Einpflegung von Brief 277.

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GregorMichalski
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als katholischer Mönch, eben sowohl ein Exjesuit als sonst was seyn, wie Sie aus meiner nächsten
Veränderung sehen werden. Wie lange wird <note>Textverlust</note></letterText>
<letterText letter="277"><align pos="center">An Lenzen zum Abschied.</align> <line type="empty"/>
<line tab="5"/>Edler! Du gehst dahin <!-- Handelt sich hier um Verse? -->
<line tab="5"/>Und mein tränendes Aug sieht Dir nach.
<line tab="5"/>Genoßen und genoßen gehst Du nur halbgenoßen
<line tab="5"/>Diesem unersättlichen, allaufzehrenden Herzen.
<line tab="5"/>Hier ist nichts für mich in dem weiten All.
<line tab="5"/>Viele sind mir nichts, können nichts mir seyn
<line tab="5"/>Und der einzge, der vielleicht mir seyn könte
<line tab="5"/>Was mich füllte mit überströmender Wonne
<line tab="5"/>Will nicht.
<line tab="5"/>Du läßt mich allein.
<line tab="5"/>Edler! Wärs vielleicht beßer,
<line tab="5"/>Hätt ich nie den Himmel in Dir mir dämmern sehn?
<line tab="5"/>Ach! ich ahnde, ahnde in Dunkel,
<line tab="5"/>Was Du mir seyn köntest, was ich vielleicht Dir.
<line tab="5"/>Stolzer Gedanke!
<line tab="5"/>Und doch nicht zu stolz für dies Herz,
<line tab="5"/>Das mit ewiger Wärme
<line tab="5"/>Umfaßen möcht allseine Lieben,
<line tab="5"/>Verzehren sie, sich, im unlöschbaren Brand,
<line tab="5"/>Das sich heben möchte hinan
<line tab="5"/>Dorthin, wo der Cherub nicht weiter kann.<page index="2"/>
<line tab="5"/>Unbändig, brennend für Wünschen
<line tab="5"/>Und nicht gesättigt.
<line tab="5"/>Ach! wie mir wohl wär,
<line tab="5"/>Wenn ich, schwebend zwischen Himmel und Erde,
<line tab="5"/>Zu groß fürs Thier, zu klein für die Gottheit,
<line tab="5"/>Leidend vom unseigen Gefühl
<line tab="5"/>Mittelding zu seyn;
<line tab="5"/>Vom Druck,
<line tab="5"/>Sich klein zu fühlen,
<line tab="5"/>Gröser seyn zu wollenWenn
<line tab="5"/>der Tod da käme,
<line tab="5"/>Heute mit einem entzwei den Faden
<line tab="5"/>Endete. auf ewig. <line type="empty"/>
<line tab="5"/>Leb wohl, Heilger, denn du bist mirs,
<line tab="5"/>Leb wohl. Geh Deine Straße.
<line tab="5"/>Zertritt, zertrümre!
<line tab="5"/>Aber schone des Schwachen,
<line tab="5"/>Des lieben Schwachen
<line tab="5"/>Der Gröse mehr als ahndet,
<line tab="5"/>Der den Willen hat zu allen,
<line tab="5"/>Der faßen möchte mit Adlers Klaun
<line tab="5"/>Und die Kraft nicht hat, <page index="3"/>
<line tab="5"/>Der umfaßen möcht das Weltall,
<line tab="5"/>Und zu klein sich fühlt.
<line tab="5"/>Geh Deine Straßen!
<line tab="5"/>Brauß auf mit der schnellen Aar,
<line tab="5"/>Wühl in den Trümmern von Habsburg,
<line tab="5"/>Sauge Größ aus dem Andenken der Großen,
<line tab="5"/>Die dort sich betteten;
<line tab="5"/>Jauchz am Zürichersee,
<line tab="5"/>Drück gegen der Alpen Last <line type="empty"/>
<line tab="5"/>Komm in meinen Arm zurück
<line tab="5"/>Gröser und herrlicher,
<line tab="5"/>Bring Leben und allmächtiges Wehen,
<line tab="5"/>Geist und Kraft in meinen morschen Bau.
<line tab="5"/>Fülle, fülle ganz mein Herz,
<line tab="5"/><del>Daß es auflodre</del>
<line tab="5"/>Leitre zu Feuer es,
<line tab="5"/>Daß es auflodre
<line tab="5"/>In ewigen Flammen. <line type="empty"/>
<page index="4"/><line type="break"/>
<line tab="1"/>Lieber, Sie haben mich hintergangen, gingen mit dem Vorsatz, nicht wieder zu kommen. Hatt ich
doch die Ahndung. Ich lief im Zinuuer auf und ab, als Sie fortwaren, alles schwand um mich her,
ich lachte, braußte und wißen Sie ein Wort, das mehr sagt, geben Sie mirs und ich will ihnen
danken. Solcher Stunden hab ich nicht viele; ich triebs einige Zeit, dann macht ich mir Luft.
Sie ehen was draus entstand. Es ist ganz der erste Wurf; ich habs Ihnen abgeschrieben, wies in
meiner Schreibtafel steht, ich ändre kein Wort, es ist Herzensfülle. Zeigen Sies niemanden;
warum -ist offenbar. Leben Sie 1000mal 1000mal wohl. <line type="empty"/>
<align pos="right">Küttner.</align></letterText>
</document>
</opus>