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285-290
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@@ -4457,6 +4457,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line tab="1"/>Darf ich Sie um Ihrent- um meinetwillen bitten, das über die launigten Dichter noch nicht in Ihr Musäum zu rücken. Unser Publikum hat noch keinen Sinn dazu und es könnte entsetzlich mißverstanden werden. Heben Sies auf bis Zeit und Gelegenheit Beobachtungen günstiger sind, die durchaus auf keinen einzelnen Fall dürfen gezogen werden und wo diesmal die Anwendung auf Wieland, auf dessen <ul>wenigste</ul> Sachen sie passen, unvermeidlich wäre.
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal"></sidenote>Wenn dies ins Museum kommt, darf ich Ihnen nie wieder etwas zuschicken.
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<line tab="1"/>Ich schwärme in der Schweitz, habe in Schinznach vier goldene Tage gelebt, in Zürich Basel und Schafhausen viel Liebe genossen. Sagen Sie Zimmermann, daß seiner als Grundleger der helvetischen Gesellschaft mit vieler Erbauung ist gedacht worden und daß er an Hn. Doktor Stuker, einem würdigen Menschen unter den Würdigen, einen warmen Freund hat. Daß der Landpr. bald auf einander folgt freut mich, überhaupt würden Sie wohlthun, Ihre Sachen nicht mehr so zu zertrennen, worüber man mir hie und da und von sicherer Hand viel Beschwerden geäußert hat. Natürlich ists daß drey Vierthel von dem Eindruck des
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<page index="3"/>Ganzen verloren gehen. Wär’ es möglich noch die zwo Hälften zu verbinden, würden Sie sehr wohlthun denn wenn ich die Strahlen eines Brennspiegels auseinanderwerfe, kann kein Flämmlein erfolgen. Leben Sie indeßen wohl und empfehlen mich Zimmermann und allen Edlen Ihrer Gegend.
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<line type="break" />D. 26sten May 1777.
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@@ -4665,87 +4666,68 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line type="break"/>in Zürch
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<letterText letter="286"><align pos="right">Ursener Thal an der Matte d. 14ten Jun. Sonntags.</align>
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<letterText letter="286"><page index="1"/><align pos="right">Ursener Thal an der Matte d. 14ten Jun. Sonntags.</align>
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<line tab="1"/>Wolltest Du Beßter! Gegenwärtiges doch <aq>cito citissime</aq> an Jakobi lauffen lassen, Du kannst denken was mir dran gelegen seyn muß da ich ihm vom Gotthard schreibe und dem Männlein doch gewiß keine Herzensergießung unter so bewandten Umständen zu machen haben.
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<line tab="1"/>Dir aber mündlich alles was wir gesehen und genossen – und gelitten. Petern fanden wir in Meyringen, als wir aber vom Grindelwald dahin zurückkamen, hörten wir er sey schon wieder fort. Morgen gehts durch Urnerloch nach Hause. Daß wir müde und matt über den beschneyten Grimsel u. Furka kommen sind kannst Du Dir vorstellen. Also entschuldige.
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<line type="break" />Herzlichen Kuß an Dich und all unsre Lieben.
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<line tab="1"/>Herzlichen Kuß an Dich und all unsre Lieben.
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<line type="break" /><align pos="center">vom</align>
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<line type="break"/><align pos="right">Sünder L.</align>
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="Am linken Rand">Wir sehen beyde aus wie die Gänse von hinten wenn sie gerupft sind und die letzten Härgens abgeschreyt. Kaiser sind beyde Augen verschwollen und ich kann auch nit viel sehen. So hat uns Schnee u Sonne zugerichtet.</sidenote>
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</letterText>
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<letterText letter="287"><align pos="right">im Augenblick der Abreise</align>
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<letterText letter="287"><page index="1"/><align pos="right">im Augenblick der Abreise</align>
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<line tab="1"/>Eine unvermuthete Nachricht die ich in Zürich vor mir gefunden, fodert meine schleunigste Abreise; verhindert mich, sogar Ihnen Schätzbarster Würdigster der Freunde mündlich für die uns mitgegebenen Zurechtweisungen und Hülfsmittel deren ganzen Werth wir erst an Stelle und Ort gelernet, Dank zu sagen.
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<line tab="1"/>Ihre geschriebene Geschichte habe ich meinem Reisemantel mitgenommen, um noch ein wenig daraus nachzuholen, ich schicke Sie Ihnen mit <ul>ehester fahrender Post</ul> nebst meinem Herzen wieder.
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<line type="break" /><align pos="right">Lenz</align>
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<letterText letter="288"><align pos="right">d. 24sten Juni</align>
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<letterText letter="288"><page index="1"/><align pos="right">d. 24sten Juni</align>
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<line tab="1"/>Ich bin hier angekommen bester! Du kannst Dir vorstellen mit welchem Herzen, als ich überall mir entgegen schallen hörte, sie ist todt. Schlosser hat sich beruhigt, wie denn aller Verlust am Ende getragen werden muß – allein ich glaube nicht daß er ihn ausheilt. Mir füllt diese Lücke nichts – ein edles Wesen von der Art auf der Welt weniger kann sie einen schon verleiden machen.
