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Einpflegung von Brief 83.
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Klopstocks Republik ist eine verborgene Geschichte und Gesetzbuch der deutschen Dichter und der
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deutschen Kritik. Alle diese Dunkelheiten waren nothwendig, nur niemand öffentl. zu beleidigen.</sidenote></letterText>
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<letterText letter="83"><line tab="1"/>Ich freue mich himmlische Freude, daß Du mein Stück gerade von der Seite empfindest auf der ichs
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empfunden wünschte, von der Politischen. Doch es konnte nicht fehlen, überall auf Deine
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Meynungen und Grundsätze gepfropft <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Was die letzte Szene betrfft, so viel ich mich auf sie zurückerinnere, deucht mich könnte allen
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verdrießlichen Folgen durch Weglassung oder Veränderung einiger Ausdrücke des Obristen begegnet
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werden. Z. E. das mit den Konkubinen, medischen Weibern, könnte ganz wegfallen und der Obriste
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dafür lieber von Soldatenweibern sprechen, die wie die Landmilitz durchs Looß in den Dörfern
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gezogen würden und sodann wie die Römischen Weiber die nicht <aq>confarreatae</aq> waren, auf gewisse
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Jahre sich verheuratheten. Die Kinder erzöge der König. Sie giengen auch wohl wieder in ihr Dorf
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zurück und blieben ehrlich, es war <aq>sors.</aq> <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal">
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Doch darf und kann vor einem Jahr von diesem 20sten Novbr. an das Stück nicht gedruckt werden.
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Und auch dann wenn ich noch hier bin, frage mich. – Verzeyh Grosser! meine närrische <ul>Ordre.</ul> Welch
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Wort!</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ordentliche Soldatenehen wollen mir nicht <page index="2"/> in den Kopf. Soldaten können und sollen nicht
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mild seyn, dafür sind sie Soldaten. Hektar im Homer hat immer recht gehabt, wären der Griechen
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Weiber mit ihnen gewesen, sie hätten Troja nimmer erobert. Ich hab einige Jahre mit den Leuten
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gewirthschaftet in Garnisonen gelegen gelebt handthiert <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Wenn Du anstehst Theurer, so schick mir die letzte Scene abgeschrieben zu, daß ich sie ändere. Doch
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könntest Dus so leicht thun, nur in den <ul>einen</ul> Dialog des Obristen einschieben pp Laß mich die
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Fürsten erst fragen, ich will Ihnen mein Projeckt schon deutlicher machen. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Was ich verlange? Nichts verlange ich, einen Dukaten zwey Dukaten was der Kerl geben will. Wär’ ich
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meiner kleinen Schulden erst frey, nähm’ ich durchaus auch gar kein Buchhändler <ul>honorarium,</ul> das
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mir jedem Schriftsteller äusserst <ul>schimpflich</ul> scheint. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Mein Reisegefährt ist ein guter wachsweicher Mensch, der sich itzt so an Strasb. angeklebt hat, daß
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ich nicht weiß ob er je loßkommen wird. Es ist der Sohn des Münzjuden Ephraim, der sich aber nicht
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dafür ausgiebt, sondern Flies nennt. Sein voriger Reisegefährt hat ihn beym Mitleiden angepackt, da
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zappelt er nun. Ich sage kein Wort wie Du Dir leicht vorstellst – wer weiß ob ich gar reise. <line type="empty"/>
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand, vertikal">
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Abgötterey treib ich mit euren Silhouetten. Sage Deiner Frau, daß ich jeden Buchstaben von ihr küsse.
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Sie und die Schlossern (von der ich eben komme) sind die Frauen meiner Freunde, an deren
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Liebenswürdigkeit ich mich auf keine andere Art <ul>zu rächen</ul> weiß als daß ich sie einmal wie Aristoph.
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aufs Theater ziehe. <gr>έλχειν</gr> – aber erschrick nicht. Auf <ul>meine</ul> Art.</sidenote></letterText>
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</document>
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</opus>
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@@ -1243,6 +1243,20 @@
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<isDraft value="false" />
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</letterDesc>
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<letterDesc letter="83">
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<date value="Straßburg, 20. November 1775" />
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<sort value="1775-11-20" />
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@@ -511,6 +511,18 @@
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<letterTradition letter="82">
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 12, Abschrift (18. Jh.)
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</letterTradition>
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<letterTradition letter="83">
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<app ref="4">
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Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/69, Bl. 8
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