Files
konkykru/httpdocs/festivals.deutschland/d0407.erlangen.de.html
Simon Martens 442300d264 Initial
2025-10-02 23:31:45 +02:00

975 lines
36 KiB
HTML
Raw Blame History

<HTML><HEAD> <TITLE>Drawings made at Comic Festivals</TITLE> </HEAD>
<BODY BGCOLOR="#acb89c" text="#333300" link="#336633" vlink="#336633" alink="#336633"><basefont size="3">
<A HREF="http://www.andybleck.de"><span style="font-size: 110%;">andybleck.de</span></A>
&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;
<a href="index.html#erlangen"><span style="font-size: 110%;">Comic Festival Drawings</span></a>
<hr>
<div align="center">
<br>
<br>
<br>
<font size="7"><b>Erlangen Comics Festival 2004</font>
<br>
<br>
<br>
<br>
<br>
<center>Bildbericht vom elften Comic Salon Erlangen
<br>
Aufgeschrieben und abgezeichnet von Andy Bleck
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
<br>
Noch vor wenigen Jahren vermutete Anke
Feuchtenberger in einer Podiumsdiskussion, dass die
Armseligkeit der deutschen Comicproduktion nicht nur
von Nachteil w&auml;re, denn sie sch&uuml;fe einen
Freiraum f&uuml;r
die unkommerzielleren Kunstcomics, die damals das
einzige waren, was man an deutschen Comics im Ausland
wahrnahm. Nun, die Feuchtenberger ist eine der besten
deutschen Zeichner im Comicbereich (etwas anderes als
'Comiczeichner'), und die sogenannt unkommerziellen
Arbeiten der Kunstcomiczeichner (im
Illustrationsbereich nat&uuml;rlich sehr gefragt) die
in
den Neunzigern aus den Randbereichen des deutschen
Kulturraums, Ex-DDR und Schweiz, hineinschwappten, haben
die Szene zweifellos ungeheuer bereichert. Aber ein
bisschen deprimierend war sie doch, diese Absage an
unsere F&auml;higkeit, klassische Bildgeschichten
hinzukriegen.
<br>
<br>
Inzwischen scheint mir eine klare Verbesserung
eingetreten zu sein. Nicht alle neuen Zeichner
imitieren Fl&auml;chenbep&uuml;nktelung oder
Beseeltsein ohne
gleich in die Albernheiten der alten Kindercomics
(oder 'Erwachsenencomics') zur&uuml;ckzufallen.
Stattdessen
gibt es immer mehr, teilweise blutjunges, Talent, was
es nicht nur gut meint sondern auch gut kann. Der
Erlangener Jury ist es teilweise schon zu viel, sodass
etwa der geschliffene Zeichenstil von Uli Oesterle
nicht nominiert wurde, aber diese Preise sind im
einzelnen egal (vielleicht nicht ganz so daneben wie
die Oscars). Entscheidend ist dass jetzt eine
ganze Reihe von unterschiedlichen, anspruchsvollen und
ausgesprochen comichaften Arbeiten von deutschen
Zeichnern pr&auml;miert werden konnten. Und das ist
auch
gut so.
<br>
<br>
Englische Landstrassen sind schl&auml;ngelnd
gewunden wie
ein angels&auml;chsischer Halsreif. Das beruht zwar
auf dem
komplizierten Besitzerwechsel der anliegenden Felder,
aber eine andere Erkl&auml;rung w&auml;re, dass nur
dadurch das
relativ winzige England (etwa verglichen mit dem
s&uuml;dlichen Nachbarn) nicht allzuschnell durchquert
werden kann, und so die Illusion einer etwas
substanzielleren Landfl&auml;che entsteht.
Eine &auml;hnliche Illusion von nicht zu
&uuml;berw&auml;ltigender
F&uuml;lle entstand diesmal in Erlangen, indem man
wiederholt wichtige Interview- und Diskussionstermine
parallel laufen liess (unterbrochen von langen
Pausen), sodass dem anwesenden Reporter der Kopf
surrte, und er beinah glauben konnte, das Angebot
w&auml;re
viel zu gross um selbst das Wichtigste zu
bew&auml;ltigen.
Nunja, nat&uuml;rlich war es das in jedem Fall, aber
trotzdem w&auml;re eine gleichm&auml;ssigere
Verteilung nicht
unpraktisch.
<br>
<br>
Parallel liefen am Donnerstag: Das Comicquartett
und der ICOM Preis, letzteres wohl die wichtigste
Veranstaltung neben der Max-und-Moritz-Gala, auf die
ich verzichten musste, unter anderem weil ich mir vom
Comicquartett ein inspirierenderes Zeichenmotiv
erhoffte (rennen nicht dauernd alle rum). Freitag war
noch schlimmer parallel-besetzt: Vortrag zu Linie
Claire und Diskussion &uuml;ber das neue Urheberrecht.
Dummerweise ging ich zur Linie Claire, die leider
f&uuml;rs
Laufpublikum konzipiert war. H&auml;tt ich mir denken
k&ouml;nnen, aber immerhin eine gute Skizze
hinbekommen.
