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Herrn Archivarius
in Gotha.
+ Liebster Bruder. Was denkst Du über mein Zögern? Es konnte aber alles auch Deinetwegen nicht eher
+ geschehen, und wann ich den Pack von Zürich abwarten wollte so könnt ich so wenig den diesen
+ hiesigen Pack abschicken und der erstere in dem unter andem auch die Siena eingepackt ist, würde
+ auch noch hier seyn vor ongefähr 4 Wochen that ich ihn auf den Wagen. Hastu ihn dann noch nicht
+ erhalten, schreib mirs doch. Den Pack von Zürich soll ich erhalten haben wie Du mir schreibst
+ daß Dir Lavater gesagt hätte, und ich habe keinen Staub davon gesehen. Hat ihn etwa der unstäte
+ Kaufmann mit gekriegt der von Winterthur nach Strasburg abreiste und nach seiner Manier eher
+ noch einmal nach Zürich zurück kommt. Sobald ich den Pack bekomme, soll ich ihn unerbrochen Dir
+ zuschicken, unerbrochen? und soll doch 2 Exemplare an Mslle König und 1 an Mslle Schoell und so
+ fort abgeben? ich muß Deinen letzten Willen gelten machen, und mich auf Deinen Glauben an meine
+ Verschwiegenheit verlassen.
+
+ Theuerster Bruder ich schwöre Dir bey dem einzigen Gran von gutem Herzen den Du bey mir vermuthest
+ daß ich nicht spasse mit dem ersten April O Lenz wie kannstu das von mir glauben? Warlich warlich
+ mit all Deiner großen Menschenkenntnis Du kennst mich kaum halb wann Du so was wähnen kannst, aber
+ ach theure liebe Seele wer kann Dir auch das zumuthen zu glauben, laß mich mit Dir weinen mit Dir
+ – ach – verstummen. Kennstu beyliegende Silhouette wovon an Lavater auch eines abgeschickt wurde,
+ und ich hab den Schattenriß selbst genommen und ihn ins kleine gebracht, und mich aufs sorgfältigste
+ dabey bemüht. – wie gesagt es war am ersten April in der neuen Kirche mittags um 12 Uhr.
+
+ Die gnädige Frau hat wirklich das bewußte Portrait selbst gemalt aber Sie sagt es sey nach Potsdam
+ und nicht nach Weymar geschickt worden. Diese Woche wird sie nach Bußweiler abreisen mit dem gnädigen
+ Herrn und von da auf ihre Güther und so den ganzen Sommer über nicht zu Strasburg seyn.
+
+ Lenz Lenz von der Vocation ins Philanthropin sag ich kein Wort, aber warum nimmst Du die zu Weimar
+ nicht an? Warum? gieb Acht wo die Ursache her kommt und wo sie hin führt. Lenz mein theuerster, Liebster
+ sey Lenz und vergieb meiner Liebe zu Dir, ich sage kein Wort mehr hievon, bin kein Redner für Dich.
+ – Freilich sollst Du wieder einmal herkommen und ohn den Gedanken wäre mir Deine Entfernung sehr hart,
+ aber fixiren kannstu Dich hier wohl schwerlich.
+
+ Viel politische Neuigkeiten kann ich Dir wirklich noch keine von hier melden. Von Krieg wird nicht gesprochen,
+ der Hof ist noch immer zu viel mit sich selbst beschäftigt und scheint alle auswärtigen Angelegenheiten von
+ sich ablehnen zu wollen. Mr. Turgot hat seine Dimission bekommen, vermuthlich daß er sich durch verschiedene
+ Edicte viel Hasser gemacht denen seine ökonomischen Projekte (die an den meisten Orten bis zur Ausführung
+ reif waren) – für ihre besondere Ökonomie nicht anständig waren. Der König selbst soll, wie man mich
+ zuverlässig versichert hat, sein letztes Lit de justice bereuen.
+
+ Beym Franzosen bin ich gewesen und hab die Interessen mit 24 Sous besorgt, so bald es sein kann will ich der
+ Relation ein Ende machen, seh aber noch nicht wann.
+
+
+ Unsere Besatzung. 1 Regiment schwere Kavalerie von 350 Mann.
