Einpflegung von Brief 50.

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GregorMichalski
2024-10-28 13:18:02 +01:00
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<line tab="1"/>Was sagen Sie zu all dem Gelärms übern Werther? Ist das erhört einen Roman wie eine Predigt zu <line tab="1"/>Was sagen Sie zu all dem Gelärms übern Werther? Ist das erhört einen Roman wie eine Predigt zu
beurtheilen. O Deutschland mit deinem Geschmack!</sidenote></letterText> beurtheilen. O Deutschland mit deinem Geschmack!</sidenote></letterText>
<letterText letter="50">Straßburg, d. 20. May, 1775. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Sie sind vielleicht schon jezt auf der Reise, deren Sie in dem Briefe an Göthe Erwähnung thaten.
Nehmen Sie dahin meinen Dank mit, (wenn anders der Dank eines Menschen wie ich, Sie erwärmen
kann,) für den braven Mylord <ul>Allen;</ul> ein Portrait, das ich in meiner Gallerie hoch anstelle. Er hat
Erdbeben in meinen Empfindungen gemacht. Lassen Sie sich das neue linke Wort nicht verdrießen;
ich rede einmal so, wenn ich mich nicht zwingen mag. Und gegen Sie zwinge ich mich nicht eher, als
bis Sie mir dazu winken. Darf man mit Personen, die außer unserm Stande sind, nicht reden, wies
einem ums Herz ist, sage ich immer. Wie traurig wäre ihr Loos dann? <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Wenn Göthe bey Ihnen ist, so möcht ich eine Viertelstunde zuhorchen. Warum lassen Sie ihn denn
so viel Operetten machen? Freilich kann mein kaltes Vaterland großen Antheil daran haben, daß ich
mehr für das Bildende als Tönende der Dichtkunst bin. Doch kann ich auch weinen bei gewissen Arien
die mir ans Herz greifen, und verloren bin ich, (wenigstens in jeder Gesellschaft von gutem Ton,)
wenn sie gerad die Stimmung meiner Situation treffen. Wenn Sie denn doch seine Muse seyn wollen,
so verführen Sie ihn in ein <ul>großes</ul> Opernhaus, wo er wenigstens <ul>Platz</ul> für seine Talente finden
könnte, wenn man es erst von <ul>Metastasios</ul> Spinneweben rein ausgefegt hätte. Nur weiß ich nicht,
wie Göthe übers Herz bringen sollte, Helden anders als im Rezitativ singen zu lassen; oder die
Arien müßten von einer Art seyn, wie ich sie mir nicht zu denken im Stande bin. Ich schreibe
<ul>Ihnen</ul> das, weil er <ul>mir</ul> ganz stille schweigt. <line type="empty"/>
<line tab="1"/>Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde das darf ich Ihnen doch nicht erst
sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen. <line type="empty"/></letterText>
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<date value="Straßburg, 20. Mai 1775" />
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Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 56/I,6,1, Bl. 2r2v, zg. Abschrift
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