From daecece051b9943ac4e9b9d3949c99afde81c727 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: GregorMichalski Date: Sat, 8 Feb 2025 20:53:43 +0100 Subject: [PATCH] Einpflegung von Brief 358. --- data/xml/briefe.xml | 121 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ data/xml/meta.xml | 14 +++++ data/xml/traditions.xml | 6 ++ 3 files changed, 141 insertions(+) diff --git a/data/xml/briefe.xml b/data/xml/briefe.xml index d6e730d..5cf3240 100644 --- a/data/xml/briefe.xml +++ b/data/xml/briefe.xml @@ -13493,6 +13493,127 @@ aufrichtigergebenster JMRLenz. + Sr. HochEdelgebornen Herrn Brouwer + fürnehmen Handelsherrn in Peterb. + + Мнлостнвый rocyаpы мои н покровинено + Инконай Иьваанобнью! + + Verzeyhen Sie daß ich Ihnen diesen Namen gebe und Sie ihn noch dazu aus der Brieftasche des + Grafen Anhalt bekommen + + Sie erinnern sich noch meines kurzen Aufenthalts in Petersburg, meiner Unentschlossenheit, + Unwissenheit, Trägheit, Schöngeisterey, Schwermuth kurz aller der Fehler, welche gegenwärtig + mit eben dem dringenden Eiffer und Ernst ein für allemal der Vergessenheit zu übergeben bitte, + als mir die Geduld, Dienstbegierde, Nachsicht, Ermunterungen so Sie mir in Ihrem Hause gaben, + ewig unvergeßlich seyn werden. + + Unter einige der vorzüglichsten Proben Ihrer Freundschaft zähle die Bekanntschaft, so Sie mir auf + dem Musikalischen Klubb mit einem Herrn
    Ziero,
Freund des Herrn
    Weitbrecht
machten, durch welchen + auch die Ehre hatte der Demoiselle Beausobre in dem Gräflich Tschernitscheffschen Hause aufzuwarten, + deren Verwandter durch die fürtreffliche Schrift über das Finanzwesen, sich die Hochachtung der + ganzen gelehrten Welt erworben. Ich hatte einen französischen Brief an diesen Herrn aufgesetzt, mit + welchem ihm jetzt nicht beschwerlich fallen will, da ich weiß daß Sie auch französisch sprechen und + ihm allenfalls die Stelle desselben so ich Ihnen hier in der Abschrift beilege, mündlich vorsagen + oder auch vorlesen werden, falls Sie Gelegenheit haben, ihn zu besuchen oder auf dem Klubb zu sehen. + Ein gleiches wird mit Herrn
    Bakmeister,
der in dem Hause des Etatsrath
    Schwebs
wohnte geschehen können, + da ich seine itzige Charge nicht gleich auswendig weiß und Fehler in dem Briefe gegen das Etiquette zu + begehen fürchte + + Sie haben doch wohl Bekanntschaft mit dem Herrn Obristen
    Boc,
welcher die Tochter eines Direktors des Baues + der Isaacskirche geheurathet. Ich bin dieser ganzen Familie (denn wo ich nicht irre giebt es mehrere Brüder, + von welchen einen
    jüngern in Liefland
auf dem Lande bei einer
    Dame
kennen gelernt, deren Schwester itzt + Generalin bei der Flotte in Petersburg ist und deren
    Gemahl,
obgleich dem Namen nach wie es scheint von +
    Schwedischer
Abkunft, dennoch in russischen Diensten, und wo ich nicht irre gegen die Schweden
    geblieben
) + noch von den Jahren her Erkenntlichkeit schuldig, da sie meine Studien auf der Universität mit einer + Beyhülfe unterstützten. Sie erinnern sich auch wohl noch, als Sie mich in Petersburg an den Hof nahmen daß ein + Kammerherr
    Bok
und der Major Berg, Sohn des Generallieutenants in
    Riga,
eines vorzüglichen Gönners meines lieben + Bruder und apostolischen Vikars in
    Derpt,
eine Art von Bollwerk vor uns machten, daß wir weniger beobachtet wurden + und durch die kleinen Oefnungen so sie uns doch bisweilen liessen, besser und ungehinderter
    sehen
konnten. Der + jüngere Herr von Boc war auch ein Freund des jungen Herrn von Behagels, Verwandten des schwedischen Ministers, + den Sie in Petersburg gesehen haben. Ein Kammerherr Boc der in dem Demuthschen Gasthof abgetreten war, hat mir + viel von seiner gefahrvollen Reise über Schweden erzehlt – alles dieses werden Sie vielleicht schon vergessen haben – + ich erinnere mich aber noch, daß ich sogar in Liefland mit Ruhm erzehlen hörte, wie glüklich dieser Herr mit seinen +
    Bauren
