mirror of
https://github.com/Theodor-Springmann-Stiftung/lenz-briefe.git
synced 2025-10-29 09:05:30 +00:00
Einpflegung von Brief 339.
This commit is contained in:
@@ -12601,6 +12601,59 @@
|
|||||||
gesprochen und alle Ursache von der Welt mit dieser <ul>neuen</ul> Bekanntschaft höchst zufrieden zu seyn.
|
gesprochen und alle Ursache von der Welt mit dieser <ul>neuen</ul> Bekanntschaft höchst zufrieden zu seyn.
|
||||||
Auch hat er mir einige Vorschläge gemacht etc.</letterText>
|
Auch hat er mir einige Vorschläge gemacht etc.</letterText>
|
||||||
|
|
||||||
|
<letterText letter="339"><line tab="1"/>Theurester Vater! O warum muß die Post so verrätherisch eilen, mir einen so kurzen Ausbruch der
|
||||||
|
zärtlichsten Empfindungen verstatten. Sie werden aus der Beilage sehen, warum ich mit dieser Post
|
||||||
|
schreiben muß! Kein Wort weiter. Ich hab es an einem Ort gesagt, wo es der Welt bekannt werden
|
||||||
|
soll, daß solch ein Vater und solch ein Freund die höchste Gabe der Vorsicht seyn! <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Theurester Vater! Sie werden mit der Vorletzten meine ungerechten Briefe erhalten haben. Sehen Sie
|
||||||
|
aus dieser Beilage, was meine Ausdrücke so dringend und heftig machte. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Ich ließ mich kurz vor der Abreise bey Sr. Exl. dem Herrn Graf Browne, Sohn – melden. Er nahm meinen
|
||||||
|
Besuch an, ich sollte den andern Tag um sieben Uhr Morgens kommen. Unglücklicher weise arbeitete ich
|
||||||
|
eben an dem Lyrischen Gedicht, womit ich nicht fertig zeitig genug werden konnte, also ihn schon nach
|
||||||
|
Peterhoff verreist fand. Ich kann es ihm also noch nachschicken und er könnte es noch bekommen, wenn
|
||||||
|
Sie die Gütigkeit haben wollten, es Ihrer Erl. der theuren Gemalinn unsers hohen Gönners zu übergeben
|
||||||
|
oder durch sie den Weg erführen, es dem Herrn Grafen, entweder selbst zu übergeben, oder zuzuschicken.
|
||||||
|
Es wird gewiß gut aufgenommen werden, da der Kaiser den ich Gelegenheit gehabt zu sehen – ein Freund
|
||||||
|
der deutschen Musen, besonders der Klopstokischen ist – und es gern sieht wenn sie sich an ihn wenden. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Die Veranlassung des Gedichts war eine Begebenheit in Peterhoff die hier allgemeine Sensation gemacht.
|
||||||
|
Der Grosfürst spaziert mit dem Kaiser – er führt ihn in seinen Lustgarten, den die Grosfürstin anlegen
|
||||||
|
lassen. Der Kaiser sieht Mäurer, fragt, was da gebaut werde. Der Grosfürst umarmt ihn, er solle den
|
||||||
|
Grundstein legen. Es sey ein <b>Tempel der Freundschaft,</b> den er errichten wolle. Alle Umstehenden weinten
|
||||||
|
– so wie der Kaiser und der unnachahmliche Grosfürst von Rußland. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Der Tittel ist aus der heydnischen Mythologie, am besten geschickt, die Geheimnisse der Höfe einzukleiden.
