mirror of
https://github.com/Theodor-Springmann-Stiftung/lenz-briefe.git
synced 2025-12-15 18:45:29 +00:00
75
This commit is contained in:
@@ -1397,7 +1397,7 @@ Und doch muß ich meinen Entschluß vor Ihnen verbergen. –
|
||||
<line type="break"/>zu Zürich.</address>
|
||||
</letterText>
|
||||
|
||||
<letterText letter="73"><page index="1"/>Lies es durch bester Schlosser! Dann mach’ damit was du willst, aber nie, nie müsse es bekannt werden.
|
||||
<letterText letter="73"><page index="1"/>Lies es durch bester Schlosser! Dann mach’ damit was Du willst, aber nie, nie müsse es bekannt werden.
|
||||
</letterText>
|
||||
|
||||
<letterText letter="74"><page index="1"/><align pos="right">Kehl am 2. Oct. 1775</align>
|
||||
@@ -1406,17 +1406,17 @@ Und doch muß ich meinen Entschluß vor Ihnen verbergen. –
|
||||
<line type="break"/>Ich bitte um baldmöglichste Antwort.</align>
|
||||
</letterText>
|
||||
|
||||
<letterText letter="75"><page index="1"/>Den 5. Oct. 1775.
|
||||
<line tab="1"/>Lenz! Du bist ’n braver Junge! Lieb’ Dich noch ’n mahl mehr seit den Wolken; kann’s aber doch nicht finden, daß Du durch <ul>Ungerechtigkeit</ul> gerecht handelst! .. und dann denken wir von <ul>Wieland</ul> verschieden. Ich hab’ ihn noch nicht gesehn; also behalt ich mir Urtheil vor. Hätt’ ich ihn <ul>gesehn,</ul> spräch’ ich ab. Hast Du ihn gesehn, gelte Dein Urtheil. Ich hab’ ihn wohl gesehn vor 20. Jahren; aber das war nichts. Ich halt’ ihn für das Reizbarste, wankelmüthigste – Geschöpfe, aber für keinen Heuchler; keine Schlange. wär ers – hohl’ ihn der Schlangenzüchter! Bitte, lieber Lenz – kämpfe, aber kämpfe mit wahrheit, und unterdrüke das Gute nicht! Hierauf hast Du mir nicht geantwortet. Sey so strenge Du sein willst; nur sey nicht <ul>ungerecht.</ul> Kann ich lieber, weniger sagen?
|
||||
<line tab="1"/>Ich habe Paßavanten noch nicht gesehen. Aber ich weiß zum voraus, daß er noch gerechter ist, als ich. Er wird die Wolken nicht zum Druck befördern. Das weiß ich. Thut Ers, mag er! Ich bin rein.
|
||||
<line tab="1"/>Kannst’s läugnen, Bruder, daß W. unendlich viel um den deutschen <ul>Geschmack</ul> verdient hat. Und ist <ul>Geschmack</ul> nicht <ul>Glückseligkeit?</ul> – Sollst ihn nicht bessern, wenn Du ihn unverbeßerlich glaubst; aber sollst ihn auch nicht mit Füßen treten, der doch, hab er geschadet, so viel er will, so viel genützt hat, und so viel hat nüzen <ul>woIlen.</ul> Wielanden fürcht’ ich nicht. Würd ers in meinem Sinne verdienen, und ich hielt ihn für unverbeßerlich; <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn> Ich will Wielanden nicht schonen; aber ich will nicht ungerecht seyn. Du hast Macht über Dein Mspt. – Du sollst Deine eigne Wege haben. Habe sie, und handle nicht nach den unsrigen! Aber handle gerecht! Du sollst nicht denken, wie ich – aber Du sollst Dich, wenn Du strafest, zehnmal fragen: „Straf ich nicht ungerecht?“ – Handle; Ich bin Dein Richter nicht. Ich will Dich nicht verdammen. Aber freundschaftlich will ich Dir weißagen: „Du bereust’s, <ul>wenn die Wolken gedruckt werden!“</ul>
|
||||
<letterText letter="75"><page index="1"/><align pos="right">Den 5. Oct. 1775.</align>
|
||||
<line tab="1"/>Lenz! Du bist ’n braver Junge! Lieb’ Dich noch ’n mahl mehr seit den Wolken; kann’s aber doch nicht finden, daß Du durch <ul>Ungerechtigkeit</ul> gerecht handelst! .. und dann denken wir von <ul>Wieland</ul> verschieden. Ich hab’ ihn noch nicht <ul>gesehn;</ul> also behalt ich mir Urtheil vor. Hätt’ ich ihn gesehn, spräch’ ich ab. Hast Du ihn gesehn, gelte Dein Urtheil. Ich hab’ ihn wol gesehn vor 20. Jahren; aber das war nichts. Ich halt’ ihn für das Reizbarste, wankelmüthigste – Geschöpfe, aber für keinen Heuchler; keine Schlange. wär er’s – hohl’ ihn der Schlangenzüchter! Bitte, lieber Lenz – kämpfe, aber kämpfe mit wahrheit, und unterdrüke das Gute nicht! Hierauf hast Du mir nicht geantwortet. Sey so strenge Du seyn willst; nur sey nicht <ul>ungerecht.</ul> Kann ich lieber, weniger sagen?
