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aufrichtigergebenster
JMRLenz.
+ Sr. HochEdelgebornen Herrn Brouwer
+ fürnehmen Handelsherrn in Peterb.
+
+ Мнлостнвый rocyаpы мои н покровинено
+ Инконай Иьваанобнью!
+
+ Verzeyhen Sie daß ich Ihnen diesen Namen gebe und Sie ihn noch dazu aus der Brieftasche des
+ Grafen Anhalt bekommen
+
+ Sie erinnern sich noch meines kurzen Aufenthalts in Petersburg, meiner Unentschlossenheit,
+ Unwissenheit, Trägheit, Schöngeisterey, Schwermuth kurz aller der Fehler, welche gegenwärtig
+ mit eben dem dringenden Eiffer und Ernst ein für allemal der Vergessenheit zu übergeben bitte,
+ als mir die Geduld, Dienstbegierde, Nachsicht, Ermunterungen so Sie mir in Ihrem Hause gaben,
+ ewig unvergeßlich seyn werden.
+
+ Unter einige der vorzüglichsten Proben Ihrer Freundschaft zähle die Bekanntschaft, so Sie mir auf
+ dem Musikalischen Klubb mit einem Herrn Freund des Herrn machten, durch welchen
+ auch die Ehre hatte der Demoiselle Beausobre in dem Gräflich Tschernitscheffschen Hause aufzuwarten,
+ deren Verwandter durch die fürtreffliche Schrift über das Finanzwesen, sich die Hochachtung der
+ ganzen gelehrten Welt erworben. Ich hatte einen französischen Brief an diesen Herrn aufgesetzt, mit
+ welchem ihm jetzt nicht beschwerlich fallen will, da ich weiß daß Sie auch französisch sprechen und
+ ihm allenfalls die Stelle desselben so ich Ihnen hier in der Abschrift beilege, mündlich vorsagen
+ oder auch vorlesen werden, falls Sie Gelegenheit haben, ihn zu besuchen oder auf dem Klubb zu sehen.
+ Ein gleiches wird mit Herrn der in dem Hause des Etatsrath wohnte geschehen können,
+ da ich seine itzige Charge nicht gleich auswendig weiß und Fehler in dem Briefe gegen das Etiquette zu
+ begehen fürchte
+
+ Sie haben doch wohl Bekanntschaft mit dem Herrn Obristen welcher die Tochter eines Direktors des Baues
+ der Isaacskirche geheurathet. Ich bin dieser ganzen Familie (denn wo ich nicht irre giebt es mehrere Brüder,
+ von welchen einen auf dem Lande bei einer kennen gelernt, deren Schwester itzt
+ Generalin bei der Flotte in Petersburg ist und deren obgleich dem Namen nach wie es scheint von
+ Abkunft, dennoch in russischen Diensten, und wo ich nicht irre gegen die Schweden )
+ noch von den Jahren her Erkenntlichkeit schuldig, da sie meine Studien auf der Universität mit einer
+ Beyhülfe unterstützten. Sie erinnern sich auch wohl noch, als Sie mich in Petersburg an den Hof nahmen daß ein
+ Kammerherr und der Major Berg, Sohn des Generallieutenants in eines vorzüglichen Gönners meines lieben
+ Bruder und apostolischen Vikars in eine Art von Bollwerk vor uns machten, daß wir weniger beobachtet wurden
+ und durch die kleinen Oefnungen so sie uns doch bisweilen liessen, besser und ungehinderter konnten. Der
+ jüngere Herr von Boc war auch ein Freund des jungen Herrn von Behagels, Verwandten des schwedischen Ministers,
+ den Sie in Petersburg gesehen haben. Ein Kammerherr Boc der in dem Demuthschen Gasthof abgetreten war, hat mir
+ viel von seiner gefahrvollen Reise über Schweden erzehlt – alles dieses werden Sie vielleicht schon vergessen haben –
+ ich erinnere mich aber noch, daß ich sogar in Liefland mit Ruhm erzehlen hörte, wie glüklich dieser Herr mit seinen
+ war, für welche er einige geschikte Handwerker aus fremden Ländern mit gebracht und viele derselben, so er an
+ seinen eben so wohl zu guten Künsten als zu der deutschen Sprache anhalten lassen. Ein Beyspiel das in
+ Rußland Nachahmung verdiente.
