Bessere Quelle für HKB 223

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<letterText letter="223">
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<line index="16" autopsic="16" /><align pos="right"><edit ref="5773">Königsberg,</edit> den <datum>21. März 1762.</datum></align>
<line index="17" autopsic="17" />Unter Ihrem Pettschaft (zweier Zeugen Aussage nach) habe ich gestern die
<line index="18" autopsic="18" />Zuschrift eines Ungenannten erhalten, und nehme daher diesen Wink an, Sie
<line index="19" autopsic="19" />zum Mediateur in <edit ref="5774">unserem</edit> Spiele zu Hülfe zu rufen. Alle müßige Einfälle
<line index="20" autopsic="20" />und Verbeugungen, die in Geschäften nichts als Schleichwaaren sind, bey
<line index="21" autopsic="21" />Seite gesetzt Sie sind doch der Verleger der Briefe die neueste Litteratur
<line index="17" autopsic="17" />Unter Ihrem Pettschaft (<edit ref="8371">zweener</edit> Zeugen Aussage nach) habe ich gestern die
<line index="18" autopsic="18" />Zuschrift eines <edit ref="8374"><ul>Ungenannten</ul></edit> erhalten, und nehme daher diesen Wink an, Sie
<line index="19" autopsic="19" />zum Mediateur in unserm <edit ref="8372">Spiele,</edit> zu Hülfe zu <edit ref="8373">ruffen</edit>. Alle müßige Einfälle
<line index="20" autopsic="20" />und Verbeugungen, die in <edit ref="8375"><ul>Geschäften</ul></edit> nichts als Schleichwaaren sind, bey
<line index="21" autopsic="21" />Seite <edit ref="8376">gesetzt;</edit> Sie sind doch der Verleger der Briefe die neueste Litteratur
<line index="22" autopsic="22" />betreffend, und zugleich ein Mann, der die kleinen Angelegenheiten des
<line index="23" autopsic="23" />Autorstandes näher kennt, als durch den bloßen Verlag <ul>fremder</ul> Werke. In dieser
<line index="24" autopsic="24" />Absicht kann es Ihnen daher nicht gleichgültig seyn, daß man einen
<line index="25" autopsic="25" /><edit ref="5775">Unbekannten,</edit> (ohne recht zu wissen, ob er Scherz versteht), unter der Hand zu Ihrem
<line index="26" autopsic="26" />schätzbaren Journal <ul>anwerben</ul> will.
<line index="23" autopsic="23" />Autorstandes näher kennt, als durch den blossen Verlag <ul>fremder</ul> <edit ref="8377">Werke?</edit> In dieser
<line index="24" autopsic="24" />Absicht kann es Ihnen daher nicht gleichgültig seyn, daß man <edit ref="5775">einem
<line index="25" autopsic="25" />Unbekannten</edit> (ohne recht zu wissen, ob er Scherz versteht), unter der Hand zu Ihrem
<line index="26" autopsic="26" /><edit ref="8378"><ul>schätzbaren</ul></edit> Journal <ul>anwerben</ul> will.
<line index="27" autopsic="27" type="break" tab="1" />Glückt es mir nicht, Ihr Vertrauen durch die Entdeckung dieser kleinen
<line index="28" autopsic="28" />Verrätherey zu gewinnen, so werden Sie sich wenigstens gefallen lassen, als
<line index="29" autopsic="29" />Unterhändler meiner Gegen-Erklärung, solche jenem Ungenannten
<line index="28" autopsic="28" /><edit ref="8379">Verrätherey, einem <ul>Unbekannten</ul></edit> zu <edit ref="8380">gewinnen;</edit> so werden Sie sich wenigstens gefallen lassen, als
<line index="29" autopsic="29" />Unterhändler meiner <edit ref="8381">Gegenerklärung</edit>, solche jenem <edit ref="8382"><ul>Ungenannten</ul></edit>
<line index="30" autopsic="30" /><edit ref="5776">mitzutheilen</edit>, dessen Zuschrift ich unter Ihrem Pettschaft erhalten. Um mich also
<line index="31" autopsic="31" />ohne Rückhalt Ihnen entdecken zu können, will ich weder eine üble Aufnahme
<line index="32" autopsic="32" />noch einigen Mißbrauch meiner Gesinnungen besorgen.
