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Der Herzog und der ganze Hof lesen Ihr Musäum mit vieler Liebe.
+ Anfang nicht überliefert
+
+ und gemeinschaftlich für ihr ganzes zukünftiges Leben zubereitet würden, so daß Gottes Namen
+ dadurch verherrlicht und seine Liebe in aller Herzen gepflanzt würde – sehen Sie das schmeckt allen,
+ Pietisten und Katholiken und Jansenisten und der Freygeist hat auch nichts dagegen einzuwenden.
+ So machte es Zinzendorf und Sie müssen eine Kopfhängersprache reden und von Herzen oder ich prophezeye
+ Ihrer Anstalt den Untergang. Wozu bekehren, wozu Erbauungen? Ist es nicht genug, nicht genug,
+ daß alle bey einander wohnen und bey einander wie in Gottes Welt. Gemeinschaftliche Geschäfte
+ treiben, gemeinschaftliche Ergötzungen haben, laß sie doch meinthalben die Egyptische Katze anbeten. Ihre
+ Tugend, Ihre Providenz richtet Sie zu Grunde Herr Professor, diese Namen sind odiosa obschon kein Mensch
+ ist, der sie nicht im Herzen glaubt nur immer unter anderer Gestalt und anderen Benennungen. Also still
+ davon. Und negotiiren Sie bey Pastor Götzen in Hamburg und bey allen Pietisten im Römischen und Russischen
+ Reich, sie thun tausend mal mehr als die Großen, sie reißen die Großen mit fort. Sagen Sie, Sie hätten mit
+ Ihren Schriften (denn auch die sind den meisten verhaßt) sich nur bei den Freygeistern den Weg bahnen wollen,
+ auch sie in Ihre Parthey zu ziehen, damit wenigstens ihre Jugend nicht verloren gienge,
daher bäten
+ Sie, dieß Geständniß nicht und ihnen mit ihrer Hülfe beyzustehn und alsdann,
+ Herr Professor, werden Sie Wunder sehen. Die Pietisten sind keine Spitzbuben, ich kenne sie besser.
+ Sie wenn man in ihre Ideen hineinzugehen weiß und sich nicht offenbar wieder sie erklärt. Nur die
+ widrigen Gesinnungen der Herren ihr Stolz, der Hohn die Geringschätzung mit der sie ihnen begegnen,
+ erbittern sie und wen sollten sie nicht? Ich habe einen Vater der Pietist ist, er ist der treflichste Mann unter
+ der Sonne. Schreiben Sie ihm, er wohnt zu Dörpt in Liefland, aber ich bitte, geben Sie ihm diesen Schlüssel zu
+ Ihren Schriften und ganzem bisherigen Betragen und er, wie alle guten Pietisten, springen über die Mauer für Sie
+ und Sie werden die Folgen sehen. Wenn die Leute irren, wenn ihr Kopf zu leicht und dafür ihr Herz desto voller,
+ ihre Thätigkeit desto nachdrucksvoller und uneigennütziger ist, wollt Ihr Herren sie darum auslachen. Sollt Ihr
+ nicht vielmehr diese höchst brauchbaren Leute suchen in Eure Parthey zu ziehn. Und was ist denn eure Tugend anders
+ als die ihrige, nur daß eure Vorstellungskraft anders ist? Laßt doch den Leuten ihre verschobene Einbildungskraft,
+ wie dem Kinde seine Puppe, und beweißt eure richtigere dadurch, daß ihr euch in sie hineinzusetzen wißt, ohne sie
+
+
+
+
+ Eben die Ahndung die die Leute haben, daß sie sich durch ihre vorsetzliche bey den Weltleuten verächtlich
+ machen, welches sie als ein Leiden um Jesu willen ansehen, macht sie desto empfindlicher, desto argwöhnischer. Der
+ geringste Ausdruck, der eine Bekehrungssucht verräth beleidigt sie, weil sie sich nicht bekehren wollen, bekehren
+ können, so wenig als Ihr. Redt mit ihnen wenn Ihr beweisen wollt, daß Ihr mehr Vernunft und ein grösseres
+ Herz habt. Nehmt sie in euer Herz auf und tragt sie, wenn ihr stärker seyn wollt als sie die euch zu tragen meynen.
+ Nennt’s Busse und Glauben und Wiedergeburt, was ihr itzt Tugend u. Providenz nennt, sind es denn nicht nur Namen und
+ für dieselbe Sache. Wenn die Engländer den Franzosen den Krieg angekündigt hätten und ein französischer Kaufmann hätte
+ einen großen Handel in England zu machen, wär’ er nicht ein Thor, wenn er nicht mit den Engländern in ihrer Sprache
+ redte, wenn er auch nur durch einen französischen Laut verriethe von welcher Nation er sey. Sind bey Ihrer Art
+ Unternehmungen müssen Ihnen nicht alle Eben so müßten Sie es mit den Katholiken machen, eben
+ so mit den andern, wie die Apostel jedem in seiner Sprache. Und in ihren öffentlichen Conspeckten von nun an versprechen
+ alles was Tugend und Herz angeht (und was ist denn die Religion anders?) den Lehrern jeder Parthey zu überlassen.
