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<page index="1" />Königsberg 1769. Octbr 14. <align pos="center">Gütigster Herr Papa.</align>
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<page index="1" />Königsberg 1769. Octbr 14.
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<line type="break" />Um den Brief nicht überflüssig groß und dick zu machen, muß ich mich begnügen, nur gegenwärtigen kleinen Zettel in denselben an Sie einzuschließen. Christian wird vermutlich in seinem Schreiben weitläuftiger <del>zu</del> seyn und ich habe also nur noch einige kleine Supplemente zu meinem vorigen Briefe zu geben. So sehr ich Ihnen für die gütige Besorgung eines Theils meines jährlichen <aq>Fixi</aq> verbunden bin, so sehr sehe ich mich genöthigt, Sie nochmals gehorsamst um die so viel möglich baldige Beförderung dessen, was Ihre Gütigkeit zu unserer Kleidung bestimmt hat, zu bitten. <aq>Pranumeration</aq> ist nothwendig, wenn ein Student gut wirthschaften will und also ist ihm im Anfange des Jahrs immer Geld unentbehrlich. Noch einige Ausgaben habe Ihnen schon vorhin specificiren wollen, für die ich gleichfalls von Ihrer Gewogenheit einigen Ersatz hoffe, wenn es Ihre Umstände zulassen. Der Band einiger <aq>Exemplare</aq> meiner Landplagen, insonderheit der letzte, der nach Petersb. bestimmt und den ich schon dem Herrn v. Schulmann an Sie mitgegeben: kostet mir wenigstens bis 2 Dukaten. Hernach haben alle Landsleute zum Begräbnis des seel. Herrn Langhammers was beitragen müssen: weil seine Mutter eine Wittwe ist, die sich selbst nicht ernähren kann, und derjenige, der ihn studiren lassen, nicht einmal so viel, als zu den Ausgaben, an Doctor etc. in seiner Krankheit erfordert worden, überschickt
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<line type="break" /><line tab="1" />Um den Brief nicht überflüssig groß und dick zu machen, muß ich mich begnügen, nur gegenwärtigen kleinen Zettel in denselben an Sie einzuschließen. Christian wird vermutlich in seinem Schreiben weitläuftiger <del>zu</del> seyn und ich habe also nur noch einige kleine Supplemente zu meinem vorigen Briefe zu geben. So sehr ich Ihnen für die gütige Besorgung eines Theils meines jährlichen <aq>Fixi</aq> verbunden bin, so sehr sehe ich mich genöthigt, Sie nochmals gehorsamst um die so viel möglich baldige Beförderung dessen, was Ihre Gütigkeit zu unserer Kleidung bestimmt hat, zu bitten. <aq>Pranumeration</aq> ist nothwendig, wenn ein Student gut wirthschaften will und also ist ihm im Anfange des Jahrs immer Geld unentbehrlich. Noch einige Ausgaben habe Ihnen schon vorhin specificiren wollen, für die ich gleichfalls von Ihrer Gewogenheit einigen Ersatz hoffe, wenn es Ihre Umstände zulassen. Der Band einiger <aq>Exemplare</aq> meiner Landplagen, insonderheit der letzte, der nach Petersb. bestimmt und den ich schon dem Herrn v. Schulmann an Sie mitgegeben: kostet mir wenigstens bis 2 Dukaten. Hernach haben alle Landsleute zum Begräbnis des seel. Herrn Langhammers was beitragen müssen: weil seine Mutter eine Wittwe ist, die sich selbst nicht ernähren kann, und derjenige, der ihn studiren lassen, nicht einmal so viel, als zu den Ausgaben, an Doctor etc. in seiner Krankheit erfordert worden, überschickt
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<page index="2" />hat. Dieser Beytrag war bis über 4 Thlr. – Wenn Sie von dem Obristen Bok was gehört haben, so seyn Sie so gütig, es mir bey Gelegenheit zu melden. – Neulich haben wir einen gewissen Bar. Cloth, Ihren gewesenen Eingepfarrten, 2 Bar. v. Baranow und den jungen H. D. Stegemann, der vielleicht schon jetzt in Dorpat angekommen seyn, allhier gesprochen. – Der Catalogus lectionum ist zwar jetzt heraus, allein ich fürchte er würde den Brief zu sehr anschwellen, wenn ich ihn hier beylegte. Ich werde dieses halbe Jahr, außer den philosophischen und andern Collegiis von theologicis das Theticum bey D. Lilienthal und ein Exegeticum über die Ep. Pauli an die Römer bey D. Reccard hören. Die andern theologischen Collegia bedeuten in diesem halben Jahr nicht viel. Ueberhaupt wenn man nebst einigen wenigen Professoren die Magister von Königsberg nähme, würde die Akademie wenig oder gar nichts werth seyn. Nächstens werde ich weitläuftiger sein. Vergeben Sie unser öfteres unverschämtes Geilen nach Geld: die Noth lehrt hier beten und betteln. Gegen den Winter kommen viel neue Ausgaben. Holz: ein neuer Schlafrock, Tisch – – – Grüßen Sie doch alle Verwandte und Freunde, besond. aber meine theureste Frau Mama 100000mal von Ihrem
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<line type="break" />gehorsamsten Sohn
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<line type="break" />J.M. R. Lenz. <note>auf der ersten Seite am rechten oberen Rand</note> P. S: Wenn Sie an den Tarwastschen Bruder schreiben, so sagen Sie ihm doch, daß ich recht sehr begierig bin, einmal einen Brief von ihm zu sehen.