+
+ Sollte ihnen nicht Herr Merslukin aus Biel bekannt seyn, oder Herr Biel, der, wo nicht irre eine Person ist? –
+ Ich kenne nur seine Person. Er ist glaube ich nach Petersburg zurükgegangen und hat mir sehr wohl gefallen
+
+ Das Alpendihlsche Geschlecht ist eines der ältesten und angesehensten in Liefland und das kleine Rüklehn, welches
+ die Monarchinn der Wittwe des verstorbenen Obristen als ein für sie und ihre Töchter zur Anende
+ gegeben, ward vormals von dem Assessor Hagmeister verwaltet.
+
+ Sollte Ihnen, theurester Freund! des Zusammenhanges wegen vieles in meinem Briefe noch sehr undeutlich scheinen
+ so muß Ihnen nur grade heraus meinen Fehler gestehen, daß ich meine Person aus Ursachen von
+ allem was meine Freunde Bekannte und Verwandte in Liefland darinne angeht, sehr ausschliessen
+ muß, weil ich weiß, daß man nach gewissen Verabredungen von mir als einem Schwärmer urtheilt und nach denen Briefen
+ so ich Ihnen aus Liefland geschrieben und schon halten mußte. Ich war damals wirklich nicht
+ wie ich schon oft erklärt habe, besonders denjenigen Herrn die besondre Geheimnisse der Freymäurerey
+ in meinem Betragen
suchten.
+ Eben entzükt mich eine neue Bekanntschafft, so ich von einem Reisenden der aus Peterb. angekommen, gemacht.
+ Wollte Gott, ich hätte vier Pfenninge des Tages einzunehmen und könnte sie mit ihm theilen. Wäre doch die Moskwa
+ der Rhein!
+
+ *Herrn Bakmeister, wie auch Herrn Arndt bitte zu fragen ob ihre Russischen Bibliotheken schon Uebersetzer gefunden.
+ Ist Herr Arndt verwandt mit dem V. der liefländischen Chronik?
+
+ Man hat in Derpt noch das alte Gemäur einer sogenannten Schwedischen Kirche, welches Herrn Bakmeister*, der mit allen
+ Details von diesem Ort bekannt seyn muß, dessen Universität er beschrieben, nicht unbekannt geblieben seyn kann.
+ Auch wird er wissen, daß Derpt zum gehörte (der in Nowgorod zerstöhrt ward) und eine Verbindung durch Pernau
+ mit der Ostsee hatte, so wie durch den Peipus und den Fluß Narwa mit dem Finnischen Meerbusen, folglich die
+ einer in Derpt, die freilich den Beystand des umliegenden Adels, der den Jahrmarkt oder die Messe daselbst
+ besucht, nöthig hat, nicht so ganz völlig unter die eitlen Träume und Schimären verwiesen werden muß, zumahl da nach dem
+ Plan der Monarchinn mit der Moskauschen Handelsschule des verewigten geheimen Raths von Demidoff die jungen Studenten
+ dieser Handlungsakademie nach vollendeten Studien erst dann ausserhalb des Vaterlandes anstellen sollen,
+ um den Handelszustand und die Produkte jedes Orts, den Karakter der besten Kaufleute u. s. f. kennen zu lernen und ihren
+ künftigen Credit ein wenig zu befestigen.