Drei Stunden sp&auml;ter war eine grosse Donald Duck
Veranstaltung, auf die ich mich schon seit Tagen
freute, bis ich sah, dass gleichzeitig ein Vortrag
&uuml;ber
Bilderz&auml;hlen nach Dante's G&ouml;ttlicher Kom&ouml;die stattfand,
also die
fr&uuml;hen Anf&auml;nge der Comicentwicklung, die
mein
Spezialgebiet sind. (siehe <a
href="http://bugpowder.com/andy/earlycomics1000.html">bugpowder.com/andy
</a>) - Am
Abend lag dann die traditionelle 'Elefantenrunde',
also die Diskussion der grossen Verlage, parallel zum
Swarte Interview. Das wurde selbst vom
Swarte-Interviewer kommentiert, sie h&auml;tten ja
grosse
Konkurrenz. Swarte ist einer meiner absoluten Helden,
da musste ich hin. Aber nachdem ich die Enten und
Elefanten verpasst hatte, hat mich deren Organisator,
Andreas Platthaus, nicht mehr gegr&uuml;sst. Alles nur
wegen dem bl&ouml;den Stundenplan.
<br>
<br>
Aber in erster Linie bin ich Zeichner, das
Bildreporterische ist eine auch weniger an
&Auml;sthetischem Interessierte interessierende
Nebenfunktion. Ich h&auml;tte genausogut alle
Topfpflanzen
im Rathaus, oder die Schaufenster der Erlangener
Fussg&auml;ngerzone zeichnen k&ouml;nnen. Ich denke
aber, mein
pers&ouml;nliches Verlangen und Suchen nach Inhalten
muss
die abstrakte Qualit&auml;t der Arbeiten nicht
einschr&auml;nken. Hier sind jedenfalls die Bilder,
mehr
oder weniger chronologisch, der Anordnung des
dazugeh&ouml;rigen Heftchens folgend.
<br>
<br>
<br>
Ich bin Mittwoch mittag angereist. Mit etwas
Versp&auml;tung, denn zwischen N&uuml;rnberg und
Erlangen war jemand auf den Gleisen verungl&uuml;ckt. Als die Bahn
noch eine &ouml;ffentliche Institution war, hat man einfach
jemand daneben gestellt und nach kurzer Zeit durften
die Z&uuml;ge wieder passieren, aber f&uuml;r ein
Privatunternehmen gelten andere Regeln. Da m&uuml;ssen
erst Staatsanwalt und andere alles genau untersuchen, und es
kann 3-4 Stunden und l&auml;nger dauern. (Das hat mir
w&auml;hrend der R&uuml;ckfahrt ein Schaffner
erz&auml;hlt). Die Erlangen-erstrebenden Reisenden wurden zweimal in
andere Z&uuml;ge vertr&ouml;stet, was auch nichts
brachte. Ein kompetent wirkender Bahnmensch stimmte schliesslich
zu, dass es sinnvoller sei den Bus zu nehmen. Zum
Gl&uuml;ck konnte ich mich einer Erlangenerin
anschliessen, die mehrere Verlaufene durch U-Bahn, Strassenbahn und
Bus schleuste. - Es blieb noch genug Zeit, mir zwei
Ausstellungen anzugucken, die &uuml;ber Dante im Comic
im Stadtmuseum und Joost Swarte/Bourgeon in der
St&auml;dtischen Galerie am Marktplatz.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_01.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 1
<br>
Dies war einer der R&auml;ume von Swarte. Die Bilder
waren immer seltsam zusammengedr&auml;ngt in einer
Ecke jedes Raumes, ansonsten waren sie leer bis auf die
klobigen, aufgemalten Symbole wie hier die Wolke
rechts oben, welche mir erst sinnlos vorkamen, bis
beim Abzeichnen klar wurde, dass diese Bilder
Schl&uuml;ssel zu den vergruppten Bildern waren. Hier
gab es also lauter W&ouml;lkchen, oder zumindest Leitern,
die ja symbolisch hoch hinaus wollen. Gar nicht so
bl&ouml;de, was? - (Weiteres zu Swarte weiter unten).
<br>
Die Bourgeon Schau in der gleichen Galerie war
kleiner, aber auch sehenswert. Am Freitag war ich
nochmal dort, mit Wittek und Haina Fischer. Wittek ist
von Bourgeon begeistert, sein Lieblingszeichner!
Besonders gefielen mir: ein Bild f&uuml;r den Playboy,
so ne Tussi mit Regenwasser auf die Schultern prasselnd, mit
weisser Gouache draufgesetzt. Noch besser die
Schwarz-weiss Vorzeichnung zu einem Klapp-umschlag,
ein Panorama von Sumpf und Pflanzen. Wir standen
and&auml;chtig davor.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_02.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 2
<br>
Mittwochabend gab's bereits die offizielle
Er&ouml;ffnung.