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<line tab="1"/>Hier hast Du einige meiner häuslichen Freuden, Balsamtropfen die <ul>Kaufmann</ul> in meine Wunde goß. Er ist mir und meinen Eltern ein Engel gewesen, ich kann Euch nicht alles sagen, worinn. Sein Brief wird Dich lachen machen, schick mir ihn bald wieder und den von meinem Vater, der aufs Haar damit übereinstimmt. Verlier sie ja nicht, Du verlörst mir Unendlichkeiten.
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<line tab="1"/>Vielleicht sehen wir uns wieder, ein Freyherr v. Hohenthal hat mir eine zweyte Reise durch die Schweitz angetragen, ich bin noch unschlüssig ob ich Schlossern verlassen <ul>darf.</ul> Indessen hab die Gutheit, den Thormann v. Christophle in Meyringen (von dem Dir Kaiser den Brief an mich wird gewiesen haben) von Peters Schicksal berichten zu lassen, etwa eine Abschrift vom Testament, damit die Gemeinde seinesfalls beruhigt werde.
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<line tab="1"/>Tausend Grüsse dem liebenden Pfenninger und allen Edlen zu Zürich. Kaisern innigen Dank für seine Aufmerksamkeit. Die Post geht zu schnell als daß ich antworten könnte.
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<line type="break" /><align pos="center">Dein</align>
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<line type="break"/><align pos="right">Lenz.</align>
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<line tab="1"/>P. Füeßli wird meine Frechheit entschuldigen, ich schick ihm sein köstliches Darlehn Sonntag mit der fahrenden
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<line type="break" />Schlosser grüßt, wird nächstens schreiben, itzt ists ihm unmöglich
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<line tab="1"/>Schlosser grüßt, wird nächstens schreiben, itzt ists ihm unmöglich
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<line tab="1"/>Kaufmann schreibt Schi. daß er glücklich bey dem Vater seines Russen angekommen und von da nach Petersburg gehen werde.
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<line tab="1"/>Womit dank ich Dir Lieber und all den Deinen, für alle genossene Freundlichkeit Sollte Deine Gattin wieder da seyn, so sag ihr mehr als ich sagen kann für die Duldung die sie mit meiner unbehelfsamen Existenz gehabt. Ich muß leider noch schweigen
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<letterText letter="289">
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<letterText letter="289"><page index="1"/>
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<line tab="1"/>Ihr letztes Schreiben fand ich bey meiner Zurückkunft vom Gotthard kaum bey Lavatern, der verreist war, als ich den folgenden Morgen in der Frühe schon es befolgte. Immer glaubt’ ich, man hätte mich schröcken wollen, so wenig können wir uns überreden, daß das wahr sey was uns zu Boden schlagen soll.
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<line tab="1"/>Jetzt bin ich da und nichts weniger als gestimmt, an unserm Lustspiel (denn der Ausgang sollte sehr drolligt werden) fortzuarbeiten. Bitten Sie also Mr. Sarasin und die andern Herren u. Damen, sich deßwegen nicht zu zerstreuen; denn was ich einmal anfange führ ich gern aus – nur jetzt noch einige Wochen Aufschub, eh ich wieder an so Etwas denken darf.
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<line tab="1"/>Seyn Sie ruhig, der Himmel wird Ihre dunklen Ahndungen übertreffen. Unsere Freundin war für die Welt zu reiff – sie konnte hier keine Freude mehr haben, das einzige was uns alle tröstet, sie genießt jetzt des einzigen Glücks dessen sie noch fähig war. Ihr Geist war hier wie in einem fremden unbekannten Wohnort, in den er sich nicht zu fassen wußte. Alles drückte auf sie, diese heilige reine Seele mußte sich Luft machen – und in zwo ihrer Abdrücken blieb Trost für den Mann zurück. Indessen ist sein Schicksal schröcklich und er bedarf seines ganzen
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<page index="2"/>Muths es zu ertragen. Sie werden sein Stillschweigen entschuldigen.
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<line tab="1"/>Ueberbringer dieses Briefes ist der Baron Hohenthal, der ein alter Bekannter von Schlossern und nach der entsetzlichen Kunde auf einige Tage zu ihm gekommen ist. Er will die Schweitz sehen; ich hab ihm versprochen, einen Brief an Sie mitzugeben. Vielleicht komme ich gar selbst nach Basel und mach einen kleinen Weg mit ihm hinab nach Lausanne. Doch das sind noch Luftschlösser die ein Hauch einwirft. Und Schlossern darf ich sobald nicht verlassen.
