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@@ -1079,7 +1079,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<line tab="1"/>Mit allen Talenten geschmükt die das weibliche Herz nur bilden können, sie spricht 5. Sprachen, auch das Latein sie macht zeichnet als eine Meisterin, sie spielt den Flügel treflich, sie tanzt, reitet jetzt sogar – u: hat täglich alle ihre Sunden so eingetheilt – daß keine Minute unangewendet bleibt. –Und diese tiefe Empfindung von Religion – von Familien Banden – von freundschaftlichen Verhältnißen – selbst fast zu partheyische Vaterlandsliebe. Ich werde Dir einmal einige ihrer Brfe lesen die ich erbeütet habe (ich habe m: Freundin einige durch besondere Wege gestolen) sie schreibt gern u: immer aus Bedürfniß sich mitzutheilen, nie aus kalt erschriebner Höflichkeit oder eigennuzer Veranlaßungen ehe sie m: Namen wußte u: die zuerst m: ganze Seele ausgespannt ein solches Frauenzimmer von Angesicht zu sehen. Mehr als 4 Wochen habe ich eine andere überall für sie angesehen, weil ich nicht Gelegenheit hatte in ihre Gesellschaft zu kommen. So wenig war es körperlicher Reiz allein der mich feßelte, hätte sie in der Marke einer Olinde gestekt, ich würde sie verehrt haben. Wie sehr wünsche ich Du kämest nach Strasburg u: hättest Gelegenheit wie sie Dir – denn nicht fehlen kann sie zu sehen u: zu sprechen. Eben höre ich daß Göethe nach Italien gereist sey, für die Wahrheit dieses Gerüchs kann ich nicht stehen. Seye daran was es wolle, was er thut ist mir immer recht, ich erwarte nächstens schriftliche Nachrichten davon – Viel u: mancherley Weh ruht an diesem Herzen
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<letterText letter="52"><note>Königs Brief an Madame Hess vom 14. Juni 1775 enthält folgende Notiz:</note>
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<letterText letter="52"><align pos="center"><note>Königs Brief an Madame Hess vom 14. Juni 1775 enthält folgende Notiz:</note></align>
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<line tab="1"/>Lentz hat mir auch geschrieben; die Achtung von Herder u seiner Frau rührt ihn gar sehr, er sagt mir „ich bitte sie sagen Sie doch der theuren Herderin viel Gutes von mir, u welche Aufmunterung u Erquickung mir ihr Beyfall ist. ich wünschte ich kennete ihren Geschmack u könnte für sie allein ein Stück schreiben, sie sollte mir so viel werth seyn als das ganze Publicum. sagen Sie ihr ich habe eine Lucretia geschrieben, vieleicht daß Götte sie drucken läßt, sie möge alsdann auf die Sceenen acht haben in welchen Flavia vorkommt, u mir ihre Meinung drüber wissen lassen. ihr Gefühl allein soll mir der Probierstein all der weiblichen Characktere sein die ich mir vorzüglich geglückt glaube“
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@@ -1119,21 +1119,21 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<line type="break"/>Hengst mensch von einer Prinzeß</pe></hand>
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<letterText letter="55"><note>Luise Königs Hand:</note>
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<letterText letter="55"><align pos="center"><note>Luise Königs Hand:</note></align>
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<align pos="right">Strass. d. 13t julii 75</align>
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<line tab="1"/>Eben komme ich von Buchsweiler zurück. desswegen eine so späte Antwort auf Ihr liebes herrliches Briefehen – ja wohl Briefchen! – aber liegt nicht Dein gantzes, liebendes Herz darinne dies ersetzt mir alles – meine ganze Seele umfaßt Dich dafür, u. seegnet laut – Amen Amen! – ich habe Freunde in Buchs. verlassen – den würdigen Rathsemhausen verlassen, ländliche Freuden – u doch ist mir wohl daß ich hier bin – ich bin in, <it>meinem Eigenthum</it>. diess geht mir über alles– Raths. will ich soll ihn in Ihr Andenken zurückrufen, es ist ihm kostbar, er verehrt Sie, dann er kennt Ihren ganzen Wert – er hat es mir oft wiederholt ihn nicht bei Ihnen zu vergessen – dieser liebe Mann! warum kann ich nicht immer um ihn leben! so einen Mann – u ich heurate noch – unsre Rehfeldin ist noch immer das muntre schwindliche Weib, aber dabei redlich u gut – ich habe ihr die Stelle aus Ihrem Brief für sie gelesen u es hat ihr wohl gethan – sie wollte mir einen Brief für Sie mitgeben, aber unter den Freuden u Herrlichkeiten des Lebens, vergass sie ihn. unsre beyden jüngern Printzen waren da, die haben alles froh gemacht – hat Ihnen unsre Hessin die Stelle aus Lentzens Brief an mich, ausgeschrieben? hier ist noch einmahl „ich bitte sie sagen Sie doch der theuren Herderin viel Gutes von mir, u welche Aufmunterung u Erquickung mir ihr Beyfall ist. ich wünschte ich kennete ihren Geschmack u könnte für sie allein ein Stück schreiben, sie sollte mir so viel werth seyn als das ganze Publicum. sagen Sie ihr ich habe eine Lucretia geschrieben, vieleicht daß Götte sie drucken läßt, sie möge alsdann auf die Sceenen acht haben in welchen Flavia vorkommt, u mir ihre Meinung drüber wissen lassen. ihr Gefühl allein soll mir der Probierstein all der weiblichen Characktere sein die ich mir vorzüglich geglückt glaube“ – u dencken Sie diessen neuen lieben