Ich war etwas zu sp&auml;t (musste den Swarte-raum
noch
fertigkriegen). Die fand in einer Werbeagentur statt,
wie auch eine angebliche 'Comics in der Werbung'
Ausstellung, aber wie zu erwarten waren das meist
keine Comics, sondern gezeichnete Fig&uuml;rchen oder
Trickfilm, wie die ollen Mainzelm&auml;nnchen. Dabei
w&auml;r
eine historische, tats&auml;chlich comicspezifische
(also
Bildergeschichten) Ausstellung von Comics in der
Werbung voll interessant. Kommt vielleicht noch. -
Besser als die Werbung gefiel mir die Innenarchitektur
des Publicis Geb&auml;udes, die in meiner
Ruckzuck-skizze
leider nicht zur Geltung kommt. Die Redner standen auf
einer Br&uuml;cke mitten durch den Raum und hielten
die
Lobreden auf uns runter, wie herrische
Comicdiktatoren.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_03.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 3
<br>
Am selben Abend im Hauptgeb&auml;ude, in dem noch
leeren
Standplatz vom Schwarzen Turm, wo ich mehrfach gefragt
wurde, ob ich dazugeh&ouml;re. Naja, so ganz entfernt,
weil
diesmal eine 'Konky Kru' Seite ins 'Panik Elektro'
reinkam (siehe Seite 20). Aber nat&uuml;rlich war ich
bloss
eingeschmuggelter Begucker der Aufbauarbeiten. Das
Brett auf dem Schild ist das 'Schwarzer Turm'
Namensschildchen, was 30 Sekunden nach Abgezeichnetwerden schon wieder wech war. Neben und hinter mir
wurde wild geschraubt und gepinselt, alles musste
geschleckt weiss aussehen. Die Renoviertrupps gaben
sich grosse M&uuml;he, einige waren t&auml;glich von
8.30 bis
23.30 besch&auml;ftigt!
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_04.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 4
<br>
Immer noch Mittwoch, kurz vor Sonnenuntergang (und dem
schlechten Wetter am n&auml;chsten Tag) noch einen
Eindruck
vom Hauptgeb&auml;ude und Rathaus hingekriegt. Auf den
Fahnen steht nat&uuml;rlich 'Comic Salon'. Das grosse
Plakat zum Festival ist hinter B&auml;umen und
Laternen
versteckt. Die 'Panik Elektro' Ausstellung war in dem
niedrigen Seitenfl&uuml;gel rechts. (siehe unten,
Seite 20)
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_05.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 5
<br>
Neben Swarte meine Lieblingsausstellung: Max (ja, ja,
trotz der Krickelichkeit meiner Skizzen bin auch ich
ein Freund von de Klare Lijn). Vor zwei Monaten sah
ich im Londoner Comicladen 'Gosh' seinen Prachtband
mit
graphischen Arbeiten, Illustrationen, Postern
etc. Eigentlich bin ich im Zweifelsfall daf&uuml;r,
dass ein
Cartoonist doch bitte ein Strip-cartoonist sei und
bleibe, aber wenn einer so zeichnet, mache ich eine
Ausnahme. - Bei dieser Zeichnung half der Zufall: erst
hatte ich <20>ber zwei Stunden Zeit, die ganze Detailtreue
hinzukriegen (Donnerstag morgens, die Horden durften
erst um 12 rein) und als es fast fertig war, machten
die Kerle das Licht aus. Erst wollte ich schimpfen,
aber dann entpuppte sich das als das viel bessere
Motiv, 'mit Dunkel'.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_06.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 6
<br>
Die 'Strip Bar', in dem H&auml;uschen neben der
St&auml;dtischen
Galerie untergebracht, welches fr&uuml;her mal
'Kulturtreff' hiess. Hier gab es ein bisschen
Geplauder von
Andreas Michalke und Mawil (rechts) zum Thema Comics
und Popul&auml;rmusik. Mawil bekam zwar diesmal noch
keinen Max
und Moritz Preis, hat aber bei der ICOM Jury abgesahnt
(bestes Album 'Wir k&ouml;nnen ja Freunde bleiben').
Andreas hat Vinyl Singles auf seinem alten
Miniplattenspieler abgespielt, das Ding h&auml;tte ich
eigentlich auch noch zeichnen sollen.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_07.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 7
<br>
Diaschau &uuml;ber Ligne Claire . Nicht besonders
erhellend: dass Tim und Struppi zu L.C. geh&ouml;ren,
weiss
doch jeder. Besser w&auml;re die Unmenge Zeichner zu
erw&auml;hnen, die keiner kennt. Das Dia hinten ist
&uuml;brigens
die letzte Seite aus Swartes 'Modern Art'.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_08.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 8
<br>
Das Swarte Interview. Sieht ihm nicht allzu
&auml;hnlich,
aber ansonsten gute Zeichnung, ausnahmsweise mit
Bleistift auf A5 (ansonsten mit Rapi 0.35 Faber
Castell auf A4). Er konnte hervorragend deutsch
sprechen. Auf die Liebe zum Quadrat befragt,
korrigierte er: das w&auml;re ein 'optisch
couragiertes
Quadrat'. Und zum Realismusbezug seiner Bilderwelt:
'Perspektive verstehen die Leute. Ich verstehe das
auch. Das ist der Ramen um Kontakt zu haben.' Findichn
guten Spruch.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_09.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 9
<br>
Zweites Bild: Herr Swarte als D.J. (oder 'Dee Jee' wie
die Erlangener Kulturbeauftragte ihn vorstellte).