+ 1 – Dragoner
+ 1 Regiment Schweitzer-Salis
+ Elsaß
+ Anhalt
+ Quercy
+ Lyonnais in der Zitadelle
+ 350 Mann
+ 350 Mann
+ 1032
+ 1032
+ 1032
+ 1000
+ 1000
+
+ Das Artillerie-Corps nicht mitgerechnet #5796. Verte
+
+ am linken Rand, vertikal Berechnungen von Lenz’ Hand
+
+
+
+ Zu Flies werd ich nächstens gehen. Worinn besteht das Schletweinische Ursystem? ists theologisch? – hier
+ wird nichts Neues von der Art eingeführt, den Theologen hier ist die Ruhe lieb und zu dem verstehn sie
+ das alte System noch lange nicht genug, ich denke sie würdens alsdann noch eifriger beibehalten wann sies
+ nach seiner ganzen Spinnigkeit kennten. – ist’s politisch? bestehts in neuen Exercitien? so kann ich Dir sagen
+ daß die Sache nicht interessant seyn kann, denn es wird bald wieder ein Ende haben, sobald eines erlernt
+ ist kommt immer wieder ein neues auf. – ist’s ökonomisch? bestehts in der Vertheilung der Almenplätze und
+ in der Bearbeitung derselben zum Ackerbau, so kann ich Dir sagen daß man hier fast alletage fortfährt dieselben
+ zu versteigern. Unser Magistrat hatte bei jedem Viertel Frucht das in die Stadt kam ein gewisses Stück
+ Geld abzufordern das jährlich ein Einkommen von 40–50000 Gulden ausmachte und da nun dies auf Königsbefehl
+ wegfällt, so suchen sie sich durch Versteigerung der almen Plätze Ersatz. Wie sich alles das bey der Veränderung
+ des Herrn Turgot entwickeln werde? – mag Zeit lehren.
+
+ Das Geld für die Brief Porto bey Schönfeld ist 6 l. Er grüßt Dich. Türkheim, Blessig grüssen Dich und von
+ allen Orten her habe ich Grüsse an Dich. Das Monument ist zum Theil schon angekommen, die Pyramide steht
+ schon aufgerichtet in einer Mauer á vue perdue beydes in schwarzem Marmor, die Statuen aber werden noch erwartet.
+ Unsere Esel von Dumherrn machen immer Difficultäten, sonst wäre Pikal schon längst hier und eher werden die
+ Statuen nicht kommen. Der Graf von Artois soll freilich auch herkommen aber bey gegenwärtiger Hofunruhe solls
+ noch ungewiß seyn.
+
+ Das 2te und 1te Stockwerk des Lauthischen Hauses hat Freunde wahre Freunde von Dir die Dich grüßen, im 2ten
+ hören sie das Ablehnen Deiner Vokation zu W nicht gern, im ersten wissen sie nichts davon und sind ruhig.
+ Sie grüßen Dich beyde recht herzlich.
+
+ Laß Dich erbitten mir Verzeichnisse von Deinen und Herrn D.Göthens neuen Stücken zu schicken. Claudine?
+ Von wo muß man’s kommen lassen? Dein Engländer? Was ist das? wer verlegts? Ist Dr. Faust fertig gedruckt?
+
+ Wegen den Bauren auf dem Land muß ich erst noch nachfragen. Den Guibert hab ich empfangen, ich glaubte er
+ sey im Getümmel von Schlachten herum getragen worden – doch habe ich ihn dermaßen zurecht legen· und ausheilen
+ lassen daß man ihm nicht einmal die Wunde ansah die er vom Leser bekam und der Hr. Pr. Koch machte gar ein
+ freundliches Gesicht als er ihn sah und Deinen Brief bekam und läßt Dir ein höflich Compliment sagen.
+
+ am linken Rand, vertikal Berechnungen von Lenz’ Hand
+
+ Die Veränderung die man mit den Regimentern vornehmen wird. Jedes wird aus zwey Bataillons bestehen. Das erste
+ Bataillon kriegt 5 Compagnien. Jede zu 160 Mann gerechnet, davon eine Compagnie aus Grenadirs besteht,
+ die 4 andern aus Gemeinen. Das zweite Bat. hat statt Grenad. eine Comp. Jäger. Dann kommt noch eine Compagnie
+ auxiliaire zu jedem Regiment, diese eilfte besteht aus Recrues die unter dem Kommando von 6 Officiers exerciert
+ werden und allemal die abgehenden Leute ersetzen. Aus Ursach dessen ist auch die Land Milize abgeschafft worden.