Freund verliehre ich vielleicht bald – u auf lange – hier fühle ich mich wieder in der Welt, ob ich schon in Augenblicken von oben herunter auf sie blicke – ich soll eine Fürbitte bey Ihnen für ihn einlegen – Eurer beyden Schattenriß soll ihm Stärkung Trost u Freude auf seiner langen Reise seyn – wären sie auch nur halb gut – er will das übrige hinzusetzen u glücklich dabey seyn – doch hier kommt er selbst, zu bitten – zu flehen – ich will ihm noch einmahl die Conditionen weisen unter welchen er sie haben soll – aber dafür will <it>ich</it> davon frey sein – selbst mein Gesicht das <it>Sie kennen,</it> sagt Ihnen warum – u dazu – habe ich es unsrer Fridericke abgeschlagen, sie hat die Ursachen gebilligt, sie mag sie Ihnen sagen – kriechet immer mit Eurem Buben auf Teppichen herum – da wo Agesilaus unter seinen Kindern auf einem Steckenpferde herum reitet, ist er mir am grössten
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<line type="break" /><align pos="right">Luise.</align>
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<line tab="1"/>Das Geld ist ganz recht, noch rechter daß <it>Sie</it> mit mir zufrieden sind.
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<line type="break" /><note>Lenz’ Hand:</note>
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<line type="break" /><align pos="center"><note>Lenz’ Hand:</note></align>
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<line tab="1"/>Ich bin itzt ganz glücklich da ich das beste Paar unter der alles anschauenden Sonne auch das glücklichste weiss. Die Freude die aus Ihrem ganzen Briefe athmet würdigste Sterbliche! und die selbst mehr Tugend als Genuss ist, hat auch mein Herz das ihr nun lange schon verschlossen schien, wieder erfüllt und erwärmet. Gönnen Sie mir Ihr und Ihres Mannes – und Ihres Kindes Gesichter. Wenn kein unsichtbarer Zug dem Maler die Hand führen sollte, so schicken Sie mir sie auch halb ähnlich, ich hoffe noch so viel Imagination übrig zu haben, aus dem was ich von Ihnen gelesen und gesehen mir das übrige zu ergänzen. Sagen Sie Ihrem Mann, er soll mich wenn ich weit bin, unter seine Kinder aufnehmen und manchmal einen freundlichen Wunsch für mich thun. Ich kann nicht mehr schreiben, Goethe ist bey mir und wartet mein schon eine halbe Stunde auf dem hohen Münsterthurm.
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<line type="break" /><align pos="right">Lenz.</align>
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<letterText letter="56"><note>Katalogstext:</note>
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<letterText letter="56"><align pos="center"><note>Katalogstext:</note></align>
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<line tab="1"/>Lenz empfiehlt Lindau die Nachbarschaft Lavaters auszunutzen, er erwähnt Goethe u. Schlosser, Goethes Schwager, die grüßen lassen, u. spricht von einer weiten Reise, die er vielleicht Ende des Winters vornehmen wird.
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<line type="break" /><note>Nachschrift Lavaters:</note>
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<line type="break" /><align pos="center"><note>Nachschrift Lavaters:</note></align>
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<line tab="1"/>Zwei Dinge sind unter der Sonne, die du zu meiden hast – allzustille Einsamkeit u. allzulautes Geräusch – dass du in jener nicht dich selbst, in anderer nicht andre versehrest. d. 29. Jul. 75.
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</letterText>
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@@ -1276,8 +1276,8 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<letterText letter="68">
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<note>Vermerk der Abschrift:</note>Der Anfang dieses Briefes betrifft eine Erzählung der Fr. v. L. R., „Der weibliche
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Werther“ die Lenz handschriftlich erhalten hatte.
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<align pos="center"><note>Vermerk der Abschrift: Der Anfang dieses Briefes betrifft eine Erzählung der Fr. v. L. R., „Der weibliche
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Werther“ die Lenz handschriftlich erhalten hatte.</note></align>
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<line tab="1"/>– – Indessen deucht mich, ist doch die Natur der meisten Leidenschaften gewöhnlicher Seelen, nur ein vermischtes Gewebe von Eitelkeit und Gefühl des Werths im Gegenstande. Und ich kann doch antworten, dieser Mensch liebt – aber eigennützig. Ich unterscheide ihn von dem hartherzigen M., der bloß aus Eitelkeit, geliebt zu werden wünschte. Dieser wünscht bloß zu erfahren, ob und wie das Herz empfinde, um es lieben zu können. Freilich bleibt’s unredlich. –
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<line tab="1"/>Ach! gnädige Frau! Wie oft liebte ich ohne Hoffnung! Wie oft mit der Hoffnung, und immer unglücklich! Meine gefährlichsten Bekanntschaften sind allezeit mit den liebenswürdigsten Personen Ihres Geschlechts gewesen. Jede neue Freundin kostet mich einen Theil meines Lebens. Doch kenn’ ich keinen glücklichem Tod. Kenne sonst kein Glück auf dieser Altagswelt.