Nicht uncool, im pechschwarzen Anzug, weissem Hemd,
so'n bisschen Marke B&uuml;roangestellter mit was
Schr&auml;gem
im Ausdruck (wie &uuml;brigens auch Herg&eacute;), und
dann dufte
Musik auflegen. Ich habe ihm am Schluss mein 'Berlin
2003' Skizzenheft verabreicht, mit acht Bildern von
der Loveparade, und beinah dazugesagt, es m&uuml;sste
dort
mal ein Swarte-float geben. Aber er soll doch lieber
zeichnen, wie auf demselben Bild rechts am Tisch, wo
er stundenlang seelenruhig signierte. (Also niet zo,
maar zo.) - Ich habe nix signieren lassen, zu pleite.
(Leider verdusselt, mein 'Collection 30/40' Album
mitzubringen). Stattdessen die ganze Zeit zugeguckt
und so mitbekommen, wie er die Signiermotive variiert,
wie die Vignetten alle von oben nach unten aufgebaut
(oder abgebaut?) waren ohne dass sie so aussahen
(damit der Filzer nicht verwischt) und wie gestochen
scharf alles gezeichnet war, inklusive f&uuml;r nen
Typen,
der meinte, 'Zeichnen sie mich'.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_10.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 10
<br>
Das Comic Quartett, wo vier Alben vorgestellt und
umstritten werden, wird immer interessanter und dem
Fernsehvorbild (Das Literarische Quartett)
&auml;hnlicher, weil die Jungs sich mehr und mehr die K&ouml;ppe heiss
reden, was nat&uuml;rlich unterhaltsamer ist, als uns
einhellig vorzutragen, was wir f&uuml;r gut oder
schlecht zu befinden haben. Vor allem der Zusatz vom
streitlustigen Fanboy Lutz G&ouml;llner brachte den
Ball ins Rollen. Spannender als dessen Verteidigung von so
Zeugs wie Catwoman ist, wenn er die
Edelcomicsvorschl&auml;ge der anderen runterputzt.
Allerdings ist etwa 'Palestina' von Joe Sacco ein
schwieriger Fall. Er meinte, der k&ouml;nne nicht als
Journalist auftreten und dann haneb&uuml;chen
subjektiv berichterstatten und auf die L&uuml;gen der Araber
hereinfallen. G&ouml;llner war selber in Israel
gewesen und hatte sich sichtlich &uuml;ber das Buch ge&auml;rgert.
Platthaus meinte dagegen, ein Journalist k&ouml;nne durchaus aus
einer bestimmten Sichtweise schreiben. Zu G&ouml;llners
Zitat einer im Buch erw&auml;hnten pal&auml;stinischen
Villa, deren Finanzierung dann nicht weiter kommentiert wurde,
meinte er richtig, dass dem Leser zuzumuten sei hier
seine eigenen Schl&uuml;sse zu ziehen und dass Sacco
nat&uuml;rlich dar&uuml;ber nachd&auml;chte, auch wenn
er nicht alle Gedanken vorkaut. - Aber es stimmt schon, dass die
Pseudoobjektivit&auml;t von Sacco, besonders in der
westlichen anti-israelischen Rezeption, problematisch
ist. Die Antwort auf den Vorwurf des ideologischen
M&uuml;lls sollte vielleicht nicht sein, dass Sacco ein
subtiler K&uuml;nstler ist den man genauer lesen
m&uuml;sse, sondern das Sacco ein K&uuml;nstler ist, der das Recht
hat, v&ouml;llig beknackten subjektiven Mist
zusammenzuschreiben, wenn das Kunstwerk als solches
faszinierend bleibt. Was Sacco oder andere
K&uuml;nstler &uuml;ber sich selber und ihre Intentionen
verlautbaren ist schnurzegal, war es schon immer. Sacco ist kein
Journalist. Auch dass er so tut, sollte man ihm nicht
zum Vorwurf machen, es ist schwierig genug,
intelligente Comics zu verkaufen. Interessant ist hier
der ideologische Vergleich mit einem ihm
stilverwandten K&uuml;nstler. Zwar wird bei Sacco eher
auf
Bill Elder (detailversessener Mad Zeichner) oder Crumb
verwiesen, aber die sture, leicht h&ouml;lzerne
Pingeligkeit der Anordnung und Ausstrichelung erinnert
auch an den politisch durchgeknallteren, und
storym&auml;ssig nicht weniger genialen Harold Gray,
der
wohl auch meinte, die Dinge zu zeigen wie sie sind.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_11.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 11
<br>
Eckart Sackmann stellte hier eine neue Zeitschrift
vor, bzw ein Jahrbuch, namens 'Das Neueste von Onkel
Jup'. Was sich so salopp anh&ouml;rt, k&ouml;nnte
eines der
wichtigsten Comicprojekte in Deutschland werden. Das
Wissen um historische Comics (18tes, 19tes
Jahrhundert) ist dermassen katastrophal
l&uuml;ckenhaft,
dass man sich ins Mittelalter zur&uuml;ckversetzt
f&uuml;hlt, so
wenig Daten sind &uuml;ber die K&uuml;nstler bekannt.
