Einpflegung von Brief 183.

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GregorMichalski
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Wo Du aber gegen sie von alledem was merken läßest, bist Du nie mein Freund gewesen.</letterText>
<letterText letter="182">Hannover. Den 19ten May. 76. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich war im Begriff Ihnen zu schreiben, und Ihnen das zu schicken, worum Sie mich gebethen hatten,
als ich Ihren Brief vom 12ten erhielt. Diesen Brief von <ul>Ihnen an mich!</ul> wo mir was in meinem Leben
unerwartet gewesen ist, so wars dieser Brief. Ich habe gewartet, bis ich kalt geworden bin, und
will Ihnen nun auch von meiner Seite das lezte Wort in dieser Sache sagen, die mir wahrlich! von
Anfang an keine Freude gemacht hat. Was hab ich davon gehabt? Mühe, Kosten, Verdruß, Plackerey! Und
warum? Weil ich Sie schätzte, Sie liebte! Es war Uebereilung von mir, von Einer Seite nicht zu
verzeihende Uebereilung, daß ich mich mit den W. einließ. Hernach hab ich mir nichts mehr vorzuwerfen.
Wenn Sie in irgend einem Vorfall Ihres Lebens einen treuern, wärmern, uneigennützigem Freund finden,
so wünsch ich Ihnen Glück. Mich hat mein Herz wieder zu weit geführt. Ich wills künftig fester halten. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Mein Freund Helwing, wenn Sie wollen (aber nur durch Sie mein Freund! denn vorher kannt ich ihn nicht)
ist ein ehrlicher Mann, und Sie haben von seiner Seite nichts zu befürchten, obgleich die gedruckten
Exemplare der W. noch nicht in meinen<page index="2"/> Händen, und folglich noch nicht verbrannt sind. H. ist
ein wohlhabender Mann, der um eines kleinen Vortheils willen, sein Wort nicht brechen wird; dabey bin
ich ganz ruhig. Hier sind alle seine Briefe. Wenn ich vorausgesehen hätte, was nun geschieht, so hätt
ich auch Abschriften von den Meinigen genommen, und sie ohne ein Wort weiter beygelegt. Bey kältern
Blute würden Sie sich allein daraus Ihres Verdachts geschämt haben. Ich hab Ihnen längst geschrieben,
daß er G. für den V. hielt, aber Sie haben nie darauf geantwortet. Daß G. im Meßkatalogus als V. der
Comedie genannt ist, hat mich wie Sie bestürzt und geärgert. Wenn ich nicht endlich Sie ihm genannt
hätte, hätte H. ihn auch auf dem Titel als Verfasser genannt. Ich hatte H. geschrieben, mir die
Exemplare der W. vor der Meße hieher zu schicken. Er war abgereist, eh ichs wuste, u. wir müßen nun
warten bis er von der Messe zurück kommt. Da soll er sie mir gleich schicken, und sie sollen unter
meinen u. Z.s Augen verbrannt werden, ohne daß Ein Exemplar übrig bleibe. <page index="3"/> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich habe mich wohl gehütet, H. Ihren Brief zu schicken, da er noch das Schwert in Händen hat. Er möchte
nicht so kalt seyn können als ich. Daß ich nicht mehr von ihm habe bekommen können, ist mir leyd genug.
Aber kann ich die Buchhändler uneigennüziger machen? Ich habe versprochen, daß ich mehr zu erhalten
suchen würde, wenn ich ihn hier sähe, und das Versprechen halt ich, wie das erste, daß ich nicht eher
ruhen will, als bis die Exemplare verbrannt sind, die Sache mag eine Wendung nehmen, welche sie will.
Sie können mich sogar angreifen, wenn Sie wollen, und deßwegen soll doch keiner durch mich die W. zu
sehen bekommen, wie sie keiner gesehn hat, als Z. der vorher davon wuste. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ihre Drohungen will ich vergeßen. Es schmerzt mich nur, daß <ul>Sie</ul> sie gegen mich brauchen <ul>konnten.</ul>
Ich habe keinen litterarischen Ruhm zu verlieren; also bin ich gleichgültig dabey. Das Bewustseyn
als ein ehrlicher Mann gehandelt zu haben, können Sie nicht, kann mir keiner rauben. <line type="empty"/>
<align pos="center">Boie</align></letterText>
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<date value="Hannover, 19. Mai 1776" />
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 8
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