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<line type="break" /><align pos="right">gehorsamsten Sohn
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<line type="break" />J.M. R. Lenz.</align>
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<sidenote pos="top right" page="1" annotation="am oberen rechten Rand der ersten Seite">P. S: Wenn Sie an den Tarwastschen Bruder schreiben, so sagen Sie ihm doch, daß ich recht sehr begierig bin, einmal einen Brief von ihm zu sehen.</sidenote>
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, [1] Nachlaß J. M. R. Lenz, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 32. Es handelt sich um einen Doppelbrief; der Brief des Bruders Johann Christian Lenz lautet: „Königsberg, den 14 Octobr. ds. St. 1769 / Verehrungswürdiger Herr Papa, / Sie bekommen jetzt einen Brief en migniature, weil ich eben nicht viel Materie zum Schreiben habe, und doch bey dem Anfange eines neuen Semesiris academici nicht versäumen will, Ihnen eine kleine Nachricht von meinen Collegiis zu geben; und überdem schon sehnsuchtsvoll auf einen Brief von Ihnen warte, wozu dieser eigentlich ein kleines Beschleunigungs-Mittel seyn soll. – Ich werde in diesem halben Jahre, Logic und Metaphysik bey H. Mag. Kant repetiren, und das Jus elementare bey H. CriminalRath Jester continuiren. Die neuen Collegia, die ich höre sind 1) die Institutiones, bey H. Crim.Rath Jester, welche ein gantzes Jahr gelesen werden und 8 Rthl. kosten, hiezu habe ich aus Hartungs Buchladen Heineccii Institutiones a 2 fl, ausgenommen. 2) die civil und militair Baukunst, als einer der wichtigsten Theile der Mathesis applicatae bey H. M. Reusch; wofür 4 Rthl. bezahlet wird. Außerdem fahre ich noch einige Monate fort Information auf dem Flauto Trav. zu nehmen. Dieß ist der eintzige Maitre, den ich mir halten kann. – Es würde zu weitläuftig, und überflüßig seyn, Ihnen eine neue Specification meiner Ausgaben aufzusetzen, weil Sie dieses aus denen vom vorigen Jahre leicht absehen können, ob ich gleich mit denen 40 Duc. das halbe Jahr, welche ich Ihnen pro fixo angegeben, kümmerlich auszukommen suchen muß. / Ich komme, bester Papa, auf die eigentliche Absicht meines Briefes, nehmlich Sie gehorsamst zu bitten, die Remittirung des Geldes, welches Sie mir aus Ihrer Güte, auf dieses halbe Jahr zugedacht, gütigst, so bald es Ihnen möglich ist, zu beschleunigen. Ich kann leicht denken, daß es Ihnen zu schwer fallen wird, mir das fixum aufs halbe Jahr auf einmahl zu übermachen, dahero ich Ihrer väterlichen Güte genugsamen Dank schuldig seyn werde, wenn Sie mir für dieses Viertel-Jahr 20 Duc. und außerdem 12 Duc. zu einer mittelmäßig ordentlichen Kleidung überschikken wollten. Allein ich würde Schaden in meiner Wirthschaft leiden, wenn Sie es mir in noch kleineren Posten remittiren wollten, weil ich alsdenn die praenumeranda nicht praenumeriren, und kleine vom vorigen halben Jahre übriggebliebenen Schulden nicht bezahlen könnte. Am meisten ist mir aber daran gelegen, daß Sie mich nicht in der Verlegenheit laßen, länger ohne Geld zu leben. Ich verlaße mich in diesem Stücke auf Ihre väterliche Liebe und Güte. – Zu dem, was Jacob Ihnen von dem Begräbniße eines unserer Landsleute geschrieben, der Armuths-halber von uns mußte begraben werden, habe nichts hinzuzusetzen. Ich schließe also mit der Bitte, allen unsern Geschwistern u. Freunden, besonders aber unserer verehrungswürdigen Mama uns gantz gehorsamst zu empfehlen. – Ich küße Ihnen mit der zärtlichsten Ehrerbietung die Hände, als / Dero gantz gehorsamster Sohn / Johann Christian Lenz. / P.S. Eben fällt mir ein, daß Sie diesen Brief um die Zeit bekommen werden, da Sie Ihren Hochzeits-Tag celebriren. Ich wünsche Ihnen in aller Kürtze viel Glück Heil u. Seegen zu diesem mir so wichtigen Tage. Die Barmherzigkeit Gottes, laße Sie diesen Tag noch eine lange Reihe von Jahren in dem beständigsten Glück und Zufriedenheit feyern, und Sie immer mit einer neuen Zärtlichkeit, dieses glückliche Band erneuern. – Unser nächster Brief wird vermuthlich stärker werden, u. mehr Neuigkeiten enthalten, wie dieser, weil ich jetzt gar keine weiß. Leben Sie nochmals alle insgesammt recht sehr wohl. – / In größter Eil“ (Latvijas Akademiska Biblioteka, Fonds 25, Ms. 1113, Akte 36, Nr. 7.; Bosse, Heinrich: Lenz in Königsberg. In: Stephan/Winter 2003, S. 211f.)