+
+
+
+ Die andere Erinnerung ist, daß nicht alle Sacherkenntniß der noch unreiffen Jugend heilsam ist. Gewiß lieber Herr Professor
+ das schröckt eine Menge Eltern ab, würde mich selber abschröcken. Das Moralische darf eben so wenig übertrieben werden
+ als das Physische. Kenntnis und Pflanzen sind nicht für das Knabenalter. Eine glückliche
+ Unwissenheit, bis Körper und Moralität zur Festigkeit und Stärke gelangt sind. Giebt es denn nicht andere Sachkenntnisse
+ die diesen vorangehen können, giebt es denn nicht andere Motive der kindlichen Liebe? Liegen die stärksten nicht in
+ Macht es denn die Natur selbst anders, hat sie nicht den Schleyer des Geheimnisses weißlich über die Sachen gebreitet.
+ Laß es seyn daß auch der stärkere Geschlechterreitz in diesem Geheimniß liegt, auch muß Ihnen Lassen Sie
+ den Kindern die wohlthätigen Alberkeiten der Ammen, klären Sie nur sonst ihre Phantasey auf. Laß sie sich immer über den
+ Punkt zerrathen und die Köpfe zerbrechen, aber die starre Verweigerung aller möglichen Antwort darüber
die vorsetzliche
+ Unwissenheit in der Sie sie darüber lassen, giebt diesem Triebe das das mysterieuse das er haben muß, wenn ihre
+ Kinder nicht Liliputmenschen werden sollen. Verspahren Sie alle Aufklärung hierüber und über alle Geheimnisse des
+ Naturreichs, bis auf die letzten Wochen wenn sie auf die hohe Schule gehen, da Sie sie ihnen mit
+ eröfnen können. Mit Freymäurer-feierlichkeit und vorhergegangenem Schwur nichts auszuplaudern,
wenn ich was zu
+ rathen hätte. Das wären Eleusina, die selbst bey verdorbenen Sitten das einzige Mittel zu ihrer Wiederherstellung wären.
+ Denn laß es seyn, daß der Knabe selbst es bey unglücklichen Gelegenheiten schon früher erführe, es bliebe seiner Neugier
+ doch immer noch was zu vermuthen, doch immer noch Zweiffel übrig, wenn man standhaft darauf bestünde, ihm vorher nichts
+ davon zu verrathen. Uebrigens aber auf sein äusserliches Betragen die schärfste Aufmerksamkeit hätte und seine Phantasey
+ mit andren Dingen auch mit Ergötzlichkeiten gehörig unterhielt und beschäftigte. – Bey der Entdeckung aber müßt’ er Ihnen
+ einen Freymäurereid unter den fürchterlichsten äusserlichen Zurüstungen thun, nicht allein den jüngeren von dem was er
+ erfahren würde nichts zu sagen, sondern auch keinen Gebrauch davon zu machen. In weiterem Detail lassen Sie sich·
+ alsdenn nicht ein, um keine Meineidige zu machen, sondern weisen ihm nur h die schädlichen Folgen der
+ Debauche und überlassen das übrige seinem Gewissen. So werden Sie nicht allein aufgeklärte und liebenswürdige sondern auch
+ gesunde und starke Weltbürger ziehen, deren glückliches Alter sie von selbst bewegt, ihre Kinder niemand als ihnen
+ anzuvertrauen. Das ist von wichtigem Folgen für Ihre Anstalt, würdigster Mann! als Sie glauben werden. Ich kenne einen
+ grossen Theil der Eltern auch in meinem Vaterlande. Ich weiß welch ein wichtiger Punkt einem zärtlichen väterlichen Herzen
+ die Gesundheit seiner Kinder ist. Ich weiß fürchterliche Exempel vom Gegentheil, die den Eltern unaussprechlichen Gram
+ gemacht haben.
+
+ Ich bitte meine wortreichen Erinnerungen mit der Liebe aufzunehmen mit der sie geschrieben sind und diese nicht sowohl
+ in meinen Ausdrücken als in dem Herzen zu suchen aus welchem sie kamen und das mit der wärmsten Ehrerbietung ganz Ihre ist.
+
+ Lenz.
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+ Tallinn, Eesti Ajaloomuuseum, Fondi 61, Nimistu 1, S/Ü 23, Bl. 37–39
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