Einpflegung von Brief 297.

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GregorMichalski
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mannichfaltiger als die erste. Vielleicht unterhalt ich Ew. Gnaden ein andermal damit. Sagen Sie mannichfaltiger als die erste. Vielleicht unterhalt ich Ew. Gnaden ein andermal damit. Sagen Sie
Goethen, ich hab ihn zu grüssen von der Reise und den Leuten die ihn drin haben wieder sehn.</letterText> Goethen, ich hab ihn zu grüssen von der Reise und den Leuten die ihn drin haben wieder sehn.</letterText>
<letterText letter="297"><line tab="1"/>Denken Sie sich lieben Freunde! einen Menschen der über Stock und Stein, über Berg und Thal durch
dick und dünn nach Zürich kommt und überall hören muß <line type="empty"/>
Wären Sie ein Paar Tage eher gekommen, hätten Sie Herrn Sarasin und seine Frau hier angetroffen <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ey doch! sag ich denn mit einem giftigen Lachen über mich selbst und mein Schicksal das mich auch
keine Silbe von alledem wissen noch ahnden ließ, hätt ich sie wirklich angetroffen wenn ich eher
gekommen wäre? <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Sie sind recht vergnügt gewesen, sie sind bey mir gewesen sagte Herr Geßner, sie sind bey mir gewesen
sagt Lavater und erzehlt mir vieles zwischen den Kaiser und Ihnen sie sind hier recht lustig gewesen,
sagt Herr Escher aus dem Vollenhofe und ich <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ja und ich der sogern Ihren <aq>Cicerone</aq> zum Rigiberg hinauf gemacht, Ihnen von dort herab die Reiche der
Welt und ihre Herrlichkeit verachten gelehrt hätte gegen das was Sie da gesehen haben würden <line type="empty"/>
Kurz ich kann für Grimm kein Wort mehr schreiben Leben Sie wohl! <line type="empty"/>
<align pos="right">Lenz.</align> <line type="empty"/>
Kehren Sie indessen doch um<line type="break"/>
<page index="2"/><line type="break"/>
<line tab="1"/>Tausend Dank für Ihre beyden Briefe die mir als eine wahre Herzstärkung jetzt erst von Schlosser
zugekommen sind. <line type="empty"/>
<line tab="5"/>Wie Freundinn fühlen Sie die Wunde
<line tab="5"/>Die nicht dem Gatten blos, auch mir das Schicksal schlug
<line tab="5"/>Mir der nur Zeuge war von mancher frohen Stunde
<line tab="5"/>Von jedem Wort aus ihrem Munde
<line tab="5"/>Das das Gepräg der innern Grösse trug
<line tab="5"/>Ganz von der armen Welt vergessen
<line tab="5"/>Wie offt hat sie beglückt durch sich
<line tab="5"/>Auf seinem Schooß mit Siegerstolz gesessen
<line tab="5"/>Ach und ihr Blick erwärmt auch mich.
<line tab="5"/>Auch ich auch ich im seeligsten Momente
<line tab="5"/>Schlug eine zärtliche Tangente
<line tab="5"/>Zur grossen Harmonie in ihrem Herzen an
<line tab="5"/>Mit ihrem Bruder, ihrem Mann <page index="3"/>
<line tab="5"/>Wie hob mich das Gefühl auf Engelschwingen
<line tab="5"/>Zu edlern Neigungen empor
<line tab="5"/>Wie warnt es mich bey allzufeinen Schlingen
<line tab="5"/>Daß ich nie meinen Werth verlohr
<line tab="5"/>Mein Schutzgeist ist dahin, die Gottheit die mich führte
<line tab="5"/>Am Rande jeglicher Gefahr
<line tab="5"/>Und wenn mein Herz erstorben war
<line tab="5"/>Die Gottheit die es wieder rührte
<line tab="5"/>Ihr zart Gefühl das jeden Mißlaut spührte
<line tab="5"/>Litt auch kein Wort, auch keinen Blick
<line tab="5"/>Der nicht der Wahrheit Stempel führte
<line tab="5"/>Ach diese Streng allein erhält das reinste Glück
<line tab="5"/>Und ohne sie sind freundschaftliche Triebe
<line tab="5"/>Ist selbst der höchste Rausch der Liebe
<line tab="5"/>Nur Mummerey die uns entehrt
<line tab="5"/>Nicht ihres schönen Namens werth. <line type="empty"/>
<line tab="5"/>Wie wenn ich itzt mein künftig Glück beschriebe?
<line tab="5"/>Wie wenn mir das an Ihnen bliebe
<line tab="5"/>Fürtrefliche! was ich an ihr verlor
<line tab="5"/>Wenn mir die Seelige in der Verklärten Chor
<line tab="5"/>Sie selber dazu auserkohr?
<page index="4"/><line type="break"/>
<line tab="5"/>O womit dankt ich ihr und Ihnen
<line tab="5"/>Womit, womit könnt ich dies Glück verdienen?
<line tab="5"/>Der Freundschaft unverdächtig Glück
<line tab="5"/>Die nur dem Werth den sie am andern kannte
<line tab="5"/>Und seiner Dauer nur den liebevollen Blick
<line tab="5"/>Und mit ihm Himmelsfreuden sandte <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich muß abbrechen weil die Post eilt. Mein Lustspiel wird eine Weile ruhen müssen, bis ich wieder
lustiger bin, denn ach wir armen Phantasten können uns so wenig selber Gesetze vorschreiben als sie
von andern annehmen. Erhalten Sie nur, ich flehe, die Gesellschaft in guter Laune, bis mir auch da
etwas zukommt. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Herr v. Hohenthal wird, hoffentlich nicht versäumt haben, Ihnen seine Aufwartung zu machen. Er kränkelt
zu viel, als daß er wagen dürfte in der Hitze nach Welschland zu gehen. Tausend Empfehlungen von Ihren
hiesigen Freunden insonderheit Lavater. <line type="empty"/>
Die ich Ihrer theuresten Familie gleichfalls von mir zu versichern bitte.</letterText>
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<date value="Zürich, August 1777" />
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Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 7
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