war, für welche er einige geschikte Handwerker aus fremden Ländern mit gebracht und viele derselben, so er an + seinen
    Adelhof nahm,
eben so wohl zu guten Künsten als zu der deutschen Sprache anhalten lassen. Ein Beyspiel das in + Rußland Nachahmung verdiente. + + Sollte ihnen nicht Herr Merslukin aus Biel bekannt seyn, oder Herr Biel, der, wo nicht irre eine Person ist? – + Ich kenne nur seine Person. Er ist glaube ich nach Petersburg zurükgegangen und hat mir sehr wohl gefallen + + Das Alpendihlsche Geschlecht ist eines der ältesten und angesehensten in Liefland und das kleine Rüklehn, welches + die Monarchinn der Wittwe des verstorbenen Obristen als ein
    Wittwengeschenk
für sie und ihre Töchter zur Anende + gegeben, ward vormals von dem Assessor Hagmeister verwaltet. + + Sollte Ihnen, theurester Freund! des Zusammenhanges wegen vieles in meinem Briefe noch sehr undeutlich scheinen + so muß Ihnen nur grade heraus meinen Fehler gestehen, daß ich meine
    eigene
Person aus
    dringenden
Ursachen von + allem was meine Freunde Bekannte und Verwandte in Liefland darinne angeht, sehr
    bestimmt und deutsch
ausschliessen + muß, weil ich weiß, daß man nach gewissen Verabredungen von mir als einem Schwärmer urtheilt und nach denen Briefen + so ich Ihnen aus Liefland geschrieben und schon
    oft wiederruffen,
halten mußte. Ich war damals wirklich nicht +
    recht bei mir,
wie ich schon oft erklärt habe,
    besonders denjenigen Herrn die besondre Geheimnisse der Freymäurerey + in meinem Betragen
suchten. + Eben entzükt mich eine neue Bekanntschafft, so ich von einem Reisenden der aus Peterb. angekommen, gemacht. + Wollte Gott, ich hätte vier Pfenninge des Tages einzunehmen und könnte sie mit ihm theilen. Wäre doch die Moskwa + der Rhein!
+ + *Herrn Bakmeister, wie auch Herrn Arndt bitte zu fragen ob ihre Russischen Bibliotheken schon Uebersetzer gefunden. + Ist Herr Arndt verwandt mit dem V. der liefländischen Chronik? + + Man hat in Derpt noch das alte Gemäur einer sogenannten Schwedischen Kirche, welches Herrn Bakmeister*, der mit allen + Details von diesem Ort bekannt seyn muß, dessen Universität er beschrieben, nicht unbekannt geblieben seyn kann. + Auch wird er wissen, daß Derpt zum
    Anseebunde
gehörte (der in Nowgorod zerstöhrt ward) und eine Verbindung durch Pernau + mit der Ostsee hatte, so wie durch den Peipus und den Fluß Narwa mit dem Finnischen Meerbusen, folglich die
    Möglichkeit
+ einer
    Handelsschule
in Derpt, die freilich den Beystand des umliegenden Adels, der den Jahrmarkt oder die Messe daselbst + besucht, nöthig hat, nicht so ganz völlig unter die eitlen Träume und Schimären verwiesen werden muß, zumahl da nach dem + Plan der Monarchinn mit der Moskauschen Handelsschule des verewigten geheimen Raths von Demidoff die jungen Studenten + dieser Handlungsakademie nach vollendeten Studien
    Reisen
erst
    innerhalb,
dann ausserhalb des Vaterlandes anstellen sollen, + um den Handelszustand und die Produkte jedes Orts, den Karakter der besten Kaufleute u. s. f. kennen zu lernen und ihren + künftigen Credit ein wenig zu befestigen. + + Sollten die Herrn
    Correktoren und Verbesserer
der Sitten und Denkart des Landes, besonders des Volks, in Lief + Ingermannland und Finnland, die sonst unter dem altmodischen Tittel von
    Hofmeistern
ins Reich verschrieben worden, + nicht Gelegenheit haben den Adel auch in Liefland zur Unterschrift
    einer Uebersetzung
der berühmten Bonnetschen + Sammlungen der Naturgeschichte, des Pflanzen, Stein und Thierreichs in die
    Russische Sprache,
wahrscheinlich auch + mit Beyträgen von einheimisch Russischen Produckten aus den drey
    Reichen,
zu welchen
    Künstler, Mahler ** und + Kupferstecher
(ich habe im Elsaß sechs Wochen lang Kuhfleisch gegessen, welches mich sehr oft an die Geschichte + Abrahams erinnerte, welche am Terek von den dasigen wilden Kosaken noch mit Schlachtung eines wirklich + buchstäblichen
    Boks mit Hörnern, Fell und Klauen begangen