|
||||||
|
Semele bedeuten die Zuschauer und Rusland überhaupt. Sie bat sich von Jupitern dem Vater der Götter
|
||||||
|
die Gunst aus, ihn ohne Wolke zu sehen. Sie ward ihr gestattet, und sie ward von dem Feuer verzehrt, das
|
||||||
|
ihn umgab. – – – Das übrige wird Ihnen Freund Hartknoch mit errathen helfen, da bei einem lyrischen
|
||||||
|
Gedicht eine gewisse Dunkelheit unvermeidlich ist, denn sobald man Erläuterungen dazu setzt, ist es nicht
|
||||||
|
lyrisch mehr. Unverständlich wird es den Personen, die es angeht nicht seyn da es in der Sprache
|
||||||
|
ihres Hofes und in Beziehung auf ihre Thaten geschrieben ist. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Noch eins. Wenn Freund Hartknoch, an den ich mit dieser Post unmöglich Zeit behalte zu schreiben – es
|
||||||
|
druken wollte – nur für Freunde – so steht es bei ihm. Nur bäte ich, die Interpunktion richtig zu besorgen
|
||||||
|
und meinen Namen vorn wegzulassen. – Der Kaiser Deutschlands verdient bey Catharinen zu glänzen. – Doch
|
||||||
|
ist mir die Uebergabe lieber als der Druk. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Nun zum Schluß eine Bitte, die mir innigst am Herzen liegt. Schon lange bester Vater wünscht ich bei der
|
||||||
|
Entfernung von Ihnen, wenigstens einen Schatten von Ihnen zu haben. Es ist der Wunsch meines Herzens. Ihr
|
||||||
|
Porträt ist überhaupt nicht getroffen und es liegt uns Kindern, es liegt mehrern Menschen daran, etwas
|
||||||
|
<b>wahres</b> von Ihnen zu haben. Thun Sie mir diese Väterliche Güte und lassen mir von Bruder Carl Ihre, meiner
|
||||||
|
theuresten Mama, auch seinen eigenen Schatten, den Jakob, oder ein guter Freund zeichnen kann zukommen.
|
||||||
|
Auch Hartknoch bitt ich sehr um seinen Schatten –. – Tausend zärtlichste Grüße bitte ihm zu sagen. <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<line tab="1"/>Ich küsse Ihnen und meiner theuresten Mama tausendmal die Hände und bin nach zärtlichstem Gruß an
|
||||||
|
Bruder Carl <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
<align pos="right">Ihr theuresten Herrn Vaters gehorsamster Sohn<line type="break"/>
|
||||||
|
J M R Lenz.</align> <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
auch von Lottgen ein Schatten! – <line type="empty"/>
|
||||||
|
|
||||||
|
Peterbg. d. 5ten Jul 1780</letterText>
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
</document>
|
</document>
|
||||||
</opus>
|
</opus>
|
||||||
|
|||||||
@@ -5095,5 +5095,20 @@
|
|||||||
<isDraft value="false" />
|
<isDraft value="false" />
|
||||||
</letterDesc>
|
</letterDesc>
|
||||||
|
|
||||||
|
<letterDesc letter="339">
|
||||||
|
<date value="St. Petersburg, 5. Juli 1780" />
|
||||||
|
<sort value="1780-07-05" />
|
||||||
|
<location ref="46" />
|
||||||
|
<senders>
|
||||||
|
<sender ref="1" />
|
||||||
|
</senders>
|
||||||
|
<receivers>
|
||||||
|
<receiver ref="4" />
|
||||||
|
</receivers>
|
||||||
|
<hasOriginal value="true" />
|
||||||
|
<isProofread value="true" />
|
||||||
|
<isDraft value="false" />
|
||||||
|
</letterDesc>
|
||||||
|
|
||||||
</descriptions>
|
</descriptions>
|
||||||
</opus>
|
</opus>
|
||||||
|
|||||||
@@ -2108,6 +2108,12 @@
|
|||||||
</app>
|
</app>
|
||||||
</letterTradition>
|
</letterTradition>
|
||||||
|
|
||||||
|
<letterTradition letter="339">
|
||||||
|
<app ref="4">
|
||||||
|
FSt II 178f.
|
||||||
|
</app>
|
||||||
|
</letterTradition>
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
</traditions>
|
</traditions>
|
||||||
</opus>
|
</opus>
|
||||||
|
|||||||
Reference in New Issue
Block a user