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@@ -1355,7 +1355,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<line type="break"/>zu Zürich.</address>
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<letterText letter="73"><page index="1"/><note>angeheftet an einen Brief von Heinrich Christian Boie; bezieht sich auf Lenz’ „Wolken“:</note>Lies es durch bester Schlosser! Dann mach’ damit was du willst, aber nie, nie müsse es bekannt werden.
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<letterText letter="73"><page index="1"/>Lies es durch bester Schlosser! Dann mach’ damit was du willst, aber nie, nie müsse es bekannt werden.
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</letterText>
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<letterText letter="74"><align pos="right">Kehl am 2. Oct. 1775</align>
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@@ -1887,7 +1887,7 @@ Tarwast den 9ten November 1767.
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<page index="2"/>
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<line tab="1"/>Schreiben Sie mir auf das geschwindeste Bester, o nun mein entscheidender Freund – ob das hintertrieben werden kann. Ich will gern alle Kosten tragen. Und verzeyhen Sie mir meine häuffigen Briefe und wie ich Sie mit alle den Aufträgen mißhandele. Ich hoffe daß einmal gut zu machen.
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<line tab="1"/>Und schicken Sie mir, ich bitte das Mskpt der Wolken zu, damit es in keine andere Hände durch Zufall jemahls gerathen könne. Es verwölkt und umnebelt meine ganze Bestimmung <insertion pos="left">alle meine Entwürfe</insertion> auf immer.
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<line type="break" /><note>am rechten Rand aller Zeilen des direkt folgenden Absatzes wohl irrtümlich Anführungszeichen; sie sind wahrscheinlich erst für den darauf folgenden Absatz gedacht:</note>
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<line type="break" /><align pos="center"><note>am rechten Rand aller Zeilen des direkt folgenden Absatzes wohl irrtümlich Anführungszeichen; sie sind wahrscheinlich erst für den darauf folgenden Absatz gedacht:</note></align>
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<line tab="1"/>Nichts destoweniger können und sollen die Blätter gedruckt werden die den Wolken als Anhang bestimmt <insertion pos="left">waren:</insertion> sie sind fürtrefflich und für unsere Zeiten, für Wieland, für die Kunstrichter und das Publikum nothwendig. Mit denen biete ich allen Gefahren die meinem Namen daraus entstehen <insertion pos="top">könne</insertion> frölich Trotz, von meinem eigenen Herzen gerechtfertigt. Wenn Sie doch Herrn Helwig bereden könnten die Wolken dagegen auszuwechseln und sie ungefähr mit folgendem Vorbericht drucken zu lassen.
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<line tab="1"/>Der Verfasser dieser kleinen Schrift hatte mir ein Manuskript zugesandt, dessen Druck er aus wichtigen Gründen zu hintertreiben <del>und es der <nr extent="4"></nr></del> für <ul>nöthig</ul> <insertion pos="top">gut</insertion> fand. Da dieses Mskpt. aber doch durch verschiedene Hände gegangen war, fürchtete er es könnte bey einigen seiner Leser nicht nur wiedrige Eindrücke gegen die darin <del>vorgestellten</del> <insertion pos="top">vorkommenden</insertion> Personen sondern auch wieder den Verfasser selbst, der in dem Augenblick als ers schrieb seiner Einbildungskraft und seinen Leidenschaften Zügel anzulegen nicht im Stande war, zurückgelassen haben. Diese auszulöschen schrieb er folgende Vertheidigung der in den Wolken <del>geschilderten</del> <insertion pos="top">vorgestellten</insertion> Personen und seiner selbst, weil er einen Schritt den er in Aristophanischem Spleen zu weit gethan auf keine andere Art gut zu machen wuste, um zugleich durch sein Exempel allen seinen jungen Landsleuten die in ähnliche Umstände kommen könnten, einen Wink der Warnung zu <del>geben.</del> hinterlassen.
