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Einpflegung von Brief 140.
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<letterText letter="139"><line tab="1"/>Dein Abraham hat mich unendlich erbaut. Freylich ist alles mehr religiös als poetisch. Das letzte
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Gebeth Abrahams vor der Opferung hat mir die größte Sensation gemacht.</letterText>
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<letterText letter="140">Hannover, den 22ten März. 1776. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Ich freue mich nicht wenig, daß Sie mit der Art zufrieden sind, wie ich’s gemacht habe. Auch Ihr Mspt.
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habe ich wieder, ich wills aber nicht so auf die Post geben, um Ihnen nicht unnöthige Kosten zu
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machen; es liegt versiegelt da; so bald Sie mir schreiben, liegts im Feuer. Ich schicke Ihnen das
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Exemplar der Wolken, das ich habe, und die Vertheidigung noch unkorrigiert, wie er sie mir geschickt.
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Auch die hat wieder umgedruckt werden müssen, wie Sie aus seinem letzten Briefe sehen werden, den
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ich der Seltenheit halber beylege, und mir wieder ausbitte, weil er bey den Akten bleiben muß. Sie
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sehen, daß er Göthen noch immer für den Verf. der W. hält. Vor der Meße muß ich ihm seinen Irrthum
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benehmen. Aber, wie kann ich, ohne Sie zu verrathen? Daß H. Zimmermann den Abdruck der W. gesehen,
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werden Sie nun auch aus seinem Briefe wißen, und können nichts dawider haben, eben so wenig, als Sie’s
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ihm verdenken werden, daß er mir die Soldaten gezeigt. Er sowohl, als ich, wollen, wenn sie erst ins
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Publikum kommen, gern den Holländer Steenkerk für den Verf. ausgeben. Aber wer wird’s glauben? Lenz
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ist in jeder Szene kennbar. Das Stück hat mir sehr viele Freude gemacht. Es ist ganz Natur, Wärme
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und Leben von Anfang bis zu Ende, und – bis zu den Fingerspitzen hervor. Ein paar Szenen sind mir nur
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zu sehr Soldatennatur. Ich – Sie werden mich auslachen – meyne nämlich, die Farben seien hie und da
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zu stark aufgetragen, und man könne nun keinem Mädchen das Stück vorlesen, oder <page index="2"/> sie’s
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lesen lassen. – So weit hatt ich geschrieben, als ich Ihren Brief vom 11. Merz erhalte. Lieber Freund,
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was Sie verlangen, ist, wahrlich! nicht möglich. Hellw. hat vielleicht izt schon einen Theil des
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Mspts. abgedruckt. Wird ers wieder hergeben? Die abgedruckten Bogen in Makulatur werfen? Und bey Reichen
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erhalten Sie nicht mal Ihre Absicht, wie Ihnen schon unser Zimmermann wird geschrieben haben. Auch
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ökonomisch betrachtet ist es besser, daß H. das Stück behalte. Hören Sie. 30 Rthl. verlangt er für seinen
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Schaden, wenn die W. nicht ins Publikum sollen. 15 Duk., die Sie von R. bekommen, machen 40 Rthl.
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10 Rthl. bekämen Sie also heraus. Hier bekommen Sie noch 1 Duk. für den Bogen, und ich hoffe, es sollen
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7 bis 8 werden, da das Stück weitläuftiger u. besser gedruckt, als der hier übersandte Probeabdruck
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der W. Ich geriet nur an Helw., mit dem ich sonst wenig bekannt war, weil ich dachte, es wäre besser,
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daß die W. in einem Winkel gedruckt wurden. Eine Vignette hätt auch Reich zur Messe wohl nicht fertig
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geschafft, wenigstens keine gute. … Könnt ich Ihnen sonst nützlich seyn zu Verbeßerung Ihrer Lage,
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mein liebster Lenz! Der Himmel weiß, wie warm, wie ganz ich diesen Wunsch thue. Wo Sie mich brauchen
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können, sagen Sie mirs ohne Rückhalt, ohne Besorgnis, wie Sie in dem lezten Briefe äußern, mir beschwerlich
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zu fallen, und was ich kann, geschieht gewiß. – Sobald Abdrücke der Vertheidigung fertig sind, schick ich
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sie Ihnen. Helw. Schrieb ich, eben so geschwind zwei Exempl. an Wieland zu senden. Vielleicht kostet das,
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was ich izt schicke, Ihnen zu viel Postgeld für was es ist, aber Sie wollen, und ich gehorche.