<line index="33" autopsic="33" type="break" tab="1" />Ein wenig <ul>Selbstliebe</ul> und eine andere Leidenschaft, welche ein altes
<line index="32" autopsic="32" />noch einigen <edit ref="8383">Misbrauch</edit> meiner Gesinnungen besorgen.
<line index="33" autopsic="33" type="break" tab="1" />Ein wenig <ul>Selbstliebe</ul> und eine andere Leidenschaft, <edit ref="8384">welches</edit> ein altes
<line index="34" autopsic="34" />Sprichwort <ul>Lust und Liebe zum Dinge</ul> nennt, würden vielleicht meiner
<page index="141" autopsic="141" />
<line index="1" autopsic="1" />Schwäche zu dieser Arbeit aufhelfen, mir die Unhinlänglichkeit meiner Kräfte
<line index="2" autopsic="2" />einigermaßen ersetzen können. Die Lage meiner Umstände aber und das
<line index="3" autopsic="3" /><ul>gegenwärtige</ul> Ziel meiner Maßregeln untersagt mir jede Verpfändung
<line index="4" autopsic="4" />meiner selbst, sie mag seyn, unter welchem Titel sie wolle, schlechterdings. Der
<line index="2" autopsic="2" /><edit ref="8385">einiger massen</edit> ersetzen können. Die Lage meiner Umstände aber und das
<line index="3" autopsic="3" /><ul>gegenwärtige</ul> Ziel meiner <edit ref="8386">Maasregeln</edit> untersagt mir jede Verpfändung
<line index="4" autopsic="4" />meiner selbst, sie mag <edit ref="8387">seyn</edit> unter welchem <edit ref="8388">Titul</edit> sie wolle, schlechterdings. Der
<line index="5" autopsic="5" />Beweis davon besteht in einem Detail, mit dem ich sie verschonen muß.
<line index="6" autopsic="6" type="break" tab="1" />Um gleichwohl etwas anzuführen, <ul>was zur Sache gehört</ul>, so lebe ich als
<line index="7" autopsic="7" />ein Fremdling im Gebiete der neuesten Litteratur, weil es mir auf meine
<line index="8" autopsic="8" />alten Tage eingefallen ist, noch griechisch zu lesen und hebräisch <edit ref="5777">buchstabiren</edit>
<line index="9" autopsic="9" />zu lernen. Das blinde Glück zur Rechten und der inoculirte Verstand zur
<line index="6" autopsic="6" type="break" tab="1" />Um gleichwohl etwas anzuführen, <ul>was zur Sache </ul><edit ref="8389"><ul>gehört</ul>;</edit> so <edit ref="8390">leb</edit> ich als
<line index="7" autopsic="7" />ein <edit ref="8391">Fremdling</edit> im <edit ref="8392">Gebiethe</edit> der neuesten Litteratur, weil es mir auf meine
<line index="8" autopsic="8" /><edit ref="8393">alte</edit> Tage <edit ref="8394">eingefallen</edit>, noch griechisch <edit ref="8395">lesen</edit> und hebräisch <edit ref="5777">buchstabiren</edit>
<line index="9" autopsic="9" />zu lernen. <edit ref="8396"> Das</edit> blinde Glück zur <edit ref="8397">Rechten,</edit> und der inoculirte Verstand zur
<line index="10" autopsic="10" />Linken, machen mir meine jetzige Muße so kurz und so edel, daß ich mich
<line index="11" autopsic="11" />fast nicht umsehen kann, sonder Verlust bereits eroberter und noch zu
<line index="12" autopsic="12" />hoffender Vortheile. Ich übergehe alle Schwierigkeiten, die sich selbst zeigen, ohne
<line index="13" autopsic="13" />gewiesen zu werden, auch solche, die sich selbst entwickeln müssen, ohne daß
<line index="13" autopsic="13" />gewiesen zu werden, auch solche, die sich <edit ref="8398">von selbst</edit> entwickeln müssen, ohne daß
<line index="14" autopsic="14" />man ihre Zeitigung übereilen darf. So viel von der Unmöglichkeit, <ul>Dienste
<line index="15" autopsic="15" />zu nehmen</ul>.
