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Einpflegung von Brief 373.
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<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand, vertikal">In der Woche der hoffentlichen Eröfnung eines <aq>depot de litterature.</aq></sidenote></letterText>
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<sidenote pos="left" page="4" annotation="am linken Rand, vertikal">In der Woche der hoffentlichen Eröfnung eines <aq>depot de litterature.</aq></sidenote></letterText>
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<letterText letter="373"><line tab="1"/>Tausend Dank für die Note meinem werthen Herrn Schottländer, woraus wie aus kleinem vermoderten
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Saamkömgen der so aus Nichts alles macht, viele Frucht schaffen kann. Nun in <aq>puncto</aq> der Musik der
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Gandarwen welches im Orient die Musik und der Taktschlag himmlischer Harfen war die die gewöhnlichen
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Ohren nicht berühren. <line type="break"/>
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<align pos="center">– –</align><line type="break"/>
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<line tab="1"/>Sie gehen nie in die Bosen oder Börse oder Gostinnaja und wissen auch wohl nicht wie manchen dieser
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armen Leute zu Muth seyn mag, die theure Zobel zu 100 150 Rubel mit grossen <ul>Reisekosten</ul> in Sibirien
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aufkauffen und nicht wissen wie ihrer loß zu werden, denn sie stehen! Arme Kaufleute! wie Pferde auf
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einem Flek und warten daß man sie sucht. Durch <aq>colporteurs</aq> werden sie sie auch schwerlich in der Stadt
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los werden. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich habe die Akten eines seltsamen Processes unter der Feder in Absicht der liefländischen und
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Pieskauischen Universitäten die noch blosse Wesen der Einbildungskraft sind, unterdessen im Cabinet
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schon ihre Wirklichkeit haben, wenn von unsrer Seite nur ein <ul>wenig</ul> – ein klein wenig Hebammenkunst
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angewandt wird. Sie sind niemals in Derpt auf dem Jahrmarkt gewesen edler Freund? Und wissen also
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nicht, daß dort Kaufleute aus Ost und West 4 Wochen nach Weyhnachten ausstehen. Daß ich dort aus
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Frankreich und der Schweitz und Italien Kaufleute gefunden erinnere mich aus Kinderjahren. Nun steht
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unser Zobelverkäuffer hier u bethet zu Gott und niemand erhört ihn weil man seine Sprache nicht kennt.
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Er machte eine Reise die ihm mit eignen Pferden (nach Ihrer Ausrechnung wieviel?) auf der Post nach der
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Tage 16 Rubel kostete. Vielleicht wäre ihm Hin und Rükreise mit 30 Rbln. über und über bezalt denn Sie
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wissen wie Russen reisen <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">ich habe Karamsin davon benachrichtigt u im Enricoffschen Haus</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Würde nun aber der Fürst Kurakine und eine gewisse Gräfin und eine gewisse Fürstin der <aq>Academie</aq> in Peterburg
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ihm wohl <ul>garantieren</ul> daß er auf dieser Reise wenigstens 5 Zobelpelze verkauft, ehe die Liefländer sie aus
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<aq>Canada</aq> u von den <aq>Americanern</aq> suchen, ausser was er fürs Frauenzimmer absetzt, die Kragen, Besätze p von Zobel
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tragen. Sie kennen aber Mitscherlich nicht, den Buchhändler? Und hier wären junge Herrn Uebersetzer und
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Schriftsteller genug ihm einen Laden in Derpt zu formiren mit Uebersetzungen Journälen u. Auszügen! Unser
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Zobelhändler nähme also auch Bücher mit für <ul>Mitscherlich,</ul> damit, wenn durch die Correspondenz des hiesigen
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Mitropoliten und der – sehr <ul>gelehrten</ul> Mitglieder der hiesigen Theol. Fakultät – in Saikonospaß mit dem Rigischen
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Erzbischoff <ul>Innokentii</ul> Zutrauen zwischen Deutschen und Russen herauskommt, die Fürstin <ul>Daschkoff </ul>eine <ul>gelehrte
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Gesellschaft</ul> des Dörptschen Adels stiftete, die eine deutsche und Russische Typografie nach Pieskau aus Oberpalen
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<ul>vermittelten</ul> und ans statt ihre Kinder mit unsäglichen Kosten 1000 Meilen weit hinaus zu schiken, dort <ul>Gelehrte</ul>
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zu Professoren mit Kostgängern anpflanzte – damit sage ich diese Liefländischen Herrn die 100 Rbl auf eine Charte
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setzen, sich dort wenigstens mit einem anständigen <ul>Pelz</ul> weisen können. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Nun ist es lustig mit meinem Proceß mit den dasigen schönen Damen verheuratheten und nicht verheuratheten, die
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Catholisch thaten und nicht heurathen durften damit sie ihre geistlichen Stiften nicht verlören. Sie dürfen glüklich
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itzt von der Sandbank abstossen und zu ihrer Tante der Generalin bei der Flotte nach Peterb. reisen um sich mit den
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Offizieren des Cadettenkorps zu verheurathen, weil zu vermuthen steht, daß auch Liefländer aus dem Corps nach Pieskau
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reisen werden ihre Studien dort zu vollenden. <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal">Das sind 5–600 Rubel <aq>profit.</aq></sidenote> <line type="empty"/>
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So giebt Gott Sieg und heut ein Bruder Dero aufrichtiger Diener <line type="empty"/>
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<align pos="right">JMRlenz.</align></letterText>
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<letterDesc letter="373">
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<date when="1791-07-01">Moskau, ab März 1790</date>
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<letterTradition letter="373">
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<app ref="4">
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 35
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Reference in New Issue
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