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Einpflegung von Brief 201.
This commit is contained in:
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<letterText letter="200">ich geh aufs Land, weil ich bey Euch nichts thun kann.</letterText>
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<letterText letter="200">ich geh aufs Land, weil ich bey Euch nichts thun kann.</letterText>
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<letterText letter="201"><line tab="1"/>Noch ein Wörtl, guter Liebster! Nach dem Empfang Deines Briefs, den ich heut über Tisch bekam. An
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Aktuarius hab ich den eingeschloßnen abgeben, der Dich grüßt, Dir dankt und bittet <del>dem</del> Hrn <aq>Dr
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Goethe</aq> in seinem Namen zum Platz oder Ehrenstelle zu gratulieren, das mich dann auch im Herzen
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freut; werde bald mein Bester sein Kollege oder des etwas. Ihr seid doch Zwilling. Aktuar fragt
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auch ob der Hr Leg Rath zu Weimar in <ul>der</ul> Qualität fixen Aufenthalt habe? <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Man wollte hier von <insertion pos="top">dortigen</insertion> Mißhelligkeiten etc. das und jenes wißen, Gottlob, daß es entweder
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nie wahr war oder wenigstens nicht mehr wahr ist, auch sollte durchaus Herder nicht hinkommen,
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auch Gott lob daß es doch geschieht, ich will für ihre glückliche Niederkunft Sonntag bitten. Um
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den Mann mögt ich eine kleine Weile einmal herum zappeln. Kannstu mir der Urkunde 4t. Teil hermachen?
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Her mit! <aq>portos</aq> hin, <aq>portos</aq> her, ich erhäng mich nicht drum, nur unter Rausch Adresse # <sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken
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Rand, vertikal: # zu Kehl">ich mag den andern Hrn. nicht gern Obligation haben, da ich sie nie
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sprechen kann.</sidenote><!-- Auf welchen Textausschnitt bezieht sich die editorische Anmerkung? -->; Her mit der Urkunde 4t. Teil, lieber Lenz! her mit! ich bitt Dich, ich flehe – u. Du
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kennst das infame Zögern unserer Buchhändler. – <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Für Lindau will ich auch beten aber nicht für die Britten, ich kann nicht glauben, daß sie recht haben
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und einem andern das nehmen wollen worüber mir’s so wohl ist daß ichs auch habe! – nun ich bin nicht
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Politiker aber Gott erhalte und segne Lindau und geb Sieg den Gerechten! <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Mit der Iris will ich alles machen, brauchst zu Weimar das <aq>Billett</aq> # <sidenote pos="left" page="1" annotation="am linken Rand, vertikal: # vom Treitel">;
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nicht zu besorgen, aber ich konnt und wollt noch nicht zu ihm gehn, weil ich ihm sonst noch schuldig bin,
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mit nächstem aber.</sidenote> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Weder mein Vorname noch Nachnam soll vor die Rede, wann’s sein muß Johan Gottfried, ich sehe aber nicht,
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ich bitt Dich mit Wahrheit nicht heuchlerisch seyn wollender Bescheidenheit, ich kanns nicht ausstehen, laß
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mir’s bleiben, aber daß Du das Ding ins Museum introduziret ist mir sehr angenehm, u. dafür dank ich Dir
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herz-<page index="2"/>lich – aus wichtigen Gründen laß meinen Namen weg, die ich Dir mit Feder und Papier nicht sagen
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kann <aq>etc. etc.</aq> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Deine Briefe versiegle ich sobald ich verreisen werde, trau mir indessen oder glaube meiner Occupation daß
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ich keine Zeile davon lesen werde. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/><aq>Spener</aq> ist verreist, <aq>Sano</aq> wirds nächsten <note>Symbol für Sonntag</note>. Hr v Kleist grüßt Dich wieder. Alle grüßen
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Dich wieder, auch die deutsche Gesellschaft. Lobstein hab ich noch nicht gesehn, der arme Schelm muß von der
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Minna viel leiden! <line type="empty"/>
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<line tab="1"/><aq>Actuar:</aq> sagt er hab 2 Exemplar zu Frankfurt gelassen daß Du und Goethe (ich kann so geschwinder schreiben den
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Namen flugs weg, ist er doch mehr werth als Titulatur) sie nach Weim: bekommen sollten. Der <aq>Act:</aq> versteht nicht
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was das heißt: „Grüßen <insertion pos="top">Sie</insertion> Jgfr. Lauth <ul>auf Wiedersehen“</ul> er meynt Du kommst wieder. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Was soll ich Dir nun noch her waschen, weiß nichts von Neuigkeiten, denke! – Kaufmann ist hier, der ist ein
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treflicher Mensch ist jetzt zu Emmedingen, schreibt mir daß Pfenninger dort ist, wann ich – ich muß die Woche
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noch ‘nauf trotten. Sonnabend hier, Sonntag dort und Montag wieder hierher, das soll eine Erscheinung seyn von –
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mir? <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Dem Kaufmann hab ich ein paar Portraits zur Physiognomik, die er doppelt hatte aus seinem <aq>portefeuille</aq> gemaußt,
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hab auch Goethe bekommen weist den den ich wieder geben mußte für die zu Säsenheim, solltest sehn wie ich drüber
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stolziere und froh bin, er hengt in goldnem Rahm unter Luther. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Die O …. ch lieber Bruder! ist wieder zurück, geht mit der Kg – <note>Symbol für Donnerstag</note> nach Quagenheim und nach
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Schweighausen ins Oberland, wo ihrs Vaters Güter sind, kommt dann den ganzen <page index="3"/>Sommer nicht mehr zurück.
