Einpflegung von Brief 51.

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GregorMichalski
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<line tab="1"/>Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde das darf ich Ihnen doch nicht erst <line tab="1"/>Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde das darf ich Ihnen doch nicht erst
sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen. <line type="empty"/></letterText> sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen. <line type="empty"/></letterText>
<letterText letter="51"><line tab="1"/>Hier hast Du die Seele m: Seele die immer geheime Triebfeder alles deßen was gut u: wirksam an
mir ist ohne die ich als ein kalter toter Klumpe dahinfallen würde, der nur die Erde zu beschweren nicht aber
zu beglüken im Stande ist, mit der ich, wenn ich eine Weile lieber Flamman so weit ich reichen kann ausgebreitet
vor ihr gern als ausgebrante Asche hinsinken will, glüklich genug m: Zeitraum hindurch von ihr erwärmt worden zu
seyn. Sie kann mehrere so Erwärmte so begeistert haben, aber niemand mit der ungetheilten Empfindung als mich.
Ich kenne auf der Welt nichts Schöneres als Sie, ein Gedanke an ihr ist mir Belohnung, der ich nichts auf der Welt
zu vergleichen weiß. Und so gehen alle meine Arbeiten so ruhig so heiter, so frey von andern Leidenschaften, u:
doch so munter u: voll der großen Hoffnung irgend einmahl ihren Beyfall zu erhalten Ach L.! wie glücklich! wenn
der Zustand dauern könnte. Wenigstens will ich mich durch meine Handlungen auch des Vorzugs würdig machen, sie
geliebt zu haben u: ihr nicht Ursache geben darüber zu erröthen <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Doch wenn Du nicht m: Unglück willst, schweige, sie ist in einer Lage u: unter Menschen, wo diese
Gedanken selber zu denen sie weiter nicht die geringste Gelegenheit gegeben, aber dadurch daß sie so
vollkommen ist, ihr zum äußersten Nachtheil ausgelegt werden würde. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Mit allen Talenten geschmükt die das weibliche Herz nur bilden können, sie spricht 5. Sprachen, auch
das Latein sie macht zeichnet als eine Meisterin, sie spielt den Flügel treflich, sie tanzt, reitet jetzt
sogar u: hat täglich alle ihre Sunden so eingetheilt daß keine Minute unangewendet bleibt. Und diese tiefe
Empfindung von Religion von Familien Banden von freundschaftlichen Verhältnißen selbst fast zu
partheyische Vaterlandsliebe. Ich werde Dir einmal einige ihrer Brfe lesen die ich erbeütet habe (ich habe m:
Freundin einige durch besondere Wege gestolen) sie schreibt gern u: immer aus Bedürfniß sich mitzutheilen,
nie aus kalt erschriebner Höflichkeit oder eigennuzer Veranlaßungen ehe sie m: Namen wußte u: die zuerst m: ganze Seele ausgespannt ein solches Frauenzimmer von Angesicht zu
sehen. Mehr als 4 Wochen habe ich eine andere überall für sie angesehen, weil ich nicht Gelegenheit hatte in
ihre Gesellschaft zu kommen. So wenig war es körperlicher Reiz allein der mich feßelte, hätte sie in der Marke
einer Olinde gestekt, ich würde sie verehrt haben. Wie sehr wünsche ich Du kämest nach Strasburg u: hättest
Gelegenheit wie sie Dir denn nicht fehlen kann sie zu sehen u: zu sprechen. Eben höre ich daß Göethe nach
Italien gereist sey, für die Wahrheit dieses Gerüchs kann ich nicht stehen. Seye daran was es wolle, was er
thut ist mir immer recht, ich erwarte nächstens schriftliche Nachrichten davon Viel u: mancherley Weh ruht
an diesem Herzen
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<date value="Straßburg, Wahrscheinlich Juni 1775" />
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Zürich, Zentralbibliothek, FA Lav. Ms. 594.12 (1), Exzerptheft von Lavaters Hand
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