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Einpflegung von Brief 107.
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nur hoffe ich wirst Du niemand Gelegenheit geben darzu erfahren was ich mir selbst zu gestehen
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nur hoffe ich wirst Du niemand Gelegenheit geben darzu erfahren was ich mir selbst zu gestehen
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kaum das Herz habe. Wenigstens soll mich alles das zu Handlungen führen die mir u: Dir m: Freund
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kaum das Herz habe. Wenigstens soll mich alles das zu Handlungen führen die mir u: Dir m: Freund
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Ehre machen werden, u: nach deren Vollführung ich ger<nr> </nr> gelebt haben will.</letterText>
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Ehre machen werden, u: nach deren Vollführung ich ger<nr> </nr> gelebt haben will.</letterText>
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<letterText letter="107"><align pos="right">Kopenhagen d: 3ten Febr. 1776.</align> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich wollte daß ein Brief Ihnen sagen könnte, mein Freund! Wie sehr ich Sie liebe, u: so lebhaft es
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sagen könnte als ich es empfinde. Zwar hab ich Sie nur kurze Zeit gesehen, aber gleich liebte ich Sie
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herzlich, fand Sie gleich so wie ich mit Ahndung <nr><del> </del></nr> gehofft hatte sie zu finden. Seitdem hab ich viel
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gesehn, viel genossen, viel empfunden. Aber all das hat dem Eindruck welchen Sie auf mich machten
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im geringsten nichts von seiner Stärke genommen, ich fühle noch eben so lebhaft daß Ihre herzliche
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Freundschaft meinem Herzen ein Bedürfniß ist. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Könnt ich doch einen Nachmittag nun mit Ihnen zubringen, es liegt mir auf dem Herzen daß Sie
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vielleicht es nicht <it>ganz</it> sehen wie sehr ich Sie liebe. Das möchte ich Ihnen mündlich sagen. Auch
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möchte ich mit Ihnen schwatzen vom GottesLande Schweiz u: vom Gottes Manne Lavater. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>In Deutschland ist mir in Weymar vorzüglich wohl worden. Der Herzog ist ein herrlicher Junge, beide
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Herzoginen, Mutter u: Frau, sind zween Engel. Unser lieber Wolf lebt dort herrlich u: in Freuden, weil
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von allen geliebt, ist sogar ein Herzens-Freund von Wieland. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich hätte wohl die erste Umarmung sehen mögen, mir kamen sie zuweilen vor wie der Herkules in der
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Alceste u: der Herkules in Wolfs Farce. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich muß Ihnen doch sagen daß Wieland weit besser ist als ich dachte, sein Herz ist würklich gut. Er
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<del>selbst</del> würde ganz gut sein wenn man ohne Liebe für Religion u: Sitten es sein könnte. Ich habe viel
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öfter mit ihm sympathisiren können als ich geglaubt hatte, es gieng so weit daß ich, welcher so viel
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Gefallen sonst hatte an allem Herzeleid so Sie u: Voß ihm anthun, endlich Mitleiden mit ihm kriegte,
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u: es mir schien Sie beide hätten ihm zu viel angethan. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Wolf geht viel weiter als ich, u: ist <page index="4"/> sein wahrer Herzensfreund. Ob ich ihm gleich gut
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geworden bin so wollte ich doch daß er nicht in Weimar lebte. Ich komme dorthin als Kammerherr,
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zwar traurig meine Geschwister u: eine Hand voll Freunde zu verlassen, aber froh das knechtische
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Dännemark mit meinem lieben Vaterland zu vertauschen. Unsern treuen Wolf hoffe ich oft zu sehen. Mit
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Klopstock haben wir seelige Tage gelebt, über die Belte sind wir mit Eisbooten gegangen, man zieht
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das Boot nach sich, u: springt hinein sobald das Eis bricht. Schwestern haben wir hier wie sie im
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Himmel nicht besser sein können. Mein Bruder liebt Sie zärtlich. <line type="empty"/>
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Lieben Sie mich wie ich Sie liebe, u: verzeihen Sie wenn ich zu viel fodre. <line type="empty"/>
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<align pos="right">F. L. Stolberg.</align></letterText>
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<isDraft value="true" />
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<letterDesc letter="107">
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<date value="Kopenhagen, 3. Februar 1776" />
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<sort value="1776-02-03" />
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<letterTradition letter="107">
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 60
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