|
||||
<line tab="1"/>Ich habe Paßavanten noch nicht gesehen. Aber ich weiß zum voraus, daß er noch gerechter ist, als ich. Er wird die Wolken nicht zum Druck befördern. Das weiß ich. Thut Er’s, mag er! Ich bin rein.
|
||||
<line tab="1"/>Kannst’s läugnen, Bruder, daß W. unendlich viel um den deutschen <ul>Geschmak</ul> verdient hat. Und ist <ul>Geschmak</ul> nicht <ul>Glükseligkeit?</ul> – Sollst ihn nicht beßern, wenn Du ihn unverbeßerlich glaubst; aber sollst ihn auch nicht mit Füßen treten, der doch, hab er geschadet, so viel er will, so viel genützt hat, und so viel hat nüzen <ul>wollen.</ul> Wielanden fürcht’ ich nicht. Würd er’s in meinem Sinne verdienen, und ich hielt ihn für unverbeßerlich; <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn> Ich will Wielanden nicht schonen; aber ich will nicht ungerecht seyn. Du hast Macht über Dein Mspt. – Du sollst Deine eigne Wege haben. Habe sie, und handle nicht nach den unsrigen! Aber handle gerecht! Du sollst nicht denken, wie ich – aber Du sollst Dich, wenn Du strafest, zehnmal fragen: „Straf ich nicht ungerecht?“ – Handle; Ich bin Dein Richter nicht. Ich will Dich nicht verdammen. Aber freundschaftlich will ich Dir weißagen: „Du bereust’s, <ul>wenn die Wolken gedrukt werden!“</ul>
|
||||
<sidenote pos="bottom" page="1" annotation="am unteren Rand"> <fn index="5"><anchor>#</anchor></fn> ich ließ die Wolken druken.</sidenote>
|
||||
<line tab="1"/>Wielanden send’ ich sie nicht, ohne Deine Erlaubniß; obgleich tausend gegen Eins wette, daß Wieland, der Schriftsteller dadurch gebessert, und Wieland der Mensch nicht verschlimmert würde.
|
||||
<line type="break" />Dank für Herders Brief und die Nachricht.
|
||||
<line type="break" />Schreibst Du auf Erfurt, so laß Dir den <ul>Abraham</ul> senden. Nun kommts bald an den II. Teil der Physiognomik.
|
||||
<line tab="1"/>Wielanden send’ ich sie nicht, ohne Deine Erlaubniß; obgleich tausend gegen Eins wette, daß Wieland, der Schriftsteller dadurch gebeßert, und Wieland der Mensch nicht verschlimmert würde.
|
||||
<line tab="1"/>Dank für Herders Brief und die Nachricht.
|
||||
<line tab="1"/>Schreibst Du auf Erfurt, so laß Dir den <ul>Abraham</ul> senden. Nun kommts bald an den II. Teil der Physiognomik.
|
||||
<line tab="1"/>Stollberg hat mir die Schweizerlieder vollenden geholfen. Nun noch geistliche Lieder. – Dann noch eine kleine Reise auf Marschlins. Dann – verschlossen in die Physiognomik. Inzwischen –
|
||||
<line type="break" /><note>Die Hieroglyphen sind im Folgenden aufgelöst, vgl. Haustein, Jens: Jacob Michael Reinhold Lenz als Briefschreiber. In: Stephan/Winter 1994, S. 337–352, hier S. 349:</note>
|
||||
<line type="break"/>Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen-
|
||||
<line type="break" /><align pos="center"><note>Die Hieroglyphen sind im Folgenden aufgelöst, vgl. Haustein, Jens: Jacob Michael Reinhold Lenz als Briefschreiber. In: Stephan/Winter 1994, S. 337–352, hier S. 349:</note></align>
|
||||
<line type="break"/>Plan zu grossen allgegenwärtigen Würkungen.
|
||||
<line type="break"/>Lindau hab’ ich angeworben.
|
||||
<line type="break"/>Stolbergs werd ich anwerben.
|
||||
<line type="break"/>Dein Brief an Kayser treflich!
|
||||
|
||||
@@ -483,7 +483,7 @@
|
||||
|
||||
<letterTradition letter="73">
|
||||
<app ref="4">
|
||||
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 19. Angeheftet an einen Brief von Heinrich Christian Boie; bezieht sich auf Lenz’ „Wolken“.
|
||||
Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 19. Angeheftet am Brief von Lenz an Heinrich Christian Boie vom 29. September 1777; bezieht sich auf Lenz’ „Wolken“.
|
||||
</app>
|
||||
</letterTradition>
|
||||
|
||||
|
||||
Reference in New Issue
Block a user