Einpflegung von Brief 144.

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GregorMichalski
2024-11-25 17:56:22 +01:00
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<align pos="right">Luise</align></letterText>
<letterText letter="144"><align pos="right"><aq>Sub iuramento mysterii</aq></align> <line type="empty"/>
<align pos="center">Darmstadt</align> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich will Dir alles sagen Herder! Das Mädchen das die Hauptfigur meiner Soldaten ausmacht, lebt
gegenwärtig in der süßen Erwartung ihren Bräutigam, das ein Offizier ist getreu wiederkehren zu
sehen. Ob ders thut oder sie betrügt steht bei Gott. <ul>Betrügt er sie,</ul> so könnten die Soldaten
nicht bald genug bekannt gemacht werden um den Menschen zu zerscheitern oder zu seiner Pflicht
vielleicht noch zurück zu peitschen. <ul>Betrügt er sie nicht,</ul> so könnte vielleicht das Stück ihr
ganzes Glück und ihre Ehre verderben, obschon nichts als einige Farben des Details von ihr entlehnt
sind und ich das Ganze zusammengelogen habe. <line type="empty"/>
Das ist die Bewandniß nun entscheide! <line type="empty"/>
<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">
<line tab="1"/>es ist mir Last der Verzweiflung wenn man meine Wolken Goethen auf den Rücken schieben wollte.
Er weiß nicht einmal daß ich die <ul>Idee</ul> gehabt welche zu schreiben. Ueberhaupt stehe ich allein.</sidenote> <line type="empty"/>
<page index="2"/>
<sidenote pos="top" page="2" annotation="am oberen Rand, horizontal gespiegelt">
auf das Paradies wär ich begierig Könnt ichs nicht bekommen Vater Herder?</sidenote> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wenigstens müßte <ul>in ein Zeitungsblatt</ul> gesetzt werden, das Stück wäre von einem gewissen
Theobald Steenkerk aus Amsterdamm geschrieben worden, damit wenigstens bey den Stadtwäschern die
nichts weiter als Detail drin sehen vor zu großen Unverschämtheiten eine Sperrkegel gelegt
würde. Meine Exemplare kommen nicht aus den Händen. Für die Bezahlung danke. <line type="empty"/>
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand der Passage, vertikal">
nichts von Schicksal hier!</sidenote> <line type="empty"/>
<sidenote pos="left" page="2" annotation="am äußeren linken Rand, vertikal">
<line tab="1"/>Solltest Du ein Exemplar der Wolken selber zu Handen bekommen, so halt es unter sieben Siegeln.
Sie könnten mir alles verderben was ich thun will kann werde. Deinem Weibe Heil!!!</sidenote> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich bin auf dem Wege nach Weymar wo ich auch Dich zu <page index="3"/> sehen hoffe. Armer Herder mit den
verdrüßlichen Schritten die Du durch Koth machen mußt, da Du zum Fliegen Fittige und Bestimmung
fühltest. Aber vergiß nicht Liebgen daß wir auch Thiere bleiben und nur Klopstocks Engel und
Miltons und Lavaters Engel auf den Sonnenstrahlen reiten. Ich bin <dul>stolz darauf</dul> Mensch zu seyn. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich hoffe heut beym Geh. Rath Dein und Deines Weibes Angesicht zu schauen und viel mehrers
zu eurem Bilde zu sagen. Liebe mir doch den Merck bey dem ich dies schreibe. <line type="empty"/>
Lenz. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Probebredigen? lustig genug aber sieh das als eine Farce an, und denk an Coriolan im Candidatenrock.
Ulyß gar in Bettlerslumpen. Küß Deinen Sohn!!! <line type="empty"/>
<sidenote pos="left" page="3" annotation="am linken Rand, vertikal">
<line tab="1"/>Die Wolken <ul>dürfen</ul> nicht eher als nach meinem Tode ans Licht kommen. Es sind wahre Wolken voll Schnee
und Hagel die Gott wegwehte. Der Anhang wird Dir besser gefallen, und <ul>den solltu haben</ul>. <line type="break"/>
Grüsse Zimmermann.</sidenote> <line type="empty"/>
<sidenote pos="top" page="3" annotation="am oberen Rand, horizontal gespiegelt">
Die Meynungen sind von mir.</sidenote> <line type="empty"/>
<page index="4"/>
<note>Adresse</note>
Herrn<line type="break"/>
Herrn Oberkonsistorialrath <dul>Herder</dul><line type="break"/>
in Bückeburg. <line type="empty"/>
durch Einschlag</letterText>
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<date value="Darmstadt, Ende März 1776" />
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Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 1415
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