werden soll; so nöthig sind in unsren neuern +
    geschliffenen Zeiten
richtige Erklärungen der Kunstwörter, deren
    Mißverstand
entsetzliche Folgen haben kann)** + in
    Contracktmässigen Anspruch
genommen und wohl bezahlt werden müssen, durch ein gutes Wort zu gelegener Zeit, + willig zu machen? – Der Adel und die Damen unterschreiben doch so gern zu allerley
    Kleinigkeiten und + Possen
in Prosa und Versen, die nur zur Belustigung in trüben Stunden und wieder die Langeweile auf dem Lande + auch zu einer
    künstlichen
angenehmen Melancholey dienen, aber eigentlich den
    wahren Nutzen
ihrer
    Haushaltungen, + Kinderzucht Bediente
und
    Unterthanen,
ja sogar des Umsatzes ihrer Naturprodukte mit
    Ausländern,
niemals befördern + werden. Solche Bilder mit Farben würden allen möglichen Arten von langues und Zungen, sie mögen nun oui, oder oc + aussprechen, willkommen und verständlich seyn. Ich hoffe meinem lieben Bruder Vicarius und durch ihn und Herrn + Pastor Oldekopp auch meinem theuren alten Vater gelegentlich davon zu schreiben, wenn der letztere schon sein + kleines
    Bischofshoff noch nicht einmal besucht hat,
wo ich mich gern mit ihm zusammen fände, um auch ein Paar +
    neue
Worte mündlich mit ihm wechseln zu können, über hundert Dinge, die hauptsächlich Schulen und Erziehungsanstalten + betreffen, da Herr Pastor Gerzimsky und Lau das Vergnügen haben, zu hoffen, eine neue Handlungsschule in Moskau vor + ihren Augen aufsteigen zu sehen, die mich sehr oft in
    stumme Bewunderung der Gnade der großen und unvergessamen eben
+ sowohl als
    unvergeßlichen Landesmutter
gegen das alte
    Lyceum in Riga
hinreisset, wo wie Ihnen bekannt sein wird, Herr + Past. Dingelstädt und Moritz die Erziehung dirigiren. + + Sollten Sie nicht einen Herrn v. Neumann leiblichen Schwager des Holländischen und Französischenglischen lieben + Herrn Prediger Brunners, der in Kriegsdiensten war und in Peterburg Seedienste nehmen wollte, kennengelernt haben? + Herr Reimann, der Assistent des Herrn Hartknoch des Rigischen Bücher und Verlagsraths (der die Weissischen Schriften + so ungemessen verehrt) wird Sie vielleicht auch besucht haben. Wir hätten ihn gern hier zu einer Leih- und + Lesebibliothek, die noch nicht creirt ist, mit angestellt + + Erinnern Sie sich noch eines Apfels in Matten vom Berge
    Caukasus
und Caspischen Meer den mir der verstorbne + Professor Güldenstedt schenkte und mit welchem ich Ihren oder Ihres lieben Herrn Schwager Pflugs Kindern ein + Geschenk hätte machen sollen. Ich bracht ihn der Frau Generalin Kurganowsky, da ich weiß, daß ich ein schlechter + Admiral bin und überhaupt so wenig Russisch in meiner Kindheit gelernt, daß ich von denen Geheimnissen die in + Rußland unter der Figur eines Apfels liegen sollen, ganz und gar nicht
    unterrichtet
war auch
    nicht daran gedacht + habe:
Ich wollte und mußte nun galant seyn und begieng vielleicht einen groben Fehler. So ist es mir mit dem + Tanzen und hundert andern Dinge dieser Art gegangen,
    so daß ich mehr als jemand Satyren verdient hätte.
Möchten + doch nur alle Satyren ohne
    Personalstachel
und so meisterhaft geschrieben seyn, als einige seitdem in Petersburg + herausgekommen. Ich umarme Dero fürtrefliche liebe Kinder in Gedanken und bitte Dero Herrn Schwägern Pflug und + Kreidmann, wie auch sämtlichen Angehörigen unvergeßliche Achtung zu versichern von Ihrem unverändert + + Ihnen persöhnlich verbundenen + JM RLenz.
+ diff --git a/data/xml/meta.xml b/data/xml/meta.xml index 47f4bcf..ea1680f 100644 --- a/data/xml/meta.xml +++ b/data/xml/meta.xml @@ -5047,6 +5047,20 @@ + + + + Moskau, nach dem 4. November 1788 + + + + + + + + + + diff --git a/data/xml/traditions.xml b/data/xml/traditions.xml index f402f78..8dfeb0b 100644 --- a/data/xml/traditions.xml +++ b/data/xml/traditions.xml @@ -2302,6 +2302,12 @@ Euphorion 14 (1907), S. 614f. + + + + Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 37 + +