+
+ Sollten die Herrn Correktoren und Verbesserer
der Sitten und Denkart des Landes, besonders des Volks, in Lief
+ Ingermannland und Finnland, die sonst unter dem altmodischen Tittel von ins Reich verschrieben worden,
+ nicht Gelegenheit haben den Adel auch in Liefland zur Unterschrift der berühmten Bonnetschen
+ Sammlungen der Naturgeschichte, des Pflanzen, Stein und Thierreichs in die wahrscheinlich auch
+ mit Beyträgen von einheimisch Russischen Produckten aus den drey zu welchen Künstler, Mahler ** und
+ Kupferstecher
(ich habe im Elsaß sechs Wochen lang Kuhfleisch gegessen, welches mich sehr oft an die Geschichte
+ Abrahams erinnerte, welche am Terek von den dasigen wilden Kosaken noch mit Schlachtung eines wirklich
+ buchstäblichen Boks mit Hörnern, Fell und Klauen begangen
werden soll; so nöthig sind in unsren neuern
+ richtige Erklärungen der Kunstwörter, deren entsetzliche Folgen haben kann)**
+ in Contracktmässigen Anspruch
genommen und wohl bezahlt werden müssen, durch ein gutes Wort zu gelegener Zeit,
+ willig zu machen? – Der Adel und die Damen unterschreiben doch so gern zu allerley Kleinigkeiten und
+ Possen
in Prosa und Versen, die nur zur Belustigung in trüben Stunden und wieder die Langeweile auf dem Lande
+ auch zu einer angenehmen Melancholey dienen, aber eigentlich den ihrer Haushaltungen,
+ Kinderzucht Bediente
und ja sogar des Umsatzes ihrer Naturprodukte mit niemals befördern
+ werden. Solche Bilder mit Farben würden allen möglichen Arten von langues und Zungen, sie mögen nun oui, oder oc
+ aussprechen, willkommen und verständlich seyn. Ich hoffe meinem lieben Bruder Vicarius und durch ihn und Herrn
+ Pastor Oldekopp auch meinem theuren alten Vater gelegentlich davon zu schreiben, wenn der letztere schon sein
+ kleines Bischofshoff noch nicht einmal besucht hat,
wo ich mich gern mit ihm zusammen fände, um auch ein Paar
+ Worte mündlich mit ihm wechseln zu können, über hundert Dinge, die hauptsächlich Schulen und Erziehungsanstalten
+ betreffen, da Herr Pastor Gerzimsky und Lau das Vergnügen haben, zu hoffen, eine neue Handlungsschule in Moskau vor
+ ihren Augen aufsteigen zu sehen, die mich sehr oft in stumme Bewunderung der Gnade der großen und unvergessamen eben
+ sowohl als unvergeßlichen Landesmutter
gegen das alte hinreisset, wo wie Ihnen bekannt sein wird, Herr
+ Past. Dingelstädt und Moritz die Erziehung dirigiren.
+
+ Sollten Sie nicht einen Herrn v. Neumann leiblichen Schwager des Holländischen und Französischenglischen lieben
+ Herrn Prediger Brunners, der in Kriegsdiensten war und in Peterburg Seedienste nehmen wollte, kennengelernt haben?
+ Herr Reimann, der Assistent des Herrn Hartknoch des Rigischen Bücher und Verlagsraths (der die Weissischen Schriften
+ so ungemessen verehrt) wird Sie vielleicht auch besucht haben. Wir hätten ihn gern hier zu einer Leih- und
+ Lesebibliothek, die noch nicht creirt ist, mit angestellt
+
+ Erinnern Sie sich noch eines Apfels in Matten vom Berge und Caspischen Meer den mir der verstorbne
+ Professor Güldenstedt schenkte und mit welchem ich Ihren oder Ihres lieben Herrn Schwager Pflugs Kindern ein
+ Geschenk hätte machen sollen. Ich bracht ihn der Frau Generalin Kurganowsky, da ich weiß, daß ich ein schlechter
+ Admiral bin und überhaupt so wenig Russisch in meiner Kindheit gelernt, daß ich von denen Geheimnissen die in
+ Rußland unter der Figur eines Apfels liegen sollen, ganz und gar nicht war auch nicht daran gedacht
+ habe:
Ich wollte und mußte nun galant seyn und begieng vielleicht einen groben Fehler. So ist es mir mit dem
+ Tanzen und hundert andern Dinge dieser Art gegangen, so daß ich mehr als jemand Satyren verdient hätte.
Möchten
+ doch nur alle Satyren ohne und so meisterhaft geschrieben seyn, als einige seitdem in Petersburg
+ herausgekommen. Ich umarme Dero fürtrefliche liebe Kinder in Gedanken und bitte Dero Herrn Schwägern Pflug und
+ Kreidmann, wie auch sämtlichen Angehörigen unvergeßliche Achtung zu versichern von Ihrem unverändert
+
+ Ihnen persöhnlich verbundenen
+ JM RLenz.
+
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+ Moskau, nach dem 4. November 1788
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@@ -2302,6 +2302,12 @@
Euphorion 14 (1907), S. 614f.
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+ Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 31, Nr. 37
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