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, [1] Nachlaß J. M. R. Lenz, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 32. Es handelt sich um einen Doppelbrief; der Brief des Bruders Johann Christian Lenz lautet: „Königsberg, den 14 Octobr. ds. St. 1769 / Verehrungswürdiger Herr Papa, / Sie bekommen jetzt einen Brief en migniature, weil ich eben nicht viel Materie zum Schreiben habe, und doch bey dem Anfange eines neuen Semesiris academici nicht versäumen will, Ihnen eine kleine Nachricht von meinen Collegiis zu geben; und überdem schon sehnsuchtsvoll auf einen Brief von Ihnen warte, wozu dieser eigentlich ein kleines Beschleunigungs-Mittel seyn soll. – Ich werde in diesem halben Jahre, Logic und Metaphysik bey H. Mag. Kant repetiren, und das Jus elementare bey H. CriminalRath Jester continuiren. Die neuen Collegia, die ich höre sind 1) die Institutiones, bey H. Crim.Rath Jester, welche ein gantzes Jahr gelesen werden und 8 Rthl. kosten, hiezu habe ich aus Hartungs Buchladen Heineccii Institutiones a 2 fl, ausgenommen. 2) die civil und militair Baukunst, als einer der wichtigsten Theile der Mathesis applicatae bey H. M. Reusch; wofür 4 Rthl. bezahlet wird. Außerdem fahre ich noch einige Monate fort Information auf dem Flauto Trav. zu nehmen. Dieß ist der eintzige Maitre, den ich mir halten kann. – Es würde zu weitläuftig, und überflüßig seyn, Ihnen eine neue Specification meiner Ausgaben aufzusetzen, weil Sie dieses aus denen vom vorigen Jahre leicht absehen können, ob ich gleich mit denen 40 Duc. das halbe Jahr, welche ich Ihnen pro fixo angegeben, kümmerlich auszukommen suchen muß. / Ich komme, bester Papa, auf die eigentliche Absicht meines Briefes, nehmlich Sie gehorsamst zu bitten, die Remittirung des Geldes, welches Sie mir aus Ihrer Güte, auf dieses halbe Jahr zugedacht, gütigst, so bald es Ihnen möglich ist, zu beschleunigen. Ich kann leicht denken, daß es Ihnen zu schwer fallen wird, mir das fixum aufs halbe Jahr auf einmahl zu übermachen, dahero ich Ihrer väterlichen Güte genugsamen Dank schuldig seyn werde, wenn Sie mir für dieses Viertel-Jahr 20 Duc. und außerdem 12 Duc. zu einer mittelmäßig ordentlichen Kleidung überschikken wollten. Allein ich würde Schaden in meiner Wirthschaft leiden, wenn Sie es mir in noch kleineren Posten remittiren wollten, weil ich alsdenn die praenumeranda nicht praenumeriren, und kleine vom vorigen halben Jahre übriggebliebenen Schulden nicht bezahlen könnte. Am meisten ist mir aber daran gelegen, daß Sie mich nicht in der Verlegenheit laßen, länger ohne Geld zu leben. Ich verlaße mich in diesem Stücke auf Ihre väterliche Liebe und Güte. – Zu dem, was Jacob Ihnen von dem Begräbniße eines unserer Landsleute geschrieben, der Armuths-halber von uns mußte begraben werden, habe nichts hinzuzusetzen. Ich schließe also mit der Bitte, allen unsern Geschwistern u. Freunden, besonders aber unserer verehrungswürdigen Mama uns gantz gehorsamst zu empfehlen. – Ich küße Ihnen mit der zärtlichsten Ehrerbietung die Hände, als / Dero gantz gehorsamster Sohn / Johann Christian Lenz. / P.S. Eben fällt mir ein, daß Sie diesen Brief um die Zeit bekommen werden, da Sie Ihren Hochzeits-Tag celebriren. Ich wünsche Ihnen in aller Kürtze viel Glück Heil u. Seegen zu diesem mir so wichtigen Tage. Die Barmherzigkeit Gottes, laße Sie diesen Tag noch eine lange Reihe von Jahren in dem beständigsten Glück und Zufriedenheit feyern, und Sie immer mit einer neuen Zärtlichkeit, dieses glückliche Band erneuern. – Unser nächster Brief wird vermuthlich stärker werden, u. mehr Neuigkeiten enthalten, wie dieser, weil ich jetzt gar keine weiß. Leben Sie nochmals alle insgesammt recht sehr wohl. – / In größter Eil“ (Latvijas Akademiska Biblioteka, Fonds 25, Ms. 1113, Akte 36, Nr. 7.; Bosse, Heinrich: Lenz in Königsberg. In: Stephan/Winter 2003, S. 211f.).
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