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@@ -2562,7 +2562,7 @@ Doch muß ich auch Straßburg Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich habe hier ne
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<sidenote pos="left" page="2" annotation="am linken Rand der zweiten Seite, vertikal"> Der Herzog und der ganze Hof lesen Ihr Musäum mit vieler Liebe.</sidenote>
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</letterText>
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<letterText letter="164"><page index="1"/><note>Anfang nicht überliefert</note>
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<letterText letter="164"><page index="1"/><align pos="center"><note>Anfang nicht überliefert</note></align>
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<line tab="1"/>und gemeinschaftlich für ihr ganzes zukünftiges Leben zubereitet würden, so daß Gottes Namen dadurch verherrlicht und seine Liebe in aller Herzen gepflanzt würde – sehen Sie das schmeckt allen, Pietisten und Katholiken und Jansenisten und der Freygeist hat auch nichts dagegen einzuwenden. So machte es Zinzendorf und Sie müssen eine Kopfhängersprache reden und <dul>von Herzen</dul> oder ich prophezeye Ihrer Anstalt den Untergang. Wozu bekehren, wozu Erbauungen? Ist es nicht genug, nicht <ul>übererbaulich</ul> genug, daß alle bey einander wohnen und bey einander <ul>wohnen lernen</ul> wie in Gottes Welt. Gemeinschaftliche Geschäfte treiben, gemeinschaftliche Ergötzungen haben, laß sie doch meinthalben die Egyptische Katze anbeten. Ihre Tugend, Ihre Providenz richtet Sie zu Grunde Herr Professor, diese Namen sind <aq>odiosa</aq> obschon kein Mensch ist, der sie nicht im Herzen glaubt nur immer unter anderer Gestalt und anderen Benennungen. Also still davon. Und negotiiren Sie bey Pastor Götzen in Hamburg und bey allen Pietisten im Römischen und Russischen Reich, sie thun tausend mal mehr als die Großen, sie reißen die Großen mit fort. Sagen Sie, Sie hätten mit Ihren Schriften (denn auch die sind den meisten verhaßt) sich nur bei den Freygeistern den Weg bahnen wollen, auch sie in Ihre Parthey zu ziehen, damit wenigstens ihre
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<page index="2"/><ul>Jugend nicht verloren gienge,</ul> daher bäten Sie, dieß Geständniß nicht <ul>laut werden zu lassen</ul> und ihnen <ul>ingeheim</ul> mit ihrer Hülfe beyzustehn und alsdann, Herr Professor, <ul>alsdann</ul> werden Sie Wunder sehen. Die Pietisten sind keine Spitzbuben, ich kenne sie besser. Sie <ul>thun alles</ul> wenn man in ihre Ideen hineinzugehen weiß und sich nicht offenbar wieder sie erklärt. Nur die widrigen Gesinnungen der Herren <ul>Denker,</ul> ihr Stolz, der Hohn die Geringschätzung mit der sie ihnen begegnen, erbittern sie und wen sollten sie nicht? Ich habe einen Vater der Pietist ist, er ist der treflichste Mann unter der Sonne. Schreiben Sie ihm, er wohnt zu Dörpt in Liefland, aber ich bitte, geben Sie ihm diesen Schlüssel zu Ihren Schriften und ganzem bisherigen Betragen und er, wie alle guten Pietisten, springen über die Mauer für Sie und Sie werden die Folgen sehen. Wenn die Leute irren, wenn ihr Kopf zu leicht und dafür ihr Herz desto voller, ihre Thätigkeit desto nachdrucksvoller und uneigennütziger ist, wollt Ihr Herren sie darum auslachen. Sollt Ihr nicht vielmehr diese höchst brauchbaren Leute suchen in Eure Parthey zu ziehn. Und was ist denn eure Tugend anders als die ihrige, nur daß eure Vorstellungskraft anders ist? Laßt doch den Leuten ihre verschobene Einbildungskraft, wie dem Kinde seine Puppe, und beweißt eure richtigere dadurch, daß ihr euch in sie hineinzusetzen wißt, ohne sie <ul>verändern zu wollen.</ul>
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<line tab="1"/>Eben die Ahndung die die Leute haben, daß sie sich durch ihre vorsetzliche <ul>Unvernunft</ul> bey den Weltleuten verächtlich machen, welches sie als ein Leiden um Jesu willen ansehen, macht sie desto empfindlicher, desto argwöhnischer. Der geringste Ausdruck, der eine Bekehrungssucht verräth beleidigt sie, weil sie sich nicht bekehren wollen, bekehren können, so wenig als Ihr. Redt <ul>ihre Sprache</ul> mit ihnen wenn Ihr beweisen wollt, daß Ihr mehr Vernunft und ein grösseres Herz habt. Nehmt sie in euer Herz auf und tragt sie, wenn ihr stärker seyn wollt als sie die euch zu tragen meynen. Nennt’s Busse und Glauben und Wiedergeburt, was ihr itzt Tugend u. Providenz nennt, sind es denn nicht nur Namen und für dieselbe Sache. Wenn die Engländer den Franzosen den Krieg angekündigt hätten und ein französischer Kaufmann hätte einen großen Handel in England zu machen, wär’ er nicht ein Thor, wenn er nicht mit den Engländern in ihrer Sprache redte, wenn er auch nur durch einen französischen Laut verriethe von welcher Nation er sey. Sind bey Ihrer Art Unternehmungen müssen Ihnen nicht alle <ul>Menschen gleich seyn.</ul> Eben so müßten Sie es mit den Katholiken machen, eben so mit den andern, wie die Apostel jedem in seiner Sprache. Und in ihren öffentlichen Conspeckten von nun an versprechen alles was Tugend und Herz angeht (und was ist denn die Religion anders?) den Lehrern jeder Parthey zu überlassen.
