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Einpflegung von Brief 50.
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<line tab="1"/>Was sagen Sie zu all dem Gelärms übern Werther? Ist das erhört einen Roman wie eine Predigt zu
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<line tab="1"/>Was sagen Sie zu all dem Gelärms übern Werther? Ist das erhört einen Roman wie eine Predigt zu
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beurtheilen. O Deutschland mit deinem Geschmack!</sidenote></letterText>
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beurtheilen. O Deutschland mit deinem Geschmack!</sidenote></letterText>
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<letterText letter="50">Straßburg, d. 20. May, 1775. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Sie sind vielleicht schon jezt auf der Reise, deren Sie in dem Briefe an Göthe Erwähnung thaten.
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Nehmen Sie dahin meinen Dank mit, (wenn anders der Dank eines Menschen wie ich, Sie erwärmen
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kann,) für den braven Mylord <ul>Allen;</ul> ein Portrait, das ich in meiner Gallerie hoch anstelle. Er hat
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Erdbeben in meinen Empfindungen gemacht. Lassen Sie sich das neue linke Wort nicht verdrießen;
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ich rede einmal so, wenn ich mich nicht zwingen mag. Und gegen Sie zwinge ich mich nicht eher, als
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bis Sie mir dazu winken. Darf man mit Personen, die außer unserm Stande sind, nicht reden, wie’s
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einem um’s Herz ist, sage ich immer. Wie traurig wäre ihr Loos dann? <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Wenn Göthe bey Ihnen ist, so möcht’ ich eine Viertelstunde zuhorchen. Warum lassen Sie ihn denn
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so viel Operetten machen? Freilich kann mein kaltes Vaterland großen Antheil daran haben, daß ich
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mehr für das Bildende als Tönende der Dichtkunst bin. Doch kann ich auch weinen bei gewissen Arien
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die mir ans Herz greifen, und verloren bin ich, (wenigstens in jeder Gesellschaft von gutem Ton,)
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wenn sie gerad die Stimmung meiner Situation treffen. Wenn Sie denn doch seine Muse seyn wollen,
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so verführen Sie ihn in ein <ul>großes</ul> Opernhaus, wo er wenigstens <ul>Platz</ul> für seine Talente finden
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könnte, wenn man es erst von <ul>Metastasios</ul> Spinneweben rein ausgefegt hätte. Nur weiß ich nicht,
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wie Göthe über’s Herz bringen sollte, Helden anders als im Rezitativ singen zu lassen; oder die
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Arien müßten von einer Art seyn, wie ich sie mir nicht zu denken im Stande bin. Ich schreibe
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<ul>Ihnen</ul> das, weil er <ul>mir</ul> ganz stille schweigt. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Was mir wieder einmal eine Zeile von Ihrer Hand seyn würde – das darf ich Ihnen doch nicht erst
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sagen. Aber nur, wenn es Niemand, Niemand Eintrag thut. Ich will gern hinten an stehen. <line type="empty"/></letterText>
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<letterDesc letter="50">
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<date value="Straßburg, 20. Mai 1775" />
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<app ref="4">
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Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 56/I,6,1, Bl. 2r–2v, zg. Abschrift
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