Jetzt will
man versuchen, wenigstens die noch lebenden Zeitzeugen
des letzten Jahrhunderts aufzusp&uuml;ren und soviel
wie
m&ouml;glich Neues &uuml;ber das Alte
zusammenzutragen, und zwar
pr&auml;zise und verl&auml;&szlig;lich. Und das nur
f&uuml;r den
deutschsprachigen Comic, also sehr spezifisch, was als
einengend empfunden werden k&ouml;nnte, aber nur so
bleibt
Raum f&uuml;r eingehendes Recherchieren. Die Franzosen
und
Amerikaner konzentrieren sich jedenfalls lieber auf
ihre Leute und stehen Deutscher Vorreiterschaft
desinteressiert bis feindselig gegen&uuml;ber, z.B.
was
den ersten Comicroman angeht, 'Lenardo und Blandine'
von 1783.
<br>
Bei internationalen Verstrickungen sollte allerdings
auch ausl&auml;ndisches Material mitrecherchiert
werden.
Ich vermute, einer der wichtigsten fr&uuml;hen
Entwicklungen
f&uuml;r den Comic als popul&auml;res Massenmedium ist
der Einfluss der holl&auml;ndischen Bilderbogen seit
Mitte
des 18. Jahrhunderts auf die Neuruppiner
Bilderbogen um 1830, aus denen sich der M&uuml;nchner
Bilderbogen entwickelte, der Ausl&ouml;ser des
modernen
Comics schlechthin. Das zu erforschen w"re nicht
unwichtig.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_12.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 12, 13
<br>
Ich hatte mich schon 20 Minuten vor dem sonstigen
Publikum ins Hoftheater geschlichen. Eine Aufseherin
kam auch mehrfach reingedackelt, um nachzupr&uuml;fen
ob ich
denn auch wirklich abzeichne, und nicht irgendetwas
Unpassendes im Sinne f&uuml;hrte. Die Sinnigkeit
dieser Zeichnungen zu determinieren &uuml;berlasse ich
anderen,
aber das leere Theater war auch sonst
&uuml;berraschend, denn obwohl unten diverse Aufpasser
oder
Organisatoren kichernd rumg&ouml;kelten, war der Raum
unheimlich still, eben ganz anders als man das
erwartet, ausser in einem Hitchcock Film.
Am neugierigsten machte nat&uuml;rlich die
M&ouml;glichkeit, den
Zeichner des ber&uuml;hmtesten franz&ouml;sischen
Comics
leibhaftig vor sich zu sehen (das Presseinterview
hatte ich vergessen), aber der Abend war auch sonst
sehr gut. Die B&uuml;hne bestand aus zwei
Asterixdorfh&auml;uschen, den drei Hauptfiguren (nein,
nicht Idefix) und einer Tafelrunde, oder Halbrunde,
wie am Ende eines jeden Albums. Das war eine klasse
Idee, jeder der Pr&auml;mierten durfte sich dann an
die
Runde setzten. Wie oben erw&auml;hnt waren die vielen
Preise an junge deutsche Zeichner sehr willkommen,
auch weil einige der ausl&auml;ndischen
Preistr&auml;ger gar
nicht da waren, etwa Satrapi oder Sfar. Die
B&uuml;cher
verkaufen sich auch so. Das Fehlen einer vorangehenden
'unterhaltsamen Darbietung' wurde auch nicht unbedingt
als negativ empfunden. Einziger Wermutstropfen war,
dass Harald Havas seine &Uuml;bersetzungen ins
Englische
diesmal vorbereitet hatte und nicht aus dem Stegreif
vortrug. - Statt Seifenballett und anderem
Comicfremdem Klimbim (h&ouml;, h&ouml;, da sollte mal
Klaus
Cornfield mit seiner Band aufspielen) kam zum
Abschluss ein Interview mit Uderzo. Das war auch gut.
Habe zwar nicht so viel hingeguckt, weil ich noch eine
zweite Zeichnung machen wollte, aber hingeh&ouml;rt.