+ Jede Compagnie hat 2 Capitaine und 4 Officiere. Auch wird der jährliche Sold der Officiere vermehrt so daß statt
+ 500 l. die ein gemeiner Officier jährlich bekam er 700 bekömmt. Jedes Regiment wird also um 600 Mann ungefähr
+ verstärkt, dann 160 Mann in der Comp. X 11 = 1760 Mann und itzt hat ein Regiment ongefähr 1000 bis 1200 Mann.
+
+ Ich bin beym H v Flies gewesen traf ihn nicht an, morgen. Hr v. Kleist sagt Dir ein Kompliment ich komm itzt.
+ täglich zu ihm. Zimmermann grüßt Dich, dankt Dir herzlich für den Brief, bittet um Frist zu antworten, hatte das
+ Fieber und eine recidive. liegt noch! und ich kann ihn kaum besuchen. – Alle Schweizer grüßen Dich auch. Hafner
+ grüßt Dich auch, predigt itzt zuweilen, aber nur französisch, sehr fließend über MoraJen sur la charité, sur la
+ médisance Völlig im französischen Geist. Man hört ihm seine Lektür und die Wendung die polie die sie seinem Geist
+ gab an. Was willstu für Akten?
+
+ Die Iris wie Du itzt wissen mußt hat Hr Spener zu Berlin in Verlag genommen und sein Comissionair in Strasburg
+ ist Bauer & Treitel. Kann also nichts mit machen, nicht Dir zeigen daß Du nicht schreiben sollst „was du draus
+ hebst nimmst du zu erst für dich, denn
etc“ Lenz laß mich machen so lang ich machen kann
+
+
+
+ Wohl bekomm Dir Dein Bucephalus! Bücher schick ich Dir keine, der Porto kommt Dich höher als sie werth sind.
+ Shakespear und mein Homer sind hier geblieben, ich hab dem Hr. Schlosser geschrieben daß er sie haben kann,
+ ich warte auf Antwort. Er ist aber zu Anfang des Monds nach Helvetien gereist. Die Frau Hofräthin ist allein,
+ vielleicht komm ich hin ich werd ohn das in die Gegend kommen. Wenn’s möglich ist so abonire mich für den
+ Merkur auf dies Jahr. Hier ist alles voll Sehnsucht.
+
+ Hastu Lenz die Verse gelesen die Lavater der Frau von Oberkirch auf ihre Copulation geschickt hat ohne
+ Unterschrift des Namens, die sind herrlich ich will suchen eine Copie davon zu kriegen. Sie sagte sie könnten
+ nicht an sie adresirt seyn.
+
+ Hastu mit dem Pack von hier nicht auch meine ersten demosthenischen Bögen erhalten, mache damit wie Du vor gut
+ findest nur sage mir was draus wird, findets An und Aufnahme im Merkur oder Musäum so fahr ich fort. Mit der
+ Zeit etwa eine Parallel zwischen Demosthenes und Isokrates, und von da eine Provinzialschrift für Prediger wo
+ ich viel auf dem Herzen habe das alles kann aber nicht miteinander ziehen, man mögte das letzte sonst gar nicht
+ fassen oder tragen können.
+
+ Liebster Bruder noch Nachrichten die ich Dir sagen will von der gnädigen Frau. Gleich nach der Hochzeit wurde
+ sie auf ein paar Tage krank und bekam die Rötheln. Sie giengen drauf mit dem Herrn (der stark in den 40 ist, nicht
+ besonders kultivirt, ihren großen Werth kaum ahnden kann, keine Lektur goutirt, sehr eigennützig seyn soll – wie er
+ dann dieß vom alten Herrn Vater geerbt hat – doch soll er Ihr sehr attachirt seyn und schon bei 7 Jahren wie man
+ sagt immer Reflection auf sie gemacht haben – sie ist von den reichsten adelichen Familien) nach ihren Güthern, von
+ da kamen sie wieder in die Stadt, blieben einige Wochen bis diese hier, wo ich sie alle Sonntage in der Neuen Kirche
+ sah und mich an ihrer Devotion erbaute. Vor ein paar Tagen empfieng ich von Mslle König der ich gesagt hatte daß ich
+ mit Silhouetten umgehen könnte ein Billett, wo sie mich ersucht Lavatern und Dir zu Gefallen das Profil von einer
+ Freundin zu nehmen welche beyder Verdienste sehr hoch schätzte, ich kam den Tag drauf auf bestimmte Zeit hin ’s war
+ Sonnabend nach der Auffahrtsfeier zwischen 9 u. 10 Uhr morgens, Sie führte mich zur Gnädigen Frau die mich als Deinen
+ Freund sehr gnädig aufnahm und in einem Zimmer wo man alle einbrechenden Schimmer des Tags verstecken konnte
+ machte ich den Schattenriß. Der Herr war um die Zeit an dem Rathauß dann er soll nichts davon wissen.
