From fa3a8ae172a83be2797bdc9e178b2b519eeb124e Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 28 Oct 2024 13:05:20 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 49. --- data/xml/briefe.xml | 51 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 16 +++++++++++++ data/xml/traditions.xml | 5 ++++ 3 files changed, 72 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index 3974830..19c18c3 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -2601,6 +2601,57 @@ Adresse An Lavatern. in Zürich. + + Strasb. den 10ten May 1775. + + Es ist wohl wunderbar daß ich einen Brief vom Jenner erst im May beantworte: aber ich muß Ihnen + gestehen Gotter, daß ich Sie im Verdacht hielt, Sie hätten die kritischen Nachrichten im Merkur + gemacht und die gefallen mir nicht. Darum schwieg ich. Meine Autorschaft läßt mir gute Ruh und + kann mich einen Freund nicht vergessen machen. Das ist kein Vorwurf für Sie mein Lieber, denn + Sie hatten mich darum nicht vergessen, obschon Sie mir nicht schrieben und auf die Versprechungen + der Freundschaft halte ich so streng nicht, weil ich mich selbst auf den Punkt nichts + zuverlässiger kenne. Wir sind in gewissen Augenblicken so seelig, so trunken vom Gefühl unsers + Daseins daß wir die ganze Welt mit einem Blick übersehen mit einem Schritt überschreiten da + fühlen wir uns eine gewisse Größe unmögliche Dinge in einem ganz leichten Roman zu kombiniren + wie meine Reise nach Gotha war. # Nehmen Sie das Projekt für ein Zeichen meines Vergnügens in + Ihrer Gesellschaft an wie ich Ihr Versprechen mir aufs geschwindeste zu schreiben dessen Erfüllung + und die Nachrichten von Ihrer fürtrefflichen Schwester mir nun ein unvermutetes Geschenk sind + wofür ich sehr danke obwohl etwas spät. Was aber langsam kommt kommt gut und mein Dank ist + aufrichtig. Ich habe alle Ihre Aufträge ausgerichtet und von alle den Herrn viel Gegenkomplimente + zu versichern. Gerhardi ist Rath worden bei den Prinzen von Hessen die er itzt hofmeistert. + Ich hab ihn seit unsrer guten letzten Zusammenkunft nur einmal gesehen und von beyden Seiten + sehr zerstreut. Ich gehe so meinen Gang fort über Stock und Stein und bekümmere mich + eigentlich nur um die Leute deren Herz und Geschmack sich mit meinem berühren kann. So waren + Sie mir recht was Sie mir auch übern Menoza schreiben können, den ich selber eine übereilte Comödie + zu nennen pflege. Mein Theater ist wie ich Ihnen sage unter freyem Himmel vor der ganzen deutschen + Nation, in der mir die untern Stände mit den obern gleich gelten die pedites wie die equites + ehrenwürdig sind. Findt sich niemand in meinen Stücken wieder so bedaure ich Oel und Mühe – ob sie + übrigens spielbar sind bekümmert mich nicht, so hoch ich ein spielbares Stück schätze wenn es gut + gerathen ist. Sich nächst an die Natur hält und doch Herz und Auge fesselt. Neugier auf einen Grad + der Leidenschaft zu treiben weiß und doch durch Befriedigung derselben mich nicht unlustig macht, + weil ich sie möglich und wahr finde. Das letzte könnte Thema zu einer Kritik meines Menoza geben + und ich danke Hn. Wieland für einige Winke in der seinigen. Wiewohl er hoffe ich bei der nächsten + Auflage das zu harte:
    „Mischspiel“
zurücknehmen wird. Ich hatte bloß versäumt einige Erzehlungen + deutlicher zu machen die
    das Ganze
in ein besseres Licht stellen – + + # Der Kurländer sitzt schon lang unter seinen Hausgöttern und ist auf dem Wege gestorben und + wieder auferstanden. Ich war wirklich auf den Punkt ihn zu begleiten, aber all meine Anstalten + wurden zu Wasser. Doch trag ich mich immer noch mit einer Ausschweiffung nach Deutschland. + Warum haben Sie mir denn nichts von Ihnen zukommen lassen? Das Versprechen hätten Sie doch + halten sollen. Sie wissen wie es uns armen Poeten geht, die die Bücher lesen wie Vögel unter dem + Himmel ein Korn finden. Ich habe noch keins von Ihren Stücken in die Hände bekommen Von der + Seilerschen Gesellschaft verseh ich mir sehr viel Gutes Gott weiß wenn ich exul wieder einmal + deutsches Schauspiel zu sehn bekomme + + + Grüßen Sie mir Ihre verehrungswürdige Schwester und den lieben Doktor. Wenn Sie aber nach Lyon + schreiben, oder Himmel führe Ihre Hand alsdenn, meiner im besten zu gedenken. Kann ich nicht + erfahren wenn sie zurückkommen. Lieber Freund! wären doch alle Oerter in der Welt so nah bey + einander als in Shakespears Stücken! Lion, Strasburg, Gotha – ich denk’, ich erwarte Sie alle. + + + Was sagen Sie zu all dem Gelärms übern Werther? Ist das erhört einen Roman wie eine Predigt zu + beurtheilen. O Deutschland mit deinem Geschmack!
diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 5466432..94663a9 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -731,6 +731,22 @@ + + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 327314d..7398d70 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -303,6 +303,11 @@ + + + Kraków, Biblioteka Jagiellońska, Lenziana 5, Nr. 1 + +