Einpflegung von Brief 55.

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GregorMichalski
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<letterText letter="54"><!-- französischer Brief --></letterText> <letterText letter="54"><!-- französischer Brief --></letterText>
<letterText letter="55">Strass. d. 13t julii 75 <line type="empty"/>
<hand ref="15"><note>Königs Hand</note>
<line tab="1"/>Eben komme ich von Buchsweiler zurück. desswegen eine so späte Antwort auf Ihr liebes herrliches
Briefehen ja wohl Briefchen! aber liegt nicht Dein gantzes, liebendes Herz darinne dies ersetzt mir
alles meine ganze Seele umfaßt Dich dafür, u. seegnet laut Amen Amen! ich habe Freunde in Buchs.
verlassen den würdigen Rathsemhausen verlassen, ländliche Freuden u doch ist mir wohl daß ich
hier bin ich bin in, <it>meinem Eigenthum</it>. diess geht mir über alles Raths. will ich soll ihn in Ihr
Andenken zurückrufen, es ist ihm kostbar, er verehrt Sie, dann er kennt Ihren ganzen Wert er hat es
mir oft wiederholt ihn nicht bei Ihnen zu vergessen dieser liebe Mann! warum kann ich nicht immer
um ihn leben! so einen Mann u ich heurate noch unsre Rehfeldin ist noch immer das muntre
schwindliche Weib, aber dabei redlich u gut ich habe ihr die Stelle aus Ihrem Brief für sie
gelesen u es hat ihr wohl gethan sie wollte mir einen Brief für Sie mitgeben, aber unter den
Freuden u Herrlichkeiten des Lebens, vergass sie ihn. unsre beyden jüngern Printzen waren da,
die haben alles froh gemacht hat Ihnen unsre Hessin die Stelle aus Lentzens Brief an mich, ausgeschrieben?
hier ist noch einmahl „ich bitte sie sagen Sie doch der theuren Herderin viel Gutes von mir, u welche
Aufmunterung u Erquickung mir ihr Beyfall ist. ich wünschte ich kennete ihren Geschmack u könnte für sie
allein ein Stück schreiben, sie sollte mir so viel werth seyn als das ganze Publicum. sagen Sie ihr ich
habe eine Lucretia geschrieben, vieleicht daß Götte sie drucken läßt, sie möge alsdann auf die Sceenen acht
haben in welchen Flavia vorkommt, u mir ihre Meinung drüber wissen lassen. ihr Gefühl allein soll mir der
Probierstein all der weiblichen Characktere sein die ich mir vorzüglich geglückt glaube“ u dencken Sie
diessen neuen lieben Freund verliehre ich vielleicht bald u auf lange hier fühle ich mich wieder in der
Welt, ob ich schon in Augenblicken von oben herunter auf sie blicke ich soll eine Fürbitte bey Ihnen für
ihn einlegen Eurer beyden Schattenriß soll ihm Stärkung Trost u Freude auf seiner langen Reise seyn
wären sie auch nur halb gut er will das übrige hinzusetzen u glücklich dabey seyn doch hier kommt er
selbst, zu bitten zu flehen ich will ihm noch einmahl die Conditionen weisen unter welchen er sie haben
soll aber dafür will <it>ich</it> davon frey sein selbst mein Gesicht das <it>Sie kennen,</it> sagt Ihnen warum u dazu
habe ich es unsrer Fridericke abgeschlagen, sie hat die Ursachen gebilligt, sie mag sie Ihnen sagen
kriechet immer mit Eurem Buben auf Teppichen herum da wo Agesilaus unter seinen Kindern auf einem
Steckenpferde herum reitet, ist er mir am grössten
Luise. <line type="empty"/>
Das Geld ist ganz recht, noch rechter daß <it>Sie</it> mit mir zufrieden sind. <line type="empty"/></hand>
<note>Lenz Hand</note>
<line tab="1"/>Ich bin itzt ganz glücklich da ich das beste Paar unter der alles anschauenden Sonne auch das
glücklichste weiss. Die Freude die aus Ihrem ganzen Briefe athmet würdigste Sterbliche! und die
selbst mehr Tugend als Genuss ist, hat auch mein Herz das ihr nun lange schon verschlossen schien,
wieder erfüllt und erwärmet. Gönnen Sie mir Ihr und Ihres Mannes und Ihres Kindes Gesichter. Wenn kein
unsichtbarer Zug dem Maler die Hand führen sollte, so schicken Sie mir sie auch halb ähnlich, ich hoffe
noch so viel Imagination übrig zu haben, aus dem was ich von Ihnen gelesen und gesehen mir das übrige zu
ergänzen. Sagen Sie Ihrem Mann, er soll mich wenn ich weit bin, unter seine Kinder aufnehmen und manchmal
einen freundlichen Wunsch für mich thun. Ich kann nicht mehr schreiben, Goethe ist bey mir und wartet
mein schon eine halbe Stunde auf dem hohen Münsterthurm. <line type="empty"/>
Lenz.</letterText>
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<date value="Straßburg, 13. Juli 1775" />
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Johannes Froitzheim: Zu Strassburgs Sturm- und Drangperiode 17701776. Strassburg 1888, S. 82f.
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