Einpflegung von Brief 340.

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GregorMichalski
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Peterbg. d. 5ten Jul 1780</letterText>
<letterText letter="340"><align pos="center">Theurester Lavater!</align> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Mehr durch die zu voreilende Liebe meiner Gönner und Freunde auswärts, die mir allzuviel Gutes auf
Hofnung beylegte und dadurch tausenden ungerecht wird, gegen welche meine Verschuldung nur <ul>Gott</ul>
kennt als durch irgend auf der Welt etwas, leide ich. Ach Sie wissen nicht, Sie können es nicht
wissen wie viel Edles im Stillen unbekannt und verborgen und gekränkt durch verborgene Fehle
der Jugend und Unbesonnenheit schmachtet. Da steh ich und meiner Freunde allzu vortheilhafte
Meynung von mir will mir fast alle Gelegenheit aus den Händen reissen, die ersten Pflichten der
Nächstenliebe zu beweisen. Sie wissen, Sie wissen es alle nicht, muß ich nochmals ruffen und an
meine Brust schlagen: Gott! Gott! lasse mir <insertion pos="top">diese</insertion> Gnade wiederfahren <er><nr> </nr></er>
Nicht durch diesen Schlag sondern durch was anders und
höhers gerechtfertigt hoffe ich, Gott wird auch da wo ich nicht zu seufzen vermag mich mit
unaussprechlichen Seufzern zu vertreten wissen und die Herzen meiner Freunde lenken aus allzu
gütigem Vorurteil für mich meinen Bitten nicht taub zu seyn. Ich werde Ihnen verständlicher werden
wenn Sie eine neue NB von mir selbst, der Hand nach <page index="2"/> verbesserte Ausgabe von fünfen meiner
Jugendarbeiten lesen werden: der <ul>Hofmeister.</ul> <ul>Menoza.</ul> Die <ul>Soldaten.</ul> <ul>Freunde</ul> machen den Philosophen
und der <ul>Engländer.</ul> Wie nah grenzen doch oft Geschmack und Religion an einander, wie nah und innig
sind sie mit einander verbunden, wie weisen die Fehler gegen den ersten so sicher auf Fehler gegen
die letztere. Jugendliche Unbesonnenheit, Sorglosigkeit, Sturm, Nichtachten der Verhältnisse, die
wir oft durch einen unvorsichtigen Ausdruk unherstellbar zerstören wie weisen sie sich in dem
selbst, was geschrieben war, daß es dauerhaft, daß es so ewig gefallen sollte, als unserm kleinen
Daseyn und Kräften jedem nach seinem Maas die Ewigkeit abgesteckt ist. Wie viel Edle, leiden
unter den gehässigen Mißdeutungen die solche Flecken in unserm Werk veranlassen und wie ist das
alles die Folge der herumziehenden unsteten Lebensart, der der ruhig erwägende Blick auf alles
Gute und Schöne um sich her, durch tausend unnöthige Unruhe getrübt und umnebelt ist. Nehmen Sie
diese Herzensergießung in Liebe auf und seyn mir zu meinem Vorsatz auch nach Ihrem Wirkungskreise
und Einsichten als Gottes- und Menschenfreund behülflich der ich nach tausend Empfehlungen an Ihre
Gattin und Kinder beharre<line type="break"/>
<align pos="right">Dero beständig ergebener Verehrer<line type="break"/>
Lenz</align> <line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/><sidenote pos="left" page="2" annotation="Am linken Rand, vertikal">Die von mir erhaltenen Silhouetten, worunter ich durch einen jetzt erst abreisenden Petersb. Freund
auch die meines Vaters meiner 2ten Mutter meines Schwagers und sehr lieben Schwester zähle,
lassen Sie doch Ihrem Kennerblick empfolen seyn. Was ich von den ersten geschrieben bitte doch ja
nicht als fremdes Zeugniß verbotenus abzudrucken, sondern zum Ihrigen zu machen</sidenote></letterText>
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<date value="St. Petersburg, zwischen 5. Juli und Ende August 1780" />
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Zürich, Zentralbibliothek, RP 20, Nr. 17
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