Daf&uuml;r
hat man schliesslich zwei Gehirnh&auml;lften und nicht
nur
eine. Am besten gefiel mir, als Platthaus nach der
Zusammenarbeit mit Goscinny fragte. Man bekam den
Eindruck, dass dessen Tod auch jetzt noch ein
wirklicher Verlust f&uuml;r Uderzo ist, menschlich wie
k&uuml;nstlerisch. Sein Wunsch, dass alle
Comicschaffenden
eine so gute Zusammenarbeit erreichen m&ouml;gen, wie
er
mit Goscinny, machte mich richtig neidisch, aber auch
dankbar.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_13.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_14.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 14, 15, 16
<br>
Leider fiel diesmal die Party im Schlossgarten aus
(mitsamt Bratwurst und Bier). Zwar war das Wetter
diesmal eh nicht danach, aber trotzdem schade. Wir
standen eine Weile im Foyer und bekamen immerhin etwas
Sekt, wurden aber nach einer Weile
hinauskomplimentiert, zum E-werk (grosser
Tanzschuppen). Dort konnte man genausowenig sitzen und
plaudern, aber ich bekam diese drei Zeichnungen
zustande. Seite 15 war in einem kleineren Raum ganz
oben, mit ausgefallenerer Musik und einer dusteren,
aber lebendigen Stimmung. - Ach so, das Bierglas auf
Seite 14 ging logischerweise zu Bruch, kurz nachdem
ich es skizziert hatte, sonst w&auml;ren da noch mehr
Striche drin.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_15.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_16.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_17.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 17
<br>
Am Sonntag versammelten sich die Max-und-Moritz Preistr&auml;ger
nochmal im'Kleinen Rathaussaal'. Von links nach rechts: Eckart
Schott, ausgezeichnet f&uuml;r die Herausgabe von
Juillards Eiffelturmansichten. Nunja, ausgezeichnet
(in dreifachem Sinne) waren nat&uuml;rlich die Bilder
selber, aber in gewisser Hinsicht auch nicht, denn
gerade die &Uuml;bersetzung von unkommerzielleren
Arbeiten
wird mit den Preisen besonders gelobt. Ich h&auml;tte
allerdings Schotts 'The Spirit Archive' pr&auml;miert,
eine wahre Grosstat. Das geh&ouml;rt in jede
&ouml;ffentliche
B&uuml;cherei, aber jede! - Dann Volker Reiche
(Tschuldigung, der sieht viel netter aus), welcher mit
seinem Strizz in der Fazz Furore macht, als bester
Zeichenstrip &uuml;berhaupt, nicht nur deutscher. Zu
dieser
Aufwertung k&ouml;nnte man sagen, na und, was gibt's
denn
eigentlich aus den USA? Nochmal an Calvin &amp; Hobbes
vergeben, f&uuml;r den Rerun? Aber es gibt ihn schon,
den
guten US Zeitungsstrip, oft nicht syndikiert,
&auml;hnlich
wie bei uns . Auch Chris Wares Seiten werden
zeitungs-vorpubliziert, um ein bekannteres Beispiel zu
geben. Ein guter Zeitungsstrip ist etwa 'James' im
Minimalstil von Mark Tonra. Dessen witzige, und
oberelegant gezeichnete vorherige Serie 'Top of the
World' wurde noch weniger wahrgenommen. - Next in
Lain: Flix, der gemeinsam mit Jens Harder (zu weit
rechts, deswegen nicht mehr im Bild) 'beste
Eigenpublikation' gewonnen hat. - Daneben sass Harald
Havas und dann der 'beste deutschsprachige
Comiczeichner', Ulf K.. (Wenn ein abgek&uuml;rztes
Wort wie
'K.' am Ende eines Satzes kommt, weiss ich nie, ob ich
noch einen Punkt dazusetzen soll, sieht dann fast aus
wie Fortsetztungsp&uuml;nktchen). - Hatta auch
verdient,
obwohl die dicke graphische Novelle kommt ja noch.
<br>
Alles in allem ziemlich gute Auswahl, auch was das
Nominieren betrifft. Das zeigt sich schon daran, dass
man sich nicht auf ein bestes Album einigen konnte.
Die deutsche Comicszene ist aber noch komplexer und
reichhaltiger als die Nominierungen &uuml;ber die
Jahre das
vermuten lassen. Zum Beispiel h&auml;tten zwei
Frankfurter
l&auml;ngst mal drankommen sollen, Hans Traxler und Clodwig Poth.
So
comicm&auml;ssig wie viele der Nominierten sind die
schon
lange (schon ziemlich lange sogar). Und die beiden
Untergrundgenies Fil und Cornfield scheinen irgendwie
zu lustig zu sein um ernstgenommen zu werden. Kommen
wohl zu kultich. Besonders Fil h&auml;tte den Preis
f&uuml;r
besten Sprachwitz seit Erika Fuchs verdient. (Kleine
Leseempfehlung: Didis Zeugenaussage &uuml;ber wie er
gestorben ist und was dann mit 'Dschieses' passierte -
Didi &amp; Stulle 2, Seite 42)
<br>
Trotzdem, allm&auml;hlich scheint der Preis die
nachwachsenden Zeichner nicht nur zum Cartoonstil oder
Kunstmachen anzuspornen, sondern ausgesprochen
comichaften Erz&auml;hlungen, was mir der richtige Weg
scheint, um eine breite, aber kultivierte Leserschaft
heranzuziehen.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_18.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 18
<br>
Strapazins Geburtstagsausstellung mit lustigen
Bastelarbeiten. Die Schweizer haben zwar bis jetzt
nicht gecheckt, dass meine Comics und Zeichnungen ganz
toll sind und mich drum nie abgedruckt, aber kann ja
noch werden. Der Raum war trotzdem der
unstrapazierenste im Geb&auml;ude, ruhige
Atmosph&auml;re,
kuhle Musik. Ausserdem Massimo Milano beim Signieren
zugeguckt. Den hatte ich anscheinend schonmal
abgezeichnet, ohne mich dran zu erinnern, wie er beim
Durchbl&auml;ttern meines 'Angouleme 2002' Heftchens
feststellte. Tja, mit an Gesichter erinnern ist bei
mir nicht viel los, bin wohl leicht autistisch oder
so. Aber Comiczeichner haben ja bekannterweise alle
einen Knacks.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_19.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 19
<br>
Erster Stock beim Stand von Berlin Comix. Das ist
Andreas Michalke, der gerade signiert. Ganz links das Haar
von Calle Claus, der da 30 Sekunden sass und
meineserartens bald superber&uuml;hmt wird. Hinten
bisschen
von Stand Edition Panel, dann der von Strapazin und
ganz rechts bisschen vom Reprodukt Tisch.
