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@@ -137,5 +137,76 @@ P. S. Der Bruder läßt sich nochmals gehorsamst entschuldigen, daß er diesmal
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<align pos="center">Mein liebstes junges Paar! </align "center">
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Wie sind Sie angekommen? Wieviel Glieder und Sinne haben Sie noch übrig? (denn Ihren Leuten wird wohl Verstand und alle Sinne erfroren seyn). Wie haben Sies zu Wasser und zu Lande gehabt? Sind Sie auch geirret? Und wie haben Sie alles zu Hause gefunden? Wie lassen sich die Schwedischen Reichsräthe an? Und wie gefällt Ihnen, meine liebe junge Frau, das einsame Tarwast?
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<line tab="1" />
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Zum andern befinden wir uns alle so, wie Sie uns gelassen haben. Papa ist Papa, und Mamma ist Mamma, und Moritz und seine Frau und alle übrige sind gesund und vergnügt, und ich, ich sey Jakob.
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Zum dritten, vierten und zehnten habe ich auch die Ehre zum Geburstag zu gratuliren und zu wünschen <aq>mmmmmmm</aq> und wieder der Herr <aq>mmmmm</aq> und wieder der Heiland <aq>mmmmm</aq> und wieder sitzo.
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<note> < am linken Rand, vertikal > </note>
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Mamma bittet den Sak zurück in welchem Dein Junge Salz mitgenommen hat. Sie grüßet Sohn und Tochter aufs zärtlichste und bittet sehr um angeführten Sak.
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Oder besser: ich wünsche auch, daß Sie möchten zu einer glüklichen Stunde geboren seyn ….. und nicht nur dieses sondern viele folgende zu erleben und mit Gesundheit zu verzehren.
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Oder dito feiner: Wünsche auch, daß der barmherziger Gott verleihen wolle einen kräftigen Geist des <aq>Danielis</aq> und wenn es sollte dermaleinst zum Jahre des Nestors kommen, dieselben; Sie gehen nimmer aus meinem Gemüthe weg. Anbey wünsche auch daß in künftiger Zeit benebenst guter Gesundheit dermaleinst mancher kleiner Herr Söhnlein um die Eltern wimmeln mag, benebst den Oelpflänzlein um dero Tisch, sie grünen und blühen. Abkürze hier meine Gratulation, dieweile der drange Raum mich verweigert, hierüber weiter herauszulassen.
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<line tab="1" />
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Ernsthaft zu reden so ist es Schade, daß wir an diesem Tage nicht hier zusammen vergnügt sein konnten. Doch ich bin jetzt im Geist auf Tarwast und schwatze Ihnen was vor, dann werde ich ganz ernsthaft und wünsche Ihnen beyden so viele und so angenehme Geburtstage, als Sie sich selbst wünschen, und soviel Vergnügen, als Ihnen die ersten Umarmungen in Reval gaben, an dem heutigen Tage.
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<align pos="right">Es sey euch dieser Tag an tausend Zärtlichkeiten
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An tausend sanften Freuden reich.
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Mit Küssen grüßet ihn: spielt ihm auf sanften Sayten
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Ein zärtlich Lied und unter Zärtlichkeiten
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Verfließ er euch!
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Dies ist der Tag, müß jetzt Ihr Fritzchen sagen,
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Der Dich mir gab, mein Leben, meine Lust.
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Für mich hat unter ihrer Brust
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Die beste Mutter Dich getragen.
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Für mich hat Deinen ersten Tagen
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Gott jene teure Pflegerin geschenkt
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Die zärtlicher, als hundert Mütter denkt
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Und deren Abschied noch Dich kränkt.
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Für mich wuchs Deine holde Jugend
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Wie Frühlingsrosen auf: und Zärtlichkeit und Tugend
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Keimt’ damals schon für mich in Deiner Brust empor.
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<line tab="1" />Dann müß auch sie mit sanften Küssen sagen:
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Geliebter, ja, ich bin nur da für Dich.
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Für Dich fing dies Herz an zu schlagen
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Und ewig schlägt es nur für Dich.
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<line tab="1" />So sey euch dieser Tag an unschuldsvollen Freuden,
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So sey er euch an Liebe reich.
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Wie mancher Hagstolz muß euch eure Lust beneiden,
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Wie manches Ehepaar wünscht heimlich eure Freuden!
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Werd ich einst auch ein Mann, will ich euch nicht beneiden:
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Allein zum Muster nehm ich euch.</align pos="right">
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Neuigkeiten! <aq>Madem. Smoljan</aq> und die Majorin Graß sind weggereist. Die Oldekoppin ist recht böse auf Dich, lieber Bruder, und auf Deine junge Frau, daß ihr nicht bey ihr gewesen seyd. –
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<line tab="1" />
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Papa und Mama, die sich Gottlob! noch erträglich befinden, Moritz und seine Frau, die vielleicht selbst auch schreiben werden, Lieschen, Christian und die kleinen Geschwister, alle Freunde besonders die Frau Obristin und die Fräuleins grüßen und küssen 1000mal Fräu- und Männlein. Auch wird die alte Jungfer begrüßt. Leben Sie gesund und vergnügt mein liebstes Paar! und behalten Sie immer lieb
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<note> < Albedylls Hand > </note>
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<hand>Ihres Herrn Bruders seine grüsse von mich sind zu kalt, hier folgen die zärtlichsten die aufrichtigsten die feurigsten von mich und meiner Tochter, von meiner eigenen Hand. <ul><aq>Albedyll</aq></ul></hand>
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zärtlichsten Bruder <line type="break" />
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Jacob Michael Reinhold Lenz<line type="break" />
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Am Geburtstage 1768. <line type="break" />
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P.S. Wenn Du, liebster Bruder! einige <aq>Exemplare</aq> von ˕den˕ hochzeitlichen Gedichten hast, so schicke sie mir doch, ich habe kein einziges. Onkel Kellner vergaß auch uns welche mitzugeben. Die <aq>Capit. Sege</aq> und die Lieutnantin Brandt von Fetenhof und die Majorin Toll von Wissus haben junge Söhne. Die alte Oldenkoppin ist ziemlich krank. Heut hat H. Rektor für Reichenberg gepredigt. <aq>Adieu!</aq> Dieses am Sonntage.
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<date value="Tarwast (Tarvastu), nach 24. Januar 1768" />
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, [1] Nachlaß J. M. R. Lenz, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 4
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, [1] Nachlaß J. M. R. Lenz, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 5
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