Einpflegung von Brief 112.

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GregorMichalski
2024-11-18 13:10:53 +01:00
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Deine Ungewisheit thut mir Weh.</letterText> Deine Ungewisheit thut mir Weh.</letterText>
<letterText letter="112"><hand ref="20">
<align pos="right">Den 20 Febr. 76.</align></hand> <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich muß Ihnen bekennen, daß ich sehr mit den Wolken gefehlt habe. Ich habe an hunderttausend
Sachen nicht gedacht die mir aus denselben auf ewig zur Last gelegt werden könnten und ich sehe
jetzt nur zu sehr ein, wie gefährlich die Lesung eines Alten einem Jüngling werden kann der den
Sturm der Leidenschaft im Busen hat. Seine Vernunft die ihm alle Gegenstände beleuchtete, verdunkelt
sich, er sieht sich und seinen Feind allein und die ganze Welt nimmt eine andere Gestalt vor ihm an. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wenn Sie noch mein Freund sind Boje, wenn Sie noch Freund des Guten sind das ich aus allen Kräften
zu befordern wünsche, hindern Sie noch den Druck dieser Mißgeburt meiner Galle. Warum mußte ich
doch in dem Augenblicke überm Aristophanes sitzen, als Wiel. mich beleidigte. Wenn sie gedruckt
wird, wünschte ich nicht mehr zu leben. Nicht wegen der Gefahr der ich mich aussetze, sondern
wegen des Guten das ich sonst ausrichten könnte und das sie auf ewig verhindert. <line type="empty"/>
<page index="2"/>
<line tab="1"/>Schreiben Sie mir auf das geschwindeste Bester, o nun mein entscheidender Freund ob das
hintertrieben werden kann. Ich will gern alle Kosten tragen. Und verzeyhen Sie mir meine häuffigen
Briefe und wie ich Sie mit alle den Aufträgen mißhandele. Ich hoffe daß einmal gut zu machen. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Und schicken Sie mir, ich bitte das Mskpt der Wolken zu, damit es in keine andere Hände durch Zufall
jemahls gerathen könne. Es verwölkt und umnebelt meine ganze Bestimmung <insertion pos="left">alle meine Entwürfe</insertion>
auf immer. <line type="empty"/>
<note>am rechten Rand aller Zeilen des Absatzes Anführungszeichen; wohl irrtümlich und für den darauf folgenden Absatz gedacht</note>
<line tab="1"/>Nichts destoweniger können und sollen die Blätter gedruckt werden die den Wolken als Anhang
bestimmt <insertion pos="left">waren:</insertion> sie sind fürtrefflich und für unsere Zeiten, für Wieland, für die Kunstrichter und das
Publikum nothwendig. Mit denen biete ich allen Gefahren die meinem Namen daraus entstehen
<insertion pos="top">könne</insertion>˕ frölich Trotz, von meinem eigenen Herzen gerechtfertigt. Wenn Sie doch Herrn Helwig bereden
könnten die Wolken dagegen auszuwechseln und sie ungefähr mit folgendem Vorbericht drucken zu lassen. <line type="empty"/>
<page index="3"/>
<line type="empty"/>
<line type="empty"/>
<line tab="1"/>Der Verfasser dieser kleinen Schrift hatte mir ein Manuskript zugesandt, dessen Druck er aus
wichtigen Gründen zu hintertreiben <del>und es der <nr> </nr></del> für nöthig <insertion pos="top">gut</insertion> fand. Da dieses Mskpt. aber doch
durch verschiedene Hände gegangen war, fürchtete er es könnte bey einigen seiner Leser nicht nur
wiedrige Eindrücke gegen die darin <del>vorgestellten</del> <insertion pos="top">vorkommenden</insertion> Personen sondern auch wieder den
Verfasser selbst, der in dem Augenblick als ers schrieb seiner Einbildungskraft und seinen Leidenschaften
Zügel anzulegen nicht im Stande war, zurückgelassen haben. Diese auszulöschen schrieb er folgende
Vertheidigung der in den Wolken <del>geschilderten</del> <insertion pos="top">vorgestellten</insertion> Personen und seiner selbst, weil er einen
Schritt den er in Aristophanischem Spleen zu weit gethan auf keine andere Art gut zu machen wuste, um
zugleich durch sein Exempel allen seinen jungen Landsleuten die in ähnliche Umstände kommen könnten, einen
Wink der Warnung zu <del>geben.</del> hinterlassen. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Ich bitte Sie um baldige Antwort Boje, weil eine mir sehr wichtige Reise davon abhängt. Unterdessen
umarmet Sie aufs zärtlichste <line type="empty"/>
<align pos="right">Lenz.</align> <line type="empty"/>
<page index="4"/>
<note>Adresse</note>
Herrn<line type="break"/>
Herrn <ul>Boje</ul><line type="break"/>
Gelehrten in <del>G</del><line type="break"/>
<ul>Göttingen</ul></letterText>
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<letterDesc letter="110"> <letterDesc letter="110">
<date value="Auf dem Weg von Hannover nach Kassel?, 9. Februar 1776" /> <date value="Auf dem Weg von Hannover nach Kassel?, 9. Februar 1776" />
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<date value="Straßburg, 20. Februar 1776" />
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 7
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