</td> </tr> </table> </center><br><br><br><br><br><br><br><br><br>
<a href="index.html#erlangen"><IMG src="0407_erlangen_20.jpg"border="0"></a>
<br><br><center>
<table border="0" cellspacing="0" cellpadding="0" width="750">
<tr align=Left valign=Top> <td bgcolor="#ACB89C">
Seite 20
<br>
Auf den letzten Dr&uuml;cker noch diese Bild von halb
5 bis
kurz nach 6 hingekriegt, als abgeschlossen wurde,
finito. Das war die 'Panik Elektro' Ausstellung, die
cholesteringef&auml;hrdet fette Untergrund-comix
Anthologie, co-publiziert von Schwarzer Turm und
Tausendsassa Wittek. Die Teppichst&uuml;cke am Boden
waren
in milit&auml;rischen Tarnfarben, die Tatlinesken
Konstrukte noch von einer anderen Veranstaltung
&uuml;briggeblieben, und genau so sah es auch aus, wie
aus
Strandgut zusammengezimmert. Echtm&auml;ssig klasse
oder
was? Das Teppichst&uuml;ckchen was da rechts am Holz
hochkrabbelt durfte ich als Andenken mit nach Hause
nehmen. Im Rahmen dar&uuml;ber sind &uuml;brigens 4
Seiten einer
sch&ouml;n ekligen (aber richtig) Geschichte von
Calle. Wer
wissen will, was da abgeht: Buch kaufen.
<br>
<br>
Weiteres:
<br>
Die Elefantenrunde wie gesagt &auml;rgerlicherweise
verpasst, aber wenigstens die Diskussion der
sogenannten Independent Verlage mitbekommen
(Reprodukt, Edition Moderne, Zwerchfell, Gringo,
Panel). Mich interessiert besonders, welche Vorteile
ein kleiner Verlag bringt, ob er einen
ungew&ouml;hnlichen
Zeichner vielleicht mehr bet&uuml;ddelt als ein
grosser? So
ganz klar wurde das nicht, und es sieht so aus, als ob
alle deutschen Kleinverlage vor allem aus Comicfanatik
existieren, also kein wirkliches Gehalt abwerfen.
Vielleicht hat Edition Moderne jetzt, mit der
Herausgabe von Bestseller Satrapi, die Kurve
(an)gekratzt, nach 20 Jahre Pionierarbeit.
Selbstverst&auml;ndlich ist das nicht, dass Persepolis
bei
Pipapo landet, das h&auml;tten die gigantischen
Buchverlage
vermutlich auch gerne eingesackt. In England werden
die 'Buch Comics' (Ware, Sacco, Clowes, Satrapi etc)
von Cape rausgeben, die absolut n&uuml;scht getan
haben, um
solche K&uuml;nstler aufzubauen, aber da gibt's auch
nix
wie Edition Moderne. Selbst in Amerika wird das
dicke Ware St&uuml;ck ebenfalls nicht vom Stammverlag
Fantagraphics gedruckt, denen fehlte einfach die
Vertriebsverbindung zu den (comicfreien)
Buchl&auml;den,
was sich aber langsam bessert. Topshelf hat da eine
eindeutigere Strategie, als reiner Bildroman Verlag,
wenn auch noch klitzeklein. So kann Topshelf viele
hervorragende Sachen nicht reinnehmen, weil sie dann
zus&auml;tzliches Personal anheuern m&uuml;ssten, und
daf&uuml;r ist
die Gewinnspanne noch zu gering. So muss die
Produktion eines Vielzeichners, wie Kochalka, auf
mehrere Kleinverlage aufgeteilt werden, um die
Kerlchen nicht zu bankrottieren. Aber, je mehr man an
Titeln zusammentr&auml;gt, je gr&ouml;sser die
Wahrscheinlichkeit, einen Verkaufsschlager wie Satrapi,
oder Craig Thompson an Land zu ziehen.
<br>
<br>
Talking of which: Das Doppelinterview mit Jim Lee
und Craig Thompson fiel erst aus, weil Thompson noch
nicht da war, und beim zweiten Termin hatte die oben
genannte Independent Runde etwas &uuml;berzogen,
sodass die
beiden Zeichner nochmal abdackelten, einen Kaffee
trinken. Wir witzelten schon, dass jetzt das Publikum
vielleicht auch nochmal einen Kaffee trinken sollte,
und dann die beiden Versp&auml;teten auch nochmal etc,
aber
dann warn se doch da, und es war auch richtig klasse.
Mir schwante entsetzliche Peinlichkeit, aber die
Kombination von Superheldenstar und
Alternativcomicautor, die sich die Leute von der
Comixene da ausgedacht hatten, funktionierte obergut.