+
+ Ich habe seit Deiner Abreise einige mal gepredigt und am letzten Himmelfahrtfest vor einer großen Versammlung,
+ es gieng mir Gott sey Dank allemal gut, ich hatte nie die geringste Schüchternheit, u. schämte mich daß mir jemals
+ für der Sache bang war, auch ist mir mein Gedächtnis getreu und nirgends habe ich mehr Lebhaftigkeit und
+ Entgegenwallung des Herzens als auf der Kantzel. Das letzte macht mich oft mit allem Vorsatz extemporiren und dann
+ komm ich immer mit présence d’esprit wieder aufs Conzept zurück. Ich glaub itzt mehr als jemals daß die Kanzeln nicht
+ umsonst gebaut wurden und sie wichtige Bestimmung für den sind der sie würdig betritt, ich hoffe mit der Zeit unter
+ die gezählt zu werden. Lebe wohl lieber Bruder! Gott tröste Dich! sey mit ihm Lenz wie er gewiß mit Dir ist mein lieber
+ leidender Heiliger. Vergibe mir wann ich was sagte das in diesem Brief Dir widrigen Eindruck machen sollte entweder
+ weils Misverstand wäre oder ich Deine Delicatesse nicht genug geschont haben sollte, ich schrieb in großer Unordnung,
+ wie ich eine Seite Deiner lieben Briefe nach der andern wie sie mir vorfielen beantwortete. Vergieb das lange Zaudern
+ und Zögern, wann ich Dich nicht kennte so würde ich glauben, daß deswegen ein fulminanter Brief auf dem Weg sey, aber
+ liebe mich und glaube daß ich nicht sowohl Deine Freundschaft zu verdienen mit bestem Vermögen strebe als vielmehr
+ meiner eigenen Liebe zu Dir Satisfaction zu geben bemüht bin Dein alter Röderer.
+
+ Den Pack den ich Dir senden werde wird erst über 8 Tage von hier abgehen können, es mag alsdann das Paket aus der
+ Schweitz da seyn oder nicht.
+
+ Meine Hochachtung an H Dr. Göthe und wann Du mich nennen magst an Herrn Hofr: Wieland.
+
+
+ Quisqui ubique habitat
+ Maxime nusquam habitat
+
+
+ schändliche kalte Tugend die uns
+ zwingt Aufopferungen gegen einen Freund
+ zu machen den wir hernach dafür nicht
+ lieben könnten.
+
+
+ Schicksal des
+ Guten
+ Einer der alles hingiebt zuletzt das Leben und nichts thut weil er
+ nicht das Herz hat
+ eines X stumm der
+ Weg zum
+
+
+
+
+
+
+ hat sie mich davon vorher warnen lassen ˕durch ihn˕
+ und ich suchte das nicht zu hindern
+ nur wenn alles gethan ist den letzten Genuß
+ um ihr sagen daß ich sie erwarte
+
+ Röderers Hand
+ Adresse
+ An Herrn Lentz
+ bey Herrn Doctor Goethe
+ zu Weimar.
+
+
+
+ Gusne
+ Joka
+ J
+
+ Sobald
+ Ausfüllen kann, warum ihn nicht verlassen?
+ Sobald also dies gethan ist – geh ich. Es ist Gott der mich ruft.
+ Im Frieden ist auch im Mil. nichts zu thun für mich.
+
+ 1 Schnuptuch
+ 2 Hemden
+ 3 p. Strümpfe
+ 3 Binden
+
+ zwei Profilskizzen
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+ Riga, Latvijas Akadēmiskā Bibliotekā, Ms. 1113, F. 25, V. 32, Nr. 43 (erstes Blatt) u. Ms. 1113, F. 25, V.
+ 32, Nr. 42 (zweites Blatt)
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