mirror of
https://github.com/Theodor-Springmann-Stiftung/lenz-briefe.git
synced 2025-10-29 17:15:31 +00:00
Einpflegung von Brief 51.
This commit is contained in:
@@ -2677,5 +2677,36 @@
|
|||||||
<line tab="1"/>Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde – das darf ich Ihnen doch nicht erst
|
<line tab="1"/>Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde – das darf ich Ihnen doch nicht erst
|
||||||
sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen. <line type="empty"/></letterText>
|
sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen. <line type="empty"/></letterText>
|
||||||
|
|
||||||
|
<letterText letter="51"><line tab="1"/>Hier hast Du die Seele m: Seele – die immer geheime Triebfeder alles deßen was gut u: wirksam an
|
||||||
|
mir ist – ohne die ich als ein kalter toter Klumpe dahinfallen würde, der nur die Erde zu beschweren nicht aber
|
||||||
|
zu beglüken im Stande ist, mit der ich, wenn ich eine Weile lieber Flamman so weit ich reichen kann ausgebreitet
|
||||||
|
vor ihr gern als ausgebrante Asche hinsinken will, glüklich genug m: Zeitraum hindurch von ihr erwärmt worden zu
|
||||||
|
seyn. Sie kann mehrere so Erwärmte so begeistert haben, aber niemand mit der ungetheilten Empfindung als mich.
|
||||||
|
Ich kenne auf der Welt nicht’s Schöneres als Sie, ein Gedanke an ihr ist mir Belohnung, der ich nichts auf der Welt
|
||||||
|
zu vergleichen weiß. Und so gehen alle meine Arbeiten so ruhig so heiter, so frey von andern Leidenschaften, u:
|
||||||
|
doch so munter u: voll der großen Hoffnung irgend einmahl ihren Beyfall zu erhalten – Ach L.! wie glücklich! wenn
|
||||||
|
der Zustand dauern könnte. Wenigstens will ich mich durch meine Handlungen auch des Vorzugs würdig machen, sie
|
||||||
|
geliebt zu haben u: ihr nicht Ursache geben darüber zu erröthen – <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Doch wenn Du nicht m: Unglück willst, schweige, sie ist in einer Lage u: unter Menschen, wo diese
|
||||||
|
Gedanken selber zu denen sie weiter nicht die geringste Gelegenheit gegeben, aber dadurch daß sie so
|
||||||
|
vollkommen ist, ihr zum äußersten Nachtheil ausgelegt werden würde. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Mit allen Talenten geschmükt die das weibliche Herz nur bilden können, sie spricht 5. Sprachen, auch
|
||||||
|
das Latein sie macht zeichnet als eine Meisterin, sie spielt den Flügel treflich, sie tanzt, reitet jetzt
|
||||||
|
sogar – u: hat täglich alle ihre Sunden so eingetheilt – daß keine Minute unangewendet bleibt. –Und diese tiefe
|
||||||
|
Empfindung von Religion – von Familien Banden – von freundschaftlichen Verhältnißen – selbst fast zu
|
||||||
|
partheyische Vaterlandsliebe. Ich werde Dir einmal einige ihrer Brfe lesen die ich erbeütet habe (ich habe m:
|
||||||
|
Freundin einige durch besondere Wege gestolen) sie schreibt gern u: immer aus Bedürfniß sich mitzutheilen,
|
||||||
|
nie aus kalt erschriebner Höflichkeit oder eigennuzer Veranlaßungen ehe sie m: Namen wußte u: die zuerst m: ganze Seele ausgespannt ein solches Frauenzimmer von Angesicht zu
|
||||||
|
sehen. Mehr als 4 Wochen habe ich eine andere überall für sie angesehen, weil ich nicht Gelegenheit hatte in
|
||||||
|
ihre Gesellschaft zu kommen. So wenig war es körperlicher Reiz allein der mich feßelte, hätte sie in der Marke
|
||||||
|
einer Olinde gestekt, ich würde sie verehrt haben. Wie sehr wünsche ich Du kämest nach Strasburg u: hättest
|
||||||
|
Gelegenheit wie sie Dir – denn nicht fehlen kann sie zu sehen u: zu sprechen. Eben höre ich daß Göethe nach
|
||||||
|
Italien gereist sey, für die Wahrheit dieses Gerüchs kann ich nicht stehen. Seye daran was es wolle, was er
|
||||||
|
thut ist mir immer recht, ich erwarte nächstens schriftliche Nachrichten davon – Viel u: mancherley Weh ruht
|
||||||
|
an diesem Herzen
|
||||||
|
</letterText>
|
||||||
|
|
||||||
</document>
|
</document>
|
||||||
</opus>
|
</opus>
|
||||||
|
|||||||
@@ -761,7 +761,20 @@
|
|||||||
<isDraft value="false" />
|
<isDraft value="false" />
|
||||||
</letterDesc>
|
</letterDesc>
|
||||||
|
|
||||||
|
<letterDesc letter="51">
|
||||||
|
<date value="Straßburg, Wahrscheinlich Juni 1775" />
|
||||||
|
<sort value="1775-06-01" />
|
||||||
|
<location ref="7" />
|
||||||
|
<senders>
|
||||||
|
<sender ref="1" />
|
||||||
|
</senders>
|
||||||
|
<receivers>
|
||||||
|
<receiver ref="10" />
|
||||||
|
</receivers>
|
||||||
|
<hasOriginal value="false" />
|
||||||
|
<isProofread value="true" />
|
||||||
|
<isDraft value="false" /> <!-- Handelt es sich hier um einen Entwurf? -->
|
||||||
|
</letterDesc>
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
</descriptions>
|
</descriptions>
|
||||||
|
|||||||
@@ -315,6 +315,14 @@
|
|||||||
</app>
|
</app>
|
||||||
</letterTradition>
|
</letterTradition>
|
||||||
|
|
||||||
|
<letterTradition letter="51">
|
||||||
|
<app ref="4">
|
||||||
|
Zürich, Zentralbibliothek, FA Lav. Ms. 594.12 (1), Exzerptheft von Lavaters Hand
|
||||||
|
</app>
|
||||||
|
</letterTradition>
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
</traditions>
|
</traditions>
|
||||||
</opus>
|
</opus>
|
||||||
|
|||||||
Reference in New Issue
Block a user