Lee war richtig sympathisch und voller
Grossz&uuml;gigkeit
dem jungen Empork&ouml;mmling gegen&uuml;ber, der die
meisten
Fragen des Publikums abbekam, und begann sogar selber
ihn zu interviewen. Als Thompson eine lange Latte von
europ&auml;ischen Zeichnern runterrasselte, die ihn
beieinflusst h&auml;tten, witzelte Lee, ja, die
gleichen
(h&auml;tten auch ihn beeinflusst). Bei der Frage nach
storym&auml;ssigen Comiceinfl&uuml;ssen stutzten sie
beide, das
w&auml;re schwierig zu sagen, weil abstrakter.
K&ouml;nnten sich
die Zeichner unter Euch ja auch mal fragen, welche
Comics haben Euch drehbuchm&auml;ssig inspiriert?
<br>
<br>
Diese Frage interessierte mich auch wegen eines
vorhergehenden Interviews mit Max und Igort. Anders
als bei Lee/Thompson bef&uuml;rchtet, widerfuhr hier
zumindest mir eine gewisse Peinlichkeit, als Igort
voll einen auf beleidigte Leberwurst machte, nachdem
ich die gar nicht abf&auml;llig gemeinte Frage
stellte, ob
die Zweitfarbe Blau in seinem Buch dekorativ oder
narrativ eingesetzt sei. Interessierte mich wirklich,
weil das Aussehen von Comics einen Rieseneinfluss auf
die Geneigtheit des Publikums hat. Igort meinte, das
w&auml;re bei ihm rein dekorativ, weil er n&auml;mlich
zu dumm
f&uuml;r etwas anderes sei. - (Schluck) - Tja, ist
nat&uuml;rlich sch&ouml;n, einen so bescheidenen
Zeichner
anzutreffen, aber auch traurig, dass das Dekorative
mal wieder soviel niedriger bewertet wird als das
Narrative. Vielleicht ist diese weitverbreitete
Haltung in Comic-kreisen eine Reaktion auf die
traurige Flucht der guten Szenaristen, die sich alle
ins Fernsehgesch&auml;ft verpissen, um ordentlich
abzusahnen. - Naja, das habe ich dem Igort
nat&uuml;rlich
nicht erz&auml;hlt. Stattdessen
Beschwichtigungsversuch mit
einem Groth/Ware Zitat, wo Groth wissen wollte was es
mit den verschiedenen Lettering Stilen auf sich
h&auml;tte
und Ware einfach meinte 'it looks pretty'. Hat ihn
auch halbwegs beruhigt. Er sagte, er w&auml;re eben
sehr
empfindlich. Besonderes interessant war die
Erkl&auml;rung,
wie es zu den stummen Passagen kam: Sein japanischer
Verleger hatte ihm erkl&auml;rt, dass die Leser dort
auch
wortlose Comicseiten wie mit einer
Ger&auml;uschkulisse
versehen wahrn&auml;hmen, sodass er seine
europ&auml;ische Scheu
davor ablegte. - Max hatte wie erw&auml;hnt einen
exaltierend sch&ouml;nen Bildband seiner
Illustrationen
rausgebracht, von dem Igort fand, er sei vielleicht ein
kleines bisschen zu sch&ouml;n, worauf Max meinte, das
l&auml;ge
daran dass er so empfindlich sei.
<br>
<br>
Es gab noch jede Menge andere Dinge, die ich gerne
noch mitbekommen h&auml;tte, aber ich war auch so
schon fix
und fertig (wie das Skizzenheft, relativ fix fertig).
Die McKean Ausstellung etwa nur kurz durchhuscht. Sein
Hauptstil ist nicht so mein Fall, aber er ist so
vielseitig, dass auch manches mich beeindruckende
dabeiwar. Gerne gezeichnet h&auml;tte ich den tollen
Stand
von Moga Mobo, und noch mehr von den Besuchern. Und
noch mehr Verleger bequatscht. Und noch mehr
vielversprechende neue Zeichner aufgest&ouml;bert. Das
macht vielleicht am meisten Spass, Neuland entdecken.
Im ersten Stock l&uuml;mmelten jede Menge
verschlafener
Kunststudenten herum. Statt ein Dutzend Einzeltische
der Hochschulen sollte vielleicht ein grosser
Gemeinschaftsstand organisiert werden, wo man
abwechselnd aufpasst und noch besseren Austausch
untereinander hat, und den restlichen Raum f&uuml;r
Ausstellung und Rumsitzen benutzen? Oder zumindest die
Ausruhlager von den Tischen verbannen, damit da
bisschen mehr Pepp in die Sache kommt. Egal, sie
konnten sich vielleicht noch nicht so gut
pr&auml;sentieren, aber hatten teilweise voll was aufm
Kasten. Wenn die nicht in die Werbung abhauen, kann man
f&uuml;r unsere Comickultur viel Gutes und Spannendes
erwarten.
<br>
<br>
Andy
<br>
<br>
<br>
(published in 'Plop')
</td> </tr> </table> </center><br><br><br>
<br>
<br><br><br>
<hr>
<a href="http://www.andybleck.de"><span style="font-size: 110%;">andybleck.de</span></a>
&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;
<a href="index.html#erlangen"><span style="font-size: 110%;">Comic Festival Drawings</span></
<br><br></div></body></html>