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Einpflegung von Brief 90.
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Nachricht von Zerbins Schicksal, das ich ganz ohne Umstände mir als ein Biedermann zu bestimmen
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bitte, bin mit wahrer Freundschaft</sidenote><line type="break"/>
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Ihr ehrlicher Fr. u. Diener Lenz.</letterText>
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<letterText letter="90"><line tab="1"/>Ists möglich Herder, daß ich Dir, ich mit gesammter Vaterlandsstimme noch nicht für Deine Ursachen
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des gesunkenen Geschmacks gedankt habe. Aber so gehts mir mit alle Deinen Sachen, ich geniesse so
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freudig so feurig daß ich allemal den grossen Dank darüber vergesse. Vergesse? Verhüte der Himmel das
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abscheuliche Wort, den Dank meines Herzens mußt Du gefühlt haben, nur gehts mir wie einem blöden Liebhaber im
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Angesicht seiner Vollkommenen dem die Zunge mit Bleygewichten gebunden ist der <it>zu reden</it> zittert. Nein ich kann
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nicht reden. Kann nur immer mit tränendem Aug’ in die Wolken sehn fröhlich glücklich seelig, daß Du da
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bist, daß Dein Weib, das süssere Weibliche Du Dir zur Seite schwebt – also immer Werth – und Belohnung mit
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Blumenketten aneinander gebunden geht. Herr Herr Gott barmherzig und gnädig, von grosser Liebe und Treue. <line type="empty"/>
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<page index="2"/>
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<line tab="1"/>Ich hatte über die Geschichtsphilosophie ein Gestammel in Versen an Dich aufgesetzt, das ich aber als
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ein kindisch Lallen unterdrückte. Liebe Posaune des Erzengels, schmettere schmettere Tod und
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Gericht in tausend unbereitete Busen, mir bist Du Gesang ewigen ewigen Lebens. Daß ich einmal ein
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Mann würde und Ordnung um mich her sähe und mir die Schriften meiner Lieblinge alle nach ihrem
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individuellen Werth um mich her stellen könnte, wie groß und stark würde ich denn seyn. So
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aber genieß ich immer im Fluge, doch seelig – <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Darf ich Dir zu dem Hügel Glück wünschen auf dem Du itzt Batterien anlegen wirst, grosser Freund
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des Herrn? – Mein Herz wallt und schwingt sich für Freude über alle die Aussichten, ich aber ich mein
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Bruder – ach eine Träne aus Deinem Männerauge – ich werde untergehen und verlöschen in Rauch und
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Dampf. Doch will ich die Liebe mitnehmen. Sie allein wird mich # <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal">
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# zur Hölle hinabbegleiten u. noch da tröstend zur Seite stehn. – Meine Reise nach Italien könnte sich
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wohl noch machen, aber sobald nicht. Der Stein des Anstosses ist fort, nur hängt mein Mann noch zu
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stark an Strasburg. – Diese Reise ist mir eine wahre Höllenfahrt. Von allem mich loszureissen – und doch
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muß es gerissen seyn. Herder laß Deine Seele, Deine Vaterwünsche mir folgen, mich nie verlassen.
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Und Deiner Frauen – ach wenn sie mir wohl will, so kann ich Gott nicht unangenehm seyn.</sidenote><line type="break"/>
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Lenz.</letterText>
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<letterDesc letter="90">
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<date value="Straßburg, Dezember 1775" />
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<sort value="1775-12-21" />
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<letterTradition letter="90">
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Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 9
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