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@@ -2748,7 +2748,7 @@ Doch muß ich auch Straßburg Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich habe hier ne
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<align pos="center"><note>vertikal geschriebene, intentional durch Streichung unlesbar gemachte Zeile von Lenz’ Hand:</note></align>
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<line type="break" /><hand ref="1"><del><nr extent="30"></nr></del></hand>
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<line type="break" /><er><hand ref="1"><del><nr extent="30"></nr></del></hand></er>
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</letterText>
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<letterText letter="177"><page index="1"/>
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@@ -2777,9 +2777,8 @@ Doch muß ich auch Straßburg Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich habe hier ne
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</letterText>
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<letterText letter="180">
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<note>Zitat aus einem Fremdbrief:</note>
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So schreibt er, unter andern, ganz cavaliérement:
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<align pos="center"><note>Zitat aus einem Fremdbrief („So schreibt er, unter andern, ganz cavaliérement:“</note></align>
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<line tab="1"/>Madame! Schicken Sie mir doch einige französische Chansons; ich wünschte mich in den Abendstunden damit zu delassiren.
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</letterText>
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@@ -2914,7 +2913,6 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line tab="1"/>Bode geht eben durch nach Frank<del>reich</del>furt und weiter. Herder und Stolberg sind noch nicht da, letzter wird den Sommer noch bey seinen Schwestern zubringen.
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<page index="2"/>
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<line type="break" /><align pos="center"><note>Entwurf zu „Catharina von Siena“</note></align>
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<line tab="5"/>Bey einer alten Tante auf dem Lande
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<line tab="5"/>Wo ich gehorsam mit Geduld und Tränen
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<line tab="5"/>Und meinem Väterlichen Erb bezalen mußte
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@@ -3118,7 +3116,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<letterText letter="198"><page index="1"/><hand ref="46"><align pos="right">Mittwoch. Weimar.</align>
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<line tab="1"/>Lieber Bruder! hier bin ich seit zwey Tagen unter den großen Himmels Göttern und kann Dir fast nichts reden, so reich, so voll, so leer bin ich an Worten – an Gefühl. Ich pakte auf einmal zusammen und machte mich fort, und bin iezt hier gehalten. Was soll ich Dir sagen, von Goethe, von Wieland? Am Montag kam ich hier an – lag an Goethes Hals u. er umfaßte mich innig mit aller Liebe „Närrischer Junge! und kriegte Küße von ihm. „Toller Junge! und immer mehr Liebe. Denn er wußte kein Wort von meinem Kommen, so kannst Du denken wie ich ihn überraschte. O was von Goethe ist zu sagen! ich wollte eher Sonn und Meer verschlingen! Gestern brachte ich den ganzen Tag mit Wielanden zu. Er ist der gröste Mensch den ich nach Goethe gesehen habe, den Du nie imaginieren kannst als von Angesicht zu Angesicht. Größe, Liebe, Güte, Bescheidenheit – Steinige den Kerl der ihn verkennt wenn er ihn gesehen, an seiner Brust geliegen hat, sein Geist um faßte u. ihn begriff. Hier sind die Götter! Hier ist der Siz des Großen! <del>Goethe ist Geheimer Legations Rath mit 2000 <nr> </nr></del> Auch hab ich einen großen Menschen am Presidenten von Kalb gefunden – Lenz wohnt unter mir u. ist in ewiger Dämmerung. Der Herzog ist vortreflich u. werd ihn bald sehen. Glaub von allem nichts was über das Leben hier geredet wird, es ist kein wahres Wort dran. Es geht alles den großen, simplen Gang u. Goethe ist so groß in seinem politschen Leben daß wirs nicht begreifen – u. Wieland! glaub nicht daß ich überspannt bin – ich häng an dem Menschen so stark daß ichs nie möglich hielt an einem Menschen so zu hängen, er will mich nicht mehr fortlaßen. Weiß viel von Dir u. liebt Dich – Laß Dich von nichts drücken u. quälen – sie werden mich hier ruhig machen. Wo ich hin seh ist Heilbalsam für meinen Geist u. Herz – Adieu! KI.</hand>
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<line tab="1"/>Lieber Bruder! hier bin ich seit zwey Tagen unter den großen Himmels Göttern und kann Dir fast nichts reden, so reich, so voll, so leer bin ich an Worten – an Gefühl. Ich pakte auf einmal zusammen und machte mich fort, und bin iezt hier gehalten. Was soll ich Dir sagen, von Goethe, von Wieland? Am Montag kam ich hier an – lag an Goethes Hals u. er umfaßte mich innig mit aller Liebe „Närrischer Junge! und kriegte Küße von ihm. „Toller Junge! und immer mehr Liebe. Denn er wußte kein Wort von meinem Kommen, so kannst Du denken wie ich ihn überraschte. O was von Goethe ist zu sagen! ich wollte eher Sonn und Meer verschlingen! Gestern brachte ich den ganzen Tag mit Wielanden zu. Er ist der gröste Mensch den ich nach Goethe gesehen habe, den Du nie imaginieren kannst als von Angesicht zu Angesicht. Größe, Liebe, Güte, Bescheidenheit – Steinige den Kerl der ihn verkennt wenn er ihn gesehen, an seiner Brust geliegen hat, sein Geist um faßte u. ihn begriff. Hier sind die Götter! Hier ist der Siz des Großen! <er>Goethe ist Geheimer Legations Rath mit 2000 <nr> </nr></er> Auch hab ich einen großen Menschen am Presidenten von Kalb gefunden – Lenz wohnt unter mir u. ist in ewiger Dämmerung. Der Herzog ist vortreflich u. werd ihn bald sehen. Glaub von allem nichts was über das Leben hier geredet wird, es ist kein wahres Wort dran. Es geht alles den großen, simplen Gang u. Goethe ist so groß in seinem politschen Leben daß wirs nicht begreifen – u. Wieland! glaub nicht daß ich überspannt bin – ich häng an dem Menschen so stark daß ichs nie möglich hielt an einem Menschen so zu hängen, er will mich nicht mehr fortlaßen. Weiß viel von Dir u. liebt Dich – Laß Dich von nichts drücken u. quälen – sie werden mich hier ruhig machen. Wo ich hin seh ist Heilbalsam für meinen Geist u. Herz – Adieu! KI.</hand>
