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Einpflegung von Brief 298.
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Die ich Ihrer theuresten Familie gleichfalls von mir zu versichern bitte.</letterText>
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<letterText letter="298"><line tab="1"/>Ich sollte freylich Ihre Briefe noch unbeantwortet lassen und (wie es meine löbliche Gewohnheit sonst
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ist) so lange unbeantwortet lassen, bis ich mich Ihnen und Ihrer Frau Gemalinn wieder mit Ehren
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weisen könnte, so aber möchten Sie denken, ich wäre schon auf meiner dritten Schweitzerreise und da
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ich doch würklich noch in Zürich bin, kann ich mit meinem Gewissen nicht fertig werden, Ihnen den
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Dahk den Ihnen unter einer Menge Zerstreuungen mein Herz für Ihre Briefe und die Bekanntschaft mit
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unsrer zweyten Aktrisse hatte, nicht weiß auf schwarz (oder schwarz auf weiß vielmehr) hinzusetzen.
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Ich habe zwar zwey schöne Stunden bey unserm Füeßli an ihrer Seite gesessen, da aber die Gesellschaft
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zu groß war, bey weitem nicht in die Beziehung mit ihr kommen können, in der billiger Weise der Lügner
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mit den Personen stehen sollte, die freundschaftlich genug sind seinen Lügen den Werth der Wahrheit zu
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geben. Auf den Winter hoffe ich diese Bekanntschaft besser anzubauen und wie glücklich würde ich mich
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schätzen, Ihnen, freylich nur mit dem Vorbehalt daß Sie selbst und Ihre Freunde dabei das beste thun!
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ein Paar düstere Abendstunden wegscherzen zu können. <page index="3"/> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Wie beschämt ich bin Ihnen eine Mühe die für mich so vortheilhaft gewesen wäre, umsonst gemacht zu haben,
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mag Gott der DonQuixotischen Laune verzeyhen in der Hohenthal und ich unsere Reise nach Italien entwarfen.
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Indessen bitte mir diesen Brief nebst dem Codizill wenn ich dessen würdig, als ein Denkmal Ihrer Gesinnungen
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für mich aufzubewahren bis ich nach Basel komme. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Herr Usteri hat mir das Compliment ausgerichtet und mich nicht wenig glücklich damit gemacht. Sagen Sie Ihrer
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Frau Gemalinn daß Mad. Im Thurm aus Schafhausen, ein Herz das ihrer Freundschaft würdig ist, mit nicht weniger
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Stolz mir einen Brief von Frau Gerichtsherr Sarasi gewiesen, in welchem ich um meiner Poetischen Eitelkeit die
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uns doch zur Begeisterung oft so noth thut wie das Wasser einem Mühlrade, den höchsten Schwung zu geben, mit Triumpf
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meinen Namen fand. <page index="3"/> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Eine liebe Patientin die mir noch jetzt so oft von den allzukurzen Augenblicken erzehlt wo sie die Bekanntschaft Ihrer
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Lykoris gemacht, hat ihre neue Freundinn aus Schafhausen so sehr an ihr Krankenlager gefesselt daß sie in Zürich keinen
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Augenblick finden konnte nach Basel zu schreiben und sich dieses schmeichelhafte Vergnügen auf Schafhausen vorbehielt <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Uebrigens ist die hohe See der politischen Angelegenheiten jetzt in Zürich ein wenig unruhig, der Tod des
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Statthalter Eschers und die Unzufriedenheit der Bürger mit der langen Verzögerung der Berathschlagungen des
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Magistrats mit ihnen über das Geschäft zu Solothurn, haben auf dem Rathhause in den Tempeln und in der Stadt manche
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Bewegungen verursacht, die mir als einem auflauernden Zuschauer und vielleicht einstigen epischen Dichter über
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Schweitz und Schweitzer<ul>angelegenheiten,</ul> ausserordentlich interessant waren. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Leben Sie glücklich und empfehlen mich Ihrer theuersten Frau Gemalinn als Ihren in höchster Eil
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ergebensten<line type="break"/>
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Zürich. d. 16ten Septbr. 1777.<line type="break"/>
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Tausend Empfehlungen von Lavatern<line type="break"/>
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<align pos="right">Lenz</align></letterText>
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<date value="Zürich, 16. September 1777" />
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<sort value="1777-09-19" />
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Basel, Staatsarchiv, PA 212 F 11, 27, 10, Nr. 8
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