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Sag mir doch ob Du sie nach meinem Ietztern ungeschnitzelten Profil erkannt und gleich gefunden hast, wo nicht, so
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bekomm ich wann’s meine Finanzen gestatten einen Stuhl wie sie zu Zürich haben (den ich hier schon für jemand anders
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nach einem kleinen Muster machen ließ) und dann solls nicht fehlen, sie muß noch einmal sitzen. Jgfr Kg thuts uns. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/> kommende Michaelis reiß ich nach Göttingen, wenigstens reiß ich, das ist ausgemacht, seh Dich vielleicht – dann
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Liebster hastu (siehstu ich bitte Dich aufn Knieen) heitere Miene, bist alsdann Lenz und ein etablierter Mann und
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Adieu! Glaubstu daß ich Dich liebe? <line type="empty"/>
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Dein Röderer.<line type="break"/>
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Nun noch ein paar Blicke in den <aq>Courier du bas Rhin</aq>, find ich was so kriegsts. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/><aq>Paris 9 17 Juin. On travaille en France a 15 Vaisseaux de Lign. & 11 fregates. precaution pour Ia tournure que pourra
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prendre Ia guerre de I’Amerique. On va rifondre les ordonnances anciennes de Ia marine pour etablir une nouvelle discipline.</aq><line type="break"/>
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Hast dann nichts so zu lesen? ists nöthig daß ich so ausschreibe?
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<aq>Courrier du b. Rh.</aq> kommt mein ich zu Mainz heraus.<line type="break"/>
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<line tab="1"/><aq>De Landres du 14 Juin. Du coté des Royalistes. 2 Vaisseaux de Ligne. 8 de 50 canons, 3 de 44 Fregates 7 de 32 can. 11
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de 28. 4 de 24 can. 5 de 20. corvettes 3 de 18 can. 3 de 16. 4 de 12. 3 de 10. 2 de 8. Chaloupes armes 27. un brulot
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et une bombarde. total des batiments 82, Matelots100578. soldals de marine 2112.<line type="break"/>
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Etat des troupes nationales & Etrang.<line type="break"/>
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Nat: 30700.<line type="break"/>
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<line tab="1"/>Etrang: 12 000 de Hesse. 668 du Pr. hered. de Hesse. 4 300 Brunswich. 600 du Pr. Waldeck. tot. 17 s68. tot. general =
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48 268. Ajoute encore 9 Compagnies d’Artillerie a 75 homm. & 2000 homm. de marine. de sorte 51–52000 homm. Masse enorme
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qui ne peut manquer d’ecraser [Seite 4]ou l’Amerique ou l’Angleterre; (ah qu’il me faul copier!) mais dont le Contrecoup
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retombera toujours sur cette derniere.</aq> <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Der Portug: Hof scheint von Engell. zum Zwist mit Span: aufgehutscht zu werden damit dieses nicht so leicht die Colonien
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begünstige bald bald muß es sich entscheiden u. Engelland kann doch Port. nicht unterstützen, und Spanien ist reich etc.
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u. hätte gern was ihm lieb ist Minorka Gibraltar etc. <line type="empty"/>
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<line tab="1"/>Sonst fand ich nichts, Leb wohl Bruder, schick mir wann’s seyn kann die Urkunde, Du bist liebender als ich, aber Du
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kannst mich kaum lieben wie ich Dich; liebe mich nicht mein David mein Bruder Du heiliges Kind Gottes liebe mich nicht
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aber sey ruhig, fasse Dich, sey stark, laß Dich die Rechte Deines und meines Gottes leiten, halten, stärken, sei stark
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so, wann Du schwach bist <line type="empty"/>
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Dein Röderer.</letterText>
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<isDraft value="false" />
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<letterDesc letter="201">
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<date value="Straßburg, Ende Juni 1776" />
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<sort value="1776-06-28" />
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<letterTradition letter="201">
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 50
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Reference in New Issue
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