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<line tab="1"/>Empfehlen Sie mich Ihrer Gemalinn und der von unserm allerseits verehrten und geliebten Pfeffel wenn sie noch bey Ihnen ist aufs beste. Von meiner Bergreise sag ich Ihnen mündlich was. Jetzt würde alles das sehr matt heraus kommen.
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<line type="break" /><align pos="right">Lenz</align>
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</letterText>
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<letterText letter="290"><align pos="center">Basel d. 4ten Julius.</align>
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<letterText letter="290"><page index="1"/><align pos="center">Basel d. 4ten Julius.</align>
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<line tab="1"/>Ich kann nicht besser als von hier aus meine Entschuldigung machen, würdigster Freund! daß ich mich so spät von Ihrem unschätzbaren Manuskript trennen konnte, ich wußte es keinen bessern Händen anzuvertrauen, als denen Ihres Freundes Sarasin, aus einer Art von Dankbarkeit weil ich ihm Ihre Bekanntschaft schuldig bin. Er wird es wenn er sich von demselben Geist des Patriotismus der mich als einen Fremden daraus angesteckt hat (daß sobald ich in Ruhe bin, Tschudi mit seiner kronikalischen Umständlichkeit aus den Gesichtspunkten in die Sie einen stellen mein Spielzeug werden soll,) auf einer Cur die er trinkt ganz durchwärmt und gestärkt haben wird, Ihnen auch mit seinem Ihnen viel wichtigem Danke begleitet zusenden. Wenn ich nach Zürich komme, wär’ ich sehr begierig, etwas von der Fortsetzung, besonders von den Schweitzerkriegen gegen Burgund Mayland u. in den neuern Zeiten von ihrem Verhalten bey den Kriegen Ludwigs des 14ten
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||||
<page index="2"/>in Ihrer Manier zu lesen, die den <aq>historiographes des princes et des cours</aq> Zerknirschungen machen sollte. Die einheimischen Kriege der Cantone werden Sie schwerlich einem Fremden weisen; obschon ich von einheimischen Gärungen in Republiken die schlimme Meinung nicht habe, womit die meisten Philosophen den Geist der Ruhe der das Bewußtsein der Kräfte einschläfert empfehlen. Wenn sie nur zu ihrer Schlichtung keine fremden Mächte einmischen die die <gr>έιρηυοποιοι</gr> so gerne machen, so empfindungsvoll für die ach! so traurigen, ach so wilden ungeregelten so ganz unmonarchischen Ausbrüche der „Anarchie“ ihrer Nachbarn sind; – so dünken mich Händel in Republiken und die darauf geschlossenen Verträge dem politischen Horizont so zuträglich als die Gewitter dem Physischen – doch ich bin nicht im Stande darüber eine befriedigende Meynung anzunehmen; bevor ich von einsichtsvolleren Republikanern darüber belehrt worden bin.
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<page index="3"/>
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<line tab="1"/>Meine itzige Schweizerreise geht (in Gesellschaft eines Sächsischen Freyherrn v. Hohenthal) über Neuburg u. Yverdon nach Lausanne und Genf, von da ins Walliserland und zu den Eisgebirgen ؘ– sollten Sie etwa eine Marschroute für uns haben (wir denken auch nach Graubündten und von da nach Zürich zurückzukommen) so würden Sie sie nur gütigst Herrn Pfenninger abzugeben belieben, der sie mir schon nach Lausanne zukommen lassen wird. Bern, das Entlibuch, die freyen Aemter, wollen wir auf unsre Rückreise von Zürich über Bern u. Basel versparen. Mit den wärmsten Empfehlungen in Ihre Güte u. Freundschaft beharre in und ausser der Schweitz dero
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<line type="break" /><align pos="right">ergebenster
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<line type="break"/>Lenz.</align>
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<page index="4"/>
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<line type="empty" />
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<line type="break" /><address>Herrn
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<line type="break"/>Herrn <ul>Füesli</ul>
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@@ -4341,7 +4341,7 @@
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<letterDesc letter="287">
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<sent>
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<date notBefore="1777-06-14" notAfter="1777-06-24">Zürich, Zwischen 14. und 24. Juni 1777</date>
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<date notBefore="1777-06-14" notAfter="1777-06-24">Zürich, zwischen 14. und 24. Juni 1777</date>
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<location ref="11" />
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<person ref="1" />
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</sent>
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@@ -2145,31 +2145,31 @@
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<letterTradition letter="286">
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<app ref="4">
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 5
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 5.
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="287">
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<app ref="4">
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Zürich, Zentralbibliothek, Ms. M 1.183, Nr. 2
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Zürich, Zentralbibliothek, Ms. M 1.183, Nr. 2.
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="288">
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<app ref="4">
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 1
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 1.
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="289">
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<app ref="4">
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Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 4
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Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 4.
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</app>
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="290">
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<app ref="4">
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Zürich, Zentralbibliothek, Ms. M 1.183, Nr. 3
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Zürich, Zentralbibliothek, Ms. M 1.183, Nr. 3.
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</app>
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</letterTradition>
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Reference in New Issue
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