Einpflegung von Brief 312.

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GregorMichalski
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<align pos="right">Lenz.</align></letterText> <align pos="right">Lenz.</align></letterText>
<letterText letter="312"><note>von Schlosser geschrieben</note><!-- Kann diese Notiz über <hand> gelöst werden? --><line type="break"/>
<hand ref="18"><align pos="center">P. T.</align><line type="break"/>
<line tab="1"/>Ihnen unbekandt war ich lange Ihr Freund, durch Ihren Herrn Sohn. Drey Jahre sinds, daß ich diesen
kenne, und, ob gleich wir nur selten beysammen seyn konnten; so waren wir doch Freunde. Ich ehrte
sein Herz und seine Talente und liebte ihn darum; aber ich übersahe ihm seine Fehler nie, am wenigsten
den, daß er sich so weit von Ihnen entfernte. Er fühlte sein Herz noch nicht rein und kindl. genung,
meinen Rath zu folgen. Vor einiger Zeit schlug ihn Gott mit einer harten Krankheit. Mit dieser kehrte
sein Erinnern an Ihre väterl. Treue und alle kindl. Gefühle zurück. Er war fest entschlossen, zurück
zu kehren zu Ihnen, sich in Ihre Arme zu werfen und durch die Tugenden und den Werth seines männlichen
Alters, Ihr Greisen-Alter glückl. zu machen. In diesem Vorsatz kam er zu mir. Ich bestärkte ihn darin
und seine Abreise war auf gestern festgesetzt. Gott ließ aber ihm und uns allen zum Glück, am vorigen
Dienstage seine Krankheit in ein hitziges Fieber ausbrechen, seegnete jedoch dabey unsere geringe Sorgfalt,
so, daß er auf dem besten Wege der Beßerung ist. Nun bittet mich sein Herz, voll der wärmsten kindlichsten
Liebe, Ihnen das zu schreiben. Er wünscht u. hofft, daß Sie an seinen Leiden herzliches Theil nehmen werden
und versichert Sie nicht allein seiner kindlichen Liebe und der wahren Reue über seine Entfernung von Ihnen
und seine Fehler, sondern auch von dem festen Entschluß, so bald Gott ihm die Kräfte giebt, wieder in Ihre
Arme zu kehren. Ich, der ich nur zu gut fühle, daß, wenn der Mensch auf Erden glückl. seyn soll, es nur
durch Liebe von, oder zu, seinen Kindern seyn kann, ich freue mich, Ihnen dieses zu schreiben, und bitte Sie
inständig, mir bald einen Brief an Ihren mir immer lieben Sohn zu schicken. Sie können ihn am besten in seinen
Leiden, die seine Seele selbst durchdringen, helfen und aufrichten und Gott wird Sie dafür mit dem Trost eines
wohldurchlebten Alters und der größten Freude an allen Ihren Kindern segnen. Trauen Sie meiner Versicherung
die wahre Hochachtung, mit welcher ich mich nenne <line type="empty"/>
<align pos="right">Ew. Hochehrwürden<line type="break"/>
ergebenster: Schloßer<line type="break"/>
Markgräflich badischer Hofrath und Oberamtmann der Markgraffschaft Hochberg.</align> <line type="empty"/>
Emmendingen in Breisgau bey Freyburg d. 9 Märtz 1778.</hand> <line type="empty"/>
<note>auf der letzten Seite Lenz Hand</note><!-- Welcher Lenz? --><line type="break"/>
<hand ref="82">Vater! ich habe gesündigt im Himmel und vor Dir und bin fort nicht werth, daß ich Dein Kind heiße. <line type="empty"/>
<align pos="right">Jacob. Lenz.</align></hand> <line type="empty"/>
<note>darunter Schlossers Hand</note><line type="break"/>
<line tab="1"/><hand ref="18">Sie sehen die Schwermuth Ihres Sohnes. Ich bitte Sie, trösten Sie ihn bald. Wie ich höre, ist ein andrer Sohn von
Ihnen in Leipzig, ich wollte, der käme und holte ihn ab. Wo nicht, so werde ich die Anstalt so machen, daß er sicher
nach Leipzig kommt, so bald er gesund ist. Hoffen Sie das beste und seyn Sie Vater. Er ist äußerst bekümmert und
braucht Aufrichtung. Gott wird alles seegnen. Schreiben Sie nur bald.</hand> <line type="empty"/>
Schloßer.</letterText>
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<date value="Emmendingen, 9. März 1778" />
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<personDef index="80" name="Jakob Sarasin" ref="http://d-nb.info/gnd/11947624X" <personDef index="80" name="Jakob Sarasin" ref="http://d-nb.info/gnd/11947624X"
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<personDef index="81" name="Isaak Iselin " ref=" http://d-nb.info/gnd/118555952" <personDef index="81" name="Isaak Iselin" ref="http://d-nb.info/gnd/118555952"
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<personDef index="82" name="Jakob Lenz" ref="http://d-nb.info/gnd/130343900"
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Krakau, Lenziana 5, Nr. 35 (Abschrift; „Copia eines Briefes des
Herrn Hofrath Schloßers aus Emmendingen an den Probst Lenz de dato den 9 Märtz. N. St. 1778.“)
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