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@@ -279,7 +279,7 @@ nun haben sich Ihre und Ihres Gatten Wünsche endlich erfüllt! Ich beglückwün
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Liebreizendes Paar! Werdet der Tugend nicht überdrüssig; ihr schuldet Ihr diese Wollust, die wie ein sanfter Zephyr die Wogen eures zukünftigen Lebens kräuselt. Gott wird eure Wünsche begünstigen, wenn Ihr euch anstrengt, euch durch Zärtlichkeit und Treue, der das Noviziat Eurer Liebe nicht widerspricht, als würdig zu erweisen. Liebet mich, ich flehe Euch an, die Erinnerung an eure Freundschaft lässt mich erzittern, ihre Freude wiegt Euch. Wie glücklich mein lieber Lindner ist! Eure Zuwendung, Madame, wird seine Gesundheit wiederherstellen und die Annehmlichkeiten einer solch passenden Ehe werden seinen Geist wieder beruhigen.<line type="break" />
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Ich bin diese Woche, Madame, um Ihres Bruders willen in Mietau gewesen. Er war nicht da und als er zurückkam, habe ich nur ein Stündchen mit ihm geplaudert und meist über Sie. Er gibt Ihnen Recht und begrüßt die Wahl und den Entschluss seines Bruders von ganzem Herzen. Seine Geschäfte haben ihm den Kopf verdreht; das ist eine erlesene Krankheit, die es nicht verfehlen wird, sein Ansehen zu festigen und ihn sogar reich zu machen; wenn er damit Erfolg hat. Das wäre ein Akt der Vorsehung, der seine Talente seinen Rivalen zum Trotz geltend machen würde.<line type="break" />
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Was mich betrifft, meine liebste Freundin, fühle ich mich hier wohl. Die Gräfin ist eine sehr geistreiche Frau. Ihre Frömmigkeit und ihr Ehrgeiz dienen als Ersatz für größere Vorzüge. Sie ist die Seele ihrer Familie, sie ist niemals untätig und verbringt ihre Zeit manchmal wie eine Bürgerin mit den Kleinigkeiten des Haushalts. Ihre Vorliebe für die Literatur ist ein klein wenig prahlerisch und überhaupt verrückt nach Kinkerlitzchen. Sie schreibt hübsche Verse über ein kirchliches Thema; aber alles hat irgendwann ein Ende. Der Herr General verdankt ihr seine Bildung und sein Benehmen. Das ist das größte Verdienst einer Frau, das einzige, das sie ehrbar macht. Obwohl sie acht Kinder zur Welt gebracht hat, riecht ihr Gesicht noch nach der Frische der Jugend und ihre Schönheit ist appetitanregend. Möge Gott Ihnen dieselbe Gnade erweisen, meine liebe Mutter! Nach diesem kleinen Seufzer küsse ich Ihnen die Hand und empfehle mich Ihrem Wohlwollen. Anspruch darauf erhebe ich aufgrund der aufrichtigsten und zärtlichsten Freundschaft, mit der ich mein ganzes Leben sein werde Ihr ergebenster Diener <line type="break" />
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Grünhof, den 28. Februar 1754.    Hamann.<line type="break" /><line type="break" />
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Grünhof, den 28. Februar 1754.         Hamann.<line type="break" /><line type="break" />
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<note>Übersetzung von Joscha Sörös</note>
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