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Einpflegung von Brief 144.
This commit is contained in:
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<align pos="right">Luise</align></letterText>
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<letterText letter="144"><align pos="right"><aq>Sub iuramento mysterii</aq></align> <line type="empty"/>
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<align pos="center">Darmstadt</align> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich will Dir alles sagen Herder! Das Mädchen das die Hauptfigur meiner Soldaten ausmacht, lebt
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gegenwärtig in der süßen Erwartung ihren Bräutigam, das ein Offizier ist getreu wiederkehren zu
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sehen. Ob der’s thut oder sie betrügt steht bei Gott. <ul>Betrügt er sie,</ul> so könnten die Soldaten
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nicht bald genug bekannt gemacht werden um den Menschen zu zerscheitern oder zu seiner Pflicht
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vielleicht noch zurück zu peitschen. <ul>Betrügt er sie nicht,</ul> so könnte vielleicht das Stück ihr
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ganzes Glück und ihre Ehre verderben, obschon nichts als einige Farben des Details von ihr entlehnt
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sind und ich das Ganze zusammengelogen habe. <line type="empty"/>
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Das ist die Bewandniß nun entscheide! <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">
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<line tab="1"/>es ist mir Last der Verzweiflung wenn man meine Wolken Goethen auf den Rücken schieben wollte.
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Er weiß nicht einmal daß ich die <ul>Idee</ul> gehabt welche zu schreiben. – Ueberhaupt stehe ich allein.</sidenote> <line type="empty"/>
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<page index="2"/>
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<sidenote pos="top" page="2" annotation="am oberen Rand, horizontal gespiegelt">
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auf das Paradies wär ich begierig Könnt ichs nicht bekommen Vater Herder?</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Wenigstens müßte <ul>in ein Zeitungsblatt</ul> gesetzt werden, das Stück wäre von einem gewissen
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Theobald Steenkerk aus Amsterdamm geschrieben worden, damit wenigstens bey den Stadtwäschern die
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nichts weiter als Detail drin sehen vor zu großen Unverschämtheiten eine Sperrkegel gelegt
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würde. Meine Exemplare kommen nicht aus den Händen. Für die Bezahlung danke. <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand der Passage, vertikal">
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nichts von Schicksal hier!</sidenote> <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am äußeren linken Rand, vertikal">
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<line tab="1"/>Solltest Du ein Exemplar der Wolken selber zu Handen bekommen, so halt es unter sieben Siegeln.
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Sie könnten mir alles verderben was ich thun will kann werde. Deinem Weibe Heil!!!</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich bin auf dem Wege nach Weymar wo ich auch Dich zu <page index="3"/> sehen hoffe. Armer Herder mit den
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verdrüßlichen Schritten die Du durch Koth machen mußt, da Du zum Fliegen Fittige und Bestimmung
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fühltest. Aber vergiß nicht Liebgen daß wir auch Thiere bleiben und nur Klopstocks Engel und
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Miltons und Lavaters Engel auf den Sonnenstrahlen reiten. Ich bin <dul>stolz darauf</dul> Mensch zu seyn. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich hoffe heut beym Geh. Rath Dein und Deines Weibes Angesicht zu schauen und viel mehrers
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zu eurem Bilde zu sagen. Liebe mir doch den Merck bey dem ich dies schreibe. <line type="empty"/>
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Lenz. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Probebredigen? lustig genug aber sieh das als eine Farce an, und denk an Coriolan im Candidatenrock.
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Ulyß gar in Bettlerslumpen. – Küß Deinen Sohn!!! <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand, vertikal">
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<line tab="1"/>Die Wolken <ul>dürfen</ul> nicht eher als nach meinem Tode ans Licht kommen. Es sind wahre Wolken voll Schnee
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und Hagel die Gott wegwehte. Der Anhang wird Dir besser gefallen, und <ul>den solltu haben</ul>. –<line type="break"/>
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Grüsse Zimmermann.</sidenote> <line type="empty"/>
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<sidenote pos="top" page="3" annotation="am oberen Rand, horizontal gespiegelt">
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Die Meynungen – sind von mir.</sidenote> <line type="empty"/>
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<page index="4"/>
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<note>Adresse</note>
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Herrn<line type="break"/>
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Herrn Oberkonsistorialrath <dul>Herder</dul><line type="break"/>
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in Bückeburg. <line type="empty"/>
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durch Einschlag</letterText>
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</document>
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</opus>
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@@ -2161,6 +2161,22 @@
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<isDraft value="false" />
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="144">
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<date value="Darmstadt, Ende März 1776" />
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<sort value="1776-03-26" />
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@@ -887,6 +887,13 @@
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<letterTradition letter="144">
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Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 14–15
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Reference in New Issue
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