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<page index="2"/>
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<line tab="1"/>Entschuldige mich doch guter Kaiser bey unserm theuren Lavater, von dem ich durch Ehrmann viel erfreuliches gehört, daß ich in einer Seelenlage bin, in der ich ihm lange nichts werde schreiben können, wo michs aber immer stärken und aufmuntern wird, von andern gute Nachrichten von seinem Befinden zu hören. Ich danke ihm tausendmal für alle Proben seiner Güte gegen mich, die sichtbaren und unsichtbaren, bitte nochmals <ul>sobald es möglich seyn wird</ul> um das ihm bewußte Päckgen dessen Adresse er nur an Goethen macht (weil ich aufs Land gehe) und mir zur Stärkung ein Paar Worte von sich und seinem Befinden beylegt. Gleicherweise empfiehl mich Pfenningern. Und behalt auch Du mich lieb
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@@ -3130,7 +3128,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line type="break" />Regenschirm (Philipp in die Post)
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<line type="break"/>Instruktion des Königs v. Preussen
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<line type="break"/>Ray de St. Genie
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<line type="break"/><note>geschweifte Klammer für die obigen beiden Einträge, daneben folgender Text</note> schickst du an Mühlgau.
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<line type="break"/><align pos="center"><note>geschweifte Klammer für die obigen beiden Einträge, daneben folgender Text:</note></align> schickst du an Mühlgau.
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<line type="empty" />
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<line type="break"/>Theuerdank (Bertuchen)
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<line type="break"/><ul>Die Zigeuner</ul> (dem Herzog)
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@@ -3575,7 +3573,7 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line tab="1"/><hand ref="1">Amalia sucht im Nebel die beyden Prinzen die aus diese zu erhaschen + die aus <insertion pos="top">die fr. zu <nr> </nr> </insertion> gradwegs waren gestürzt In dem Augenblick zertheilt sich der Nebel und sie stehen vor ihr
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<line type="break"/>+ die sie für ein Bauernmädchen hielten, weil sie eben zu Kn. gekommen was der nun erfährt keuchend und schwitzend seine letzten Statuen zum Fenster hinaus warf.</hand>
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<line type="empty"/>
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<line tab="1"/><hand ref="1">Ach meine Kinder sagt sie. Du führst sie zu Knebel den sie alle bedauern, dem die Weiber alle abschwörten in dem Augenblick <del><nr> </nr></del>
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<line tab="1"/><hand ref="1">Ach meine Kinder sagt sie. Du führst sie zu Knebel den sie alle bedauern, dem die Weiber alle abschwörten in dem Augenblick <er><nr extent="4"> </nr></er>
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<line tab="1"/>Die wohlthätige Frau sie hat ihm eine ausgesucht, deren Gestalt die fürstliche Urganda es auf sich genommen um Knebel zu schwärmen sie gibt sie ihm und zwar eben deswegen wird sie nichts weniger als Statue ihn <nr> </nr> sie auf greif ists Pandolfo <nr> </nr>nde. Die wächst dich<nr> </nr>Weib. Ge<nr> </nr> an ihn will auch ein lang den<nr> </nr> und d<nr> </nr> de. Die</hand>
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<line type="empty" />
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<note>Tabelle, nicht horizontal gespiegelt, rechte Spalte</note>
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@@ -3602,7 +3600,6 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line type="break" /><align pos="right">D. 31 Jul. 76.</align>
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<page index="2"/>
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<line type="empty"/>
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<line type="break"/><align pos="center"><note>Mitteilung Lavaters für Christoph Kaufmann:</note></align>
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<line type="break"/>L. Kaufmann,
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<line type="break"/>d. Brief blieb zurück. <aq>adieu.</aq> bezahle d. Port u. bleibe Lavatern.
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</letterText>
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@@ -4010,12 +4007,12 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<letterText letter="257"><page index="1"/>
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<line tab="1"/>Hier schick ich ihnen etwas Aepfel Herr Lenz aus unserm Garten. sie sind eben nicht gar gut, probieren sie sie. Auch ein Brief kommt anbei.
