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@@ -77,6 +77,8 @@ allergetreuester Bruder <line type="break" />
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Jacob Michael Reinhold Lenz.<line type="break" />
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Dorpat den 11ten October 1767.
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<letterText letter="3">
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<page index="1" />
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<align pos="center">Verehrungswürdigste Eltern! </align "center">
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@@ -108,7 +110,6 @@ Monsieur <ul>Lenz</ul>
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Prevot ecclisiastique
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et Ministre du St. Evangile
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a l’eglise de St. Jean </aq>
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</letterText>
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<letterText letter="4">
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@@ -203,7 +204,6 @@ Jacob Michael Reinhold Lenz<line type="break" />
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Am Geburtstage 1768. <line type="break" />
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P.S. Wenn Du, liebster Bruder! einige <aq>Exemplare</aq> von <insertion>˕den˕</insertion> hochzeitlichen Gedichten hast, so schicke sie mir doch, ich habe kein einziges. Onkel Kellner vergaß auch uns welche mitzugeben. Die <aq>Capit. Sege</aq> und die Lieutnantin Brandt von Fetenhof und die Majorin Toll von Wissus haben junge Söhne. Die alte Oldenkoppin ist ziemlich krank. Heut hat H. Rektor für Reichenberg gepredigt. <aq>Adieu!</aq> Dieses am Sonntage.
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</letterText>
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<letterText letter="6">
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@@ -218,7 +218,6 @@ J.M. R. Lenz.
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<note> < auf der ersten Seite am rechten oberen Rand > </note>
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P. S: Wenn Sie an den Tarwastschen Bruder schreiben, so sagen Sie ihm doch, daß ich recht sehr begierig bin, einmal einen Brief von ihm zu sehen.
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@@ -256,7 +255,6 @@ XIV. Schluß-Ermahnung.
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3 Stangen fein. schwarzen Lak.
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Zu 40 Trauer-Briefen Pappier mit schwarzen Ränd.
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2 Buch Pappusch Pappier von No. 1.
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</letterText>
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@@ -436,8 +434,18 @@ Fort Louis, den 3ten Juni 1772.
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<line type="empty"/>
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<note> < am Rand > </note>
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Haben Sie die Gütigkeit, der ganzen Tischgesellschaft meine Ergebenheit zu versichern. … Ums Himmels, um meines Mädchens und um meinetwillen, lassen Sie doch alles dies ein Geheimnis bleiben. Von mir erfahrt es niemand als mein zweites Ich.
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<letterText letter="10">
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Fort Louis d. 10ten Junius 1772
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Guter Sokrates!
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<line tab="1" />Schmerzhaft genug war der erste Verband den Sie auf meine Wunde legten. Mich auszulachen – ich muß mitlachen, und doch fängt meine Wunde dabey nur heftiger an zu bluten. Nur fürchte ich – soll ich Ihnen auch diese Furcht gestehen? Ja da Sie mein Herz einmal offen gesehen haben, so soll kein Winkel Ihnen verborgen bleiben. Ich fürchte, es ist zu spät an eine Heilung zu denken. Es ist mir wie Pygmalion gegangen. Ich hatte mir zu einer gewissen Absicht in meiner Phantasie ein Mädchen geschaffen – ich sah mich um und die gütige Natur hatte mir mein Ideal lebendig an die Seite gestellt. Es ging uns beyden wie Cäsarn: <aq>veni, vidi, vici</aq>. Durch unmerkliche Grade wuchs unsere Vertraulichkeit – und jetzt ist sie beschworen und unauflöslich. Aber sie sind fort, wir sind getrennt: und eben da ich diesen Verlust am heftigsten fühle, kommen Briefe aus Strasburg und – Vergeben Sie mir meinen tollen Brief! Mein Verstand hat sich noch nicht wieder eingefunden. Wollte der Himmel ich hätte nicht nöthig, ihn mit Vetter Orlando im Monde suchen zu lassen. Ich bin um mich zu zerstreuen, die Feyertage über bei einem reichen und sehr gutmüthigen Amtsschulz in Lichtenau zu Gast gewesen. Ich habe mich an meinem Kummer durch eine ausschweiffende Lustigkeit gerächt: aber er kehrt jetzt nur desto heftiger zurück, wie die Dunkelheit der Nacht hinter einem Blitz – Ich werde nach Strasburg kommen und mich in Ihre Kur begeben. Eins muß ich mir von Ihnen ausbitten: schonen Sie mich nicht, aber – lassen Sie meine Freundin unangetastet. Der Tag nach meinem letzten Briefe an Sie, gieng ich zu ihr: wir haben den Abend allein in der Laube zugebracht; die bescheidne und englisch gütige Schwester unterbrach uns nur selten und das allezeit mit einer so liebenswürdigen Schalkheit - Unser Gespräch waren Sie – ja Sie, und die freundschaftlichen Mädchen haben fast geweint für Verlangen Sie kennen zu lernen. Und Sie wollten mit gewaffneter Hand auf sie losgehen, wie Herkules auf seine Ungeheuer – Nein Sie müssen sie kennen lernen und ihre Blicke allein werden Sie entwaffnen. Ich habe meiner Friedrike gesagt, ich könnte für Sie nichts geheim halten. Sie zitterte, Sie würden zu wenig Freundschaft für eine Unbekannte haben. Machen Sie diese Furcht nicht wahr, mein guter Sokrates! Uebrigens tun Sie was Ihnen die Weißheit räth. Ich will mich geduldig unterwerfen. Es ist gut, daß Sie meinen freundschaftlichen Ott nicht mit meiner Torheit umständlich bekannt machen. Ich verbürge mich gern vor mir selbst nur nicht vor Ihnen. Leben Sie wohl,
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Ihr
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<line type="break" />unaufhörlich ergebenster Freund
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<line type="break" />JMRLenz.
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Gestern ist der Herr Landpriester bei mir zu Gast gewesen. Er ist ein Fieldingscher Charakter. Jeder andere würde in seiner Gesellschaft Langweile gefunden haben; ich habe aber mich recht sehr darin amusirt; denn ein Auge, womit ich ihn ansah, war poetisch das andere verliebt. – Er läßt sein Leben für mich und ich für seine Tochter.
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@@ -143,6 +143,21 @@
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<date value="Fort Louis, 10. Juni 1772" />
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@@ -50,5 +50,13 @@ August Stöber: Der Dichter Lenz und Friederike von Sesenheim. Basel 1842, S. 45
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August Stöber: Der Dichter Lenz und Friederike von Sesenheim. Basel 1842, S. 48–50; aus dem Nachlass von Salzmann; tlw. überliefert auch in: Geliebte Schatten. Bildnisse und Autographen von Klopstock, Wieland, Herder, Lessing, Schiller, Göthe […], hrsg. von Friedrich Götz. Mannheim 1858, S. 151; Auszüge von Leopold Wagners Hand
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Reference in New Issue
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