<line index="16" autopsic="16" type="break" tab="1" />Da es mir also <ul>verboten</ul> ist, eine <ul>handelnde</ul> Person vorzustellen, und
<line index="17" autopsic="17" />damit der Ungenannte nicht umsonst gesagt haben möge: Stehe auf,
<line index="18" autopsic="18" />Nordwind! so will ich andere Vorschläge thun, muß aber vorher die
<line index="19" autopsic="19" />Nothwendigkeit eines Soufleurs unter <edit ref="5778">unserem</edit> Himmelsstriche durch einige Gleichnisse
<line index="17" autopsic="17" />damit der <edit ref="8399"><ul>Ungenannte</ul></edit> nicht umsonst gesagt haben möge: Stehe <edit ref="8400">auf
<line index="18" autopsic="18" /><ul>Nordwind</ul></edit>! so will ich andere Vorschläge thun, muß aber vorher die
<line index="19" autopsic="19" />Nothwendigkeit eines <edit ref="8401">Souffleurs</edit> unter unserm Himmelsstriche durch einige Gleichnisse
<line index="20" autopsic="20" />noch wahrscheinlicher machen.
<line index="21" autopsic="21" type="break" tab="1" />Woher kommt es, daß Ihre schätzbaren Kunstrichter, die Amsterdam und
<line index="21" autopsic="21" type="break" tab="1" />Woher kommt es, daß Ihre <edit ref="8402">schätzbare</edit> Kunstrichter, die Amsterdam und
<line index="22" autopsic="22" />Paris überrumpelt haben, meines Wissens noch gar keine Beute in <ul>Preussen</ul>
<line index="23" autopsic="23" />gemacht? Sollte man nicht denken, daß Alpengebirge, ja, daß zwischen uns
<line index="24" autopsic="24" />und euch eine große Kluft befestigt wäre? Sind wir nichts als Siberier?
<line index="25" autopsic="25" />oder denkt man von unserem Pregel, wie jener gewaltige Mann, der deutsch
<line index="26" autopsic="26" />zu reden die F… hatte, und die Waßer <edit ref="216">Amona</edit> und Pharphar zu <edit ref="5779"><ul>Damaskon</ul></edit>
<line index="27" autopsic="27" />für besser ansah, denn alle Wasser in Israel? Vergeben Sie das kleine
<line index="23" autopsic="23" />gemacht? Sollte man nicht denken, daß <edit ref="8403"><ul>Alpengebirge</ul>, </edit> ja, daß zwischen uns
<line index="24" autopsic="24" />und euch eine grosse Kluft <edit ref="8404">befestiget</edit> wäre? Sind wir nichts als <edit ref="8405"><ul>Siberien</ul></edit>?
<line index="25" autopsic="25" />oder denkt man von <edit ref="8406">unserm</edit> <edit ref="8407"><ul>Pregel</ul></edit>, wie jener gewaltige Mann, der <edit ref="8408">Deutsch</edit>
<line index="26" autopsic="26" />zu reden die F… hatte, und die Wasser <edit ref="216">Amana</edit> und Pharphar zu <edit ref="5779"><ul>Damaskon</ul></edit>
<line index="27" autopsic="27" />für besser <edit ref="8409">ansahe</edit>, denn alle Wasser in <edit ref="8410">Israel? </edit> Vergeben Sie das kleine
<line index="28" autopsic="28" />Brausen, mit dem mein Brief aus seinen Ufern tritt, um die Aufmerksamkeit
<line index="29" autopsic="29" />Ihrer Briefsteller dadurch mehr <ul>nordwärts</ul> zu ziehen, da die Hofsprache zu
<line index="30" autopsic="30" />St. P… vielleicht <ul>deutsch</ul> seyn wird auch die <ul>figürliche</ul> und <ul>spruchreiche</ul>
<line index="31" autopsic="31" />Beredsamkeit des griechischen Erzbischofs
<line index="32" autopsic="32" type="break" tab="1" />Von Heldengedichten auf <ul>Froschmäusler</ul> zu kommen, so verdienen selbst
<line index="33" autopsic="33" />die kleinen Herolde des Frühlings und <edit ref="5780">Friedens,</edit> in jenem Sumpfe meiner
<line index="34" autopsic="34" />Heimat, einige Achtsamkeit; nicht eben wegen ihres Gesanges, sondern
<line index="35" autopsic="35" />bisweilen wegen <edit ref="217">Ihr</edit> <ul>natürlichen</ul> Geschichte, die Ihr Ungenannter auch zu lieben