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<line tab="1"/>Ich befinde mich in meiner neuen Lage hier ganz wohl, habe viele Bekannte, und schon einige
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Freunde, und hoffe, es soll mir immer besser werden. Zimmermann ist ein vortrefflicher Mann, mit
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dem ich immer mehr zusammenstimme, je länger ich ihn kenne. O wären Sie, wenigstens auf eine
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Zeit auch in unserm Zirkel! Es sollt Ihnen schon gefallen. Erst izt habe ich den Brief des Prinzen
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Tandi gelesen, und mit wieviel Vergnügen! Er wird so einzeln nicht genug bekannt. Warum war noch
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kein Museum, da er herauskam? An Ihren Freund Schloßer hab ich noch nicht schreiben können, weil
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Weygand mir noch kein Geld geschickt hat. Machen Sie doch bey dem würdigen Mann, daß er mir zuweilen
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noch was schickt. Ich, wenn ich ihm schreibe, kann nur danken; wie dürft’ ich mehr bitten? Aber, im
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Ernst, wenn Sie jezt ein Paket für mich zusammen hätten, thäten Sie mir einen Gefallen, wenn Sie’s
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bald schickten. An statistischen, historischen, philosophischen Aufsätzen fehlts nicht, aber für
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Unterhaltung hab ich noch wenig. Unsre Göttingischen Philosophen schreiben so wenig fürs allgemeine
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Publikum. … Von Bürgern indeß sollen Sie bald was Prosaisches lesen, das Ihnen Freude machen wird.
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Sie wißen vielleicht noch nicht, daß man in Weimar für seinen Homer eine Subskription von 65 Louisd.
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zusammengebracht, die zahlbar ist, so bald er ankündigt, daß er vollenden will. Der Herzog steht
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oben an mit 20. Göthe ist sicher der Urheber davon. Daß Herder nun auch dahin geht, wißen Sie wohl
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schon. Mir geht viel dadurch weg, da er mir jezt so nahe war. Claudius erwart ich nun alle Tage auf
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seiner Durchreise nach Darmstadt. Haben Sie für Voßens Alm. nicht einige kleine Beyträge? Sie erweisen
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mir eine Freundschaft, wenn Sie ihm welche geben. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Göthe las mir in Frankf. Vor zwei Jahren Verse an Ihren Badewirth vor, die mir sehr gefielen, und die
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Sie mir schicken müssen, wenn Sie sie noch haben. … Bald hätt ich vergeßen Ihnen für Ihren Petrarch
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zu danken. Ich habe mich sehr daran ergözt, ob ich gleich das Ganze nicht faße, vielleicht weil es zu
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unvollendet ist. Von Litteratur weiß ich eben nicht viel neues. Einer meiner Freunde läßt ein Trauerspiel
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Julius von Tarent, das noch Einen Deutschen mehr ankündigt, der der Nation Ehre macht. Eben da ich weiter
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schreiben will besucht mich H. Z. und zeigt mir Ihren Brief. Ich schicke diesen also auch nach Darmstadt,
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adressirt an H. Merk, dem Sie ja recht viel Gutes von mir sagen. Z. ist verhindert heut zu antworten, weil
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er eine Krankenreise thun muß. Er bittet mich, Ihnen mit dem wärmsten, freundschaftlichsten Gruße zu schreiben,
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daß er Geld u. 12 Ex. der Soldaten den 11ten März an Herdern geschickt, und ihm gestern gleich darum geschrieben,
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u. gebeten habe, beydes an Merk zu adressiren. Ich bin unendlich begierig, wieder von Ihnen zu hören. Der Himmel
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leite Sie. Könnt ich nur was mehr als wünschen! – Ich lege 6 Duk für den Philosophen bey, will mir sie von Helw.
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wiedergeben lassen, u. Ihnen das übrige nachschicken, wenn es mehr betragen sollte. Ich umarme Sie. Wunderlich
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Zeug hab ich da durcheinander geschrieben, und hatte noch mehr – aber ich reiße mich los. Ewig der Ihrige B.</letterText>
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<date value="Hannover, 22. März 1776" />
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 4
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Reference in New Issue
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