meynung</ul> # seyn – O welche Freude für einen Jüngling, die
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Stimme eines solchen Mannes gewonnen zu haben. – Sonst mach ich diesen ganzen Lärm nicht
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eben um der Männer willen; die über Lärmen dieser Art gewöhnlich hinauszuseyn pflegen. Wenn sie
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aber Söhne haben – Söhne in meinen Jahren – und in meinem Fall – Söhne für die ich alles
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das thue – <line type="empty"/>
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# und es ihm mit dem Druk in Leip. ein Ernst seyn <line type="empty"/>
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<align pos="center">L</align> <line type="empty"/>
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<align pos="right">Den 22sten</align><line type="break"/>
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<line tab="1"/>Wie gesagt, vor allen Dingen, wenn meine Furcht wahr ist, bitte mir die Apologie wieder. Sie ist meine
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einzige Schutzwehr, der einzige Schlüssel aller meiner Absichten, auf den ich alle meine Freunde die
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über diese Sache an mich geschrieben verwiesen. Bekomme ich sie nicht so bin ich in einer
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verzweiflungsvollen Lage – und das durch Freunde – denen ich mich ohne Zurückhaltung anvertraut – <line type="empty"/>
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<align pos="center">Lenz</align> <line type="empty"/>
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<page index="4"/>
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<line tab="1"/>Bester Freund wenn meine Furcht ungegründet ist, so verzeyhen Sie nochmals bitte ich, den
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Ausbrüchen meiner Leidenschaft. Mir ist an Endigung dieser Sache und an Aufklärung des
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Publikums über meine Gesinnungen und Handlungen gegen Wiel. alles alles gelegen. Um dieses
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Schrittes willen – that ich all meine bisherigen Schritte – dieser Schritt entscheidet von
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allen meinen künftigen. Ich kenne mein Publikum, ich habe es vorbereitet – ich habe die ganze
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Wirkung berechnet die das thun <ul>kann</ul> – thun soll und muß – und wenn nun am Ende der Unternehmug – –
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sich mir der Freund entgegen stellte und <ul>unter dem Schein</ul> mir zum Ziele zu helfen – ich kann
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den Gedanken nicht aushalten – entreissen Sie mich dieser gewaltsamen Gemüthsverfassung
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durch die geschwindigste Zurücksendung des unglücklichen Mansukripts das sodann freilich nicht
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in Freundshände hätte fallen sollen. <line type="empty"/>
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Viel lieber hätte ich Wiel. selber zugeschickt. Beruhigen Sie mich, ich beschwöre Sie <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand, vertikal">
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Von Blessig und andern nächstens</sidenote></letterText>
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</document>
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</opus>
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@@ -1545,6 +1545,20 @@
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<isDraft value="false" />
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="103">
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<date value="Straßburg, 21./22. Januar 1776" />
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<sort value="1776-01-21" notBefore="1776-01-21" notAfter="1776-01-22" />
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<location ref="7" />
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@@ -637,6 +637,11 @@
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="103">
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<app ref="4">
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Biberach, Wieland-Museum, Nr. 1002
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</letterTradition>
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</traditions>
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Reference in New Issue
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