<line index="36" autopsic="36" />scheint. Ich weiß daher den Mangel an <ul>preussischen</ul> und <ul>nordischen</ul>
<line index="37" autopsic="37" />Neuigkeiten, die Litteratur betreffend, in Ihren <aq>XI.</aq> Theilen und den zwei Bogen
<line index="29" autopsic="29" />Ihrer Briefsteller dadurch mehr <edit ref="8411"><ul>Nordwärts</ul></edit> zu ziehen, da die Hofsprache zu
<line index="30" autopsic="30" />St. P… vielleicht <ul>deutsch</ul> seyn <edit ref="8412">wird,</edit> auch die <ul>figürliche</ul> und <ul>spruchreiche</ul>
<line index="31" autopsic="31" />Beredsamkeit des griechischen <edit ref="8413">Erzbischofs.</edit>
<line index="32" autopsic="32" type="break" tab="1" />Von Heldengedichten auf <ul>Froschmäusler</ul> zu <edit ref="8414">kommen;</edit> so verdienen selbst
<line index="33" autopsic="33" />die kleinen Herolde des Frühlings und <edit ref="5780"><ul>Friedens</ul>,</edit> in jenem Sumpfe meiner
<line index="34" autopsic="34" /><edit ref="8415">Heimath</edit>, einige Achtsamkeit; nicht eben wegen ihres Gesanges, sondern
<line index="35" autopsic="35" />bisweilen wegen <edit ref="217">ihrer</edit> <ul>natürlichen </ul><edit ref="8416"><ul>Geschichte</ul></edit>, die Ihr Ungenannter auch zu lieben
<line index="36" autopsic="36" />scheint. Ich <edit ref="8417">weis</edit> daher den Mangel an <ul>preussischen</ul> und <ul>nordischen</ul>
<line index="37" autopsic="37" />Neuigkeiten, die Litteratur betreffend, in <edit ref="8418">ihren <aq>XI</aq></edit> Theilen und den <edit ref="8419">zwei</edit> Bogen
<page index="142" autopsic="142" />
<line index="1" autopsic="1" />des <aq>XII.</aq> mit nichts sonst zu entschuldigen, als daß es den schätzbaren
<line index="2" autopsic="2" />Verfassern an Kundschaft in unsern hyperboreischen Gegenden fehlen muß.
<line index="3" autopsic="3" />Ob nicht mit der Zeit hiedurch einiger Nachtheil erfolgen könnte, und ob
<line index="3" autopsic="3" />Ob nicht mit der Zeit <edit ref="8420">hierdurch</edit> einiger Nachtheil erfolgen könnte, und ob
<line index="4" autopsic="4" />abwechselnde Aussichten den Lesern unangenehm seyn möchten, überlasse ich
<line index="5" autopsic="5" />Ihrem eigenen Urtheile.
<line index="6" autopsic="6" type="break" tab="1" />Dieser Einleitung zufolge dürfte Ihnen mehr an einem Correspondenten
<line index="7" autopsic="7" />hinter dem <ul>Schirm</ul> als an einem Apelles bey der <ul>Leinwand</ul> gelegen seyn,
<line index="8" autopsic="8" />und weil unser kalter Boden sich eben nicht überträgt, auch die kleinen Rollen
<line index="7" autopsic="7" />hinter dem <edit ref="8421"><ul>Schirm</ul>,</edit> als an einem Apelles bey der <edit ref="8422"><ul>Leinewand</ul></edit> gelegen <edit ref="8423">seyn; </edit>
<line index="8" autopsic="8" />und weil unser <edit ref="8424">kalte</edit> Boden sich eben nicht überträgt, auch die kleinen Rollen
<line index="9" autopsic="9" />in der Litteratur <ul>selten</ul> sind, wo ein guter Acteur ohne einen <ul>Ohrenbläser</ul>
<line index="10" autopsic="10" />nicht füglich fortkommen kann, so würde es bloß auf einige <ul>Ziegel</ul> zum Bau
<line index="10" autopsic="10" />nicht füglich fortkommen <edit ref="8425">kann;</edit> so würde es bloß auf einige <ul>Ziegel</ul> zum Bau
<line index="11" autopsic="11" />der neuesten Litteratur ankommen, die ich aus Liebe meines Vaterlandes mit
<line index="12" autopsic="12" />eben dem Eifer liefern möchte, womit jene heilige Einfalt sich zum
<line index="13" autopsic="13" />Scheiterhaufen eines Ketzers drängte.