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<line tab="1"/>Am Donnerstag wurden Erw. u. Elmire und die Geschwister aufgeführt, es wäre mir unendlich leid wenn Sies nicht sollten gewußt haben und ich also Schuld dran wäre weil ichs Ihnen <del>nicht</del> am Mitwoch nicht sagen ließ. Ich habe, Fabricens Rolle ausgenommen die sehr elend war, nochnichts so Liebes gesehen. Das Maidel ich hätte sie nun auffreßen können. Sie war eben ganz Marianne und der Hr. Geh. Leg. Rath ganz Wilhelm. Ich kanns ihnen nicht sagen was es auch vor einen Eindruck auf <del><nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr></del> <er></er><!-- Ist die unleserlich machende Streichung hier ein Sonderfall? --> <insertion pos="top">alle Leute</insertion> machte. Leben Sie recht wohl. Hr. Lenz. Das andere besorge ich richtig.
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<line tab="1"/>Am Donnerstag wurden Erw. u. Elmire und die Geschwister aufgeführt, es wäre mir unendlich leid wenn Sies nicht sollten gewußt haben und ich also Schuld dran wäre weil ichs Ihnen <del>nicht</del> am Mitwoch nicht sagen ließ. Ich habe, Fabricens Rolle ausgenommen die sehr elend war, nochnichts so Liebes gesehen. Das Maidel ich hätte sie nun auffreßen können. Sie war eben ganz Marianne und der Hr. Geh. Leg. Rath ganz Wilhelm. Ich kanns ihnen nicht sagen was es auch vor einen Eindruck auf <er><nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr></er> <!-- Ist die unleserlich machende Streichung hier ein Sonderfall? --> <insertion pos="top">alle Leute</insertion> machte. Leben Sie recht wohl. Hr. Lenz. Das andere besorge ich richtig.
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<letterText letter="258"><page index="1"/>
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<line tab="1"/>Ich habe Ihren Brief und Nachricht einer Dame vom Hofe gegeben die ihn einer treflichen Dame von ihrer Bekanntschaft die eben mit ihrem Sohne zwischen Dessau und Salis unschlüssig war, zugeschickt hat. Verzeyhen Sie, daß ich in diesem Stück Ihre freundschaftliche Ordre überschritten, es war mein Herz das mir dazu rieth und dieses sündigt nie.
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<line tab="1"/>Ich bin der Jahreszeit ungeachtet noch immer auf dem Lande weil man mich in W. nicht brauchen kann. Neulich glaubte sich ein Franzose der sich <ul>einen Zögling des grossen</ul> <ul>Voltaire</ul> sagte, seiner Sache schon gewiß, als er mit einem großen Empfehlungsschreiben vom Prinzen <del><nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr></del> <er></er><!-- Bezieht sich die unleserlich gemachte Streichung auf die Streichung zuvor? --> aus Berlin, einem Verwandten unsers Hauses, worin derselbe den Geh. Legationsrath Goethe den deutschen Shakesp. und den teutschen Voltäre nannte und gegenwärtigen Fremden wegen
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<line tab="1"/>Ich bin der Jahreszeit ungeachtet noch immer auf dem Lande weil man mich in W. nicht brauchen kann. Neulich glaubte sich ein Franzose der sich <ul>einen Zögling des grossen</ul> <ul>Voltaire</ul> sagte, seiner Sache schon gewiß, als er mit einem großen Empfehlungsschreiben vom Prinzen <er><nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr> <nr> </nr></er> <!-- Bezieht sich die unleserlich gemachte Streichung auf die Streichung zuvor? --> aus Berlin, einem Verwandten unsers Hauses, worin derselbe den Geh. Legationsrath Goethe den deutschen Shakesp. und den teutschen Voltäre nannte und gegenwärtigen Fremden wegen
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<page index="2"/>seiner guten Sitten und Talente und Verse empfahl, sich meinem Freunde Goethe vorstellen ließ; weil unsere Einrichtungen aber nicht für Fremde sind, mußte der Zögling des grossen Voltaire mit Schimpf und Schande abziehn. Ich bitte diese Geschichte bekannt zu machen.
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<line tab="1"/>Meine wärmste Empfehlung Ihrem Freunde Lerse dessen wir uns mit Goethe oft erinnert haben. Wie soll ich Ihnen meinen Dank ausdrücken für die gefällige Beantwortung meiner fürwitzigen Fragen? Ich weiß nicht welchen Antheil ich an Frankreich
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<page index="3"/>nehme, dem ich doch keine Verbindlichkeiten habe und ganz gewiß auch keine haben werde. Es gehört aber wie besagt auch dieses unter die Rätzel meines Herzens die ich mir selbst weder auflösen kann noch mag.
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@@ -4331,8 +4328,8 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line tab="1"/><del>Lieber Neukirch wenn Sie den Alessandro mit sich in Freyburg haben, so schicken Sie mir ihn doch gleich zu. Das übrige werden wir mündlich sprechen.
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<line tab="1"/>Wer hat Ihnen denn gesagt daß Frate Pulito ein Kapuziner ist. Es kann eben sowohl ein griechischer als katholischer Mönch, eben sowohl ein Exjesuit als sonst was seyn, wie Sie aus meiner nächsten Veränderung sehen werden. Wie lange wird</del>
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<line tab="1"/><er>Lieber Neukirch wenn Sie den Alessandro mit sich in Freyburg haben, so schicken Sie mir ihn doch gleich zu. Das übrige werden wir mündlich sprechen.
