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Er wird Ihnen meine Adresse sagen, doch besser wärs, Sie schickten ihm Ihren Brief zu.
+ S. T.
+ Hochgeschätzter Freund
+
+
+
+ Die Gelegenheit, die sich mir anbietet, Ihnen zu schreiben, ist mir zwiefach willkommen, theils um
+ mich einer nur zu lang aufgeschobenen Pflicht zu entledigen; für die ich ausser der Ihnen zur
+ Gewohnheit gewordenen Güte und Theilnehmung gegen Fremde, keine Entschuldigung weiß; theils
+ um einen Freund aus Petersburg, der sich selbst am besten empfehlen wird, zum Zeugen und
+ Theilnehmer an meiner Erkenntlichkeit zu machen.
+
+ Herr Bause, Lehrer an der Petri-Schule möchte eine Reise nach Deutschland thun, um alle
+ den Kakochymischen Spleen, der sich bei gleichförmigen Arbeiten, die in die Welt keinen Einfluß haben,
+ anzusetzen pflegt abzulegen und mit erneuter Munterkeit und vermehrter Kraft seine Lautbahn wieder
+ anzutreten. Der Hypochonder, der gewöhnliche Feind der Schullehrer, besonders, wo ausländische Verhältnisse
+ sie drücken (ein Verdienst, daß die Philanthropine um unsere Schulen haben) wird, durch den Anblick des
+ Vaterlandes vielleicht, durch die Unterhaltung mit würdigen und verdienstvollen Gelehrten und durch
+ Verbindungen mit ihnen verschwinden. Alles Wissenswürdige und Schöne wird dazu beytragen, das ist es
+ was ihn hauptsächlich nach – und auf meinen Rath an Sie führt. Sollten Sie noch einigen
+ Zusammenhang mit Dessau haben, so werden Sie ihn und vielleicht mehrere Personen verbinden wenn Sie
+ ihm ein Verhältniß mit den dasigen Lehrern befestigen helfen. Sie brauchen einen Mitarbeiter an ihr
+ Erziehungsjournal, der gesammelte und bewährte Erfahrungen aus derselben Laufbahn, wiewohl von einem
+ andern Klima her, zu der ihrigen gesellte. Ein Mann der in dieser Absicht zu ihnen reist giebt ihnen
+ Ehre, indem er von ihnen Ehre annehmen will und mich dünkt, es wäre einmal Zeit, daß sich die Philanthropine,
+ auch wegen ihres Kredits in Rußland – an die Schule anzuschließen anfiengen. Herr Bause wird hier
+ allgemein geschätzt – und einem Mann seines Schlages würde der Professor Titel bey ihnen, unter dem er an
+ unsrer Schule fort arbeitete, statt aller Honorarien seyn. Man trug mir einmal auf, Schriftsteller
+ beißym Philanthropin zu werden; ich kann mich nicht besser rächen als durch Empfehlung eines Tüchtigern.
+
+ Dem Triumvirat in W. darf ich nicht bitten, mich zu empfehlen. Sie haben zu viel zu thun, um an mich zu
+ denken. Auch wär’s ihnen zu verargen, wenn sie die Gunst des freundlichsten der Fürsten minder beschäftigte.
+ Ihnen darum keinen Vorwurf gemacht, wenn Sie auch mir einige Ihrer Neuigkeiten mittheilen. Der den Vorzug
+ hat von einer Nation zu seyn, die vielleicht in der Krise der unverdorbensten Originalität steht. Eine
+ Nation bey der Werther, der mißverstandne Werther in 24 Stunden vielleicht mehr anrichtet,
+ als an den geschwätzigen Ufern des Rheins u. der Donau in soviel Jahren wo aber auch die stummen Scenen
+ Ihrer Elfride auf eine Art ausgeführt und werden, von der Sie vielleicht (so grosse Hochachtung ich
+ für manche lndividua Ihrer Gegend habe) sich bey dem Gros der dasigen Karaktere keine Vorstellung machen
+ können. Mit dieser Achtung nenne mich, nach verbindlichstem Empfehl an Ihre lebende Elfride
+
+ ergebensten Fr. und Diener
+ JMR Lenz>
+
+ St Peterbg. d. 6ten April 1780
+
+
+ Wenn Sie meinen Freund Hartknoch sehen, so grüssen Sie ihn von mir und sagen Sie ihm, daß wenn er erst Gesundheit
+ aus Ihren Gegenden geholt, sich ihm die weissen Bären die er sich vielleicht in unsern Gegenden hinsetzt, noch wol
+ einmal auf eine Art entzaubern könnten, die ihn überführte, daß wahre Schätzung des Verdienstes nur im Vaterlande
+ (das nicht immer native soil zu seyn braucht) möglich sey –
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+ Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 06/1126, Bl. 1–2
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