From e01af1508f16cbf7400ad060729ded2fa0130a71 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Mon, 18 Nov 2024 13:39:52 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 115. --- data/xml/briefe.xml | 45 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 16 +++++++++++++++ data/xml/traditions.xml | 7 +++++++ 3 files changed, 68 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index b7fad29..0c21b4e 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -4842,6 +4842,51 @@ Die Wolken bitte ich mir doch zurück. Vielleicht komm ich noch dieses Jahr in Ihre Gegenden. Mein Name wird nicht genannt. + + Daß mich Ihr gütiges, mehr als mütterlich herablassendes Zutrauen, gnädige Frau! bis zu Thränen + gerührt hat, – warum muß ich es Ihnen so spät sagen? Anstatt meine fürwitzigen Erkundigungen mit + dem Ernst der Weisheit abzuweisen, geben Sie Ihnen mütterlich gütig nach, und beschämen auf die + Art meine Dreistigkeit bis zum Verstummen. Indessen war mir alles auf der Welt an diesen Nachrichten gelegen, und + ich bedaure nichts weiter, als daß ich mit Einziehung derselben bisher so saumselig gewesen. Die geringste + Kleinigkeit von Ihnen und Ihrer würdigen Familie Umständen, ist mir von jeher äußerst wichtig gewesen; nur + waren die Nachrichten, die ich, als ein in diesen Gegenden völlig fremder, halber Lapländer, bisher davon hatte + einsammlen können, alle so mangelhaft, so wiedersprechend, in einem so hohen Grade wiedersprechend gewesen, daß + dieses Bedürfniß meines Herzens auf keine andre Art befriediget werden konnte, als von Ihnen selbst. Wollte + Gott, ich hätte eher so glücklich seyn können! Werden Sie es einem Kopf, der von hundert nothwendigen, und zehn + Tausend unwichtigen Dingen gezerrt wird, verzeihen, daß ich mit meinem Dank so spät komme? Und dennoch Keckheit + genug habe, so viel es möglich, und so weit eine solche Bitte von mir, ohne unbescheiden zu werden, geschehen + kann, Sie um nähere Aufhellungen einiger Stellen Ihres lezten Briefes anzuflehen? Wer war der Hohepriester, der + bey dem Schicksal der liebenswürdigsten Person Ihres Geschlechts eine so unliebenswürdige Rolle spielte? Und war + die Leidenschaft des Andern edel, die, wie ich aus allem ahne, unglückliche Folgen hatte? Ich las alle diese + Worte, wie die Passionsgeschichte unsers Heilandes. + + Wie entzückt bin ich über die Familienportraite, die Sie mir aufgestellt haben. Noch oft spaziere ich in + Gedanken in dieser Gallerie herum, und freue mich über die mannigfaltigen, und doch einartigen Abdrücke des treflichsten + Vaters, (den ich zwar nur von der Seite seiner Erholungen und Vergnügungen, ich meyne die Briefe über das Mönchswesen, + kenne, dessen ganzen Werth ich aber, nach Maaßgabe dieser, mit einem angenehmen Schaudern ahne,) und der fühlbarsten, + weisesten und aller Verehrung würdigsten Mutter. + + Könnte ich Ihnen doch alles sagen, was mir auf dem Herzen liegt. So viel müssen Sie wissen, daß Ihre + Nachrichten mir in einem Augenblicke kamen, wo sie mich fast zu Boden schlugen. Ich wußte nie, daß + Sie einen Sohn hatten, geschweige einen würdigen Sohn, der bey Wieland im Hause gewesen, und + also auch ihm manches zu danken hat. + + Mein Wiederwillen gegen W., schrieb sich bloß aus einigen seiner Schriften her; seine + Privatverhältnisse habe ich nie gewußt, mich freilich mit großen Unrecht zu wenig darum + bekümmert. Erst jezt geht mir über viele Stellen in Ihrer unsterblichen Sternheim ein Licht auf, das + mich in einen wunderbaren Zustand versetzt, den ich Ihnen lieber, vielleicht sehr dunkel und unvollkommen, + zu ahnen überlassen, als beschreiben will. Auch wären vielleicht noch viel fatalere Sachen erfolgt, + wenn ich nicht, (ich denke, aus Fügung der Providenz,) noch im kritischen Augenblicke, diese Winke erhalten, + die mir nun, von Ihnen, um so viel heiliger sind. Nehmen Sie mehr als wörtlichen Dank, würdige Frau! + + Ich hoffe, daß auch ich Wieland kennen lernen, und mit ihm, zwar zu seinem Vorteil, werde + ausgesöhnt werden. Indessen hat doch alles das zu manchem gut seyn müssen. + + Gegenwärtig gehe ich mit einer kleinen Reise nach Deutschland um, die die nach Italien wohl noch + vorher kreuzen, vielleicht ganz auf eine andre Zeit aussetzen könnte. Ich bin nicht so ganz Dichter + allein, als Sie wohl glauben werden, und fühle es wenigstens sehr lebhaft, daß zum gut und artig + seyn, auch nothwendig das
    seyn
gehöre. +
diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 5f522dd..1a772bc 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -1725,6 +1725,22 @@ + + + + + + + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index 1d8a1a4..3010a58 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -709,6 +709,13 @@ + + + Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 56/I,6,1, Bl. 6r–7r; zg. Abschrift + + + +