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<line tab="1"/>Wer hat Ihnen denn gesagt daß Frate Pulito ein Kapuziner ist. Es kann eben sowohl ein griechischer als katholischer Mönch, eben sowohl ein Exjesuit als sonst was seyn, wie Sie aus meiner nächsten Veränderung sehen werden. Wie lange wird</er>
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<letterText letter="277"><page index="1"/><align pos="center">An Lenzen zum Abschied.</align>
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@@ -6115,10 +6112,10 @@ einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte machte ich den Schattenriß. D
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<line tab="1"/>Ich thue diese Bitte auch an Ew. Hochwohlgebornen Frau Gemahlinn und schmeichle mir, daß Dero Herr Sohn mir seine Fürsprache bei Ihnen beiderseits gleichfalls gönnen werde; da ich bisher schon von so vielen Proben Dero allseitiger Güte beschämt worden bin. Sollte ich im Stande seyn, Ew. Hochwohlgebornen oder Dero Herrn Sohn in der Zwischenzeit meines Aufenthaltes zu etwas brauchbar zu werden; so werden Ew. Hochwohlgebornen mich glücklich machen, wenn Sie mich davon benachrichtigen.
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<letterText letter="353"> <hand ref="10"><align pos="center">Rußland. 82.</align>
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<letterText letter="353"> <align pos="center">Rußland. 82.</align>
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<line tab="1"/>Lavater wird vielleicht Lenzen, den unglüklichen Satyrenschreiben der in den Schooß der heiligen Schweizergebirge zu seinen Füßen Weisheit lernte,o der viel erlernen sollte schon vergeßen haben. Die gute Gesellschaft in der m: Brief kommt, wird ihn vielleicht bewegen dem Publikum das noch wie vor 1700 Jahren aus eben dem Athem Krüzige! rufen kann, aus dem es Hosanna rief, ein für allemal troken zu sagen, daß Lavater, Göethe, Herder, Wieland, u: wie die berühmten Männer in Deutschland sonst heißen die dieses Publikum so unbesonnen erhöhten um seinen Küzel auf eben so unbesonnene Weise an ihm auslaßen zu können, von dem was diese Personen in der That sind, so verschieden sind, als die thörichten Begriffe die die heutzutage so genanten herrschende Sichten in der Christenheit von einander haben u: mit starrem Eigensinn als ihre Felsen behalten, von dem was diese Sekten in der That sind, u: nach der Unvollkommenheit auf Erden seyn können. Müßen wir nicht alle unter diesen Ausschweifungen des menschlichen Eigensinns u: Stolzes schweigend unser Kreuz tragen, u: auf den harren der täglich vom Himmel herab seinen Zorn über aller gottlose Wesen der Menschen die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten vergeblich offenbart? – – –
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<line tab="1"/>Ach wenn Sie doch hier wären! – Nicht als Apostel, aber als Laurenz Sterne! Für Ihre Freyheit wollten wir sorgen – jetzt sage ich wir – u: Freiheit bleibt doch die erste aller Gottesgaben. Noch auf eine Abhandlung von Ihnen harre ich. Ob die Seel ihren Körper noch unser Mutterleibe zu bilden fortführt, u: wie weit sie darin gehen kann. Die deutlichsten mir vor Augen liegenden Erfahrungen fordern mich auf, Ihnen diese Bitte <ul>recht ans Herz</ul> zu legen. Sehen Sie daß man sich Rußland nicht ungestraft nähert.</hand>
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<line tab="1"/>Ach wenn Sie doch hier wären! – Nicht als Apostel, aber als Laurenz Sterne! Für Ihre Freyheit wollten wir sorgen – jetzt sage ich wir – u: Freiheit bleibt doch die erste aller Gottesgaben. Noch auf eine Abhandlung von Ihnen harre ich. Ob die Seel ihren Körper noch unser Mutterleibe zu bilden fortführt, u: wie weit sie darin gehen kann. Die deutlichsten mir vor Augen liegenden Erfahrungen fordern mich auf, Ihnen diese Bitte <ul>recht ans Herz</ul> zu legen. Sehen Sie daß man sich Rußland nicht ungestraft nähert.
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<letterText letter="354"><page index="1"/><align pos="center">Theurester und Verehrungswürdigster Vater!</align>
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@@ -3405,6 +3405,7 @@
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<received>
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<location ref="21" />
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<person ref="1" />
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</received>
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<personDef index="88" name="Dorothea Charlotte Lenz"
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vorname="Dorothea" nachname="Lenz" komm="dch-lenz" />
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<personDef index="89" name="Christoph Kaufmann"
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vorname="Christoph" nachname="Kaufmannz" komm="kaufmann" />
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</personDefs>
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<letterTradition letter="73">
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 19.
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Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana, Sammlung Autographa 1, Nr. 19. Angeheftet an einen Brief von Heinrich Christian Boie; bezieht sich auf Lenz’ „Wolken“.
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<letterTradition letter="186">
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 9. Entwurf zu Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 15, Ende Mai 1776.
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 9. Entwurf zu Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 15, Ende Mai 1776. Auf der zweiten Seite Entwurf zu „Catharina von Siena“.
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</letterTradition>
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@@ -1590,7 +1590,7 @@
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<letterTradition letter="225">
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 30.
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Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 30.
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</letterTradition>
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Reference in New Issue
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